15. Tag 07. September 2019
An diesem Morgen war ich schon vor dem regulären Aufstehen wach. Auf dem Parkplatz klapperte und klimperte jemand herum. Aus dem Fenster geschaut sah ich Brian schon wieder hantieren. Viel zu packen hatte ich nicht also zog ich mich an und ging raus. Brian grüßte wieder sehr freundlich und wir quatschten noch eine Weile. Er war fasziniert von unserer großen Tour und 30 Tage Urlaub. Mutter war nun Rentnerin und ich konnte zumindest in den letzten 3 Jahren meine 5 Wochen Touren beim Chef durch setzten. Dafür hatte ich mich aber fest dem Teufel verkauft. Wir sprachen noch ein wenig über seine Zeit bei der Armee und seine nun hier anstehenden Arbeiten. Mutter war in der Zeit auch aufgewacht und ging zur Lobby um Kaffee zu holen. Ganz vornehm und freundlich grüßte er Sie. Er war mir sehr sympatisch. Mutter sortierte noch mal ihre Steine und füllte Sand um und ich unterhielt mich noch eine Weile mit Brian. Irgendwie kam mir in den Sinn, wenn der in den USA so schwer Arbeit findet, warum dann nicht in Deutschland versuchen. Seine Freundin konnte deutsch und er schon einige Brocken, beide waren arbeitswillig und in Deutschland gibt es Arbeit genug. Ich erzählte ihm das allein in meinem Bereich tausende Stellen offen stehen und selbst als Quereinsteiger würde er um 1300 € netto verdienen und wäre damit 100% Krankenversichert. Seine Freundin würde schnell eine Stelle als Verkäuferin finden.
Es werden in allen Bereichen dringend Arbeitskräfte gesucht. LKW Fahrer, Bus Fahrer, Maurer, Maler , Verkäuferinnin , in der Pflege, Lagerwirtschaft usw.
Und die beste Voraussetzung für einen Job hatten sie ja, den Willen zu arbeiten.
Dann erklärte ich ihm noch unser Sozialsystem. Wer Arbeitslos wird und über längere Zeit auch bleibt, bekommt die Wohnung bezahlt und einen festen Betrag für Strom, Wasser und Lebensmittel. Das Ganze wenn es sein muss über Jahre. Ich erzählte ihm von Bekannte die 15 Jahre nicht arbeiten gingen. Keine Lust. Dann unsere ehemaligen Gartennachbarn, diese waren seit der Wende zu hause und der Staat bezahlte alles. Klare Aussage, keine Lust auf Arbeit.
Er konnte es gar nicht glauben. Seine Freundin schaute kurz aus dem Fenster und wir wechselten ein paar Sätze. Ich meinte wenn sie eh grad auf Stellensuche ist, sollte sie doch mal schauen was es für Regelungen für Deutschland gibt. Ich selber hatte mich mit diesem Thema noch nie beschäftigt. Ich war aber der Meinung, wenn Deutschland eh jeden der vor der Tür steht aufnimmt, warum nicht auch Personen aus Übersee ?
Der Kaffee war inzwischen kalt, egal ich bin eh bloß Mittrinker. Mutter war startklar und hibbelig, es ging ja in einen ihrer Wunschparks. White Sands NM.
Ich verabschiedete mich von Brian und er ging zu Mutter, reichte ihr die Hand und wünschte ihr eine schöne und angenehme Reise.
Ich glaube das wäre ein toller Kollege.
Jetzt aber auf zum großen weißen Sandkasten. Auf der letzten Tour mussten wir ja leider bis 14 Uhr auf Einlass warten. Die Army testete unweit wieder mal Raketen und in dieser Zeit ist das NM geschlossen. Zwar konnten wir danach in den Park aber der Himmel war tief Grau. Diesmal also mehr Zeit und hoffentlich topp Wetter.
Knapp 2.5 Stunden Fahrt lagen vor uns. Zum einen hatten wir wieder viel Spaß mit tolle Spiele wie
" Ich habe heute etwas gesehen und das sah rot/gelb aus " oder Zettel an die Stirn " Wer oder was bin ich. "
Zudem natürlich auch das Thema Brian und wie gut wir es doch in Deutschland haben.
Unterwegs gab es an der Tanke leckere Pizza auf die Hand und Eisgetränke.
Endlich am Park. Mutter war total hibbelig und die Freude strahlte über das Gesicht.
Noch das obligatorische" Wir waren hier" Foto und ab in den Sand. Nein in den Gips.
Das größte Gipsdünenfeld der Welt und diesmal sollte es ausgiebig erkundet werden. Open End.
Den geplanten Alkali Flat Trail wollte ich mit Schuhe gehen, den Rest des Tages im Park barfuß laufen um den Füßen mal wieder etwas Gutes zu tun.
Der Park war überraschend leer. Parkplätze, Straßen, selbst bei den überdachten Picknick Plätzen wenig los. Wir drehten erst einmal eine große Runde durch den Park. Hier konnte Mutter auch ein eine Weile fahren. Immer mal ein kurzer Stopp um eine Düne rauf zu klettern und runter zu rutschen. Ich kam mir vor als hätte ich ein Kleinkind dabei. Wie man sich so über weißen Sand der gar keiner ist freuen kann.
Der erwünschte strahlend Blaue Himmel wurde leider von vielen Wolken verdeckt. Aber die Sonne lukte überall durch und es regnete nicht.
