Montag, 28.9.15: Escalante Heritage Center, Sunset Arch und Moonrise Arch
Getreu meinem Motto «Nach einem intensiven Tag folge ein lockerer» ist heute «easy day» angesagt. So besuche ich am Morgen das Escalante Heritage Center beim östlichen Ortsausgang. Dort erfahre ich viel Spannendes zum Durchzug von Mormonenpionieren in den Jahren 1879/80.
Seit Jahren interessiert mich die Hole in the Rock Road in der Nähe von Escalante wegen der vielen Naturwunder an ihrer Strecke einerseits sowie wegen des dramatischen «Hole-in-the-Rock»-Crossings andererseits.
Ende der siebziger Jahre im 19. Jahrhundert war ein Treck aus dem mittleren Utah nach Süden aufgebrochen, um neues Siedlungsland im Grenzgebiet der Four Corners zu finden. Dabei kamen sie auch bei Escalante vorbei. Die Anführer entschieden sich bei der Wahl der nächsten Etappe für den kürzesten, jedoch weitgehend unbekannten Weg über die Ebene zwischen Escalante River und Fiftymile Mountain mit der anschliessenden Überquerung des Colorado Rivers. Dabei musste ein Durchgang durch die fast lückenlose Felsenkette vor dem Fluss gefunden werden. Eine breite und tiefe Felsspalte schien am besten dazu geeignet: das von den Pionieren so genannte «Hole in the Rock».
Das Heritage Center zeigt im Aussenbereich grossformatige Bilder von den damaligen dramatischen Ereignissen. Sie sind auf Dauer ausgestellt und können frei besichtigt werden.
In meinem Foto-Archiv habe ich dazu zwei Aufnahmen aus dem Jahre 2013 gefunden. Damals bin ich die HITTR bis zum (schwierigen) Ende beim Hole in the Rock gefahren. Am Ende bildet die Road eine Schleife, an der auch das Visitor Register zu finden ist.
Das «Hole» ist in Wirklichkeit ein schmaler Felsspalt mit einem unglaublich steilen Abstieg.
Im Herbst des Jahres 1879 machten sich die 250 Treckangehörigen, Männer, Frauen und Kinder, mit 26 Planwagen auf den Weg zum Hole in the Rock. Während mehrerer Wochen wurde daran gearbeitet, den steilen Felsdurchgang hinunter zum Colorado River für den Treck passierbar zu machen.
Am 26. Januar 1880 konnte der gefährliche Abstieg beginnen. Heute erscheint es kaum mehr möglich, dass durch den Felsspalt hinunter Planwagen «gefahren» sein sollen. Und doch ist es wahr. Eine Metallinschrift beim Durchgang bezeugt das Ereignis. Alle Siedler erreichten schliesslich das Ufer des Colorado, überquerten den Fluss und fanden Wochen später auch ihr neues Siedlungsgebiet bei der heutigen Stadt Bluff. Statt der geplanten sechs Wochen waren die Pioniere allerdings sechs ganze Monate unterwegs gewesen. Keiner der Teilnehmer ist auf diesem Zug ums Leben gekommen. Dagegen wurden zwei Kinder geboren.
An all dies erinnert das Escalante Heritage Center mit zahlreichen Bildern, Texten, Gegenständen sowie einem spannenden Video.
Es passt gut zu diesem Besuch, dass ich für den Nachmittag gerade ein Ziel an der HITTR im Sinn habe: Sunset Arch und Moonrise Arch in der Nähe des Fourty Mile Ridge.
Die BLM-Road 200, wie die HITRR offiziell heisst, zweigt fünf Meilen östlich von Escalante von der UT12 nach Süden ab. Nach einem kurzen Stück Gravel Road wird die Piste sandig und zu einem mehr oder weniger durchgehend kräftigen Washboard. Bis zum Devils Garden lässt sie sich allerdings recht zügig fahren; danach wird das rhythmische Rattern unter den Rädern spürbar stärker. Es gilt hier, die beste Geschwindigkeit herauszufinden: nicht zu schnell, aber eben auch nicht zu langsam, damit nicht jede Rille mitgenommen wird.
