Im September/Oktober war ich 12 Tage mit der Seabourn Sojourn in Alaska und British Columbia unterwegs (hier findet ihr den kompletten Reisebericht). Da wir über die Linie und das Schiff hier noch keine Infos haben, möchte ich sie euch hier gerne im Detail vorstellen.
Seabourn gehört mit Carnival Cruise Line, Holland America Lines und einigen anderen zur Carnival Corporation. Die Linie ist im Luxussegment einzuordnen, mit kleinen Schiffen und hochwertiger Ausstattung.
Die Sojourn wurde 2010 fertiggestellt. Sie ist knapp 200 Meter lang und bietet in 225 Kabinen maximal 450 Passagieren Platz. Bei meiner Reise waren allerdings auch zahlreiche Alleinreisende an Bord, so daß es vermutlich etwa 400 insgesamt waren.
Kabinen
Alle Kabinen sind sehr geräumig und komfortabel ausgestattet.
Es gibt ein Marmorbad mit Dusche und Badewanne sowie zwei Waschbecken; Duschgel, Shampoo etc. stammen von Molton Brown.
In der Kabine gibt es zwei Double- oder ein Queen-Bett (kann bei der Buchung schon angegeben werden), jeweils mit drei verschiedenen Kopfkissen und Bettwäsche aus ägyptischer Baumwolle.
Ebenso sind eine Sitzecke mit Tisch und zwei Sesseln und ein Sofa vorhanden.
Darüber hinaus gibt es einen begehbarem Kleiderschrank mit Safe und weiteren Stauraum in einem Sideboard, auf dem auch diverse Infos ausliegen, und einen weiteren Schrank, in dem auch der Fernseher untergebracht ist.
Es gibt eine Minibar, die jeden Tag kostenlos mit Softdrinks und Bier (wenn gewünscht) aufgefüllt wird. Ich hatte meine Kabinenstewardess am Anfang um Ginger Ale gebeten, und am Ende hatte ich davon so viel, daß ich fast hätte darin baden können. Außerdem kann man sich zu Beginn der Kreuzfahrt zwei Flaschen beliebigen Alkohol auf die Kabine bringen lassen (Wein, Likör, Whisky etc.). Bei der Ankunft am ersten Tag stand außerdem eine Flasche Champagner bereit.
Leihweise gibt es Bademäntel und einen Regenschirm, zum Mitnehmen auch plüschige Pantoffeln. Am Schminktisch stehen sogar frische Blümchen.
Beim abendlichen Turndown-Service werden das Tagesprogramm und die Speisekarten für den nächsten Tag, eventuelle Tickets und weitere Infos auf dem Bett bereitgelegt; dazu gibt es zwei kleine Täfelchen Schokolade und oft auch eine weitere kleine Aufmerksamkeit, z.B. einen Reiseführer, eine Tasche oder ein Lesezeichen.
90% der Kabinen verfügen über eine Veranda, die mit zwei Stühlen und einem Tisch ausgestattet ist (es gibt natürlich auch einige Luxussuiten mit größerem Balkon, aber die habe ich nicht zu sehen bekommen ). Ich war froh, den relativ geringen Mehrpreis für eine Veranda Suite bezahlt zu haben, denn es war einfach nur toll, von dort die grandiose Landschaft bewundern zu können.
Unterhaltung
Von der Ausstattung her hat ein so kleines Schiff natürlich nicht so viel zu bieten wie eines der Monster für 5000 oder mehr Passagiere. Eine Achterbahn, ein riesiges Atrium oder eine Einkaufsstraße wird man hier vergeblich suchen. Braucht man allerdings bei den tollen Zielen, die die Sojourn anfährt, meines Erachtens auch nicht.
Es gibt ein Casino, ein (relativ überschaubares) Theater namens Grand Salon, einen Wellnessbereich, ein Fitneßstudio, einen Pool, mehrere Jacuzzis, einige wenige Läden und mehrere gemütliche Aufenthaltsbereiche, wo man nett zusammensitzen kann bzw. wo auch öfter mal Vorträge und kleinere Veranstaltungen stattfinden.
