10. Tag: Donnerstag, der 11.05.2017
Arches NP, Shafer Trail und Corona Arch
Heute lacht schon am Morgen die Sonne vom Himmel . Nach einem frühen Frühstück im Moab Diner fahren wir in den Arches National Park.
Für die Windows Section sind wir allerdings lichttechnisch noch zu früh, so dass wir erst mal mit dem Auto eine Runde durch den Park drehen. Der Devils Garden Bereich mit Landscape Arch und Co. ist wegen Bauarbeiten leider gesperrt. Ansonsten merkt man von den 2017 anstehenden Bauarbeiten nichts. Sie scheinen wirklich ausschließlich nachts stattzufinden . Wir machen einen Pipi-Stopp bei Fiery Furnace und stehen dafür bestimmt 10 Minuten an. Mir steht das Wasser schon in den Augen . Dann fahren wir zum Balanced Rock und machen den kleinen Walk dort.
Als wir dann wieder bei den Windows ankommen, ist der Parkplatz schon rappelvoll.
Allerdings haben wir Schwein, weil unmittelbar vor uns jemand aus einer Parklücke fährt . Dann gehen wir zum Turret Arch, der total schön in der Vormittagssonne liegt. Die beiden Windows dagegen liegen noch immer im Schatten, so dass ich kurzerhand entscheide, dass wir den Primitive Loop hinten herum zurück zum Parkplatz zurück laufen. Eine gute Entscheidung. Mutti ist ja fit und von hinten ist das Licht gut und wenig los ist obendrein. Mutti ist total begeistert, dass dieser Loop etwas „primitive“ ist, denn das würde ja schließlich trainieren bzw. dem Körper gut tun .
Als wir wieder am Parkplatz ankommen, steppt total der Bär . Unglaublich, was da los ist. Es wird dringend Zeit, dass sie einen Shuttle wie im Zion einrichten. Der Parkplatzsuchverkehr ist der Hammer. Mutti geht noch einmal zum Klo und steht als Nummer 13 (!!!!!!!!) in einer der beiden Schlangen. Schon am Morgen hatte uns ein Ranger beim Schlangestehen an der Toilette erzählt, dass in der Hauptsaison mal schnell 80 Leute dort stehen, wenn ein Bus gekommen ist.
Dann gehen wir noch zum Double Arch.
Das soll es für den Arches gewesen sein und wir fahren wieder aus dem Park heraus. Nächste Station ist das Visitor Center im Island in the Sky District des Canyonlands National Park. Dort war die Fahrt des Shafer Trail ja vor zwei Tagen wegen Regen ausgefallen. Wir haben ein kurzes Mittagspicknick am Visitor Center, gucken vom View Point auf den Shafer Trail (hier fand Mutti die Straße noch total cool ) und fahren dann den Shafer Trail.
Beim ersten Foto-Stopp steigt Mutti mit aus und nach zwanzig Sekunden mit den Worten „hier kann ich nicht runtergucken, mir wird gerade total schwummerig“ wieder ein . Ich befürchte schon die große Panik bei ihr, denn: Als ich in meiner Jugend mit meinen Eltern mal im Winter eine Passstraße in Österreich gefahren bin und wir ein klein wenig ins Rutschen gekommen sind (was aber in keinster Weise gefährlich wurde), hat meine Mutti geschrien „Hiiiiiiiiiiiiiiiiiilfeeeeeeeeeeeeeeeee, Alfred, der Abgrund!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“ Mein Daddy und ich haben uns schlapp gelacht, aber meine Mutti war tatsächlich ein wenig verängstigt. Seitdem ist „Hilfe, Alfred, der Abgrund“ in unserer Familie gerne zitiert....
Ansonsten fand Mutti die Straße total klasse und durch das krampfhafte Festhalten am Sitz hat sie sich nach eigener Aussage auch total sicher gefühlt . Sie hatte jedenfalls Spaß an der Fahrt und freute sich daran, dass wohl nicht viele 85jährige Deutsche diese Fahrt erleben dürften.
Unten geht es dann bei grandiosem Wetter auf der Potash Road weiter. Die ist zwar ganz schön bumpy, aber absolut okay. Bei einem Fotostopp am Fuße des Shafer Trail konnten ein paar Amerikaner mit geliehenen Wranglern es gar nicht fassen, dass ich den Shafer Trail mit einem Nissan Rogue hinab gefahren bin. Fand‘ ich etwas übertrieben . Ich fragte sie, ob sie die Potash gekommen seien, weil ich etwas zur Beschaffenheit wissen wollte, aber sie haben abgewunken und gesagt, dass ihnen das zu rough sein und sie den Shafer Trail wieder hochfahren würden. Na gut, dann müssen wir halt selbst mal gucken.
