Road to Arlington
29.09.2013 - Teil 2
Das war übrigens gar nicht so einfach, sich mit Frau L. zu verabreden. Sie hatte zwar meine Kurzmitteilungen empfangen, aber ich ihre nicht. Ist halt nicht immer so einfach mit der Kommunikation zwischen deutschen und amerikanischen Mobiltelefonen. Zum Glück hatte sie zusätzlich noch eine E-Mail geschickt und zum Glück waren wir gegen 11 Uhr am Hotel und zum Glück checkte ich dort noch schnell meine E-Mails. Dupont Circle, 12 Uhr, und dann gemeinsames Mittagessen schlug sie vor. Dupont Circle ist ja gleich um die Ecke. Zum Glück. Zum Glück hatte ich noch mein rotes T-Shirt an, das vereinbarte ich gleich als Erkennungssignal. Musste ich mich schon nicht umziehen. Was für ein Glück.
Falls jetzt die Fragen kommen, wer denn um Himmels Willen Frau L ist… Frau L. promoviert in Georgetown über ein Thema, das mit Deutschland zu tun hat und hatte sich deshalb zufälligerweise ein paar Wochen zuvor bei meinen Arbeitgeber nach ein paar Daten und Statistiken für ihre Arbeit erkundigt. Zufälligerweise landete ihre E-Mail bei mir und mir fiel dann irgendwann auf, dass zufälligerweise Georgetown in DC liegt und wir da ja ein paar Wochen später sein werden. Ihr seht schon, hier gibt es ganz schön viel Glück und Zufälle.
Das erwähnte ich dann nebenbei bei meiner Antwort an Frau L. und wir verabredeten uns dann. Für heute. Also damals. Also den 29.9.2013. Uhrzeit ließen wir vorerst offen.
Und wer genau aufpasst, sieht weiterhin, dass hier weiterhin nix passiert, ich muss also alles ein wenig ausschmücken. Schon wieder zwei Absätze gefüllt. Hab ich vom Meister gelernt.
Inzwischen waren wir am Dupont Circle angelangt. Da war es sehr schön warm und sonnig und ganz schön was los. Hauptsächlich Büroangestellte in der Mittagspause und Obdachlose. Dank rotem T-Shirt haben wir uns aber gleich erkannt. Frau L. hat uns zuerst zum Farmers Market um die Ecke geführt, da gab es richtig tolle Sachen und Frau H. erstand einen Riesenhaufen Riesenpfirsiche. Dann gingen wir ein paar Meter die Beine vertreten, Richtung Georgetown, ein wenig durch einen kleinen Park und dann wurde es Zeit für ein „kleines“ Mittagessen. In der Pizzeria Paradiso waren wir. Ist empfehlenswert, sehr gute Pizza und eine ellenlange Bierkarte.
Bilder gibt es übrigens keine, nicht mal vom Essen, wir haben die ganze Zeit nur gequatscht, da war keine Zeit für Knipsereien.
Gegen halb drei musste Frau L weiter. Und wir gingen erst mal was einkaufen, wir hatten am Dupont Circle so einen Buchladen entdeckt…
Dann erst mal die Beute ins Hotel bringen. Inzwischen war es halb vier. Erst. Was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Tag? Noch in ein Museum, damit wir das dann Frau S. minutiös erklären können? Aber zum Glück (zumindest vorläufig) für Frau S. haben die ja nicht so lang auf, das lohnt sich nicht mehr. Hmm, mal nachlesen, was hat den lang auf? Ja klar, der Friedhof. Dann gehen wir halt da noch hin, dann ist der auch abgehakt und wir haben morgen viel Zeit für die Museen. Und damit es schneller geht, gehen wir nicht, sondern nehmen die U-Bahn. Wobei gehen wahrscheinlich schneller gegangen wäre. Erst muss man zur U-Bahn-Station, dann den Eingang finden und dann auch noch rauskriegen, wie man die Fahrkarte rauskriegt aus dem Automaten. Hat aber alles fast gleich geklappt. Also fast. Jetzt fehlt nur noch die U-Bahn… Mann, in der Zeit hätten wir auch… ach, da isse ja schon.
Als wir am Friedhof waren, war es schon halb fünf. Und die Sonne knallte immer noch ganz schön runter.
Also schnell zu den Bäumen, da ist Schatten.
Unter den Bäumen entlang spazierten wir den Berg hoch. Zum John F. Da muss man hin, wenn man hier ist. Aber was ist das? Absperrung?
Eternal Flame Upgrade.
Eine Flamme upgraden. So was hab ich ja noch nie gehört.
Naja, dann gehen wir halt hoch zur Hütte auf dem Hügel. Da gibt es bestimmt Aussicht.
Wie gemein, die Frau kriegt nur 'nen kleinen Stein.
Die Aussicht war nicht schlecht von oben. Blick auf Pentagon, dahinter Ronald Reagan National Airport.
Das Capitol sieht man auch ganz gut.
Und das Washington Momument, das hatten wir glaub ich noch nicht in diesem Bericht.
Und schließlich waren wir bei der alten Hütte vom alten Lee. Nein, nicht Bruce und auch nicht Stanley, sondern Robert E.
