Due South 2012

…oder auch „Wildfire Woman im Glutofen“…

Jetzt wo der Streß bei mir endlich ein bißchen nachläßt, komme ich auch wieder mal dazu, euch mit einem Reisebericht zu quälen erfreuen.

Ganz untypisch für mich gibt’s diesmal gar nicht viele Ruinen und Felsmalereien, dafür aber viel Landschaft und ein paar Ecken des Südwestens, in denen ich zum allerersten Mal war. Dafür habe ich Highlights wie die Gegend um Moab oder Bryce und Grand Canyon komplett mit Nichtbeachtung gestraft. Die verändern sich schließlich in einem halben Jahr nicht so enorm.

Überraschenderweise kommen auch ziemlich wenige Vollpfosten und Schnecken vor – dafür gibt’s ein Erlebnis mit einer einzelnen Dame, die die Dummheit aller mir bisher begegneten Vollpfosten in sich vereinte. Aber mehr dazu am Tag 8.

Ansonsten gibt’s viel Sonne (am Tag 4 sogar mit Ring), hübsche Blümchen, ein paar Kühe (extra für André) und diverse andere Viecher, jede Menge Felsen (ob nun rot oder weiß oder grau oder bunt, für jeden Geschmack ist etwas dabei)… und die unvermeidlichen Waldbrände und Schniepel.

Und last but not least: natürlich wird das kein so streng wissenschaftlicher Reisebericht wie der von André – damit kann sich sowieso keiner messen –, aber ich werde mich bemühen, hin und wieder auch etwas Wissenswertes einzustreuen. Aber selbstverständlich soll das keinen vom Schnattern abhalten, im Gegenteil. Da ich diesmal ja nicht bei den Three Gossips vorbeikomme, müßt ihr die ersetzen.

Ach ja, der Titel rührt erstens daher, daß ich (eigentlich blöd bei diesen Temperaturen) hauptsächlich im südlichen Teil des Südwestens unterwegs war, und zweitens von dieser Fernsehserie, die ich immer total gern geguckt habe.

Also, wer Lust hat auf eine sonnige Reise durch Arizona, New Mexico, ein bißchen Texas, Kalifornien, Nevada und Utah, der schnappe sich einen Platz und ein kühles Getränk (wer Root Beer will, bitte selbst mitbringen – sowas kommt mir nicht in die (Einkaufs-)Tüte!). Diesmal ist auch viel Platz im Auto, denn ich bin komplett alleine unterwegs.

So richtig los geht’s dann aber wohl erst nächste Woche (ihr wißt ja, am Wochenende mache ich Computerpause - aber vielleicht überlege ich mir das nochmal), aber so habt ihr wenigstens genug Zeit, euch einen gemütlichen Platz im Auto zu suchen und euch seelisch auf die Reise vorzubereiten.

Die einzelnen Etappen:
Tag 1 – 17. Mai 2012: München - Phoenix
Tag 2 – 18. Mai 2012: Phoenix - Apache Trail - Tonto Natural Bridge -Winslow
Tag 3 – 19. Mai 2012: Winslow - Homolovi Ruins - Petrified Forest NP - Red Rock State Park - Gallup
Tag 4 – 20. Mai 2012: Gallup - Outlier Kin Ya’a - Chaco Canyon
Tag 5 – 21. Mai 2012: Chaco Canyon - Angel Peak Scenic Area - Bloomfield
Tag 6 – 22. Mai 2012: Bloomfield - Aztec Ruins - Aztec Arches - Bloomfield
Tag 7 – 23. Mai 2012: Bloomfield - Echo Amphitheater - Ghost Ranch - Plaza Blanca - Santa Fe
Tag 8 – 24. Mai 2012: Santa Fe-Carlsbad
Tag 9 – 25. Mai 2012: Carlsbad-Las Cruces
Tag 10 – 26. Mai 2012: Las Cruces-Alamogordo
Tag 11 – 27. Mai 2012: Alamogordo-Silver City
Tag 12 – 28. Mai 2012: Silver City-Willcox
Tag 13 – 29. Mai 2012: Willcox-TacksnTucson
Tag 14 – 30. Mai 2012: Tucson-Gila Bend
Tag 15 – 31. Mai 2012: Gila Bend-Twentynine Palms
Tag 16 – 1. Juni 2012: Twentynine Palms
Tag 17 – 2. Juni 2012: Twentynine Palms-Overton
Tag 18 – 3. Juni 2012: Overton-Springdale
Tag 19 – 4. Juni 2012: Springdale-Kanab
Tag 20 – 5. Juni 2012: Kanab-Page
Tag 21 – 6. Juni 2012: Page
Tag 22 – 7. Juni 2012: Page-Sedona
Tag 23 – 8. Juni 2012: Sedona
Tag 24 – 9. Juni 2012: Sedona-Phoenix
Tag 25/26 –10./11. Juni 2012: Phoenix-München
Fazit

