Solitairy Desert Tour 2011

Zitat von PhilippJFry

Dein Papa ist 'ne Birke?

Also, langsam glaube ich, du liest meinen RB und die Kommentare dazu wirklich so wie Booze Lady.

Zitat von USSPage

Mein Lieblingsbild ist heute das mit den Birken im Gegenlicht. Weil Birken die liebsten Bäumen von meinem Papa waren und sie mich immer an ihn erinnern.

Tag 9 – 16. Oktober

Moab - Torrey

Erkenntnis des Tages: Wenn hinter Fliegen Fliegen fliegen… hat man ganz schnell eine dreckige Windschutzscheibe

Mal wieder eine eher unruhige Nacht – Babygeschrei um halb vier (ich werd’ nie verstehen, weshalb manche Leute die armen Würmchen schon in dem Alter mit in den Urlaub zerren müssen! ) und Trampeln und Türenknallen ab sechs. Wahrscheinlich wollen die alle zu dem Marathon. Na, ohne mich. Ich frühstücke erstmal gemütlich (selbes Menü wie gestern) und tanke nach dem Auschecken bei Maverick gleich nochmal voll (jetzt kostet’s nur noch 3,64$), bevor ich losfahre.

Auf der 191 geht’s zügig gen Norden, allerdings mit einem kleinen Stop, den ich auch noch nie gemacht habe, nämlich gegenüber der Straße in den Canyonlands N.P., wo die Aussicht durchaus ein Foto wert ist.

Den I-70 erreiche ich recht flott, und auf dem geht’s gen Westen. Im Gegensatz zum Juni, wo hier massenhaft suizidgefährdete Prairie Dogs unterwegs waren, sind es diesmal Fliegen. Horden, nein, wahre Heerscharen von kleinen schwarzen Fliegen, die reihenweise an meiner frisch geputzten Windschutzscheibe Selbstmord begehen. Vor allem beim Green River ist es heftig – hört sich an, als würde es regnen! Und ausgerechnet jetzt ist die Scheibenwischerflüssigkeit alle. Na super.

Dummerweise verpasse ich irgendwie die „Ausfahrt“ (die ja eigentlich keine ist) zum Black Dragon Canyon, den ich schon seit Jahren auf der Liste habe. Wahrscheinlich liegt’s daran, daß ich so fixiert bin auf die Rest Areas, von denen die Aussicht sooo toll sein soll, und es in meiner Beschreibung (von Martrès) so klingt, als käme die Zufahrt zum Black Dragon Canyon erst nach diesen Rest Areas. Menno. Naja, muß ich’s halt beim nächsten Mal nochmal versuchen.

Die Rest Areas sind tatsächlich gar nicht so übel. Durch die jetzt nicht mehr saubere Scheibe seh’ ich allerdings anfangs davon nicht allzuviel.

Und dann noch die vielen Leichen, die an meinem ehemals weißen Auto kleben…

Bei der ersten Rest Area gibt’s einen kurzen Trail auf einen kleinen Hügel, von dem aus der Blick wirklich nicht schlecht ist. Schon fazinierend, wie sich die Schichten hier am San Rafael Swell auftürmen!

Ein Stück weiter, bei der nächsten Rest Area, gibt’s immerhin einen Blick in den Black Dragon Canyon…

…und imposante Felsen.

Beim Exit 131 verlasse ich den Interstate und biege auf die Temple Mountain Road ab. Hat zwar stellenweise ein wenig washboard, ist aber ansonsten super zu fahren – im Vergleich zur Potash Road geradezu eine Autobahn. Die erste Hälfte ist ein klein wenig eintönig, aber dafür werde ich mit wunderschönen Wolken verwöhnt. Richtige „feather canyons“, wie Joni Mitchell singt.

Natürlich muß man auch hier in der Pampa auf Überraschungen mitten auf der Straße gefaßt sein.

Die zweite Hälfte der Strecke ist etwas rauher, dafür aber wesentlich hübscher.

Am imposanten Temple Mountain bleibe ich ebenso stehen…

…wie an den „leicht verstümmelten“, aber trotzdem wunderschönen Pictographs ein Stück weiter.