Es gibt dann drei Stellen, die etwas heftig sind und an denen ich etwas Zweifel habe, dass ich mit unserem Zweiradantrieb hochkomme, aber der Roque meistert das echt prima.
Mutti ist total begeistert vom Off-Road-Fahren und das macht mir natürlich auch Spaß. Am Ende reicht es mir mit dem Geruckele allerdings echt, denn es zieht sich doch ganz schön bis zum Teer .
Am Parkplatz zum Corona Arch steht dann, dass es 4,8 km retour sind. Das hatte ich kürzer in Erinnerung.
Es ist zwischenzeitlich echt warm (87 Grad) und wir waren ja morgens schon bei den Windows eine ganze Menge Kilometer gelaufen.
Kann ich das Mutti nun noch zumuten? Wie ist das mit der Verantwortung? Hätte ich ihr mal nur die Nase wegen dem soooooo tollen Arch nicht so lang gemacht . Nun will sie es unbedingt probieren . Na gut. Es ist echt warm und am Anfang geht es gleich richtig bergauf.
Da überholen wir gleich mal ein ca. 60 Jahre altes Ehepaar, das sagt, dass es umkehrt, weil es zu anstrengend ist. Stetig gingen wir bergan und der Weg ist teilweise echt uneben. Ich habe Mutti stets im Auge und frage sie mehrfach, ob das nicht doch etwas zu anstrengend sein. Nein. Allerdings merke ich schon, dass es sie angestrengt. Kein Wunder.
Dann kommt die Passage, wo man nur kleine Tritte im steilen Stein und eine Seilversicherung hat. Na super, das hatte ich aber einfacher in Erinnerung . Mutti will weitergehen. Ohne jeden Zweifel. In so Situationen brauche ich meiner Mutter nicht widersprechen .
Ich gehe vorweg und Mutti nimmt mit der linken Hand das Stahlseil und mit der rechten Hand meine. Zackzack und wir sind oben. Ich glaube Mutti ist so voll Adrenalin gepumpt, dass sie gar nicht richtig realisiert, wo sie gerade geht . Uns kommt ein Ehepaar von oben entgegen, das mich fragt, wie es am besten dort hinunter gehen soll. Ich zeige es ihnen bzw. erkläre es und sehe dann noch kurz, wie sie sich sehr schwer tun. Okay, um den Rückweg kümmern wir uns später .
Dann geht es über total schrägen Slickrock bergan. Ich nehme Mutti etwas an der Hand, aber sie geht wirklich total gut und sicher. Als nächstes kommt die kleine Leiter, die Mutti mit Bravour meistert. Ich kann nicht fassen, dass die Frau an meiner Seite „alt“ ist.
Sie ist zwischenzeitlich schon etwas platt, aber nun muss es für den Rest auch noch reichen. Mensch, das zieht sich aber auch. Kurzum, oben angekommen strahlt Mutti über das ganze Gesicht . Uns sind kaum Leute begegnet und wir haben den Arch bis auf einen kurzen Moment ganz für uns alleine.
Nach einem relativ kurzen Aufenthalt blase ich dann zum Rückweg, weil ich fürchtete, dass dieser schwierig wird. Außerdem denke ich, dass es nicht so gut sein kann, wenn Mutti zu lange in der Sonne hockt.
Die Leiter wieder hinab zu gehen, ist wirklich kein Spaß, aber Mutti macht das so umsichtig, als wenn sie schon öfter hier gewesen wäre.
Und das üble Stück mit der Seilversicherung bekommt sie auch ganz phantastisch hin. Ich habe lediglich, in dem ich vorgegangen bin, etwas Sicherung gegeben, indem ich ihren Popo gestützt habe . An der Stelle ist uns ein Mann entgegen gekommen, der dann umgekehrt ist....
Der weitere Rückweg läuft ereignislos und Mutti ist am Auto platt, aber überglücklich. Ich kann es einfach nicht fassen, was meine Mutter hier veranstaltet.
Dann fahren wir zurück nach Moab und nach einer Dusche essen wir im Fiesta Mexicana eine Fiesta Grande (Enchilada, Burrito und Chimichanga) und trinken eine Margarita.
Mutti mit ihrer am Vortag erworbenen Jacke:
Im Motel kippt sie sofort ins Bett und schläft ein, um am nächsten Morgen wieder strahlend und frisch aufzuwachen. Mutti ist ein Regenerationswunder .