Raketenwurm VI - and now for something completely different...

Zitat von goldy

Also nix mit Georgetown.

Nein, nix mit Georgetown.

Zitat von wundernase

Schön, gab es auch mal ein Bild vom Washington Monument

Ja, endlich.

Zitat von beateM

Wie schaut’s denn mit einem Antischnatterlink aus? BITTE

Dabei wird hier doch gar nicht geschnattert.

Kein Thema, hol ich nach, heute Abend oder so.

Zitat von beateM

Zitat von »PhilippJFry«
Zweieinviertel Stunden dauerte es, bis wir dran waren. Die längste Immigration aller Zeiten.

Das ist ja wirklich Rekordverdächtig.
Mich hat dieses Jahr meine ¾ Stunde schon angenervt.

Ich brauch das jedenfalls nicht nochmal.

Zitat von beateM

Trotzdem möchte ich all die anderen Memorial und Albert auch mal sehen.

Die laufen ja nicht weg... http://www.dailymotion.com/vid…fc_abe-lincoln_shortfilms

Obwohl...

Zitat von beateM

Und keine weiteren Präsidentengräber?

Nein, keine weiteren Präsidentengräber. Wir haben vieles weggelassen. Selektives Sightseeing.

Zitat von Billma

weil ich mich während der

Zeremonie ungebührlich verhalten habe (= ich hab mich bewegt)

Ich frag jetzt nicht, welche Bewegung das war.

Zitat von malenz

Wann gehts weiter, ich bin auf Washington Monument Entzug

Vielleicht heute Abend.

Zitat von Juniper

Ich bin auf Essenbilder Entzug und wenn es am nächsten Tag keine gibt, dann kannst Du den Tag gleich weglassen.

Gut, dann lass ich den Tag weg.

The Congress

30.09.2013 - 1. Teil

Zum Frühstück gab es hauptsächlich Pfirsiche. Die von gestern. Hatten wir ziemlich viele davon. Nicht dass die schlecht werden.

Heute liefen wir nicht schnurstracks nach Süden, sondern schnurstracks nach Südosten. Am Thomas Circle vorbei



Schon wieder waren wir erst so spät unterwegs. Schon halb acht. Viel war nicht los, dabei war heute Montag. Aber das hatte Frau L. gestern erwähnt, Washington ist eine Spätaufsteherstadt. Naja, man will halt ausgeschlafene Regierungsangestellte. Und Lobbyisten. Apropos Lobbyisten, random fact, auf unserem Weg querten wir die K Street. Da sitzen die ganzen Lobbyfirmen. Daher ist K Street ein Synonym für Lobby an sich geworden, so wie Wall Street ein Synonym für Finanzhaie und Börsenspekulanten die Finanzindustrie ist.

So toll schaut die Straße gar nicht aus.



Aber die Lobbyisten stecken Ihr Geld wahrscheinlich auch weniger in die Straße, sondern in den Congress. Und genau da wollten wir jetzt hin. Zum Congress. Also ins Capitol. Womit wir wieder den Bogen zum Bericht geschlagen hätten. Schlau, was?

Schön bunte Häuser haben die hier. Nett, nicht?




Zufällig kamen wir an dem Haus vorbei, in dem der Lincoln gestorben ist. Schon wieder ein Toter.




Gegenüber, der Ort wo er erschossen wurde. Ford’s Theatre. Das Theaterstück damals hieß übrigens “Our American Cousin”. Das ist so das Wissen, mit dem man bestimmt mal bei einer Cocktail-Party oder so angeben kann. Wenn man eingeladen wird. Wenn nicht, muss man halt in Reiseberichten damit angeben.



Hatten die damals schon Glasfassaden?

Paar Meter weiter, Staubsauger-Gebäude J. Edgar Hoover Building. J. Edgar Hoover war fast 48 (!) Jahre Direktor des FBI und eine, hmm, etwas schillernde Persönlichkeit.




Und schließlich, Old Post Office Pavilion. Das dritthöchste Gebäude in D.C.





Auch wenn es noch früh war, man konnte schon rein. Also unten. Der Turm, und das ist das eigentlich interessante, war noch zu.



Müssen wir halt nochmal hin.

So langsam wachte die Stadt auf, die Leute radelten zur Arbeit. Wird ja auch Zeit, ist schon dreiviertel neun.




Ein paar Minuten später waren wir schon am Capitol. Vorderseite.




