Oman - wie finde ich den Weg? - ein Reisebericht

  • Heute entführe ich Euch zu unserem letzten Urlaubstag. Aber bevor wir unser abschließendes Abendessen in Muscat genießen können, steht noch die Bergdurchquerung an.


    Aber nun auf, auf, der Wagen muß doch gefahren werden.....




    26.10.2008 – Sonntag


    Nizwa – Muscat



    Heute war unser letzter Urlaubstag und auch der spannendste. Es stand die Überquerung des Jebel Al Akhdar Massives an. Hatten wir doch vorher schon „Hinz und Kunz“ gefragt, wie das sein würde, ob wir das schaffen, wie lange es dauert und wie die Straßenbeschaffenheit wäre.
    Uns wurden Antworten gegeben, das es ca. 2 Std. dauern würde und man den Wagen im Griff haben sollte, es wäre recht einfach, aber steil, man sollte Höhentauglich sein, Straße sehr eng usw. usw. Das hörte sich ja nicht wirklich schwierig an, aber wir waren skeptisch.


    Nach einem leckeren Frühstück machten wir uns gegen 9.00h auf Richtung Nizwa und dann weiter Richtung Al Hamra über Hat zum Wadi Bani Awf. In Al Hamra zweigt die Straße rechts in die Berge ab. Lt. Reiseführer sollte sie nur ca. 20 km geteert sein, aber die Teerstraße verlief bis zum Bergkamm, bestimmt so ca. 30 km. Oben hatte man einen tollen Ausblick auf das Bergmassiv.



    Leider zeigen die Bilder diesen tollen Blick nicht, da es wieder sehr heiß war und die Luft dunstig. Die Strecke bis hier oben war leicht zu fahren, wenn auch teilweise recht steil.
    An diesem Aussichtspunkt (s. Bild oben) ahnten wir noch nicht, was uns 100 Meter weiter bevorstehen würde, wussten wir doch nur, jetzt beginnt Gravel.


    100 Meter weiter hat es uns fast den Atem verschlagen. Die vorher breite Straße war auf einmal nur halb so breit, und führte direkt an einer steilen Felswand vorbei, rechts ging es senkrecht bergauf, links senkrecht bergab.



    Wir konnten erahnen, wo wir noch lang fahren mußten:





    Wir mussten dreimal Luft holen, Achim setzte sich noch mal fest auf den Fahrersitz, schaltete 4 WD high ein, wischte sich die feuchtnassen Hände nochmals an der Hose ab und gab ganz langsam Gas. Meine rechte Hand verkrampfte sich am Handgriff, während die linke fast die Kamera zerdrückte. Diese ersten 500 Meter waren an Dramatik nicht zu überbieten, wirklich.


    Da sind wir wirklich hergefahren:




    Dann ging es stetig, aber sehr steil, nach unten. Enge Kurven, dass wir manchmal glaubten, das der Jeep diese Kurven nicht mit einem Mal hinbekommen würde, denn der Radius des Wagens war recht groß. Ab und zu konnte man sich für 200 / 300 Meter etwas entspannen, ehe es wieder steil weiter ging. Manchmal konnten wir nicht sehen, wohin wir fuhren, denn die lange und große Motorhaube war „im Weg“. Zwischendurch wurde es so steil, das wir in 4-WD Low und 1. Gang gefahren sind, damit uns der Wagen nicht beim bremsen ausbrach. Der Untergrund war zwar eben, aber meist mit Sand oder kleinen Steinen bedeckt. Löcher oder Steinstufen gab es nicht.




    Auf dem weiteren Weg wurde es so schmal, das wir schon Angst hatten, das der Jeep nicht auf die Straße passt, oder an den überhängenden Felsen entlangschrammt. Einige dieser engen und auch noch kurvigen Stellen waren notdürftig asphaltiert und aufgeraut worden(vielleicht so 300 Meter) damit die Reifen überhaupt genügend Griff hatten.


    Mitten im Nichts eine Abzweigung:



    Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber uns stand der Mund sicherlich mehrmals offen, so toll war die Strecke von Ihrer Aussicht aus, aber auch von der Streckenführung. Wäre uns an machen Stellen ein Auto entgegen gekommen, ich mag gar nicht daran denken.