Zitat von USSPage

Erste

Glückwunsch!

Zitat von USSPage

Wurde ja eigentlich auch Zeit, wo du doch schon bald wieder verreist.

Naja, ist schon noch ein Weilchen hin.

Zitat von betty80

Ich bin sehr gespannt auf besagte Dame von Tag 8. Ich hatte da auch mal so ein Erlebnis.

Dann erzähl' doch mal.

Zitat von betty80

Und lass uns doch bitte mal ausnahmsweise nicht solange schmoren. Bei der Hitze ist zuviel Bewegung auch nicht gut. Da sitz man besser vor dem Rechner.

Na, mal sehen. Vielleicht schaffe ich die Anreise ja heute noch.

Zitat von betty80

Obwohl, nach dem Trip zu der Jahreszeit, dürfte dich das ja nicht mehr stören.

Stimmt.

Zitat von wundernase

Wenn der Platz neben Dir noch frei ist, würde ich mir den gerne schnappen

Zitat von wundernase

Root Beer brauche ich definitiv keines, ich gehöre zu den leidenschaftlichen Wassertrinkern

Ich auch.

Im Kofferraum gibt's immer mindestens zwei Gallonen.

Zitat von Westernlady

Kommt ganz drauf an, wer dort ist. Wenn Ilona in der Nähe ist, können die Veränderungen auch ganz schnell sein...

Zitat von Westernlady

Ich bin überzeugt, dass wir das schaffen werden

Ich auch.

Zitat von WeiZen

Zitat von »Westernlady« Ich war ja dieses Jahr nicht zu der Zeit untwergs

Zitat von WeiZen

Und ich auch nicht.

Na, da hatten wir ja alle nochmal Glück.

Schön, daß ihr alle dabei seid!

Zitat von Michi28

Zu welcher Zeit warst du unterwegs?

Zur selben Zeit wie ihr.

Zitat von Michi28

Aber wir waren immer sehr zügig unterwegs.

Deshalb mußte ich ja auch nicht (oder sagen wir mal kaum) über Schnecken schimpfen.

Zitat von wernerw

Da muss ich dabei sein. Undbedingt. Zumindest bis Tag 8.

Kannst auch noch länger dabei bleiben. Ich bin ja allein unterwegs.

Na gut, weil ihr es seid, geht’s heute schon los mit

Tag 1 – 17. Mai 2012

München-Phoenix

Jetzt geht das schon wieder los. Irgendwie kommt es mir vor, als wäre ich gerade erst im Südwesten unterwegs gewesen, und jetzt muß ich da schon wieder hin.

Quatsch, ich freue mich natürlich riesig, daß ich wieder in meine liebste Ecke der Welt darf. Dementsprechend motiviert laufe ich mit meinem mickrigen, weil fast leeren Rucksack und meiner 17 kg leichten Reisetasche, in der auch noch der für den Rückflug als Handgepäck geplante Trolley verstaut ist, los zur U-Bahn – nur um festzustellen, daß die heute am Feiertag bloß alle 20 Minuten fährt. Naja, ich hab’ ja immer genügend Pufferzeit, da fällt das nicht ins Gewicht.

Den Flughafenbus erwische ich dafür perfekt, und hier erfahre ich durch die Anzeige über dem Fahrer, daß es gerade mal 10° hat. Das wird das letzte Mal für gut 3 Wochen sein, daß ich nicht schwitze.