Rückseite.

Hier sitzen bekanntlich die beiden Kammern der amerikanischen Legislative. Senat und Repräsentantenhaus. Wieso gleich zwei? Grob gesagt zwei Gründe.

1. Gab es bei Gründung der USA Streit zwischen den großen und den kleinen Kolonien. Die großen wollten, dass die Repräsentation nach Bevölkerungszahl erfolgt, also dass die großen Staaten mehr Abgeordnete kriegen als die kleinen. Logisch, als großer Staat würde ich das auch so wollen. Die kleinen Staaten dagegen, wollten, dass jeder Staat gleich viele Abgeordnete kriegt, weil ja alle Staaten gleichberechtigt sein sollten. Logisch, als kleiner Staat würde ich das auch so wollen. Ziemlich verfahrene Situation. Was macht man da also? Klar, einen Kompromiß. Zwei Kammern, eine, in der sich die Abgeordnetenzahl nach der Bevölkerung richtet, die andere, in der jeder Staat gleich viele Abgeordnete hat.

2. Grund war die Gewaltenteilung. Die Macht sollte nicht bei einem liegen und nicht einmal bei einer Kammer. Da schon lieber zwei, die sich dauernd streiten, und nicht nur miteinander, sondern auch noch mit dem Präsidenten, dem Obersten Gerichtshof und den Einzelstaaten. Da sind die Politiker beschäftigt und haben wenigstens keine Zeit, die Bürger zu belästigen. Dass das System dann nicht immer so wahnsinnig effektiv ist, nimmt man nicht nur in Kauf, sondern ist gerade Sinn der Sache. Daher auch der beliebte Spruch: "Pro is to con as progress is to Congress".

Dann schaun wir doch mal rein, zu den Streithanseln. Vorreserviert hatte ich nicht. Einfach angestellt und 10 Minuten später war ich drin. So schaut’s da aus.



Dort muss man sich dann erst hinten am Tresen eine Karte holen und dann muss man sich nochmal anstellen für die nächste Führung. Bzw. zuerst den Film, den muss man anschauen. Dazu wird man zuerst in den Filmraum (neben der Treppe auf dem Bild) reingescheucht und nach Ende des Films rausgescheucht, die Treppe hochgescheucht und muss sich dann in einer von mehreren Schlangen anstellen. Es fangen immer 5 (oder waren‘s 6?) Führungen gleichzeitig an. Also 5 (oder waren’s 6?) Schlangen bilden und dann kommen 5 (oder waren’s 6) Führerinnen und Führer und schnappen sich jeder eine Schlange und nehmen die dann mit.


Der Film übrigens ist ganz nett. Geschichte des Capitols halt. Mit Bezügen zur amerikanischen Geschichte.

Bei der Führung - die übrigens sehr interessant ist, aber ich hab trotzdem das meiste vergessen - geht es zuerst zum alten Sitzungssaal des Supreme Court.




Inzwischen hat der Supreme Court bekanntlich nicht nur einen neuen Saal, sondern sogar ein eigenes Haus. Aber damals hatte man die halt zuerst in den Unterbau gesteckt, wahrscheinlich um Geld zu sparen. Bis man dann wohl auf die Idee kam, dass die Richter einem vielleicht gewogener sind, wenn die quasi nicht in der Besenkammer neben dem Heizungskeller arbeiten müssen.

Als nächstes ging es unter die Kuppel. Also in den Raum unter den Raum unter der Kuppel. Die Krypta. Der Raum heißt so, weil da eigentlich jemand begraben hätte werden sollen. Wurde aber nicht. Seine Frau, Martha Washington (also Frau M.) sagte sich so was wie „so lang kommt mir der Typ nicht schon wieder außer Haus“ und ließ den toten George (Herrn G.) schnell in seinem Landgut verscharren, bevor der Congress ihn in der Krypta verbuddeln konnte. So blieb die Krypta leer, wie man hier gut erkennen kann.




Naja, nicht ganz.




Über der Krypta gibt es auch eine Kuppel. Also die Kuppel über dem Raum unter dem Raum unter der Kuppel. Also der großen.



Nett, nicht?

Dann ging es über irgendwelchen verwinkelten Gänge nach oben. In einen großen Raum. Rund. Wo wir hier wohl waren?

An der Wand hängen Gemälde, die Schlüsselszenen der amerikanischen Geschichte darstellen. Hier z.B. die Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung. Was ja nicht ganz unwichtig war.

