Freitag, 19. August 2016: Five Hole Arch – Lange Anfahrt, lohnendes Ziel
Bei der Reisevorbereitung für Südwest 2016 war mir die umfangreiche Site von Fritz Zehrer einmal mehr eine unschätzbare Hilfe. Ein fast unerschöpflicher Fundus von unterschiedlichsten Wanderzielen liegt hier frei zum Gebrauch im Netz. Alles schön bebildert und kommentiert. Beim Stöbern durch seine Wanderungen rund um Moab fielen mir Bilder eines ungewöhnlichen Ortes auf: der Five Hole Arch, eine sehr spezielle Felsformation im nördlichen Anschlussgebiet des Canyonlands NP. Auf dem Weg dorthin sind auch noch weitere Naturschönheiten zu finden. Schnell wurde der Fünfer in mein Moab-Programm aufgenommen. Und heute will ich dorthin.
Die Anfahrt ist lang. Von Moab fahre ich zuerst 43 Meilen auf der 191 nordwärts bis nach Crescent Junction, dann gut 20 Meilen nach Green River. Im Ort verlasse ich die Main Street Richtung Süden und erreiche die Green River Avenue. Hier nehme ich die Abzweigung auf die Airport Road. Dieser Strasse folge ich nach Süden und unterquere bald den Interstate 70. Wenige Meilen danach gelange ich an eine Verzweigung. Einen Moment bin ich unsicher: Was jetzt? County Road oder Lower San Rafael Road? Erleichtert entdecke ich das Hinweisschild «Horseshoe Canyon», das auf die Lower San Rafael Rd. (CR 1010) hinweist. Die Richtung Horseshoe Canyon muss ich nehmen.
Nun wird die Strasse ungeteert. Gut 37 Meilen fahre ich darauf Richtung Süden. Es zieht sich. Meist ist die Road unproblematisch, doch einige Male bin ich schon froh, mit dem 4 Runner ein gut geeignetes Fahrzeug zu haben, etwa, wenn es gilt, ein Wash zu durchqueren. Endlich gelange ich an die Verzweigung zur Road CR 1026, die links wegführt. Ab hier ist 4WD und viel Bodenfreiheit gefragt, auch wenn es anfänglich nicht so aussieht. Aber die Road wird schlechter und schlechter, manchmal ist Schritttempo schon zuviel. Die «Strasse» führt über markige Felsplatten und länger auch durch Sand. Nach 4,6 Meilen erreiche ich den Parkplatz auf einem Felsplateau. Von hier geniesse ich einen guten Überblick über die umliegende Gegend. Sie ist sehr reizvoll. Weite Felskuppen und tiefe Canyons prägen die Landschaft.
Ausser mir befindet sich kein Mensch weitherum und ich werde auch in den folgenden Stunden der einzige bleiben. Erst auf der Rückfahrt kurz vor Green River werde ich wieder auf Menschen treffen.
Lange habe ich heute Morgen im Auto gesessen, aber von jetzt an kann ich endlich wandern. Nordöstlich, wohin mein Weg mich führt, erhebt sich wellenförmig die hügelige Felsenlandschaft.
Ein Pfad ist nirgends zu sehen. Auch Cairns finde ich keine. Die Orientierung dürfte deshalb einigermassen schwierig werden. Ich bin froh, mein GPSmap 62s bei mir zu haben und laufe los, ziemlich direkt Richtung Five Hole Arch. Das wird sich allerdings noch als Fehler erweisen, wie ich am Ende des Hikes feststellen muss. Der direkte Weg führt viel auf und ab, Felsrücken um Felsrücken muss überwunden werden. Rechts unten liegt der Two Mile Canyon.
Wohl eine Viertelstunde bin ich über die Felskuppen gelaufen, als ich an ein sehr ungewöhnliches Gebilde gelange. Vor mir liegt der Crocodile Rock, ein auffälliger Fels mit Stacheln oder Schuppen. Je nach Perspektive verdient er seinen Namen durchaus. Wie der sich wohl gebildet hat?
Nun sind es noch rund zwei Meilen Hügel wandern bis zum Five Hole Arch.
Am Schluss meines Hinweges gilt es dann, einige Meter hinunterzusteigen. Nicht immer ist es ganz leicht, eine ungefährliche Route zu finden. Aber es geht. Es macht durchaus Spass, hier unterwegs zu sein, jedenfalls, solange ich nicht aufsteigen muss. Auch der Green River ist von hier zu sehen, wie er sich auf seinem Weg tief durch die Felsenlandschaft gegraben hat.
Hin und wieder treffe ich unterwegs bereits auf Höhlen.
Ein letzter Abstieg, ein letzter Absatz, und ich kann ihn sehen. In einer steilen Wand gelegen, öffnet sich auf engem Raum eine Fassade aus fünf Felsenfenstern Richtung Osten, mit Blick zum Green River hinunter. Wahrlich eine ungewöhnliche Anordung und Vielzahl von Felsöffnungen und -bögen.
Es ist wohl nur die Abgeschiedenheit der Location, die verhindert, dass viele Besucher um diese sehenswerte Felsformation herumkraxeln. Kurz nach meiner Ankunft erscheint allerdings, wie aus dem Nichts, ein Helikopter, dessen Passagiere den Arch aus geringer Höhe während ein paar Sekunden zu fotografieren scheinen um dann genau so schnell, wie sie gekommen sind, wieder zu verschwinden. So kehrt die grosse Ruhe am Felsabhang auch schnell zurück. Recht so.