Bald bin ich wieder auf Teer, und es geht Richtung Goblin Valley, allerdings nicht ganz bis dorthin, sondern zu einer Location, die ich ebenfalls schon ewig auf meiner Liste habe, bisher aber (hauptsächlich wegen dem Wetter) noch nie geschafft habe: den Little Wild Horse Canyon. Schon die Anfahrt ist toll – so bunt hatte ich diese Gegend gar nicht in Erinnerung.

Beim Parkplatz angekommen, trifft mich fast der Schlag, denn der ist rammelvoll. Naja, wenn diese Pfeifen hier ordentlich parken würden, hätten noch ein paar weitere Autos Platz, aber wenn die natürlich zwischen den einzelnen Autos eineinhalb Meter frei lassen müssen, kann das ja nix werden. Naja, parke ich halt ein Stück weiter, da ist noch Platz. Auf die paar Meter kommt’s auch nicht an. Mit ausreichend Wasser und meiner Kamera ausgerüstet, stapfe ich los – mal wieder in Sandalen. Für die Wanderschuhe ist es einfach zu warm.

Auf dem ersten Teil des Trails erwarten mich hübsche Herbstfarben.

Ein Stück weiter das erste Hindernis, an dem eigentlich jeder erstmal scheitert. Die 3 Meter Dryfall kann man vermutlich nur mit Seil überwinden – oder wenn man eine Eidechse ist.

Immerhin gibt’s hier schon mal tolle Farben.

Das Hindernis läßt sich mit ein klein wenig Kraxelei auf der linken Seite relativ leicht umgehen. Und auch hier finden sich schöne Farben und Formen.

Was einen dann aber im eigentlichen Canyon erwartet, ist schlicht gesagt umwerfend. Eine solche Menge an verrückten Formen hab’ ich bisher noch nirgends gesehen, und der Fels ist auch bunter als ich dachte.Gleich zu Beginn findet man hier eine ganze Wand voller Schweizer-Käse-Löcher…

…oder sind’s doch versteinerte Kastanien?

Jedenfalls komme ich aus dem Knipsen gar nicht mehr 'raus. Die Kamera wird nur ein paarmal weggesteckt, wenn ich die Hände zum Überwinden des einen oder anderen Hindernisses brauche. Ein bißchen Kraxeln muß hier schon sein. Macht aber riesig Spaß.

Bücken muß man sich auch ab und an.

Fast zweieinhalb Stunden bin ich in den Canyon hinein unterwegs, natürlich mit vielen vielen Fotostops. Einfach irre, diese Vielfalt an Farben und Formen!

Irgendwann drehe ich dann aber doch an einer Stelle um, wo es laut meinen Infos uninteressanter wird. Zurück zum Auto geht’s dann wesentlich flotter in ungefähr einer Stunde, obwohl ich auch hier wieder einige Male zum Fotografieren stehenbleiben „muß“. Manche Dinge sehen halt aus der anderen Richtung wieder vollkommen anders aus.

Erstaunlicherweise sind mir übrigens im ganzen Canyon vielleicht gerade mal zehn Leute begegnet. Wegen der vielen Autos auf dem Parkplatz hatte ich da etwas anderes befürchtet. Aber ich vermute mal, daß viele von denen den Bell Canyon oder sogar den LWH/Bell Loop gelaufen sind. Soll mir recht sein!

Nach einem kleinen Sprung vom Zehnmeterbrett von einem schätzungsweise 2 Meter hohen Felsen (den mein Knöchel ebenso klaglos hinnimmt wie die vorhergehende Wanderung und Kraxelei) bin ich recht schnell wieder am Auto und düse gleich gen Hanksville los. Aber für ein paar schnelle Fotos bleibe ich doch wieder stehen.

Leider sind mittlerweile dicke Wolken aufgezogen, aber es bleibt trocken. Blöd, denn meine Windschutzscheibe könnte etwas Wasser vertragen… Aber ich muß ja meinem im Juni erworbenen Ruf gerecht werden, daß ich im Urlaub keinen Tropfen Regen abkriege. Das bleibt dann auch so. Ha.

Über Caineville geht’s flott weiter, leider immer noch unter Wolken. Schade, denn die Badlands hier sind bekanntermaßen wirklich toll. So bleibe ich nur einmal in der Nähe der River Ford stehen, um zu fotografieren. Bei Sonne wär' das ein tolles Motiv...

