Tag 22 – 9. Oktober
St-Jean-de-l’Île-d’Orléans – Quebec
Snawey – Maple
Bei herrlicher Ruhe (wir sind ja auch die einzigen Gäste) schlafen wir sehr gut bis nach sieben.
Das Frühstück wird von Jean-Yves serviert, aber wir lernen auch kurz seinen Partner Pierre kennen. Es gibt guten Kaffee, Saft, Joghurt mit Cereals und frischen Blaubeeren, leckeres frisches Brot mit einer Auswahl selbstgemachter Marmeladen und einen Mini-Auflauf mit Ei, Tomate und Basilikum. Jean-Yves geht in seiner Rolle als Gastgeber voll auf; hin und wieder habe ich das Gefühl, am liebsten würde er uns füttern…
Nachdem er uns sehr nett verabschiedet hat, umrunden wir noch den Rest der Insel. Ist nicht mehr viel, aber wir kommen wesentlich langsamer voran als gestern, auch weil zumindest anfangs längst nicht so viele bekloppte Raser unterwegs sind. Es gibt wunderschöne Herbstfarben, putzige Häuschen und hübsche kleine Kirchen zu bewundern.
An der Spitze der Insel ist von einigen Punkten auch ein nicht übler Blick bis nach Quebec geboten – wobei das Drumrum rund um die Altstadt jetzt auch nicht sooo hübsch ist…
Wegen des günstigen Klimas wird hier übrigens sogar Wein produziert. Haben wir aber nicht probiert.
Bald nähern wir uns wieder der Pont d’Orleans und bekommen schon einen kurzen Blick auf unser nächstes Ziel.
Auf der anderen Seite der Brücke warten schon die Chutes Montmorency (für die Nichtfranzosen: Montmorency Falls ) auf uns. Erstmal fällt mir bei der Parkgebühr von 11$ die Kinnlade runter, aber immerhin kostet der Eintritt nichts. Früher war die Parkgebühr halt günstiger und man mußte extra nochmal für den Eintritt zahlen. So gleicht sich das wieder aus. Würde man mit der Seilbahn fahren wollen, würde das natürlich extra kosten, aber das wollen wir eh nicht. Auf uns warten nämlich knapp 500 Stufen…
Erstmal wird der imposante Wasserfall (mit 83 Meter ist er der höchste in der Provinz und, wie das „Marketing-Team“ nicht müde wird zu erwähnen, 30 Meter höher als die Niagarafälle ) von weitem begutachtet. Sieht ja schon mal nicht übel aus.
Etwas näher wagen wir uns natürlich auch noch heran. Genaugenommen gehen wir sogar so nahe ran wie nur möglich, auch wenn wir dabei tüchtig naß werden. Maid und Missjöh of the Mist sozusagen… Gehört aber zu dem Spaß dazu.
Anschließend machen wir uns daran, die bereits erwähnten knapp 500 Stufen zu erklimmen.
Von oben bietet sich dann ein großartiges Panorama, wobei momentan die Sonne nicht so wirklich günstig steht.
In dem Wald, durch den der weitere Weg führt, tobt auch gerade der Herbst. Herrlich!
Weiter geht’s über die Hängebrücke, die direkt über den Wasserfall führt.
Ist nicht unbedingt was für Höhenängstler, aber wir finden’s cool. Witzigerweise entdecke ich hier am Geländer einen Aufkleber, mit dem man in dieser Ecke so gar nicht rechnet…
Bei dieser Gelegenheit entsteht auch das einzige Foto von mir mit Missjöh, das ich mit euch teile… Tadaaaaaaaa:
Von der anderen Seite, etwas unterhalb, kann man nochmal den Fall und die allgemeine Aussicht sowie die lokale Flora und Fauna bewundern.
Als nächstes führt uns der Weg zum Manoir Montmorency. Hier gibt’s unter anderem ein Restaurant (wir haben aber noch lange keinen Hunger), eine Boutique mit überteuertem Kitsch, den hauptsächlich ältere Amerikaner kaufen, und praktischerweise auch öffentliche Toiletten. Außerdem sieht das Gebäude von außen auch nicht unnett aus.