Klar, das hier ist ja nicht mehr Washington DC, sondern Virginia. Und Virginia war einer der Staaten, die sich im Bürgerkrieg abspalten wollten. Während des Bürgerkriegs besetzte die Armee der Nordstaaten gleich diese Gegend direkt vor den Toren Washingtons. Währenddessen kämpfte der nun hauslose Robert E. Lee für die Südstaaten und stieg schließlich zum Oberbefehlshaber der Südstaatenarmee auf. Vermutlich um ihn zu ärgern, legten die Nordstaaten dann 1864 auf dem Gelände drumherum einen Soldatenfriedhof an. Das war der Ursprung des Arlington National Cemetery.
Den Friedhof kennt man ja aus vielen Filmen, aber neu für mich war, wie hügelig das stellenweise ist.
Da wir noch ein wenig Zeit hatten und auch noch nicht wirklich viel gelaufen waren heute dachten wir, schauen wir noch das andere berühmte Denkmal hier in der Gegend an. Das mit der Fahne. Das ist gleich neben dem Friedhof. Sind ja nur ein paar Meter, die gehen schon noch, sind ja heute noch fast nichts gelaufen.
Nach längerem Fußmarsch kurz darauf waren wir da. Und leicht überrascht. Sieht ja ganz anders aus als in Film und Fernsehen. Mit lauter Häusern im Hintergrund. Das seh ich so zum ersten Mal.
Aber damit hier keine einen Schock bekommt, eine eher übliche Ansicht.
Wissen wahrscheinlich viele, das ist das Denkmal für das U.S. Marine Corps. Modelliert nach dem ziemlich berühmten Foto aus Iwo Jima, wo ein paar Marines nach langen, harten, blutigen Kämpfen gegen die Japaner auf einem frisch eroberten Hügel die Fahne aufpflanzten. Dabei war das, was das Bild und das Denkmal zeigen, gar nicht das erste Hissen der Flagge. Davon gibt es auch ein Bild, aber das kennt kein Mensch. Nein, das Denkmal zeigt was ganz anderes, nämlich lediglich das Austauschen der Flagge. Die ursprüngliche war dem Kommandeur nämlich zu klein, da musste eine größere her. Ihr wisst ja, bekanntlich kommt es immer auf die Größe an. Also jedenfalls bei Flaggen. Tja, und beim Austausch war dann halt auch ein Fotograf dabei und wie sagt man so schön, der Rest ist history…
Der hinten ist übrigens Ira Hayes, ein Pima-Indianer. Vielleicht kennt jemand "The Ballad of Ira Hayes", bekannteste Version ist wohl die von Johnny Cash. War nämlich eine Geschichte. Von den sechs Fahnenauswechslern fielen drei kurz darauf noch bei Kämpfen auf Iwo Jima, die überlebenden drei wurden dann auf Werbetour durch die Staaten geschickt, um den Leuten den Kauf von Kriegsanleihen schmackhaft zu machen. So ein Krieg ist ja nicht ganz billig (allein die ganzen Auswechselflaggen, was die kosten…) und zahlt sich nicht von alleine. Mit dem plötzlichen Ruhm ist Ira dann aber nicht fertig geworden, wurde alkoholkrank und starb 1955 mit 32 Jahren. Falls jemand den Film kennt, Flags of our Fathers handelt auch von der Geschichte dieser drei Soldaten.
Nochmal schnell den Marines ins Gesicht geschaut ...
… und dann weiter. Ist ja schon spät. Und zum Sonnenuntergang wollten wir eigentlich zum Abe.
Auf dem Weg mussten wir nochmal durch den Friedhof. Falls sich jemand fragt, warum das dort alls so ordentlich ist, klar, das liegt an den Vorschriften. Da könnte sonst ja jeder kommen. Wo kämen wir denn sonst hin.
Über die Brücke, Blick auf den Potomac mir Arlington im Hintergrund.
Langsam wurde das Licht ganz nett.
Abe von hinten. Man soll ja alles aus allen Richtungen zeigen, hab ich hier gelernt.
Und schließlich, das hatten wir glaub ich noch nicht, das Washington Monument.
Das wird abends anscheinend manchmal ganz nett angeleuchtet. Das Capitol dahinter auch.
Da sieht man dann auch mal warum der Pool Reflection Pool heißt.
Das blöde ist, das Ding passt nicht ganz in den Tümpel, da fehlt die Spitze.
Selbst wenn man die Treppen zum Abe hochhetzt (man will das Ding ja noch mit Sonne haben) und von etwas erhöhter Position knipst, nix, klappt nicht. Ein bißchen mehr passt drauf, aber nicht alles. Nur das Unterteil vom Ding und die Mitte. Sozusagen Unterding und Mittelding. Aber nix mit Oberding. Also Oberteil.
Was für eine völlige Fehlkonstruktion.
Und die Sonne war auch noch weg. Wolken.
Schau ich mir halt den Abe nochmal an.
Schön wars trotzdem. Da auf den Stufen sitzen, den Rest der Abendstimmung erleben und den Leuten zuschauen, wie sie rumwuseln.
The Congress (Washington D.C.)
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