Leavenworth, WA - ein Stück bayerische Heimat oder doch Kitsch?

  • In unserem Urlaub 2012 kamen wir notgedrungen durch den Ort Leavenworth und beschlossen, dort auch zu übernachten, da wir schon spät dran waren und nicht wussten, ob zwischen hier und Seattle noch Übernachtungsmöglichkeiten kommen würden.


    Leavenworth liegt im US-Staat Washington und hat ca. 2.100 Einwohner. Nach der Verlegung der Eisenbahnlinine und der daraus resultierenden Schliessung des dortigen Bahnhofs drohte die Wirtschaft zusammenzubrechen. Um zu verhindern, dass aus Leavenworth eine weitere Geisterstadt wird, wurde dieses Alpendorf gestaltet. Durch die umliegenden Berge der Kaskadenkette ist die Illusion nahezu perfekt.


    Natürlich werden dort Feste wie das Oktoberfest gefeiert, auch einen Maibaum haben sie dort stehen. Wir fanden es jetzt nicht wirklich spannend, aber wir waren froh, dort relativ preisgünstig übernachten zu können und haben uns abends natürlich auch ein wenig umgeschaut. Die Amis fanden das anscheinend toll und unterm Maibaum wurde hingebungsvoll der Ententanz getanzt - während uns etwas später beim Klang von "Wenn bei Capri die Sonne im Meer versinkt" fast die Ohren abgefallen wären :schreck: .


    Ach ja - extra hierherfahren würde ich persönlich jetzt nicht, aber wenn man von Seattle Richtung Osten fährt, kommt man quasi zwangsläufig durch den Ort ;,cOOlMan;:


    Hier nun ein paar Eindrücke:
















    Das beste Bemalung ist ja diese hier, wie ich finde ;haha_ :






  • Also ich habe schon zwei Mal in Leavenworth übernachtet und mir gefällt es eigentlich ganz gut.
    Erstmal gibt es da ganz praktische Gründe, es liegt direkt am Hwy 2 einer Verbindung von Seattle nach Osten, wenn man z.B. zum Yellowstone will, es gibt viele und recht günstige Unterkünfte, da der Ort Wintersportort ist und im Sommer als Ausgangspunkt für Unternehmungen in den Kaskaden dient. Es gibt gutes Essen (vor allem das Brot sollte ich da erwähnen) und eine große Bierauswahl :gg:, die man so östlich von Seattle wahrscheinlich erst wieder in Minneapolis findet und die Berglandschaft drumrum ist auch sehr schön.


    Aber ich finde auch den Ort selber interessaqnt. Ist er bayrische Heimat, wie Caro schreibt? Kann ich als Nordlicht nicht abschliessend beurteilen aber ich denke mal eher nicht. Ist glaube ich auch nicht das Ziel. Es gab ja in dem Ort gar keine bayrischen Auswanderer wie z.B. in Texas. Das ist ja alles als Touristenattraktion nach Zusammenbruch der Holzwirtschaft entstanden. Und da haben sie dann auch keine halben Sachen gemacht. ich war in anderen möchtegern-deutsch/bayrischen Orten wie Mt.Angel oder Bingen. Da gibt es ein bisschen aufegmaltes Fachwerk und Fraktur auf dem Ortssschild und das wars dann, da ist Leavenworth deutlich liebevoller und "originaler" gestaltet, auch wenn der Ort natürlich am Ende so bayrisch ist wie die von Caro erwähnte Deutsche Westernstadt amerikanisch ist. Aber ich muß sagen ich habe einfach großen Spaß daran zu sehen, was die Amis für bayrisch halten, worauf sie bei der Gestaltung wert legen etc. Dabei finde ich kann man viel über das amerikanische Deutschlandbild lernen.
    Ich könnte mir vorstellen dort nochmal wieder hinzufahren. (irgendwann will ich dort ja auch noch mal in den Enchantments wandern ;) )




    • Offizieller Beitrag

    Hier meine Eindrücke von 2004:


    Wir besuchten Leavenworth mit seinem oberbayrischen Stil.
    Man könnte sagen "Washington State meets Bavaria".



    Leavenworth ist ein kleiner Ort, der Tagesausflügler aus dem gesamten Nordwesten anzieht, und natürlich auch deutsche Touristen.
    Grund dafür ist die Alpenromantik, die die Leavenworther Geschäftsleute und Hoteliers entstehen ließen, und die wunderschöne Lage des ehemaligen Holzfällerortes.



