Hiking Southwest - 230 km zu Fuß durch den Südwesten

  • Montag
    Das Frühstück im Hotel war echt ok. Frischer Obstsalat und Eier mit Bacon, was will man mehr. Da ist für die Alternativen und die Bodenständigen alles dabei. Es ist bewölkt und nicht mehr so warm. 50% der Zehrer's brauchen eine lange Hikerhose. Kindergeburtstag!


    Auf zu den White Cliffs. Die Anfahrt erschien nicht schwierig, als wir aber vor Ort waren, war kein Durchkommen. Nicht die Straßenverhältnisse waren das Problem, sondern das GPS führte uns mitten in den Vorgarten eines Indianers. Gut, dass der noch geschlafen hat. Wir haben dann mehrere Varianten probiert, aber immer wieder waren wir von bellenden Hunden umgeben und fanden keinen Weg zu den Cliffs. Auch gut, wir haben ja heute noch einiges vor.


    Als wir uns auf der 566 Richtung Norden bewegen, kommen rechts neben der Straße bereits gigantische Hoodoos, eigentlich waren es ausgewachsene Steinsäulen, in Sicht. Die lassen wir mal da liegen und fahren weiter zur Bia 11. Mein rechtes Auge nimmt ganz kurz etwas war, was nach eine Detour-Schild aussah. Keine Ahnung, warum es nicht bis in mein Hirn gelangt ist. Auf alle Fälle stehen wir jetzt an der Kreuzung, wollen abbiegen, und siehe da, die Straße war gesperrt. Rund 100 Meter weiter Brückenarbeiten. Es ist zwar niemand zu sehen, was ja in den USA nicht so unüblich ist, und man könnte locker irgendwie rüber. Aber die Sperre war wasserdicht, so dass wir uns nicht durchdrängen können. Also zurück und da war es wieder, das Detour-Schild. Ok, es geht ungeteert weiter, aber die Indianer haben so ein Tempo drauf, da habe ich mich nicht lumpen lassen.



    Ein durchaus lesbares Schild markiert den Abzweig zur 2nd Canyon Road. Blicker und rein! Links oben sind bereits nach kurzer Fahrt die ersten Hoodoos zu sehen. In Gruppen stehen sie da und natürlich haben wir eine Auswahl getroffen und natürlich war da ein Arch dabei. Wir steigen auf und klettern durch die Steinsäulen. Schön sind sie und gewaltig. Die Sonne hat inzwischen ein bisschen Wärme ins Land gebracht und so geniesen wir Hoodoos und Aussicht. Nach der dritten Gruppe reicht's und wir nehmen erneut Fahrt auf.


    Als wir wieder zurück auf der 566 sind, kommen die Gallup Hoodoos wieder in Sicht. U-Turn und rein in die Prärie. Das hätte ich mir lieber vorher überlegt. Auf dieser kurzen Dirt-Road ist wohl schon lange keiner mehr gefahren. Es knirscht und kratzt an den Seitenwänden des Mitsubishis und ich hoffe, dass der südkoreanische Lackierer seine Arbeit ordentlich verrichtet hat. Ok, jetzt stehe ich mal 100 Meter im Nirwana und packe den Foto aus. Rosa und weiß sind die hervorstechenden Farben dieser gewaltigen Steinsäulen. Das Auto wenden ist nicht drin und die Kratzgeräusche treffen nun erneut von der anderen Richtung auf meine empfindlichen Ohren. Vor der Ausfahrt eine verdiente Zigarette, den Finger mit Spucke benetzt und über die Kratzspuren gefahren. Der Lack hat gehalten. Und jetzt sagt noch einer, dass sie in Südkorea keine guten Autos bauen.



    Der Windows Rock ist ein gewaltiger Steinbogen im gleichnamigen Ort. Ein Indianerheiligtum, das touristisch angehaucht, eingezäunt und in Szene gesetzt ist. Aber schön ist er schon, der Arch; und riesengroß! Wir umrunden den Gedächtnisplatz oder was immer es darstellen soll, und betrachten das Loch. Ich denke mir dabei, dass die Euphorie wesentlich größer gewesen wäre, wenn wir vorher einen 10-Milen-Hike hätten machen müssen, um dieses Teil zu sehen. Also zum Fazit: Wenn man schon vorbei kommt, sollte man auch hinfahren.



    Wir pfeifen weiter nach Norden auf der 12er und kommen an grandiosen Felsformationen vorbei. Nicht nur der Red Lake ist feuerrot. Und plötzlich, mittendrin, ein grünlich schimmernder Berg. Er gibt das Signal zum Abbiegen, immer die N31 entlang, bis die Venus Needle in Sicht kommt. Zapfen ist in Bayern der Ausdruck für einen Berg, der in der Regel schlank geformt nach oben zeigt. Ein gewaltiger Zapfen, diese Needle, - man kommt sich ziemlich klein und verloren daneben vor. Als wir rund eine Meile wieder zurück auf den Teer fahren, parken wir unser Auto rechts neben der Straße, wechseln die Flip-Flops mit den Wanderschuhen und machen uns auf zur Cleopatra's Needle. Relativ unspektakulär geht es an einer Felswand entlang, hinunter und hinauf, als eine Wash im Weg liegt, und dann zur Nadel. Sie ist kleiner und grazieler als ihre Nachbarin. Den Rückweg versuchen wir abzukürzen und treffen alsbald auf die Teerstraße. Das Vorankommen ist hier natürlich einfacher, ob es aber kürzer ist, weiß nur der liebe Gott.