Essen & Trinken
Kulinarisch bleiben auf der Sojourn keine Wünsche offen. Es gibt mehrere Restaurants – das elegante „The Restaurant“ ist der Hauptspeisesaal, daneben kann man sich im The Grill oder im Patio bedienen lassen oder in The Colonnade am Buffet essen. In-Room Dining ist selbstverständlich auch möglich.
Besonders schön fand ich das Konzept, daß Passagiere von Crewmitgliedern, die den Gastgeber spielen, an einen Tisch eingeladen werden. Dazu gab es jeden Abend für den Folgetag ein hübsches Kärtchen beim Turndown-Service. Die Einladenden waren mal Offiziere, mal Guides (von denen bei Seabourn immer mehrere eigene an Bord sind, die auch alle einen speziellen Hintergrund haben, z.B. in Meeresbiologie, Geologie o.ä.), mal die Künstler, die im Grand Salon auftraten. Diese hatten teilweise sehr interessante Geschichten zu erzählen. Einziger (kleiner) Nachteil: die Zeiten waren festgelegt, meistens 19:00 oder 19:30 Uhr. Wenn man das nicht wollte, konnte man aber jederzeit auch zu einer anderen Zeit reservieren.
Die Menüs bestanden fast immer aus 4, einmal sogar aus 6 Gängen – ein Appetizer, eine weitere kleine Vorspeise, Suppe o.ä., das Hauptgericht und eine große Auswahl an sehr leckeren Desserts. Und weil das anscheinend noch nicht reichte, brachten die Kellner zum Abschluß noch ein paar leckere Pralinchen an den Tisch. Fast jeden Abend gab es als Dessert ein unglaublich leckeres Soufflé, in das der Kellner dann am Tisch ein kleines Loch machte und noch Soße hineingoß. Bestimmt totaaal kalorienfrei. Wer sich mit der Tageskarte nicht anfreunden konnte, hatte auch die Möglichkeit, von einer Standardkarte zu bestellen; auch beliebige Kombinationen waren möglich.
Frühstücken konnte man mit Bedienung im Restaurant oder am Buffet in The Colonnade; es gab aber auch die Möglichkeit, es sich aufs Zimmer bringen zu lassen. Das habe ich fast jeden Tag gemacht, denn dadurch konnte ich gleichzeitig die tolle Landschaft bewundern.
Das In-Room Dining habe ich einmal ausprobiert, das hat ebenfalls super geklappt und war sehr lecker. Der Cheesecake konnte allerdings nicht mit dem von Markus mithalten.
Ansonsten gab es noch die Möglichkeit, im The Square heiße und kalte Getränke und kleine Snacks und süße Sachen zu bekommen; Eis und Sorbet waren ebenfalls im Angebot.
Getränke sind im Gegensatz zu den meisten anderen Linien bei Seabourn vollständig inklusive, abgesehen von sehr teuren Weinen und ähnlichem, das man noch separat bestellen kann. Naja, wer’s braucht…
Dresscode
Tagsüber bewegt man sich sportlich-leger an Bord, also auch nicht viel anders als bei anderen Linien (wobei ich jetzt niemanden in Flipflops und Hotpants gesehen habe). In den Restaurants sind ab 18:00 Jeans unerwünscht; mit einer einfachen Stoffhose und einer Bluse oder einem anderen netten Oberteil ist man aber als Frau vollkommen angemessen gekleidet, als Mann mit Hose und Hemd und vielleicht einem Sakko, Krawatte muß nicht unbedingt sein.
Es gab bei meiner Reise einen Galaabend im Hauptrestaurant, bei dem Cocktail- und Abendkleider bzw. Anzüge mit Krawatte oder sogar Fliege vertreten waren. Wer das nicht mag, kann an solchen Abenden aber ohne weiteres in einem der anderen Restaurants ausweichen oder in der Kabine essen.
Ausflüge
Seabourn bietet sowohl Landausflüge in Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen als auch eigene „Ventures“ an. Dazu hat das Schiff eigene Zodiacs und Kajaks an Bord, mit denen direkt vom Schiff aus Unternehmungen starten. Auch eigene Guides sind, wie bereits erwähnt, mit an Bord. Diese verfügen über ein großes Wissen z.B. über die örtliche Tierwelt.