Dank gelb-roter Welle zieht sich die Fahrt zum Flughafen ein wenig, ist aber nicht schlimm. Ich sag’ nur: Puffer.

Wie gewohnt stelle ich mich an der LH-Schlange an, weil ich hab’ ja schließlich einen LH-Flug gebucht (online einchecken ging gestern ja weder bei LH noch bei United). Aber nachdem ich mir da eine Viertelstunde die Beine in den Bauch gestanden habe (als ob ich noch nicht kurz genug wäre!), erfahre ich, daß ich bei United einchecken muß. Na super. Da beginnen die Wanderungen schon vor dem Urlaub.

Also ab in den Keller, wo sich im schummrigen Halbdunkel der United Check-in befindet. Hier gibt’s, der Lichtstimmung angemessen, gleich ein kleines Verhör. Die Lady dort redet wie ein Maschinengewehr, und die zwei Damen, die vor mir dran sind, verstehen (verständlicherweise) die Fragen meist erst beim zweiten oder dritten Wiederholen. Und was für Fragen das sind: ob ich denn mein Gepäck selbst gepackt hätte, ob ich etwas dabei hätte, das man für eine Bombe halten könne und so. Naja, beim Rückflug hätte ich darauf vielleicht geantwortet, daß man meine benutzten Socken für eine Stinkbombe halten könnte, aber beim Hinflug hab’ ich ja noch saubere dabei (die ich, wie sich später herausstellt, auch hätte daheim lassen können).

Naja, der langen Rede kurzer Sinn: ich bin vertrauenswürdig genug, um an Bord gelassen zu werden. Genauer gesagt auf den allerhinterletzten Fensterplatz, wie sich nach Security und Boarding herausstellt. Noch weiter hinten, und ich säße auf dem Leitwerk. Wäre allerdings ein bißchen unbequem, deshalb bleibe ich erstmal hier. Die Fenster hat leider auch keiner geputzt…

Das Boarding bei United ist übrigens saudoof, wenn ich das mal so sagen darf. Da wird nicht nach Reihen geboardet, was vernünftig wäre, sondern es gibt verschiedene Klassen. Wer mehr bezahlt hat, darf eher rein. Was’n Blödsinn. Das hat nämlich zur Folge, daß eine Menge Leute in den vorderen Reihen alle Gänge blockieren und die mit den hinteren Plätzen gar nicht durch können.

Aber letztendlich sind sowohl Handgepäcktrolleys als auch Passagiere verstaut, und wir starten. Durch die Wolken rumpelt’s ein bißchen, aber das kennt man ja als Vielflieger. Das Bordprogramm ist gar nicht mal schlecht – ich fange mal mit ein paar Sitcoms an und gucke dann zum x-ten Mal (ich kann’s einfach nicht lassen) den dritten Teil von „Lord of the Rings“. Ich find’ den halt einfach ge(n)i(a)l.

Überraschenderweise hat United diesmal mein vegetarisches Essen nicht verbummelt. Wäre aber besser gewesen, denn die Spinat- und Linsenpampe hat die Bezeichnung „Essen“ eigentlich nicht verdient. Den Curryreis kann man essen, das übliche Zubehör auch, und der Mandarinenstreuselkuchen ist sogar halbwegs lecker.

Schlafen kann ich erwartungsgemäß kaum, höchstens mal für ein paar Minuten. Irgendwo in der Nähe plärrt dauernd ein Baby wie am Spieß. Ich werd' nie verstehen, wieso manche Leute so kleinen Würmchen eine so lange Flugreise antun müssen.

Nachdem wir Nova Scotia bei geschlossener Wolkendecke überflogen haben, kriege ich wenigstens ein bißchen was von der Südküste von New Brunswick zu sehen, u.a. Grand Manan Island, wo es magnetischen Sand gibt und wo sich auch John James Audubon herumgetrieben hat. So, jetzt habt ihr wieder was gelernt. Und damit ihr das auch erkennt, wenn ihr mal in der Gegend seid, hier ein Foto (das nicht ganz so Blaue ist die Insel):

Eine gute Stunde vor der Landung gibt’s nochmal Futter: eine Tüte Chips, die gleich vernichtet wird, und ein gigantischer KitKat-Riegel, den man auch als Mordwaffe benutzen könnte. Der wird erstmal eingepackt.