Zuerst ist jetzt eine kräftige Mahlzeit angesagt. Bereits der Hinweg hat einige Kraft gekostet. Da es über Mittag recht heiss geworden ist, nutze ich eine der vielen Schattenmöglichkeiten unter dem Arch als Essensplatz. Natürlich mit Blick auf den Green River. So schmeckt mir mein Essen grad doppelt so gut.
Dann untersuche ich die ganze Formation ausführlich. Es gibt die unterschiedlichsten Räume und Nischen. Nebst Fenstern zum Fluss hinunter existieren auch Öffnungen gegeneinander, ebenso nach oben. Im Innern liegen grössere und kleinere Felsstücke auf sandigem Boden. In einer muldenähnlichen und nach oben offenen Höhle entdecke ich einen ansehnlichen Busch. Menschliche Spuren sind dagegen kaum auszumachen.
Eine knappe Stunde verbringe ich hier, dann mache ich mich auf den Rückweg, der jetzt allerdings mehrheitlich nach oben führt. Kurz nach Aufbruch entdecke ich einen weiteren Arch, der hin und wieder in einem Reisebericht gezeigt wird: den Access Arch. Der Betrachter findet einen reizvollen Ausblick auf das Green River Valley durch den Arch hindurch.
Mir fällt der Rückweg unerwartet schwer, und ich weiss nicht so recht, weshalb. Macht es die Hitze aus (immerhin ist es kurz nach Mittag), meine mehr als mässige Kondition oder doch das ständige Auf und manchmalige Ab, das schon den Hinweg geprägt hat? Fritz Zehrer beschreibt den 2,7 Meilen langen Hike als «leicht», während er den Aufstieg zur Olympic Torch als «mittelschwer» bewertet. Bisher war ich mit seinen Bewertungen mehr oder weniger immer einverstanden. Diesmal nicht. Ich würde ein «mittelschwer/moderat» geben. Sicher ist allerdings, dass meine Routenwahl möglichst direkt nicht optimal war. Es wäre besser gewesen, einen längeren Weg um die Felskuppen herum zu wählen, der aber weniger auf und ab geführt hätte.
Als ich schliesslich das Auto beim Parkplatz erreiche, bin ich einigermassen geschafft, und es dauert ein Weilchen, bis ich mich wieder gut fühle. Mit einer gehörigen Portion Wasser wird der innere Mensch gekühlt. Langsam kehren nun die Lebensgeister zurück. Dann setze ich mich hinters Steuer und fahre gemütlich die Rumpelpiste bis zur CR 1010 zurück.
Durch zwei Bilder versuche ich zu zeigen, wie es etwa unterwegs ausgesehen hat. Selbstverständlich zeigen die Aufnahmen die Neigung der Strasse und die Höhe der Absätze nicht im wahren Ausmass.
Nach der Einmündung in die Lower San Rafael Road kann ich den Pferdchen etwas mehr die Sporen geben. Trotzdem zieht sich auch der Rückweg. Kurz vor Unterquerung des I-70 entdecke ich noch etwas Interessantes, das mir aber auf der Hinfahrt nicht aufgefallen ist: einen ausgetrockneten See, von dem nur noch die Kruste übrig geblieben ist. Ich versuche sie zu betreten, nehme aber schnell davon Abstand, als ich merke, dass ich nach einigen Metern bereits tief einsinke. Mich würde die Entstehung dieses Trockensees interessieren. Vielleicht weiss ja hier jemand mehr darüber.
Nun fahre ich schnell die letzten Meilen bis nach Green River zurück, denn in der Zwischenzeit habe ich wieder Hunger bekommen, und nach der langen Schüttelei auf der 1010 ist eine Pause durchaus fällig. Während ich die Main Street hinauf und dann wieder hinunter fahre, suche ich ein passendes Essenslokal. Beim West Winds Restaurant werde ich fündig. Im geräumigen Innern finde ich nettes Personal und angenehme Plätze vor. Die Kühle hier drin tut gut. Ich bestelle Spaghetti Bolo und bediene mich am grossen Salatbuffet. Später folgt ein feiner Kaffee. Dermassen gestärkt, verlasse ich das empfehlenswerte Lokal.
Hinter dem Restaurant befindet sich ein überaus grosser LKW-Parkplatz, denn das West Winds ist auch als Truck Stop bekannt. Gerade ist eine Reihe von zehn Lastwagen dort abgestellt. Beim Nähergehen stelle ich fest, dass bei diesen Ungetümen alle Motoren laufen. Wohl stundenlang…
Müde vom Erlebten nehme ich das letzte Stück meines heutigen Ausfluges unter die Räder. Es ist 18 Uhr, als ich in Moab eintreffe. Noch vom späten Lunch gesättigt, verzichte ich auf ein Nachtessen in der Stadt. Als einziges gönne ich mir, wie übrigens letztes Jahr mehrmals, ein leckeres Chocolate-Extreme-Eis beim Slickrock Cafe an der Ecke Main Street/Center Street. Es dürfte das beste Eis weitherum sein.
Im Hotelzimmer widme ich mich noch etwas Whatsapp und News, was die Zeit schnell vorbeigehen lässt. Mit dem Tag bin ich sehr zufrieden. Es war ein langer und am Schluss mühsamer Anfahrtsweg, aber der Five Hole Arch war den Aufwand wert.
Gruss
Dani