Tag 24/25 – 31.10.-1.11.2015
Dillon-München
Nachdem die notorischen Türenknaller gestern endlich Ruhe gegeben haben, habe ich mal wieder recht gut geschlafen. Mit dem Aufstehen lasse ich mir heute Zeit, denn sooo viel habe ich vor dem Rückflug nicht mehr vor. Nach dem Frühstück (obwohl das ein relativ einfaches BW ist, gibt’s hier überraschend viel Auswahl ) packe ich fertig, checke aus und statte dem See nochmal einen Besuch ab.
Nachdem ich nochmal aufgetankt habe, geht’s auf der I-70 gen Osten. Je höher ich komme, um so mehr Schnee liegt neben der Straße, aber die Strecke selbst ist höchstens mal naß, aber nicht eisig. Allerdings ist es wieder ganz schön zapfig – beim Eisenhower-Johnson Memorial Tunnel hat’s gerade mal 29°. Damit dürfte der Tiefpunkt der Reise erreicht sein!
Bei viel Verkehr fahre ich recht gemütlich weiter bis Georgetown, wo ich mich erstmal in der netten, aber fast schon überfüllten Visitor Info umschaue. Theoretisch könnte ich sogar noch mit der Georgetown Loop Railroad fahren, aber das wäre mir dann angesichts der Tatsache, daß ich heute kurz vor sieben einen Flieger kriegen muß, doch zu riskant. Wenn’s mir so geht wie Anett und Peter bei der Fahrt mit der Durango-Silverton und der Zug mittendrin stundenlang stehenbleibt… Näää, lieber nicht!
Da schaue ich mich lieber in den Straßen der „Altstadt“ ein bißchen um. Lange halte ich es nicht aus, denn es ist irre windig und saukalt. Aber ein paar nette Fotomotive finde ich trotzdem.
Schon klasse, wieviel Mühe sich manche bei der Halloween-Deko geben! Wenigstens etwas, denn verkleidete Leute habe ich heute noch keine gesehen.
Nachdem ich noch die sehr gepflegten Örtlichkeiten im Visitor Center aufgesucht habe, geht’s – nicht ganz so flott wegen ein paar Baustellen – weiter nach Denver. Daran, daß ich keine rechte Lust auf Stadt habe, hat sich nach wie vor nichts geändert, und so suche ich halt wieder die Rocky Mountain Arsenal National Wildlife Refuge (die brauchen da bestimmt extra breite Visitenkarten!) auf, wo’s mir letztes Jahr schon ziemlich gut gefallen hat.
Nachdem ich mich im schön gestalteten Visitor Center umgesehen…
…und im Gift Shop noch ein letztes Mitbringsel gefunden habe, fahre ich den Wildlife Drive ab und spaziere einmal um den Mary Lake. Inzwischen komme ich im Gegensatz zu heute vormittag schon fast wieder ins Schwitzen – hier hat’s nämlich stolze 64°! Beim Wildlife habe ich heute Glück, denn anders als letztes Jahr bekomme ich heute auch die Büffel zu sehen, wenn auch nicht so nah wie teilweise im Yellowstone. Dafür machen sich die Präriehunde etwas rar – so viele wie letztes Jahr sehe ich nicht, aber das war auch ein regelrechter Prarie Dog Drive-Through… Ein paar Vögel flattern mir ebenfalls vor die Linse, und auch die Umgebung ist nicht unnett.
Nach drei Uhr bin ich zurück beim Visitor Center, wo ich den Rest meines Krams (Kamera, Archie etc.) im Handgepäck verstaue. Dann geht’s flott zum Flughafen, da wird für gut 6$ brav nochmal der Tank aufgefüllt, bevor ich den Trailhawk unter Tränen (okay, so schlimm war’s dann doch nicht, aber ich hätte ihn schon gern mitgenommen ) zurückgebe. 2.993 Meilen bin ich gefahren. Hm, hätte ich vielleicht noch einmal um den Flughafen fahren und die 3.000 vollmachen sollen? Beim Anblick des nicht mehr so gaaanz sauberen Autos wandert jedenfalls die Augenbraue der Alamo-Angestellten ziemlich weit gen Himmel, aber das nachfolgende Grinsen läßt mich vermuten, daß sie meine Meinung teilt, daß so ein Wagen gar nicht picobello sauber sein soll.
Mit dem Shuttle geht’s zum Terminal – wie meistens bin ich zu früh dran, aber meinen 22kg schweren Koffer werde ich trotzdem schon los. Wenigstens hier tummeln sich ein paar Kiddies mit Kostümen, darunter ein unglaublich putziger kleiner Superman.
Auf dem Flug von Denver nach London gibt’s mal wieder Vollpfosten-Alarm: ein nerviger Inder neben mir, der seine Ellbogen schon vor dem Start nicht bei sich behalten konnte und der bei seinem Film ständig blöd kichert, und ein kleiner Inder hinter mir, der mir dauernd seine Füße durch die Rückenlehne ins Kreuz drückt… Trotzdem kriege ich die Zeit mit Fernsehen (Inside Out und Game of Thrones), etwas Schlafen (insgesamt vielleicht zwei Stunden) und der Verpflegung, die mich nicht gerade in Begeisterungsstürme ausbrechen läßt, einigermaßen rum.
