Das Unheil kam um 6 Uhr 34

  • Chicago traffic is a mess.
    Zur Pendlerstoßzeit schiebt sich nun das blaue KFZ von Chicago nach Norden.
    Meterweise. Manchmal bis zu 15 mph schnell.
    Ein Geschwindigkeitsrausch ohne Gleichen.


    “Hello and welcome to the Iron Horse Hotel. Have you had a pleasant journey over here?”
    Wahrheitswidrig bejahe ich dem Valet Parking boy seine Frage.


    Nach Tripadvisor-Recherche über Milwaukee hatte ich dieses Hotel gewählt,
    das als ehemaliges Lagerhaus in neuem Glanz erstrahlt.




    Und meine Befürchtung,
    gehäuft ältere Ledertypen auf Zweirädern in merkwürdiger Sitzposition zu treffen, trifft glücklicherweise nicht zu.
    Es ist nur wenig Flatterfleisch unterwegs.
    Zum Glück.
    Denn: das Iron Horse Hotel liegt in Sichtweite des Harley Davidson Museums.
    Warum diese Lederallergie?
    Wir sind mehr als bedient von den Knatterbüchsen,
    seit wir im letzten Jahr in South Dakota die berühmt-berüchtigte Sturgis Ralley mit einer halben Million Harleyfahrern kreuzten.


    Das Hotel ist eindrucksvoll.
    Guter Service und stilvolle Atmosphäre.




    Schnell frisch gemacht und ab zum Sightseeing.
    Auch Milwaukees Waterfront wurde improved und dort steht das Ziel dieser Tagestour:
    das Milwaukee Art Museum.


    Ein Museum?
    Und dafür Chicago links liegen lassen?
    Wie geht das?
    Es ist eben nicht irgendein Museum.
    Falls es bis hierhin noch nicht durchgeschimmert ist: ich liebe Architektur.
    Und warum nicht das eine (die Überraschungstour) mit dem anderen (Überraschungen, die mir gefallen) verbinden??
    Hach, was selbstlos … ;)


    Nun gut, die Welt ist dafür da, entdeckt zu werden.
    Und nach Milwaukee kommt man ja nun wirklich nicht mal eben so.


    Der Abend beginnt als volle Enttäuschung.
    Das Museum hat zu.
    So viel zu „Planung auf den Punkt“. :gg:






    Das Wetter jedoch eignet sich hervorragend zu einer Rundfahrt im offenen KFZ.











    Gegen Mitternacht sind wir wieder im Hotel und sinken erneut in ein super flauschiges Bett.
    Die Loft Suite hat fast 5 Meter hohe Decken und ist sehr interessant eingerichtet.
    Das Hotel ist recht neu und wir ordnen es locker im oberen Quartil unserer Hotelrangliste USA (die gibt´s nur im Kopf!) ein.
    Luxus, komm her, wir mögen dich.





    Am nächsten Morgen sucht sich die Sonne ihren Weg an den dichten Vorhängen vorbei in unser Zimmer.
    Nun wird´s spannend.
    Das Museum wartet.
    Nein, tut´s nicht.
    Aber wir müssen pünktlich um 9 Uhr 50 da sein.


    Warum?


    Darum:









    Allmorgendlich um 10 Uhr zur Öffnung des Museums öffnet sich auch das Dach des Museums.
    Dieser „Burke Brise Soleil“ genannte Aufbau ist eine märchenhaft schöne Konstruktion,
    die sich ganz amerikanisch zu den Klängen einer Hymne mit Fanfaren im Lauf von 8 Minuten öffnet.



    Weiter als in das Foyer des Museums schaffen wir es nicht.
    Aber alte Gemälde können wir ja auch in good old Europe ansehen. ;Bgu;












    Der Anbau heißt "Quadracci Pavilion" und ist vom spanischen Architekten Santiago Calatrava.
    Der hat übrigens eine große Anzahl wunderschöner Bauten auf der Welt konzipiert.
    Wen es interessiert, der schaue mal hier: impressive

    Das Haupthaus des Gebäudes stammt von Eero Saarinen.
    Dem Erbauer des Gateway Arch in St. Louis =)



    Nach dem Checkout fahren wir noch mal downtown Milwaukee. Dort gibt´s ähnlich wie in Chicago einen Fluss, an dessen River walk es sich gut aushalten lässt.






    Mit Eindrücken aus Milwaukee (es geht auch ohne Bier :prost: ), die bleiben werden, setzen wir die Reise fort und fahren nach …

  • Was für eine herrlich ungewöhnliche Reise :!!