Sehr pünktlich und butterweich landen wir in Washington, nachdem ich von oben noch ein bißchen "Landschaft" inklusive Golfplatz fotografiert habe. Wie gesagt, dreckige Scheiben.

Durch die Immigration geht’s – im Gegensatz zum letzten Mal – sehr flott, denn heute sind deutlich mehr Schalter offen, und es sind wohl auch nicht gerade mehrere Flieger angekommen. Dafür zieht sich’s beim Zoll furchtbar, obwohl eh nicht kontrolliert wird. Bis die Tussi dort den Arm hebt, um das Formular entgegenzunehmen, wäre Usain Bolt schon dreimal im Ziel.

Durch die Security komme ich dann aber auch ziemlich flott, und eine Stunde vor dem Abflug bin ich am Gate. Dort frage ich nochmal nach einem Fensterplatz, aber leider ist der Flug proppenvoll, und ich muß mich mit einem Mittelplatz zufrieden geben. Und was soll ich sagen – das wird einer der ätzendsten Flüge, die ich je erlebt habe. Eingeklemmt zwischen zwei Tussis, die über mich hinweg erstmal eine Weile schnattern, ein Kleinkind, das fast pausenlos hysterisch brüllt, ohne daß ihm was fehlt, die dazugehörige Mutter, die damit total überfordert ist und meint, es würde genügen, wenn sie alle fünf Minuten mal „psst“ sagt… Dazu kein Essen, nur ein Getränk, und das Bordzwangsprogramm (nix zum Aussuchen) ist auch zum Vergessen. Und weil das noch nicht reicht, zieht sich der Flug noch furchtbar.

Aber nach knapp fünf Stunden landen wir dann doch endlich im 104° warmen Phoenix.

Nachdem ich eine Weile auf das Gepäck warten mußte, geht’s mit dem Shuttle zum Rental Car Center. Bis ich meinen Wagen kriege, dauert’s auch noch, weil erst ein paar Leute vor mir dran sind, dann der Computer zweimal schlapp macht und ich außerdem dem Dollar-Typen noch klar machen muß, daß ich weder Roadsafe noch ein Upgrade will, weil ich durchaus auch mit einem normalen SUV zum ach so hoch liegenden Grand Canyon komme und dafür keinen Achtzylinder brauche.

Die Choice „Line“ besteht aus gerade mal zwei Autos (naja, auch zwei Autos können eine Linie bilden), und nach kurzem Überlegen entscheide ich mich für den metallicschwarzen Ford Escape, der mir trotz temperaturunfreundlicher Farbe und gut 40.000 Meilen auf dem Buckel deutlich sympathischer ist als der Compass daneben. Leider hat der Escape ein CA-Kennzeichen – ich hätte, wenn ich schon in AZ starte, doch lieber ein AZ-Kennzeichen, aber was soll’s, ich werd's überleben.

Dank fehlerhafter Wegbeschreibung (vielen Dank für die kleine Stadtrundfahrt im Dunklen, liebe Leute von LaQuinta! ) brauche ich ein bißchen, bis ich mein Quartier für heute nacht finde, das LaQuinta Airport South. Das Zimmer ist dann aber ganz okay, nicht das neueste Modell, aber für eine Nacht paßt das schon.

Nachdem ich noch schnell bei DA 'reingeschaut habe (ihr wißt ja, ich bin DAholikerin! ), gibt’s zum Abendessen noch den KitKat-Riegel, der eigentlich für eine Großfamilie reichen würde, und eine erfrischende Dusche. Und gegen zehn darf ich dann endlich reichlich k.o. ins Bettchen fallen.

So, das war jetzt viel Text mit wenig Bildern, aber ab dem nächsten Reisetag wird’s besser, versprochen.

Tag 2 – 18. Mai 2012 Phoenix-Winslow