    Als wir uns schon etwas tiefer geschraubt hatten, tauchten auch wieder kleine Bergdörfer auf. Wie kommen die nur dahin? Kann man hier wirklich leben? Man muß sich vorstellen, dass diese Dörfer zwischen 1.500 und 2.000 Meter hoch liegen, und dort nicht gerade das meiste Wasser, geschweige denn Infrastruktur, ist.


    Damit man sich auch nicht verfährt :gg: :




    Nach den ersten Dörfern wurde die Piste etwas „besser“, heißt, nicht mehr so schmal, denn hier fuhren dann auch kleinere Pick-ups, nur durfte so einer einem nicht gerade in einer der engen Kurven entgegenkommen.



    Vielleicht so ca. 50 km ging es über diese Bergstrecke, ehe wir im Wadi Bani Awf ankamen. Hier zog sich die Gravelroad noch ca. 20 km durch das Wadi, war aber nicht mehr so spektakulär.


    Bergmassiv vom Wadi Bani Awf aus gesehen:



    Die Strecke durch die Berge war einmalig, jeder von Euch, der gern Gravel und Bergstrecken fährt, wäre hier in seinem Element, aber etwas Mut erfordert es auch.


    Wieder Teerstraße unter den Rädern, ging es auch nach ca. 7 km wieder rechts ab bei Anwi, in das Wadi Bani Kharus. Lt. Reiseführer sollten hier die Felswände sehr eng zusammenkommen und am Ende gab es Wasser, das in kleinen Wasserfällen in Pools fließt. Bis zu diesen Wasserfällen, bzw. zu der Felsenge sind wir aber dann doch nicht mehr gefahren, denn auch diese Strecke war Gravel (aber sehr gut zu fahren), aber Achim hatte keine Lust mehr.


    Im Wadi Kharus:



    Nicht, dass ihm die Strecke über die Berge zu viel war, aber sein Bedarf an Gravel war gedeckt, denn er musste die 50 km doch sehr konzentriert fahren und war etwas kaputt.
    An einer schönen Stelle im Wadi haben wir ein kleines Picknick gemacht und sind wieder auf die Hauptstraßen zurück weiter nach Muscat gefahren.


    Beim Picknick:



    Unterwegs haben wir uns noch ein weiteres Lehmfort in Nakhl angeschaut, welches auf einem ca. 60 Meter hohen Felsen liegt. Diese Lehmforts sind fast alle restauriert und zeigen, wie man früher darin gewohnt hat. Bei brütender Hitze (bestimmt 35 Grad) wanderten wir durch das Fort und konnten gar nicht so viel Wasser in uns hineinschütten, wie es dann auch schon vom Körper verdunstete.


    Fort Nakhl:




    Dann hatten wir genug gesehen, und wollten endlich nach Muscat und an den Pool. Wer kann uns dann nach der Strecke schon verdenken.


    Straße nach Muscat:



    Am frühen Nachmittag waren wir in Muscat, genauer gesagt im Stadtteil Qurum, wo unser Hotel, das Crowne Plaza, oberhalb des Strandes, lag. Schnell in die Badesachen und ab an den Pool – tat das gut.


    Wieder in der Zivilisation:



    Abends stand noch ein Treffen mit Inga und Klaus aus Ingrids Weltreiseforum (http://www.ingrids-reisewelt.d…5e8b11df0afac56f1c388e950) an. Die Beiden waren am Tag zuvor in Muscat eingetroffen und wir hatten schon im Forum mehrmals miteinander geschrieben. So konnten wir ein kleines Foren-Treffen arrangieren. Im arabischen Restaurant unseres Hotels trafen wir uns und haben auf der Terrasse gut zu Abend gegessen und den Beiden Tipps für Ihre Rundreise gegeben. Es wurde ein interessanter Abend.


    Nachdem wir uns verabschiedet hatten, tranken Achim und ich auf dem Zimmer noch unsere letzte Flasche Rotwein, packten den Rest für morgen zusammen und schliefen dann recht schnell ein.



    Crowne Plaza, Muscat
    284 Km




    .......

  • Zitat


    Die Bilder sind einsame Spitze, aber die Strecke ...ohne mich, niemals, nicht für Geld und gute Worte. Hut ab vor eurem Mut.