Auch im Capitol Reef N.P. halte ich ein paarmal – teilweise kommt jetzt auch die Sonne wieder ein wenig durch, und die Kombination „Sonne auf Felsen mit dunklen Wolken im Hintergrund“ hat einfach was.

Bei den Fremont Petroglyphs mache ich wieder einen etwas längeren Stop und bewundere sowohl die Rock Art…

…als auch die Herbstfarben in Kombination mit dem Desert Varnish…

…und einen Schmetterling, der an einem der vielen quietschgelben Rabbitbrush-Büsche nascht.

Weil die Sonne sich anschickt, doch nochmal richtig herauszukommen, brettere ich in weiser Voraussicht recht flott zum Panorama Point, und das erweist sich als absolut richtige Entscheidung. Die Wolken und das Licht sind einfach nur geil. Sorry. Ein anderes Wort fällt mir dazu nicht ein. Naja, vielleicht doch. Hammermäßig. Unglaublich. Atemberaubend. Auf den Bildern kommt’s leider nicht ganz so toll 'rüber wie in Wirklichkeit.

Nachdem ich wie verrückt in alle Richtungen fotografiert habe, verschwindet die Sonne leider ziemlich schnell wieder, und ich fahre weiter. Bei den Twin Rocks „muß“ ich dann aber doch nochmal anhalten, weil die Felsen in der Ferne so richtig leuchten.

Die Wolken versuchen auch (erfolgreich), meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken…

Langsam kündigt sich der Sonnenuntergang an, und ich suche mir kurz vor Torrey, schon in Sichtweite des Days Inn, wo ich heute übernachten will, einen schönen Platz neben der Straße, von wo aus ich das Spektakel in Ruhe beobachten kann. Ist zwar nicht ganz so atemberaubend wie letztes Jahr, aber auch nicht von schlechten Eltern. Dafür nehme ich sogar in Kauf, daß es langsam kühl wird.

Als die Sonne dann endgültig weg ist, fahre ich die paar Meter weiter zum Days Inn und quartiere mich dort ein. Für ca. 80$ kriege ich dort ein schönes Zimmer mit Mikro und Fridge, Frühstück natürlich auch inklusive.

Gegen zehn geht’s ins Bett – heute bin ich ganz schön platt, aber auf die gute Art.

Rückblickend war’s auch ganz gut, daß ich den Black Dragon Canyon unfreiwillig ausgelassen habe, denn die Stunde, die ich dafür wohl gebraucht hätte, hätte mir am Ende gefehlt, und womöglich hätte ich diese umwerfende Stimmung im Capitol Reef dann verpaßt.

Zitat von WeiZen

Zitat von »Raven« Das Hindernis läßt sich mit ein klein wenig Kraxelei auf der linken Seite relativ leicht umgehen. Oder auch rechts.

Theoretisch ja, aber da bin ich gescheitert. Der Fels da war so a****glatt und noch dazu leicht mit Sand bestäubt, das wäre eine einzige Rutschpartie geworden.

Zitat von WeiZen

Zitat von »Raven« Bücken muß man sich auch ab und an. Huch so groß bist Du?

Dachte mir schon, daß ich die Experten hier damit nicht veräppeln kann.

Zitat von Saguaro

Zitat von »Raven« Die Wolken versuchen auch (erfolgreich), meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken… Schön geschrieben .

Danke. :)

Zitat von Saguaro

Zitat von »Raven« wie an den „leicht verstümmelten“, aber trotzdem wunderschönen Pictographs ein Stück weiter.
Ich verstehe nicht, warum manche Idi... die Zeichnungen zerstören, als Zielscheibe benutzen oder gar versuchen, sie aus der Wand zu meiseln .

Aber echt. Ich würd' ja gern mal einen von diesen Vollpfosten erwischen.

Zitat von Saguaro

Ein toller Tag (von den Fliegen abgesehen) .

Naja, für die Fliegen war's auch nicht der beste Tag.

Zitat von sarahbonita

Wunderbare Bilder....

Danke! :)

Zitat von sarahbonita

Vielen Dank für die wunderbaren Eindrücke

Aber gerne doch!

Zitat von Fistball

Der Little Wild Horse Canyon ist doch immer wieder schön.

Stimmt. Das war bestimmt nicht mein letzter Besuch dort.