Weiter oben geht rundrum ein Gemälde, das die amerikanische Geschichte darstellt. Von der Ankunft Kolumbus' bis zum Motorflug der Gebrüder Wright. Hier rechts und links im Bilde:

Das dürfte eines der längsten Gemälde der Welt sein. Also von der Entstehungsdauer her gesehen. 1878 begonnen und 1987 fertig.

Und schließlich, oben drüber die Kuppel. Höhe 55 Meter, Durchmesser 29 Meter.


Das Bildnis in der Kuppel ist die Apotheose (Gottwerdung) Washingtons. Solche Bilder sind nicht immer nur Bilder, sondern hochsymbolisch. Im Zentrum Washington im Purpur, neben ihm die römische Göttin der Freiheit, Libertas, und die griechische Siegesgöttin, AdidasNike. Libertas mit roter Kappe, dem Symbol für befreite Sklaven. Um ihn herum 13 Jungfrauen, die für die 13 ursprünglichen Kolonien stehen.

Am Rand außen sechs Szenen, die unten angefangen für Krieg, Wissenschaft, Seefahrt, Handel, Mechanik und Landwirtschaft stehen. Meistens mit Bezug zu klassisch antiken Gottheiten.

Man sieht überall, dass sich die Erbauer wie auch die Innenausstatter des Capitols am Stil und der Symbolik der römischen Antike im allgemeinen und der römischen Republik im besonderen orientert hatten. Schon der Name ist römisch. Man wollte sich schließlich überall so deutlich wie möglich von Gewaltherrschaft und Monarchie abgrenzen und ein Gegenmodell schaffen. Um den republikanischen Charakter des noch jungen amerikanischen Staates zu betonen, knüpfte man eben bei der römischen Republik an. Irgendwas zum Identifizieren brauchte man dann doch, bei den ganzen gewollten Streitigkeiten musste man ja sich irgendwann auch mal zusammenraufen. Und was bietet sich da an, wenn nicht die römische Republik. Denn das war zu diesem Zeitpunkt die zuletzt da gewesene bedeutende Gesellschaft, auf die man sich als Gegenmodell zu den absolutistischen Monarchien beziehen konnte. So kommt es dann auch zu Symboliken wie der Gottwerdung Washingtons. Religionsfreiheit spielte eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Vereinigten Staaten. (Abgesehen davon dürften an die 90% der Gründerväter verkappte Atheisten gewesen sein). Also konnte man keine Staatsreligion einführen, über die sich die Menschen mit dem neuen Staat hätten identifizieren können/müssen. Man brauchte eine Art Zivilreligion über die die Identifikation der Bürger mit dem Staat erfolgt. Diese Zivilreligion drückt sich in bestimmten, immer wieder auftauchenden Symbolen und Formulierungen aus. Das Sternenbanner, die Verehrung der Gründerväter, der Bald Eagle, der Fahneneid, die Nationalhymne, die Freiheitsstatue, "e pluribus unum" usw usw. Und ja, auch Gott kommt vor (in god we trust, annuit coeptis - Er heißt das Begonnene gut u.ä.), aber das meinte ursprünglich nicht nur den christlichen Gott und schon gar nicht den Gott eines bestimmten christlichen Bekenntnisses, sondern eher, tja, das find ich jetzt schwer zu erklären, einen abstrakten Gott, einen, der über den Religionen steht und mehr ein Symbol dafür ist, dass diese neue Republik etwas besonderes ist, etwas besseres als das von Kriegen und Unterdrückung geprägte Europa, etwas, das über diese bisher bekannte Welt hinausgeht. Und dafür kannte man halt keinen anderen Begriff als "Gott".

OK, das war jetzt zugegebenermaßen stark vereinfacht, aber ist eh schon wieder zu lang geraten. Wie dem auch sei, das war einmal. Wie wir alle wissen, hat sich das alles in den USA im Laufe der Jahrhunderte ein wenig gewandelt und gerade Religion spielt in der Politk und Gesellschaft inzwischen eine etwas andere Rolle als sich die Gründerväter das vorstellten...
Aber ich scheife schon wieder ab. Jetzt wird es endlich wieder rot. Hatten wir ja seit dem Hotel nicht mehr.

Der alte Senatssaal:

Als dann immer mehr Staaten und dadurch immer mehr Senatoren dazu kamen, wurde der zu klein und man baute einen neuen.