    Du zeigst mir hier Locations, von denen ich noch nicht mal was gehört habe


    Das Öffnen den Daches finde ich fantastisch, das würde ich gerne sehen


    Ansonsten wieder ein super Tag, der Luxus sei Euch gegönnt ;)


    Gruß


    Sandra

  • Zitat

    Original von ehjott
    ich liebe Architektur.


    ... und du liebst das Ungewöhnliche!


    Mensch, Erik, was ich durch diese Reise alles erfahre :clab: :clab: :clab:


    Es ist wirklich toll, dass durch deine Reiseschilderung auch mal Orte vorgestellt werden, die man eben nicht in jedem Reisebericht wiederfindet.


    Leider werden einige Fotos bei mir nicht angezeigt - ich sehe nur rote Kreuze :traen:


    Und das Foto mit eurem Cabrio könnte schon wieder als Werbefoto herhalten (da war doch mal was... ;))


    Gruß
    Gundi

  • So ich steig jetzt auch hier mit dazu...bin endlich nach der eigenen Reise in Deutschland angekommen ;)


    Das Foto von Alamo sagt alles. Und da glaubt man dass man in einer Großstadt ist und das Angebot doch groß sein müsste. Von LA kan ich das selbe in grün bestätigen.


    Städte selbst angucken ist nicht mein Ding, aber Fotos davon mag ich. Dieser riesen "Arch" ist ja schon sehr beeindruckend.



    bin gespannt wie es weiter geht, danke Erik

  • „Bonjour Monsieur. Bienvenue et welcome“
    sagt die hübsche Dame hinter dem mächtigen Tresen.
    „Ah, bonjour“ sage ich.
    „Votre hotel c´est très, très jolie. Je l´aime beaucoup.
    Est-ce qu´íl y a quelq´un, qui peut m´aider avec ce sac ici?”
    Ein trauriges Augenpaar schaut mich jetzt an.
    „Oh, i´m sooo sorry. I don´t speak any French …”
    Immer schön aufpassen, wen man da vor sich hat, ma chère ….


    Im Sofitel Chicago Water Tower wird in der Tat fast nur auf der Speisekarte französisch kommuniziert.
    Muss ja auch nicht sein. It´s America.








    Das Hotel ist eine weitere Perle und springt mühelos in die Top 3 unserer imaginären Hotelrangliste.








    Die Prestige Suite in der 27. lässt keine Wünsche offen. Keine.


    Auch dem upcoming Jubilar gefällt es.







    Wieder frisch gemacht, aufgehübscht und gut gelaunt unternehmen wir den ersten von vielen noch kommenden Spaziergängen.
    Die Magnificent Mile ist nur 200 Meter vom Hotel weg.


    Dort steht auch der dem Hotel Namen gebende Water Tower:




    Ein spontaner Besuch bei Giordano´s fällt wegen mittelschwerer Menschenaufläufe vor dem Stammhaus schwer.
    Schade!
    Naja, aber Anstehen wegen Pizza. Niemals!
    Ach, und eigentlich sind die auch gar nicht so gut.
    Und die vielen Kohlenhydrate.
    Im Grunde mögen wir ja Pizza nicht….


    Geheimtipps sehen anders aus.
    Hat wohl mal wieder in einem Reiseführer gestanden …



    Glücklicherweise sind wir schon um 10 Uhr abends zurück im Hotel
    und Jens ist so geschafft von den vielen Ortswechseln,
    dass er noch vor Mitternacht im Bett liegt.


    Das gibt mir die Chance, die Suite zu dekorieren.
    Wenn er schläft, dann schläft er.
    Ich könnt mit nem Hammer Nägel in die Wand kloppen, mein Liebling schläft.
    Aber die Nägel könnt ich wirklich gut brauchen.
    Die Suite ist so stylish, dass sich zuerst nicht eine klitzekleine Aufhängmöglichkeit für meine Deko findet.
    Wär´s nicht schon nach Mitternacht, ich würd den Haushandwerker rufen.
    Der steht ja schließlich im Hotel directory.


    Am Ende der Nacht (fast jedenfalls - gefühlt) hängt die Deko (ohne fremde Hilfe),
    die Geschenke sind drapiert und ich brauche erstmal einen Kaffee.
    Mit Zimmerservice keine 5 Minuten.
    Und complimentary.
    Danke auch.








    Des Morgens muss das Geburtstagskind gleich auspacken.



