Backroadtour im West Tavaputs Plateau, Utah

  • Das Tavaputs Plateau ist ein Teil der Colorado Plateaus und liegt in Ost-Utah (West Tavaputs Plateau) und West-Colorado (Ost Tavaputs Plateau) nördlich der Interstate 70. Das bewaldete West Tavaputs Plateau ist bis etwa 10000 Feet hoch und ist eines der schroffsten Gebiete in Utah. An den Rändern fällt das Plateau teilweise in hohen Stufen abrupt ab. Es ist durchfurcht von Canyons und Cliffs. Die bekanntesten Cliffs sind die Book Cliffs im Westen und Süden und der bekannteste Canyon ist der Nine Mile Canyon im Westen. Es wachsen hauptsächlich Douglas Fir und Aspen und in den Wäldern sind Mule Deer und Elks beheimatet sowie ein Großteil der Utah lebenden Schwarzbären.


    Derzeit gibt es Bestrebungen, um weite Gebiete des Plateaus für die Erdgasindustrie zu erschließen.


    Im Herbst 2010 wollte ich eigentlich eine Tour zu einem Viewpoint am Green River machen. Aber im Internet hatte ich gelesen, dass ein paar Stellen recht heikel sind und fragte daher beim BLM in Price nach. Nachdem man einen kompetenten Angestellten geholt hatte, sagte er scherzhaft zu mir: Falls ich einen reichen Erbonkel hätte, dann sollte ich ihn dort hinschicken. Aber ernsthaft fügte er hinzu, dass die Road nicht passierbar sei, ein Stück wäre abgerutscht. Ich fragte dann nach einem Loop Nine Mile Canyon - Dry Canyon - US6 und ich erhielt die Auskunft, dass dies machbar sein müsste. Allerdings könnte es, da es gerade geregnet hatte, etwas problematisch sein. Zwei Tage später habe ich die Tour dann in Angriff genommen.



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    erstellt mit DeLorme Topo USA (www.delorme.com)


    Profil der Route:


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    Alle Meilenangaben beziehen sich auf Start oder auf den vorherigen Punkt.


    Kurz vor Wellington ging es von der US6 ab auf die Soldier Creek Road (Asphalt) und dann ca. 4,7 Meilen nach Norden. Ab hier heißt die Road Nine Mile Canyon Road. Nach etwa 12,7 Meilen hörte der Asphalt auf und die Nine Mile Canyon Road führte als gute Gravelroad weiter. (Irgendjemand schrieb hier im Forum, dass der Nine Mile Cnayon asphaltiert werden soll bzw. schon ist). Anfangs war die Strecke recht unspektakulär. Doch das änderte sich, als es in den Nine Mile Canyon ging.



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    Als erstes muss man wissen, dass der Nine Mile Canyon nicht 9 Meilen sondern 40 Meilen lang ist. Er ist für seine große Konzentration von mehr als 10000 Petroglyphs bekannt, die in einem Zeitraum von etwa 8000 Jahren während der Archaic und Fremont Kultur hier entstanden sind. Das erste Major Panel erreicht man nach 26,5 Meilen. Schon die Lage gefiel ausgesprochen gut.



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    Aber auch Ghost Town Fans kommen auf ihre Kosten, denn nach etwa 30,7 Meilen erreicht man Harper Ghost Town. Die Holzgebäude, die man heute hier sieht, sind die Überreste einer Postkutschen Station, eines Post Office und einer Schule. Der Ort war zuerst als Lee Station bekannt und wurde später in Harper umbenannt. Da der Canyon recht schmal ist, zog sich der Ort Harper etwa eine Meile den Canyon entlang.



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    Etwa bei Meile 32,3 sieht man auf der linken Seite den Balanced Rock.



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    Auch hier findet man Petroglyphs



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    Entlang der Road gibt es weitere Petroglyphs und Zeugnisse der frühen Besiedelung wie z. B. Granaries, die man jedoch teilweise nur schwer erkennen kann.



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    Weitere Infos und Bilder zum Nine Mile Canyon gibt es in diesem Beitrag, Nine Mile Canyon.


    Vor allem ist für mich der hintere Teil des Nine Mile Canyons sehenswert.



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    Im Nine Mile Canyon muss man gut aufpassen, denn es sind große Trucks der Erdgasgesellschaften unterwegs.



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    Irgendwie passt der Truck so gar nicht in das Landschaftbild.


    Nach 44 Meilen führt die Dry Canyon Road nach rechts in den Dry Canyon hinein. Schon nach ca. 80 Meter muss man den Nine Mile Creek durchqueren, der normalerweise trocken ist bzw. wenig Wasser hat. Aber da es zwei Tage vorher geregnet hatte, führte er ziemlich viel Wasser und es gab kein Durchkommen. Ein kurzes Stück weiter überquert zwar eine Brücke den Creek, aber diese in Privatbesitz und führt zu einem eingezäunten Gelände der Gasgesellschaft. Es stand dort auch ein Schild „No Trespassing“.
    Eigentlich war hier mein Vorhaben einen Loop zu fahren hier schon zu Ende, eigentlich.