Nach 36 Schüttelmeilen erreiche ich den Fourty Mile Ridge. Hier zweigt die Road 270 nach Osten zum Sunset-Arch-Trailhead ab. Ich fahre jedoch zuerst noch eine Meile auf der HITRR weiter, denn bis zum Sonnenuntergang habe ich noch genügend Zeit und kann so auch den Dance Hall Rock besuchen. Das riesige Felsengebilde liegt in Strassennähe. Auf einem kleinen Parkplatz unweit vom Rock stelle ich den Patriot ab.
Der Tanzfelsen weist eine markante Form auf. Je nach Perspektive passt der Name sehr gut.
Ausser von vorn und von der Seite erweist sich der Ort auch hintenrum als interessante Stätte. Es reizt mich, dort die Felsen zu besteigen, denn dies ist ohne grössere Gefährdung möglich. Oben geniesse ich den Blick über Felsenlandschaft und angrenzende Ebene.
Beim genaueren Hinsehen erkenne ich, dass im Sandsteinmassiv mehrere grosse und tiefe Löcher vorhanden sind, z.T. mit überwachsenem Boden. Nur nicht hineinfallen, denke ich. Ein Hinaussteigen scheint unmöglich, und es könnte Tage dauern, bis wieder jemand den hinteren Teil des Dance Hall Rock besucht.
Langsam wird es nun Zeit, zum Sunset-Arch-Trailhead zu fahren. In wenigen Minuten erreiche ich wieder die Abzweigung auf dem Forty Mile Ridge. Ab hier ist es ratsam, mit einem 4WD unterwegs zu sein, da tiefe Sandpassagen das Weiterkommen massiv erschweren können. Das habe ich im Herbst 2013 erlebt, als ich hier einige Schwierigkeiten zu meistern hatte. Nach weiteren vier Meilen erkenne ich auf einer kleinen Anhöhe den riesigen Wassertank und stelle den Patriot dort ab. Auf dem Platz neben dem Tank hat sich gerade eine Gesellschaft einheimischer Naturfreunde breitgemacht. Wie es scheint, wollen sie auf der Anhöhe übernachten.
Ich schnüre meine Wanderschuhe und mache mich auf den ca. 45-minütigen Weg zum Sunset Arch. Bereits vom Trailhead aus ist er in der Ferne zu erkennen. Und so geht es Richtung Süden möglichst direkt auf den Arch zu, ohne dass ich mich von den zahlreichen kratzenden Büschen unterwegs allzu stark stechen lasse.
Schon aus der Distanz von einigen hundert Metern wirkt der Arch unglaublich attraktiv. Er steht zudem genau am richtigen Ort in der passenden Landschaft.
Näherkommend bin ich sehr beeindruckt von der bizarren Form und der Schönheit des Felsenbogens.
Diese Ansicht gefällt mir am besten.
Ein zusätzlicher Reiz liegt beim Sunset Arch darin, dass er von verschiedenen Seiten eine interessante Ansicht bietet. Von Westen ähnelt er einem Drachen:
Auch die Perspektive aus Süden regt die Fantasie an.
Ein Blick durch den Sunset Arch zeigt den 300 m entfernten, etwas tiefer liegenden Moonrise Arch.
Ich geniesse die Zeit in der Einsamkeit vor Ort, esse mein mitgebrachtes Picknick und erkunde dann die Umgebung. Später mache ich mich noch auf den Weg zum Moonrise Arch. Viele Besucher unterlassen diesen kleinen Abstecher. Ein Fehler, wie ich meine. Der kleinere Bruder ist vielleicht nicht ganz so eindrücklich wie der grosse, aber sicher auch einen Besuch wert.
Luftige Wölkchen am Himmel dekorieren den Anblick des Arches.
Der Sunset Arch vom Moonrise Arch aus:
Die Sonne hat den Horizont noch nicht erreicht, als ich mich langsam auf den Rückweg mache. Wandern durch unwegsames Gelände bei hereinbrechender Dunkelheit ist nicht so mein Ding. In der Dämmerung erreiche ich den Parkplatz beim Wassertank. Die Naturfreunde haben sich inzwischen häuslich eingerichtet.
Ohne Mühe bringt mich der Patriot über den Fourtymile Ridge wieder auf die HITRR. Anderthalb Stunden später fahre ich durchgeschüttelt, aber wohlbehalten beim Circle D in Escalante vor. Ich bin sehr zufrieden mit diesem Tag.