Due South 2012

Tag 16 – 1. Juni 2012

Twentynine Palms

Bis auf eine kleine Störung um fünf Uhr morgens, als einer die Eismaschine um die Ecke plündert, schlafe ich mal wieder richtig gut durch bis halb acht. Ups, fast verschlafen…

Das Frühstück ist hier ganz passabel, halt das übliche full breakfast mit Eier-Patty, Biscuit und dem Standardzubehör.

Für den Tag gestärkt verlasse ich das klimatisierte Hotel – das fühlt sich an, als wenn man gegen eine Wand läuft, denn es hat jetzt schon wieder 96°! Da schwant mir schon Übles für die geplanten Wanderungen…

Erstmal geht’s eh ein Stück per Auto zu meinem heutigen Ziel, dem Joshua Tree NP. Und weil ich den quasi „von hinten aufrollen“ will, fahre ich erstmal nach Yucca Valley und nehme diesen Eingang. Das bereue ich nicht, denn die Landschaft ist auch hier sehr sehenswert, und es gibt nicht nur die berühmten Bäume (die ja eigentlich Liliengewächse und mit den Yuccas verwandt sind), sondern auch hübsches Gestrüpp.

Beim Hidden Valley Trailhead parke ich zum ersten Mal richtig (nach zahllosen Fotostops) und laufe ein paar Meter den Trail 'rein. Leider ist hier irre viel los, und gepaart mit der Hitze törnt mich das irgendwie ab, deshalb verzichte ich von vornherein darauf, den ganzen Trail zu machen. Und aus diesem Grund nehme ich auch nix zu trinken mit, was eine furchtbar aufdringliche Tussi dazu veranlaßt, mich fünf Minuten lang zuzutexten, daß ich unbedingt Wasser brauche und sie gerne mit mir zu ihren Auto zurückgehen und mir was von ihrem Wasser abgeben würde. Nachdem ich ihr gefühlte zehnmal erklärt habe, daß ich nur ein paar Meter laufe und deshalb kein Wasser brauche, und das mit wachsender Lautstärke, kapiert sie es endlich. Den Trail jedenfalls will ich mir irgendwann mal zur Gänze vornehmen, aber nicht heute. Wie gesagt, viel zu überlaufen…

In der Hoffnung, daß es beim nächsten Trail besser ist, fahre ich zum Barker Dam Trailhead und voilà, da ist tatsächlich weniger los. Nicht nix, aber weniger. Hätte ich nicht gedacht. Trotz Hitze und stellenweise tiefem Sand laufe ich diesen Trail komplett ab.

Ist auch wirklich sehr schön, auch wenn – wen wundert’s – kein Tröpfchen Wasser im Reservoir ist. Bin halt nicht Captain Deluge.

Nette Blümchen gibt’s hier auch wieder zur Genüge, hauptsächlich Kaktusse und an einer Stelle auch sehr viel Cushion Buckwheat sowie Creosote-Büsche (eigentlich schon eher Bäume), im Volksmund auch „Little Stinker“ genannt. Der Name ist allerdings irreführend, denn klein sind die Dinger nicht.

Die von Disney verunstalteten (Hooray for Hollywood! ) Petroglyphs schaue ich mir natürlich auch an, aber nur kurz, denn da steht eine Gruppe Vollpfosten herum, die offensichtlich meinen, sie hätten diese Ecke für sich gebucht. Naja, schieße ich meine Fotos halt um ihre häßlichen Köpfe herum.

Ziemlich durchgeschwitzt erreiche ich nach 1,3 Meilen das Auto und fahre weiter zum Keys View. Beeindruckend, aber diesig…

Weil’s mir langsam wirklich zu heiß wird, fahre ich mit ein paar Fotostops weiter und verzichte auf jegliche Art von anstrengender körperlicher Betätigung. Am Ryan Campground wollte ich eigentlich das berühmte „Felsen-zwischen-zwei-Joshua-Trees“-Bild machen, aber der ist leider geschlossen. Der Campground, nicht der Felsen. Naja, mach’ ich halt ein anderes Bild. Ich bin ja flexibel. Genau wie offensichtlich manche Joshua Trees.

Dann geht’s weiter zum Ryan Mountain Trailhead – der Trail würde mich schon reizen, aber nicht bei diesen Temperaturen. Hat den eigentlich schon mal jemand hier gemacht? Ich jedenfalls beschränke mich auf ein paar Schritte bis zu einem Punkt, wo man den Roof Arch gut sieht, und auf ein paar Fotos desselbigen.

Mit einem weiteren kurzen Stop am Skull Rock (im Gegensatz zu anderen finde ich den auf Anhieb )…

…fahre ich erstmal zurück nach Twentynine Palms und verschiebe alle weiteren Aktivitäten auf später. Hier wird erstmal für stolze 4,09$ (das ist noch das billigste! ) vollgetankt – läßt sich leider nicht vermeiden, denn die Kiste mault schon wieder. Dann geht’s ins Hotel, wo ein ausgiebiges Päuschen inkl. Siesta fällig ist. Was anderes kann man bei diesen Temperaturen auch nicht machen.