    Ich kann Dir wirklich sagen, daß wir sehr, sehr angespannt waren. Hatten ja schon mit vielem gerechnet, da wir ja alle möglichen Leute gefragt hatten, wie die Strecke ist, aber an manchen Stellen :wow:



    Wir sind immer noch am überlegen, was "besser" gewesen wäre, die Strecke hoch oder runter zu fahren.

    • Offizieller Beitrag

    DAS ist eine Strasse.


    Alle Achtung an Dich und Deinen Mann, dass Ihr da
    überhaupt weiter gefahren seid.:clab:
    Aber ihr seid mit einer tollen Aussicht belohnt worden.

  • Da bin ich beim Lesen bleich um die Nase geworden...


    Was für eine Strecke :EEK: :EEK: :traen:


    Hut ab! Da wäre ich gar niemals lang gefahren! Ich kann mir vorstellen, dass Euch da manchmal das Herz bis in den Hals geklopft hat!


    Die Ruhepause am Pool habt Ihr Euch mehr als verdient :!!

  • Die Strecke war teilweise wirklich heftig und Stücke waren "normal". Ich wäre gern noch mehr ausgestiegen und hätte Photos gemacht. :gg:


    Mein Mann ist ja schon immer so lieb und hält häufig für mich an, damit ich "knipsen" kann (O-Ton Achim) :wink4: :SCHAU: :gg:…. aber da hat er dann doch das eine oder andere Veto eingelegt. :(


    Kann ich auch nachvollziehen. Er mußte voll konzentriert fahren und da nervte ihn meine Ansage "Stopp, Foto!"



    Trotz allem, möchte ich diese Strecke nicht missen, war sie doch landschaftlich einfach nur klasse!!!



    Den letzten Tag gibt es in den nächsten Tagen.

  • Heute verlassen wir das Land der




    und fliegen leider ins kalte Deutschland:



    27.10.2008 – Montag


    Muscat – Dubai – Düsseldorf



    Um 6.30h waren wir hellwach, denn wir wollten den Flieger ja nicht verpassen.
    Erst einmal haben wir im Hotel ein super Frühstück genossen, welches dem Maritim in Düsseldorf in keinster Weise nachstand. Selbst Salami aus Schwein gab es dort, auch wenn es ein wenig abseits stand.
    Mit Blick auf das Meer, genossen wir das letzte Frühstück draußen auf der Terrasse und waren doch etwas „traurig“, dass es wieder nach Hause geht, auch wenn der Urlaub ja nicht so klasse angefangen hatte.


    Autobahn in Muscat:



    Um 8.00h waren wir auf der vollen Autobahn von Muscat nach Seeb, wo wir direkt am Flughafen noch den Jeep abgeben mussten und um 10.45h ging die Maschine von Muscat nach Dubai. Überpünktlich hob sie nur ¼ voll ab und 45 min. später landeten wir schon in Dubai. Jetzt hatten wir ca. 3 Std. Aufenthalt, ehe die Maschine nach Düsseldorf ging. Ein wenig im Duty Free gestöbert und natürlich auch Geld ausgegeben. Parfüm, eine neue Flasche Barcardi (aber nicht für den nächsten Urlaub, sondern für zu Hause :gg: ), ein Bildband über den Oman (sogar in Deutsch) und ein kleines Plüschkamel wanderten in unseren Rucksack.


    Terminal 3 in Dubai:



    Auch die Maschine nach Düsseldorf war nur halbvoll, so dass sich Achim schnell, aber ganz schnell, eine 4-rer Reihe belegte und ich mich auf meiner 2-er Reihe ausbreiten konnte.


    Ein letzter Blick auf Dubai:



    So verliefen die ca. 6.15h recht angenehm und bei 6 Grad landeten wir sicher in Düsseldorf (In Dubai sind wir bei 36 Grad losgeflogen).


    Vom aussteigen, Passkontrolle, Koffer holen, Shuttle zum Parkplatz und Fahrt nach Hause brauchten wir nur 1 ½ Stunden. Wer Düsseldorf kennt und weiß, wie voll die A52 und die A44 Richtung Dortmund sind, kann nachvollziehen, dass das Rekord war!




    Was können wir im Nachhinein zu diesem Urlaub sagen?