Anschließend kamen wir in die National Statuary Hall, den ehemaligen Sitzungssaal des Repräsentantenhauses. Da hatten sie die Möbel rausgeschafft. Statt dessen stehen wie der Name schon sagt ein paar Statuen rum. Das fällt eh auf, überall stehen Statuen rum, auch in anderen Räumen. Und zwar 100. Jeder Staat darf nämlich zwei ins Capitol schicken. Aber keine Angst, ich hab nicht alle fotografiert.

Ursprünglich solltenalle Statuen in diesem Raum abgestellt werden. Doch auch hier das Problem - mehr Staaten, weniger Platz. Also stellte fing man irgendwann an, das ganze Gebäude vollzustellen. Nur noch 38 dieser 100 Statuen sind in diesem Raum. Unter anderem der Kingfish, zu dem kommen wir später noch:

Na, wer kennt diese Dame?

Und noch die beiden aus dem Eingangsbereich. Father Kino aus Arizona und Chief Washakie aus Wyoming:

Außer den Statuen gibt es noch ein nettes Feature in diesem Raum. Die Akustik. Wenn man an einer bestimmten Stelle des Raumes steht, kann man alles hören, was an einer bestimmten Stelle am anderen Ende des Raumes getuschelt wird. Und sei das Geflüster noch so leise. Da Politiker ja auch nicht immer blöd sind, nutzten einige dies um die Geheimflüstereien von Kollegen zu belauschen. Damals ging das mit dem Abhören noch ganz ohne Wanzen und Internet. Wahrscheinlich sind die dann deshalb umgezogen, nicht weil der Raum zu klein wurde, sondern weil man sich irgendwann nicht mehr belauschen lassen wollte.

Gegen Ende der Führung kamen wir hier vorbei.

Wenn ich gewußt hätte, was ab morgen auf uns zukommt, hätte ich wohl mal reinschauen und ein Wörtchen mit ihm reden sollen…

Nach einer knappen Stunde waren wir durch. War nicht uninteressant.

Und weil's so nett war, nochmal das Capitol von der andere Seite.

Und der Blick vom Capitol Hill auf die National Mall. Da erkennt man auch ganz gut das Washington Monument, das hatten wir glaub ich noch nicht.

Day at the Museum

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Größere Kartenansicht

Zitat von Ina

Und ich dachte, wir sind Frühaufsteher

Wir nicht. Das klappt bei uns nur am Anfang der Reise mit Jetlag

Zitat von Ina

ich kenne die steinerne Lady nicht

Wie Martin sagt. Rosa Parks. Sie darf nicht nur im Capitol sitzen, sondern durfte dort auch liegen. Nach ihrem Tod und vor dem Begräbnis wurde sie in der Rotnuda (also dem Raum unter der Kuppel) öffentlich aufgebahrt. Sie war die 31. Person, erste Frau und zweite afroamerikanische Person, der diese Ehre zuteil wurde.

Zitat von Ina

Wie geht es wohl weiter?

Hmm, mal überlegen. Vielleicht zeig ich mal ein Bild vom Washington Monument.

Zitat von betty80

Zitat von »PhilippJFry«
Wenn ich gewußt hätte, was ab morgen auf uns zukommt, hätte ich wohl mal reinschauen und ein Wörtchen mit ihm reden sollen…

Und warum hast du nicht?

Ich hab an dem Tag da noch überhaupt nicht dran gedacht.

Zitat von MsCrumplebuttom

Kann man in das Ford's Theatre auch reingehen? Also so ohne Tickets fürs Theater?

Kann man anscheinend: Klick

Zitat von MFRB

Zitat von »PhilippJFry«
Zum Frühstück gab es hauptsächlich Pfirsiche. Die von gestern.

Die von Rand McNally?

Die vom Farmers Market.

Zitat von MFRB

Hast Du den Film gesehen?

Leider nein.

Zitat von MFRB

Ich sehe Kopfhörer. Sind das Audio Guides? Auch auf deutsch?

Nein, das sind so Funkdinger. Damit hörst Du, was der/die Führer/in erzählt.

Zitat von MFRB

Nur dass diese Szene so niemals stattgefunden hat, weil diese Personen niemals alle zugleich anwesend waren.

Künstlerische Freiheit vermutlich.

Zitat von MFRB

Ist das ein Gerüst?

War mir gar nicht aufgefallen, aber jetzt, wo Du's sagst...