Gegen halb fünf fahre ich dann aber nochmal los – bei immer noch 105°. Heftig. Deshalb fahre ich erstmal mit einigen wenigen Fotostops (wenn man das Fenster aufmacht, fühlt es sich fast an, als würde jemand mit einem heißen Föhn 'reinpusten)…

…durch bis zum Cholla Cactus Garden. Kann ja schließlich hier nicht verschwinden, ohne die niedlichen Teddys zu besuchen. Interessant finde ich übrigens, daß die sich nur dadurch fortpflanzen, indem sie ihre Ärmchen abwerfen, die sich dann, vom Wind oder als blinde Passagiere im Fell von Tieren verbreitet, woanders häuslich niederlassen. Man vermutet sogar, daß alle Chollas hier von einer einzigen Pflanze abstammen. Fleißig, fleißig. Daran könnte sich – kleiner Insiderwitz für André – sogar Robert Baratheon mit seinen vermutlich sechzehn Sprößlingen ein Beispiel nehmen.

Auf jeden Fall muß man, wenn man hier herumspaziert, aufpassen, daß man nicht an den niedlichen Teddys hängenbleibt. Die heißen nämlich nicht umsonst auch Jumping Chollas. Anspringen tun die einen zwar nicht, aber sie krallen sich an allem fest, was ihnen zu nahe kommt, und ich habe mir sagen lassen, daß das ganz schön schmerzhaft sein kann. Aber sie sehen halt einfach irgendwie kuschelig aus.

Auch dem Ocotillo Patch statte ich einen kleinen Besuch ab, aber die haben leider schon verblüht, also keine Lippenstifte mehr (sorry, Haiko).

Hier kehre ich dann um und fahre zum White Rock Campground. Naja, bis zu der Schranke, mit der die Zufahrt gesperrt ist. Scheint, daß außer mir hier nur wenige Bekloppte bei der Hitze unterwegs sind, deshalb ist nicht viel genug los, um alle Campgrounds geöffnet zu lassen. Naja, egal, die Gegend ist so und so toll, und der Trail zum Arch Rock verlängert sich dadurch auch nur unwesentlich. Mittlerweile ist es auch schon ein bißchen kühler geworden (so um die 100°)…Schon lustig, was hier alles herumliegt.

Einer hat hier sogar seine Semmel vergessen…

Bis auf ein paar hektische und sehr schüchterne Chipmunks bin ich mal wieder vollkommen allein unterwegs.

Der Arch Rock ist wirklich schön, zumal ich beim Hochklettern feststelle, daß der fast volle Mond sich direkt in der Öffnung befindet. Sieht man nur leider auf dem Foto nicht so besonders gut.

Aber der Arch ist nicht das einzige, was es hier zu sehen gibt. Überhaupt ist diese Ecke einfach klasse.

So langsam neigt sich der Tag aber dem Ende zu, deshalb fahre ich mit vielen vielen Stops Richtung Ausgang.

Als krönenden Abschluß kriege ich dann noch einen klasse Sonnenuntergang geboten, obwohl’s erst gar nicht danach aussah. So lasse ich mir das gefallen!

Bei immer noch 95° (für uns 35) komme ich schließlich ins Hotel zurück. Wow, das war trotz der „Zwangsmittagspause“ ein richtig toller Tag. Und der Joshua Tree NP hat mich ganz bestimmt nicht zum letzten Mal gesehen.

PS: Heute gibt’s zwei Karten, eine für die Vormittagstour, eine für die am Nachmittag/Abend. Sonst wär’s zu unübersichtlich geworden…

Karte 1 - Vormittagstour


Größere Kartenansicht

Karte 2 - Nachmittagstour


Größere Kartenansicht

Zitat von PhilippJFry

Klingt wie japanisches Essen.

Oder die japanische Version von South Park.

Zitat von WeKa

Claudia, immer wieder schön anzusehen der Joshua, keine Frage!

Zitat von Schneewie

Im Jahr 2000 sind wir den Ryan Mountain Trail gelaufen, allerdings nicht bis oben. Es war einfach zu heiß und machte nicht so richtig Spaß.
Wenn mich meine Erinnerung nicht trübt, war der Trail auch nicht so interessant. Ging einen Weg am Berg hoch, ohne nennenswerte Aussicht bzw. interessante STellen unterwegs.

Gut zu wissen, danke. Dann hab' ich ja nicht viel verpaßt.

Zitat von Schneewie

Deine Bilder vom Yoshua Tree machen auf jeden Fall Lust, den Park 2015 mal wieder zu besuchen. Nach 15 Jahren sicherlich nicht verkehrt.

Bei mir waren's zwar nur 14 Jahre, aber auch das war schon zu lang.