Nun fuhren wir zum Alkali Flat Trail . Ein Auto stand am Trailhead. Farblich weit besser zum Gips passend als unser Whity. Die Besitzer kamen uns auf den ersten Metern schon entgegen. Wir packten gut Proviant und ausreichend Wasser. Obwohl ich mit dem GPS Dingsbums weiterhin nix am Hut hatte, setzte ich zumindest hier einen Wegpunkt am Auto. Somit könnten wir den Weg auch verlassen und würden immer wissen wo das Auto steht.
Dann mal los. Moderate 33 Grad und 8 Km Dünen rauf und runter lagen vor uns.
Gerade von Wegpunkt zu Wegpunkt war nicht drin. Mutter kletterte mal hier hoch und rutschte dort runter und schaute mal hier und fotografierte mal da.
8 Km Weg können ratz fatz verlängert werden. Wir waren gut ausgerüstet und hatten ohne Ende Zeit. Soll sich das 65 jährige Kleinkind doch austoben.
Immer wieder war zu hören.
" Ach ist das schön hier "
" Der Sand ist so weich "
" Was für tolle Dünen und Formen "
Es wurde im Sand/Gips gewühlt und umher gesprungen und die Dünen auf dem Hintern hinab gerutscht. Da brauchte sich der Reiseleiter mal nix ausdenken und kein Rahmenprogramm erstellen. Schön.
Während sich Mutter für Sandriffel und Dünenfotos interessierte, schaute ich mich nach etwas Anderem genau um.
Bei den Raketentests der Army wird der Park ja geschlossen. Bei diesen Tests kommt es immer wieder vor, dass Teile der Raketen weit verteilt im Park landen.
Würde man als Parkbesucher auf Teile stoßen, sollte man diese markieren und wenn möglich die Position notieren und dem Ranger melden.
Größere Teile können explosiv sein. Teile dürfen nicht mitgenommen werden. Bei den größeren Teilen einleuchtend. Aber so ein kleines Teil könnte ja durch Zufall in den Rucksack kriechen.
Mutter war wie der Duracell Hase. Hier und dort und schon da drüben. Ich hatte Mühe hinterher zu kommen.
Hatten wir am Anfang zurückblickend ein paar Leute gesehen, waren wir die ganze Zeit allein. Das macht den Park noch einmal interessanter, mystischer.
Zurück am Parkplatz stand unser Whity ganz allein da. Wir fuhren rüber zum großen Picknick Platz. Weiterhin sehr wenig Leute unterwegs.
Hier machten wir in Ruhe ein ausgiebigs Picknick. Chili aus der Dose, Obstsalat, gebackene Nüsse und Snickers und ich futterte noch die letzten Pizza Stücke vom Vortag. Mutter war happy " Das ich den Park noch einmal erleben darf " Ja wer hätte das vor ein paar Jahre gedacht.
Wir liefen nun noch eine Weile die Dünen in Front der Picknick Area ab. Eine Wohltat für die Füße.
Eine extra große Runde mit Whity auch hier konnte Mutter fahren. Viel zum Anrämpeln gab es ja nicht. Lach.
Nun fuhren wir erst mal aus den Park. Zwar hatten wir genügend kühle Getränke an Bord wollten aber ein Eis essen oder zwei oder drei.
Komischer Weise gab es im Visitor Center ein reges Gedränge. Mehr Leute im Laden als im Park. Mit Eis sah es ziemlich mau aus und somit holten wir uns
Zitronen Crasheis Limonade. Boa war die lecker und somit jeder eine zweite. Gut gestärkt nein abgekühlt fuhren wir wieder in den Park.
Sind noch die 3 vorderen kurzen Trails gelaufen, haben uns immer wieder getrennt und gewettet wer einen oder den ersten Bleached Earless Lizard findet.
Mutter hatte doch tatsächlich gewonnen. Kurz darauf habe ich auch noch einen gesichtet.
Ein schöner Ausklang des White Sand Tages. Der Himmel zog sehr schnell komplett zu. Damit ließen wir das Thema Sonnenuntergang sein.
Mutter fand die Zeit im Park ausreichend, genau so hatte sie es sich gewünscht.
2,5 Stunden Fahrt langen nun noch vor uns. Ziel Day´s Inn Lordsburg. Mutter drängelte schon seit Tage mit einem Walmart. Sie wollte unbedingt 2-3 Packungen ihres geliebten Haselnuss Kaffee Creamer kaufen. Ich verwies zwar immer wieder auf das Ende der Tour aber genau da wäre er sicherlich ausverkauft.
An diesem Tag hatte ich mich endlich breit schlagen lassen. Wir stoppten in Deaming beim Super Walmart und Mutter bekam den lang ersehnten Creamer.
Wo wir schon mal dort waren, gingen wir auch gleich essen. Die Wahl fiel wieder mal auf Denny´s. Mit unschönen Gedanken an den Besuch in Moab wurden wir dort herzlichst begrüßt und bekamen neben einen schönen Platz auch schnell unsere Bestellung. Sauber angerichtet und es hat geschmeckt. Ein wenig mit der Bedienung geschnackt , ja so soll es sein und so gibt man gern ein Trinkgeld.
Während Mutter ihren Bericht schrieb, nahm ich mal ein Vollbad. Ich glaube ich werde langsam alt.
Ein erfolgreicher und sehr schöner Urlaubstag.
Schnatter frei zum 16. Tag Chiricahua National Monument.