    Die Fassaden der Häuser und die Atmosphäre passen einfach zusammen.
    Verschnörkelte Alpenhäuser, "Umtata"-Musik aus Lautsprechern und Alpen-Nippes ohne Grenzen beeindrucken die Amerikaner schon immer.
    Die Malereien und Geranien können auch in Garmisch oder Mittenwald zu sehen sein.
    Die Hotels und Restaurants und andere kommerzielle Häuser haben bayrische Namen und ab und zu gibt es auch ein Alphorn-Konzert.



    Toni hat Hunger und isst im Cafe Christa Bratwurst mit Sauerkraut und Apfelmus (wirklich) und trinkt dabei ein Hefeweizen.



    Es gibt viel zu bestaunen, vom Glockenspiel-Einkaufszentrum bis zum Motel "Ritterhof" mit seiner riesigen Rüstung im Vorgarten. Überall ist Bayern-Ambiente.
    Das haut uns Deutsche wirklich um, und wir wollen nur noch zu McDonald's. :EEK:
    Aber oh Schreck, da sieht's genau so aus und darum fahren wir weiter. ;;NiCKi;::D


    Ein Video dazu: Leavenworth und Winthrop

  • Natürlich werden dort Feste wie das Oktoberfest gefeiert, auch einen Maibaum haben sie dort stehen.

    Das haben wir hier im tiefsten Niedersachsen auch. Der Maibaum in der Dorfmitte und das Oktoberfest der Treckerfreunde am kommenden Sonntag ;)


    Was mir aber an deinen Bildern am besten gefällt ist das Wandbild von Rottach-Egern. Diese ganze Stadt muss schon fremd wirken. Muss ja nicht schlecht sein
    Ich bin damals leider daran vorbei gefahren.



  • Ich war noch nie dort, aber wenn mir jemand dieses Bild :clab: als Allgäu oder Zugspitzgebiet verkauft hätte, würde ich dies nicht anzweifeln. So gut "kopieren" können nicht mal die Chinesen ;):gg: .


    LG


    Ilona

  • und eine große Bierauswahl

    Hmmm... Ich seh' da kein Augustiner. ;;MfRbSmil# ;)


    Besonders hier sieht es original aus wie in Bayern.

    ;haha_ Total. Wenn ich es nicht besser gewußt hätte, hätte ich spontan auf Garmisch getippt. :la1;


    Ich denke mal, ich schau' mir das auch mal an, wenn ich in die Gegend komme und Heimweh habe. ;te: Lustig ist es bestimmt. ;;NiCKi;:

  • Ist also wirklich wie Solvang auf Bayerisch :gg:


    Und das ist kein Zufall, denn Solvang gab den Anstoß für die Transformation.



    Das kleine Städtchen Leavenworth mitten in den Cascades hat eigentlich gar nichts mit Bayern zu tun und doch sieht es heute so aus, als ob es direkt aus Deutschland hierher importiert worden wäre.








    Leavenworth wurde 1892 gegründet und verfügte bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein über einen bedeutenden Güterverladebahnhof, der der größte Arbeitgeber der Gemeinde war. Als nach dessen Schließung im Zuge einer Verlegung der Eisenbahnlinien die Wirtschaft zusammenbrach, drohte Leavenworth eine Geisterstadt zu werden. In den 1960er Jahren gestalteten die verbliebenen Einwohner mit großem Engagement, und ohne dass es dafür historische Gründe gegeben hätte, die Stadt zu einem bayrischen Dorf um. Den Impuls dafür gab ein Besuch von Owen und Pauline Watson in Solvang in Kalifornien, das Leavenworth bei seinem Umbau auch unterstützte.








    Die Transformation war so erfolgreich, dass heute jedes Jahr mehr als 2 Millionen Touristen nach Leavenworth kommen, das nicht nur durch seine Gebäude wie ein bayrisches Dorf aussieht. Inzwischen gibt es hier auch deutsche Restaurants und sogar ein Nussknackermuseum mit 5.000 Exponaten. Ringsherum erheben sich die Cascades, die hier fast wie die Alpen aussehen und so die Illusion perfekt machen.






    Leavenworth erreicht man am besten über die US2 direkt von Seattle.

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