    Bei einer früheren Tour bin ich ein kurzes Stück in den Dry Canyon hinein gefahren. Die Road ist schmal und einspurig, aber der Canyon ist wunderschön.


    Hier Bilder von der damaligen Tour:



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    Auch hier findet man ein paar interessante Petroglyphs



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    Wegen einer Schlechtwetterfront musste ich damals leider zurückfahren.



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    Aber jetzt war das Wetter OK und ich fuhr auf der Nine Mile Canyon Road weiter, denn ich wollte - bevor es zurück ging - mir wenigsten die Petroglyphs im Cottonwood Canyon anschauen.


    Nach 46,6 Meilen bog ich nach rechts auf die Cottonwood Canyon Road ab und für etwa eine Meile verliefen die beiden Roads im Nine Mile Canyon parallel.



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    Dann zweigt die Cottonwood Canyon Road nach Süden ab, in den Cottonwood Canyon hinein.



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    Ziemlich am Anfang des Cottonwood Canyon kann man schöne Petroglyph Panels bewundern, darunter auch das bekannte Hunter Panel. Früher konnte man direkt am Panel entlangfahren und halten, heute ist es eingezäunt und man muss vom Parkplatz ein paar Meter bis zum Panel laufen.



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    Ich hatte noch viel Zeit, die Cottonwood Canyon Road sah gut aus, und so überlegte ich nicht lange und fuhr weiter. Ich wollte wissen, wohin diese gute Road führt.


    Zuerst ging es spektakulär durch den engen Cottonwood Canyon. Auch hier muss man jederzeit mit großen Trucks rechnen. Darum soll man gerade bei den nicht einsehbaren Kurven auch nur die 10 mph, wie auf den Schildern stand, fahren. Schnell voran kommt man aber sowieso nicht, denn die Landschaft verführt immer wieder zum Anhalten und Fotografieren.



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    Nach 53,4 Meilen erreichte ich den Abzweig, von dem die Road zu dem Viewpoint am Green River führt. Es juckte mir in den Fingern bzw. in den Füßen. Aber die Vernunft siegte, ich entschied mich, kein Risiko einzugehen und so fuhr ich auf der Cottonwood Canyon Road weiter. Die Road stieg erst langsam an und führte dann ziemlich steil aus dem Cottonwood Canyon hinaus. Auf dem steilen Stück fuhr ich nur knapp 10 mph. Oben angekommen (nach 56,2 Meilen) war erst einmal ein Fotostopp angesagt. Die Road war hier immer noch in einem hervorragenden Zustand.



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    Bei Meile 58,3 knickte die gute Gravelroad (Flat Iron Mesa Road) nach rechts ab. Geradeaus führt eine Dirt Road weiter, die ich jedoch ignorierte und folgte der guten Road auf die Flat Iron Mesa. Hier gingen immer wieder Stichstraßen ab. Ich hatte die Hoffnung, dass eine dieser Roads in den Dry Canyon hinunter führt, aber sie endeten immer bei Erdgaseinrichtungen. Die Flat Iron Mesa Road endete dann an einer Erdgaseinrichtung und ich fuhr zurück. Jetzt war mir auch klar, warum die Road in einem so guten Zustand war. Erst als ich abends wieder im Motel war, ist mir aufgefallen, dass ich von der Flat Iron Mesa Road und Umgebung keine Bilder gemacht hatte. Es war aber auch nichts Sehenswertes dabei, es wäre nur das Alibifoto gewesen - ich war dort gewesen.


    Innerlich wurmte es mich, dass ich den gleichen Weg wieder zurück fahren sollte, aber schließlich musste ich ja irgendwie wieder zurück. :wut1:


    Als ich an der Stelle vorbeikam, an der die Dirt Road abzweigt, hielt ich an und schaute mir die ersten Meter an. Schon direkt am Anfang konnte man sehen, dass an der Dirt Road lange nichts mehr gemacht wurde. Aber ich schätzte sie als fahrbar ein. Nach meinen Karten führt sie weiter hinauf auf das West Tavaputs Plateau. Die Dirt Road soll laut Karte in eine 4WD-Track übergehen und dann irgendwo enden.