    Es hat uns super gut gefallen. Die Natur, vor allem die gewaltigen Bergmassive, ziehen einen in den Bann. Das dort noch nicht alle hochfahren können und dürfen, gibt es nicht so viel Verkehr und Touristen. Man kann die Szenerie noch so richtig genießen. :!!


    Die Wüstenübernachtung war ein Erlebnis. Gut, das wir nur ca. 10 Personen waren, die Tage zuvor waren dort 55 Personen, damit geht der Flair sicherlich baden. Auch wenn es einfach und spartanisch war, es war sauber und hatte den gewissen Reiz. Wer hat schon mal die Möglichkeit, in der Wüste zu schlafen? :!!


    Die Omaner sind sehr freundlich. Sie winken einem zu, wenn man durch die Bergdörfer fährt oder läuft. Sie halten an, wenn sie merken, dass man nicht weiß, wo es langgeht und erklären einem die Strecke. Auch in die Souks kann man als Frau allein gehen, man wird nicht „angemacht“ oder schief angesprochen. Sehr angenehm. :app:


    Preise in den Restaurant-Hotels sind genau wie bei uns. Alkohol ist teuer, in einem Hotel wollten sie für eine Flasche Weißwein ca. 33 Euro. Bier an der Bar, meist in Dosen, ca. 4,00 Euro.
    Möchte man preiswerter essen, sollte man die Lokalitäten an den Straßen nehmen, die sicherlich auch gut sind, aber wir haben sie nicht ausprobiert.


    Tanken ist die billigste Nebensache der Welt. :clab: :!! Ein Liter Super kostet ungefähr 25 Cent! Da macht das Tanken noch Spaß. Achim hat mal einem Tankangestellten (man tankt nicht selber, das wird gemacht und man zahlt bar bei dem guten Mann) erklärt, dass wir in Deutschland das 5-fache zahlen. Er schaute nur ungläubig und wir hatten das Gefühl, er kann das nicht glauben.


    Getankt haben wir:
    312 Liter für rund 75 Euro
    ca. 1.585 km (Durchschnittsverbrauch ca. 20 Liter).


    Da macht das Autofahren noch Spaß und man kann nachvollziehen, warum viele Omanis große SUV´s fahren, bzw. auch dicke deutsche Nobelkarossen. Alte und verrostete Autos haben wir so gut wie nie gesehen.


    Das Land ist im Kommen, es wird viel an der Infrastruktur getan, neue Hotels werden gebaut, die Omanis richten sich auf Touristen ein.
    Uns hat der Urlaub super gut gefallen und wir sind froh, das wir dieses Land kennen lernen durften, wenn auch nur einen kleinen Teil.




    Jetzt heißt es wieder arbeiten, bis es im Mai wieder in einen Flieger geht, der uns diesmal zu unserem Lieblingsreiseziel bringt, die USA. :wink4:



  • Schade :traen:


    Ich wäre gerne noch weiter mit Euch mitgefahren!


    Mir hat der Reisebericht super gut gefallen. Eine für mich komplett unbekannte Gegend. Du hast sehr anschaulich erzählt und mit tollen Bildern unterstrichen :clab: :clab: :clab:


    Das Fazit fand ich sehr interessant :!!


    Danke Gabi =)

  • Rund um Muscat sieht es auch recht westlich aus, bis auf ein paar unslesbare Schilder... :gg:


    Darüber waren wir auch überrascht, als wir angekommen sind.




    Vielen Dank, das Ihr alle mitgereist seit und ich Euch ein Land etwas näher bringen konnte, was man dann doch nicht alle Tage bereist.


    Für mich war es auch schön, sich nochmals mit den Etappen auseinander zu setzen.



    Unser Geld vom ersten Tag, Abendessen bei Mc Doof, Getränke an der Maritim-Bar und die ausgefallene Stadtrundfahrt, dieses hat Emirates uns erstattet. Hatte ich auch ehrlicherweise nicht anders erwartet. :!!

  • Vielen Dank für diesen tollen Bericht, hat mir wirklich super gefallen, war sehr gut geschrieben :clab: :clab: :clab:


    Man hat wirklich sehr interessante Einblicke in dieses Land erhalten. Auch daß Du so ehrlich warst und über den nicht so tollen Anfang berichtet hast, finde ich toll. In einem Urlaub kann eben auch mal was schiefgehen, gehört dazu.


    Nochmals Danke :!!


    Gruß


    Sandra

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