Die „Ventures“ sind nicht ganz billig, und auch bei den anderen Ausflügen zahlt man natürlich etwas mehr als wenn man sie direkt vor Ort bucht, aber man hat eben auch den Vorteil, daß man sich um nichts kümmern muß und daß Seabourn sich, falls mal wirklich etwas schiefgeht und man die Abfahrt des Schiffes verpaßt, darum kümmert, daß man wieder an Bord kommt.
Preis
Der ist natürlich bei einem solchen Luxus nicht gerade niedrig. Ich konnte mir das auch nur leisten, weil ich relativ kurzfristig (ca. 2 Monate vor Beginn der Kreuzfahrt) gebucht habe und da die Preise ziemlich in den Keller gingen. Rechnet man das Bordguthaben und das kostenlose Internet mit ein sowie die Tatsache, daß man kein Getränkepaket kaufen muß und daß Seabourn keine Trinkgelder zusätzlich berechnet (da ist man ja bei einer zweiwöchigen Kreuzfahrt auch schnell bei 200$), kam diese Kreuzfahrt kaum teurer als die, die ich im Juni mit HAL gemacht habe. Dafür war bei Seabourn aber auch deutlich mehr geboten.
Goodies
Ich hatte das Glück, während einer Aktion zu buchen, bei der es neben 300 Minuten kostenlosem Internet an Bord auch noch 500$ Bordguthaben gab. Man sollte also nach solchen Aktionen die Augen offenhalten.
Daneben gab es aber auch standardmäßig einige Dinge obendrauf, darunter eine wind- und wasserdichte Jacke und, wie schon erwähnt, beim abendlichen Turndown-Service des öfteren kleine Aufmerksamkeiten wie eine Tasche, einen Reiseführer, ein Mikrofasertuch mit Seabourn-Motiv und am letzten Abend einen USB-Stick mit einem kleinen Film, der vom Bordfotografen speziell zu dieser Reise zusammengestellt wurde.
Publikum
Ähnlich wie bei HAL waren auf meiner Reise die meisten Passagiere schon in etwas „gesetzterem“ Alter; unter 40 dürfte kaum jemand gewesen sein, das meiste waren Rentnerpaare aus den USA, Kanada, Großbritannien und Australien. Andere Nationalitäten waren kaum vertreten (dazu muß man auch wissen, daß die Bordsprache Englisch ist und man nicht die Möglichkeit hat, z.B. das Tagesprogramm oder die Speisekarte auf Deutsch oder in anderen Sprachen zu bekommen, wie das bei anderen Linien der Fall ist).
Ein relativ hoher Bildungs- bzw. sozialer Standard war bei den meisten Passagieren ziemlich offensichtlich; ich habe aber niemanden getroffen, der seinen Reichtum oder seinen Bildungsstand „raushängen“ ließ. Im Gegenteil, es waren fast ausnahmslos sehr nette, angenehme Menschen, auch wenn jetzt nicht alle wahnsinnig aufregende Dinge zu erzählen hatten. Vollpfosten gab es eigentlich nur einen.
Personal
Im Gegensatz zu vielen anderen Linien kommt die Crew bei Seabourn aus aller Herren Länder und nicht nur aus Indonesien oder den Philippinen. Das führt zu einem tollen Mix und auch oft zu interessanten Gesprächen. Alle Crewmitglieder, mit denen ich zu tun hatte, waren hoch motiviert und glücklich, für Seabourn zu arbeiten. Manche waren ein wenig steif, z.B. ein paar der Kellner, aber das ist vermutlich der formellen Atmosphäre im Restaurant geschuldet. Toll fand ich, daß die Crewmitglieder, mit denen man öfter zu tun hatte, die Passagiere schon nach kurzer Zeit beim Namen kannten.
Mein Fazit
Wer es sich leisten kann und/oder ein Schnäppchen erwischt, dem kann ich Seabourn nur wärmstens empfehlen. Ich habe mich an Bord total wohlgefühlt und hätte durchaus noch ein paar Wochen so weiterschippern können. Eine komfortable Kabine, leckeres Essen, nettes Personal, für das der Gast noch König ist – mehr kann man eigentlich nicht verlangen.