Über London kreisen wir ewig, aber immerhin werden uns tolle Ausblicke geboten, u.a. auf The Shard, das fast wie Isengard aus dem Nebel aufragt.
Der Nebel läßt allerdings nicht Gutes erahnen. Die Landung erfolgt jedenfalls schon mal im Blindflug, und danach müssen wir ewig warten, bis wir andocken dürfen. Danach geht’s gefühlte zwei Stunden Rolltreppen rauf und Rolltreppen runter und dann erst mit dem Bus durch halb London zur Border Control. Hier erfahre ich zu meinem Entzücken, daß mein gebuchter Anschlußflug storniert wurde und ich auf 19:55 Uhr umgebucht wurde. Na super!
Nachdem ich ewig in der Schlange beim Customer Service stand, kriege ich immerhin einen Verzehrgutschein über 10 Pfund, für den ich nach etwas Herumsuchen (ich hab‘ ja Zeit!) zwei „Meal Deals“ zu je 3,99 Pfund bekomme – die bestehen jeweils aus einem labbrigen Sandwich, einem Soft Drink und einem Müsliriegel oder ähnlichem). Naja, man hat was im Magen…
Der Flughafen hier wird mir übrigens immer unsympathischer. Es gibt nur einige wenige wirklich bequeme Sitzgelegenheiten (die meisten davon intelligenterweise gleich bei der Kinderspielecke), und die sind schnell besetzt, wenn die Passagiere von mehreren Dutzend Flügen hier stranden… Die normalen Sitzreihen haben allesamt Armlehnen zwischen den Sitzen, so daß man sich da auch nicht ausstrecken kann.
Immerhin gibt’s überall Computerterminals, wo man 20 Minuten kostenlos ins Internet kann. Das nutze ich natürlich aus und schreibe mir bei DA den Frust von der Seele (an dieser Stelle nochmal danke an alle, die das ausgehalten haben ). Nach 20 Minuten muß man halt das Terminal wechseln oder sich ganz einfach nochmal neu einloggen.
Nachdem ich nochmal mit dem Customer Service gesprochen habe, weil theoretisch vor 19:55 Uhr noch zwei andere Flüge gehen sollen – die aber angeblich beide voll sind – ergattere ich immerhin eines der halbwegs bequemen „Sofas“. Von hier beobachte ich (notgedrungen mangels Alternativen) die Kids in der Spielecke. Ein putziger kleiner Casanova… oder besser Don Juan… aus einer spanischen Familie quatscht so ziemlich jedes Mädchen mit „Hello my dear“ an. Mehr kann er offenbar nicht, aber die Damen sind trotzdem hin und weg.
Zwischendurch schlafe ich sogar mal ein Viertelstündchen ein, obwohl die Kinder sich nur ein paar Meter entfernt prächtig amüsieren. Bin ja auch schon etwas länger wach als normal…
Gegen fünf erfahre ich, daß der Flug, auf den ich umgebucht wurde, auch storniert wurde und ich jetzt morgen mittag fliegen soll. Nee, das ist jetzt echt nicht euer Ernst, oder?! Nachdem ich schon mal meinen Chef per SMS vorgewarnt habe, daß ich wahrscheinlich einen Tag später komme (glücklicherweise ist er sehr verständnisvoll), mache ich beim Customer Service nochmal ordentlich Druck – mit dem Ergebnis, daß ich auf den Flug um 17 Uhr nochwas umgebucht werde, der angeblich voll war und jetzt so gegen 19:30 Uhr gehen soll. Das Gepäck kommt da aber voraussichtlich nicht mit, werde ich vorgewarnt. Oooh Mann. Naja, geht ja auch alles irre schnell hier, da kann man nicht erwarten, daß das Gepäck mithalten kann…
Immerhin, der Flug wird nicht gestrichen, und gegen halb neun hebt der Flieger ab – und ich sitze sogar drin! Es geschehen doch noch Zeichen und Wunder!
Etwa eine Viertelstunde vor Mitternacht, gerade noch vor dem Nachtflugverbot, landen wir schließlich in München, wo’s eine ähnliche Suppe hat wie vorher in London. Erfreulicherweise muß ich nicht mit der S-Bahn heimzuckeln (der LH-Bus würde um diese Zeit gar nicht mehr fahren), sondern werde von Martin abgeholt und heimgefahren. Dafür nochmal tausend Dank.
Der Koffer hat’s natürlich nicht geschafft, aber das ist mir jetzt auch schon wurscht. Laut Gepäckermittlung soll er mir morgen nach Hause geliefert werden. Na, ob das klappt??? Das lest ihr dann im Epilog.
Sorry, daß die Schilderung jetzt so lang war, aber ich kann euch versichern, daß es in Wirklichkeit noch viel läääääääääääääänger war...
Gefahrene Meilen: 110