    Die N 12 ist wirklich eine landschaftlich reizvolle und abwechslungsreiche Strecke. Ich wiederhole mich hier gerne. Leider ist es sehr windig inzwischen. Das fing gestern schon an, als der Jetstream meinte, die Gegend um Gallup zu überfliegen. Die Wolken sind da, aber immer noch ziemlich vereinzelt am Himmel zu sehen.


    Unser letztes Ziel für heute haben wir schon 2006 besucht. Der Hope Arch ist einer der schönsten Steinbögen, die ich kenne und nachdem wir vor 5 Jahren hier bei Chinle nur durchgefahren sind, was natürlich heißt, dass der Arch um die Mittagszeit herum besucht wurde, haben wir uns heuer eine Übernachtung im Nobelort gegönnt. Wir versuchen es zurerst über die uns bekannte Zufahrt, aber die war inzwischen so mit Sand zugeweht, dass an ein Durchkommen nicht zu denken ist. Der Sand pfeift nur so über die Ebenen und Chinle ist in Staub gehüllt.


    Ich erinnere mich an Beschreibungen, die irgendwie proklamierten, dass am Krankenhaus vorbei eine sehr breite Dirt Road zum Ziel führt. Also erst mal das Krankenhaus suchen, was ja in so einem Kuhnest nicht so schwierig ist. Wir fahren mitten durch die Notaufnahme, na gut, es war nur der Parkplatz davon, hinten wieder raus und die breiteste Dirt-Road genommen, die in Richtung des GPS-Signals führt. Es war dann wirklich kinderleicht. Diese Autobahn führt ziemlich nah an den Arch. Noch eine kleine Offroad-Fahrt und wir stehen wieder exakt an dem Punkt, an dem wir vor Jahren schon geparkt haben. Es sind nur noch 0,3 Meilen bis zum Steinbogen.



    Er ist einfach unbeschreiblich schön. Die Herzform, gebildet von feuerroten Felsen, gezeichnet mit weißen Streifen und obwohl wir keine Fans des FC Bayern sind, diese Farbkombination ist in der Natur einfach herrlich. Die Sonne beginnt sich langsam zu verabschieden und der Schatten ergreift den Arch von Minute zu Minute mehr. Es ist Zeit, den Magen zu füllen und das indianergeführte Lokal des Best Western Canyon de Chelly zu stürmen; selbstverständlich erst nach dem Duschen. Ich finde es ja eigentlich amüsant, ein besseres Wort dafür fällt mir nicht ein, wenn sie das offensichtlich vorhandene Alkoholproblem so vieler Indianer dadurch lösen wollen, indem sie in den Lokalen keinen Alkohol ausschenken. Wir haben trotzdem gut geschlafen!


    Fortsetzung folgt ... Ein bisschen wird die Fortsetzung dauern, denn - nachdem die Bilder online sind [siehe Updates!] - werden die Wanderungen vorrangig bearbeitet. Den Fortschritt könnt Ihr gut über die "Updates" verfolgen!

    • Offizieller Beitrag

    Oh ein Tag für Insider. :gg:
    Newbies werden nun rätseln wo sich Fritzes herumgetrieben haben. :EEK:


    Ein Autobahn zum Herzen? Schade das ich dies im Mai nicht wusste. :traen:

    • Offizieller Beitrag

    Glaube ich Dir. Nur der Anspruch eines Womofahrers ist eine andere, wenn er Autobahn hört.
    Darauf wollte Snake mich hinweisen.
    Seid der Ausfahrt vom Chaco definiere ich Autobahn anders.
    Aber ich habe dich verstanden, keine Sorge.

    • Offizieller Beitrag

    Im Vergleich zu meiner Ursprungsstrecke (derzeit noch bei den Hikes - update folgt) war das eine richtige Autobahn :schaem:

    2007 bin ich auf Deiner Ursprungsstrecke zum Hope Arch gefahren. Das war schon recht mühsam und hart, es war da schon eine echte 4WD-Strecke. Und als ich kurz vor dem Hope Arch auf die "Autobahn" stieß, habe ich schon heftig geflucht. ;)