Anschließend geht’s wieder über die Brücke und nochmal durch das kleine Waldstück, diesmal abseits des Weges auf einem kleinen Trampelpfad, wo man herrlich durchs Laub rascheln kann. Hab’ ich als Kind schon total gern gemacht.
Auch nach unten nehmen wir die Treppe – geht deutlich schneller als hoch. Trotzdem ist es fast ein Uhr, bis wir wieder beim Auto sind. Von unserem heutigen Etappenziel sind wir aber eh nicht weit weg. Bis Quebec sind’s nur einige Kilometer, und eine Unterkunft ist auch halbwegs schnell gefunden. Auf gar keinen Fall wollen wir wieder in das Kämmerchen, in dem wir zu Beginn der Reise waren, deshalb versuchen wir es im Hotel La Maison Demers, da waren wir schon mal bei meinem allerersten Kanada-Besuch, der zugegebenermaßen im letzten Jahrhundert stattfand. Verändert hat sich hier seitdem nichts; nicht mal die Preise sind enorm gestiegen. Für günstige 75$ bekommen wir ein handliches Zimmer, das zwar nicht unbedingt modern ist, aber für die eine Nacht paßt es schon. Frühstück und Parken im bereits bewährten Parkhaus um die Ecke sind ebenfalls inklusive.
Nach einem kleinen Päuschen laufen wir gegen halb drei wieder los – in T-Shirt und Sandalen. So langsam wärmt sich’s wieder auf. Diesmal erklimmen wir zunächst die Remparts, die Festungsmauern, die sich noch in einem Teil der Altstadt finden. Von hier hat man auch einen tollen Blick auf die interessanten alten Gebäude.
Wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet, bummeln wir gemütlich durch die Rue St-Jean…
…und weiter zum Chateau Frontenac, an dem man hier einfach nicht vorbeikommt, und zur Terrasse Dufferin. Hier ist nicht zuletzt wegen des viel besseren Wetters deutlich mehr los als bei unserem letzten Besuch.
Über die Promenade des Gouverneurs, wo nochmal gut 300 Stufen zu bewältigen sind, laufen wir hoch zur Zitadelle und querfeldein zu Jardin Jeanne d’Arc, wo alles für Halloween dekoriert ist. Sogar die Laternen haben orangefarbene „Mützen“ – das müßte nachts auch cool aussehen!
Auf dem Rückweg kommen wir an der Manège Militaire vorbei, die vor 5 Jahren ziemlich spektakulär gebrannt hat (und nein, ich war da nicht vor Ort! ) und mittlerweile – in meinen Augen ein bißchen unhübsch –ausgebessert wurde.
Dann laufen wir nochmal an der Zitadelle entlang…
…und genießen die schöne Aussicht oberhalb der Terrasse Dufferin. Sieht auch viel besser aus als letztes Mal.
Gegen halb sechs sind wir wieder im Hotel, halten uns aber nicht lange auf, sondern ziehen uns nur um (langsam wird’s wieder frisch) und gehen noch lecker etwas futtern, und zwar im Restaurant Le Saint Amour (das ist wieder was für Uschis Muskel ). Vollgefressen, glücklich und müde von den vielen Stufen geht’s auch heute wieder zeitig ins Bett.
gefahrene km: 45
Unterkunft: Hotel La Maison Demers – Preis: 75$ plus Steuern – einfache Zimmer ohne großen Luxus, aber für die Lage unschlagbarer Preis; einfaches Frühstück und Parken im nahegelegenen Parkhaus inbegriffen (würde schon 18$ pro Nacht kosten!)
Wort des Tages: „Snawey“ ist das Mi’kmaq-Wort für den Zuckerahorn, dessen Blatt auch die kanadische Flagge ziert. Der Baum ist hauptsächlich für seinen Saft bekannt, aus dem durch Einkochen Ahornsirup gemacht wird. Diese Technik wandten die Natives schon vor tausenden von Jahren an!