    In den Päckchen verbergen sich Gutscheine für ein paar Aktivitäten.


    Aktivitäten.
    Aktiv und Tat.
    Also etwas aktiv tun.
    ... und genau das haben wir in einer Stunde nicht vor.


    Wir eilen zum Grant Park, um eine Schulung zu besuchen.





    Geschult wird, wie man richtig steht.
    Ja, das kann man lernen.
    Ob unser Trainer Physiotherapeut ist, weiß ich nicht.
    Aber er macht seine Sache gut.
    Das Stehen fällt anfangs nicht ganz leicht.
    Wir sind in einer Gruppe mit acht anderen Stehern.
    Auffallend leicht fällt das Stehen den jüngeren Schulungsteilnehmern.
    Jetzt bloß keine Schwäche zeigen, denke ich.
    Bleib locker.
    Ganz cool.
    Die Technikschulung zum Stehen dauert 10 Minuten.
    Im Anschluss folgt eine Trockenübung zum Stehen.
    Was einem niemand verrät ist, wie man vermeidet, beim Stehen völlig verkackt auszusehen ….
    Dann wird´s ernst …
    Stehen mit Technikunterstützung.
    Stehen und doch fortbewegen.


    Ihr habt´s bestimmt schon erfasst: wir machen eine Segway Tour.


    Jolla-di-hi-ti!


    Leider schaut der Beschenkte etwas - sagen wir mal - sparsam.




    Mit starren Gesichtszügen steht er wie Ben Hur auf seinem noch neuen Streitwagen.
    Nicht nachdenken.
    „Lassen Sie den Segway für sich arbeiten.
    Nur nach vorne und hinten und zur Seite lehnen.
    Alles ganz easy. NICHT nachdenken!“ tönt es vom Tourguide.



    Say: „Hi!“:











    Drei Stunden später bekommt das Geburtstagskind den Orden „for the highest improvement on this tour“.
    Und ist jetzt auch glücklich.
    „Wann machen wir das noch mal?“


    Ich bin aber erstmal bedient. Strengt irgendwie doch an.



    Das gleicht man am besten bei einem Kaffee aus.
    Falls das noch nicht klar geworden ist:
    Starbucks kann auf uns zählen.
    Nicht zählen kann ich allerdings die Unmengen Latte, die wir in einem Urlaub dort ordern.


    Nun geht´s zum Shopping.
    Nein, keine Mall.
    Whole Foods ist das Ziel.
    Für uns die Adresse in USA, gesundes Food to go z.B. für ein Picknick zu bekommen.


    Und genau dafür ist es nun auch.


    Wir picknicken mit dem Chicago Symphony Orchestra.


    Nördlich von Chicago gibt´s den Sommerspielort des Orchesters.
    In den heißen Monaten geben die Musiker Open Air Konzerte in der Ravinia,
    einer hübschen Parkanlage mit allen facilities.
    An Konzertabenden kann man vor dem Konzert auf den verschiedenen Wiesen picknicken und die Stimmung genießen.
    Musiker erspähen inklusive.
    Das jeweilige Konzert wird dann per Lautsprecheranlagen bis in die hintersten Winkel übertragen.
    Wir allerdings haben Sitzplätze in der Konzertmuschel.


    Fotos gibt leider nur vom Mobile.



    Das Programm „The Russian Masters“ mit Stücken von Schostakowitsch, Prokofjew und Rachmaninoff ist ideal für einen lauen Sommerabend.
    Und die Solistinnen übertreffen sich in Virtuosität.
    Für unseren Geschmack hat sogar supporting act #2 „das bessere Händchen“.
    Kein unnötig harter Anschlag in den Scherzi bei hoher Geschmeidigkeit in den Tempi – ein Hörgenuss.


    Der Geburtstag klingt damit in den schönsten Tönen aus.


    • Offizieller Beitrag

    Das war ja ein Tag "a la bonheur", Erik.:!!



    Tolle Bilder von Chicago und ein tolles Geburtstagsgeschenk.:clab:


    Mit so einem Segway zu fahren, ist bestimmt spannend.

  • Und schon wieder so ein super Hotel :!!


    Erik, da hast Du Jens aber wirklich einen unvergesslichen Geburtstag geschenkt. Eine super Mischung aus Überraschung, Spaß, Relaxen, Kultur usw.
    Ganz große Klasse!
    Da wird man(n) doch gerne 40 :gg: :!!
    Ein wirklich herrlicher Tag :clab:

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