  • Dienstag
    Die Navajos haben hier keine Sommerzeit und so ist es schon 9 Uhr, als wir unser Auto gepackt haben und losdüsen. Es ist frisch und bewölkt, kein Wunder, der Jetstream hat sogar Phoenix und Las Vegas Kälte beschert. Als wir auf der N 13 nach Osten fahren, wird es gebirgig. Die roten Felsen strahlen in der Sonne und die grünen Sträucher und Bäume bilden einen schönen Kontrast. Die Straße führt einen Paß hinauf und die Automatik muss der Gangschaltung weichen. Oben angekommen, schlägt das GPS an und möchte, dass wir links auf eine Dirtroad abbiegen. Auf die Technik ist Verlass, gleichwohl, als die Straße dermaßen ins Nirgendwo führt, haben wir die Karte zu Hilfe genommen. Irgendwo am Big Lake stehend, beschließen wir die Umkehr. Und das war die richtige Maßnahme. Das Navi hat zwar die kürzeste Strecke ausgewählt, also kein Vorwurf, aber schneller geht es anders. Und irgendwann sind wir dann auf der Bia 33, die uns zur Dirt Road führt, die wir brauchen.


    Schräglage! Die kleinen Knochen in meinem Ohr sigalisieren Gefahr. Schluß mit lustig, ich will nicht auf dem Kopf landen. Und so steht unser Auto mitten in den Büschen im Indianergebiet. Pfeil und Bogen sind nicht in Sicht, aber leere Patronenhülsen signalisieren nichts Gutes. Irgendwie habe ich in solchen Situationen immer ein ungutes Gefühl. Man weiß ja nie, wer in welchem Zustand hier vorbei kommt. Egal, das nächste Ziel ist es erneut wert, auf Navajo-Land zu parken. Wir wandern zum Royal Arch.


    Querfeldein, immer dem lieben Gott entgegen, winden wir uns im Zick-Zack nach oben. Loser Fels erschwert das Vorankommen, Hände werden zuhilfe genommen, der Schweiß fliest in Strömen. Eine Flash-Flood lösen wir nicht aus, aber als wir nach einer 3/4 Stunde oben am Arch stehen, sind wir pitschnass.



    Es ist unbeschreiblich hier. Der majestätische Steinbogen ist eine Wucht, riesig und wunderschön. Und die Aussicht auf das darunter liegende Indianerland ist wahrlich königlich. Wir staunen und genießen, ich hetze nach Perspektiven für Fotos und gönne mir vor dem Abstieg eine atem(be)raubende Zigarette. Nach 30 Minuten sind wir wieder am Auto. Es ist unbeschädigt, Häuptlich Silberlocke hat es nicht entdeckt. Aus wir dem Dickicht weiter entkommen, richtet sich der Blick immer wieder zurück auf diesen königlichen Arch.


    Unser Weg führt uns nach Osten. New Mexico und der Shiprock kommen in Sicht. Dieser Felsen fasziniert uns immer wieder und auch heuer haben wir uns zum x-ten Mal vorgenommen, in der Abenddämmerung die Mystik dieses Felsens einzufangen. Aber noch steht die Sonne hoch am Himmel und wir besuchen nicht unweit des Ship Rocks den gleichnamigen Arch Cluster. Diese Ansammlung von kleinen Löchern befindet sich ein einer kleinen Wand, die zum Ship Rock führt. Direkt neben der Straße (Bia 13) parken wir und bewundern Rock und Arche.



    Es ist noch nicht genug für heute. Einer geht noch! Der Boundery Butte Arch kommt näher, als wir uns vom Teer auf der 160er verabschieden. Es geht weiter gut voran und wir überfahren mitten in der Prärie, nein, es ist Wüste, die Staatsgrenze von Arizona nach Utah. Die Dirtroad ist in gutem Zustand. Als wir eine gute Perspektive zum Fotografieren erkennen, wechseln wir die Pferde. Es ist nur gut eine viertel Stunde querfeldein. Die Orientierung ist kinderleicht, da der gewaltige Steinbogen auf einem in der Ebene stehenden Felsen wie ein Leuchtturm thront. Natürlich steigen wir auf, denn das Loch muss ja von vorne und von hinten begutachtet werden. Just in dem Moment, als ich den Arch durchsteige, gefriert mir trotz der immensen Hitze das Blut in den Adern. Zwei Meter vor mir, machte sich eine Riesen-Eule auf den Weg, denn sie erschrickt genau so wie wir. Es ist der schriftstellerischen Freiheit zu verdanken, dass ich jetzt mal behaupte, die hat mich berührt. Auf alle Fälle war ich ganz schön fertig und das lag nicht am Aufstieg.



    Auf dem Weg nach Farmington sehen wir die hohen Berge der Rockies am Horizont, auf denen noch mächtig viel Schnee liegt. Die Sonne verabschiedet sich und wir sitzen an der Bar im Marriott Courtyard, trinken ein Bier und denken an viele königlichen Ziele, die wir heute erreicht haben.


    Fortsetzung folgt ... Ein bisschen wird die Fortsetzung dauern, denn - nachdem die Bilder online sind [siehe Updates!] - werden die Wanderungen vorrangig bearbeitet. Den Fortschritt könnt Ihr gut über die "Updates" verfolgen!

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