    Zeit war ja noch reichlich - so gab ich mir einen Ruck und bog auf die Dirt Road ab. Mal sehen, wie weit ich komme. Zuhause habe ich dann in einem meiner Backroad Books gelesen, dass es sich bei der Dirt Road um den Twin Hollow Trail handelt. Es ging zuerst wieder steil bergauf, die Road war um ein vielfaches schlechter als die Cottonwood Canyon Road. Sie war teilweise einspurig, zerfurcht, steinig und hatte ziemlich viele Längsrillen. Für Hardcore-Offroader war das sicherlich eine leichte Route, aber mir macht das fahren auf solchen Roards keinen Spaß. Zum Glück war das Stück nicht sehr lang, sonst wäre ich sicherlich umgekehrt. Auch von diesem Teil der Tour habe ich keine Fotos, denn ich war froh unbeschadet das Teilstück überwunden zu haben. Nach einem kurzen ebenen Stück führte die Road immer weiter bergauf und die Landschaft änderte sich total. Die Hügel wurden kahl und in den Tälern konnte man kleine Wälder sehen, die vor allem jetzt zur Herbstzeit gelb leuchteten.



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    Mit Erstaunen habe ich bei einem Blick auf mein GPS Gerät festgestellt, dass ich hier schon auf über 9000 Feet war.


    Die weiteren Meilenangaben beziehen sich auf den Abzweig Cottonwood Canyon Road/Flat Iron Road/Dirt Road.


    Dann hatte ich den Punkt erreicht, auf der es lt. meiner Karte nicht mehr weiter ging, hier die Fahrspur zu Ende sein sollte (5,9 Meilen). Aber zu meinem Erstaunen sah ich, dass der 4WD-Track weiter ging und ich machte mir Hoffnungen, dass die Fahrspur doch noch zu der Dry Canyon Road führen würde. Die Richtung stimmte jedenfalls. Was soll ich sagen, ich freute mich riesig, als ich nach ca. 6,7 Meilen eine „richtige“ Gravelroad erreichte, es war die Cold Spring Draw Road. Jetzt stand fest, ich musste nicht mehr zurückfahren. :SCHAU:
    Von hier ging es immer noch weiter bergauf und in der Nähe des Bruin Point (Meile 8,5) hatte ich den höchsten Punkt der Tour erreicht, lt. GPS Gerät 10036 Feet oder 3059 Meter.
    Die Aussicht war grandios und ich hielt mich eine ganze Weile hier auf, denn ich brauchte ja nicht mehr den ganzen Weg zurück zu fahren.



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    Trotzdem es diesig war, konnte man in der Ferne die San Rafael Swell und die Ebene erkennen, in der die US 6 entlang führte. Dort musste ich hin, allerdings lag die US 6 etwa 1400 Meter unter mir.


    Die Fahrt vom Bruin Point auf der Water Canyon Road hinunter ist auch nicht ganz ohne. Es war überwiegend Lehm, auf dem man fuhr. Auf solchen Strecken fahre ich ja gerne, aber die Road war steil, schmal und hatte einige Switchbacks. Bei Regen hat man hier keine Chance, ein Absturz ist dann vorprogrammiert. An geeigneten Stellen hielt ich an um ein paar Fotos zu machen, denn der Fall Foliage war hier fast auf dem Höhepunkt.



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    Nach 14 Meilen erreichte ich den Whitmore Canyon und hatte hier nun auch wieder Asphalt unter den Rädern.


    Von dem kleinen Örtchen Sunnyside sind es auf direktem Weg nur noch knapp 9 Meilen bis zur US 6. Ich fuhr aber über die UT124 zur US 6, aber es gab nichts besonderes mehr zu sehen. Nach ca. 100 Meilen erreichte ich wieder die US6. Ein toller Backroadtag lag hinter mir, auch wenn er anderes verlaufen war als geplant. :) :gg:


    Anmerkung:
    In dem Gebiet gibt es viele Backroads, meist angelegt von den Erdgasgesellschaften. Diese sind auf den allgemeinen Karten teilweise gar nicht oder falsch eingezeichnet. Daher sollte man schon wissen, was man tut und wo man entlang fährt. Auch sollte man immer genügend Benzinreserven haben, damit man auf demselben Weg wieder zurückfahren kann.

    • Offizieller Beitrag

    Da sieht man wieder, was :Utah; so alles bietet :!! . DANKE, Gerd :clab: .


    LG,


    Ilona


    Das stimmt, Utah hat viel zu bieten. Und vor allem muss man bedenken, dass das Gebiet ja quasi direkt neben der San Rafael Swell liegt. Ich bin auch immer wieder überrascht und fasziniert von diesen Gegensätzen.


    Vielen Dank für die Zusammenfassung und Gerd ich hab gesehen, wann du den Bericht abgeschickt hast. :EEK: :EEK: Schläfst du jetzt, wie Haiko, auch nicht mehr? ;)

    Ulrich hat Schuld. :gg: Ich konnte ihn in der Nacht ja nicht alleine im Forum lassen. ;) ;) ;)

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