Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]

  • Man könnte meinen, er hätte seine Entscheidung etwas früher treffen und seine Umgebung netterweise auch davon in Kenntnis setzen können. Aber Fritz Zehrer war noch nie ein großer Grübler gewesen. Entsprechend war der Einfall auch noch ganz frisch, als der alte Mann sich in den Kopf setzte, sich mitsamt seiner Frau in die USA abzusetzen; nicht für immer, aber wenigstens für eine längere Zeit.


    Auslöser waren die zwar immer länger werdenden USA-Aufenthalte, zu deren Ende aber noch jederzeit ein paar zusätzliche Wochen schön gewesen wären. Es gäbe auch immer noch etwas zu sehen, verdammt noch mal! Wie lange kann denn so ein USA Urlaub sein, damit man genug davon bekommt? Sollten wir mal mit drei Monate anfangen? Das wäre auch die Zeit, die die Autoritäten der Vereinigten Staaten so ohne Tohuwabohu gedulden. Und nun fraß sich der Gedanke mal in den Kopf und bis zu dem Zeitpunkt, als die zwei Zehrer's aus der Tür stürmten, um diesen Kontinent von Osten nach Westen und von Westen nach Osten zu durchqueren, war es kaum ein Jahr.


    Und dieses Jahr verging wie im Flug, denn die Planung alleine verschlang drei Monate. Zudem waren noch ein paar Besonderheiten zu beachten, denn die deutschen Vermittler der einschlägigen Mietwagen erlaubten nur 62 oder gar nur 56 Tage Mietdauer. Trotz aller Anstrengungen war es nicht möglich, einen durchgängigen Vertrag zu bekommen, so dass am Ende zwei Mietabschnitte, jeweils mit einer sogenannten Einwegmiete, das Ergebnis war. Der Rest war Verhandlungssache vor Ort. Auch die Krankenversicherung war ein Problem. Zwar hat jeder, der sich auf den Weg in die weite Welt macht, eine Auslandskrankenversicherung, leider ist die natürlich nur auf maximal 6 bis 8 Wochen Reisedauer ausgelegt. Auch dieses Problem konnte mit 180 Euro beim ADAC gelöst werden.


    Nun gut, die Koffer sind gepackt, der Plan, der heuer auf besonders dünnem Papier gedruckt werden musste, füllt den A4-Ordner und zwar "close to the edge". Woody Gothrie bringt es auf den Punkt: "This Land is your land". Die Gegend, die in dem Song beschrieben wird, beschreibt auch den Umfang unserer Reise. Wir werden schöne Städte sehen, Steinbögen im Meer und auf gewaltigen Gipfeln erkunden, die weiße Welle im Watercanyon erklettern und durch die grüne Hölle des Ostens wandern. Narben werden bleiben, auf der Haut und im Kopf. 74 Wanderungen und Flip-Flop-geeignete Gewaltsmärsche in den Städten, Essen über den Dächern von Las Vegas und Schwitzen im Reifenservice des Walmarts von Paducah, Kentucky. Die Gegensätze könnten nicht schöner sein.


    Begleitet uns nun auf unserem Road und Hiking Trip. 85 Tage, 86 Nächte, 18.000 Meilen und 6.274 Fotos lang durch die USA. Was alles passiert liegt im Nebel, aber das Leuchtfeuer weist die Richtung!


    bild_2012_leuchtturm.jpg


    Dienstag
    Die Eincheckterminals der Lufthansa sind nicht so schlecht. Karte rein, Boardkarte raus, gut is. 50 Euro bitte! Das ist der Preis für einen zusätzlichen Koffer bei der Lufthansa in der Holzklasse. Gegenüber dem letztem Jahr 10 Euro mehr, das entspricht ... hilft ja nix! Und nachdem wir das immer am Abend vor dem Abflug erledigen, bleibt jetzt noch Zeit für ein Abschiedsessen beim Italiener. Wie haben sich die Zeiten geändert. Früher wäre der Bayer nicht ohne Schweinebraten im Bauch über die Landesgrenzen hinausgekommen. Tja, auch wir im Süden werden immer gespreizter. Sind wir etwa unterwandert?


    Mittwoch
    Unser Abenteuer kann beginnen!


    ... Fortsetzung folgt!


    Index
    Mittwoch - Ankunft New York und Fahrt nach Philadelphia
    Donnerstag - Streets of Philadelphia
    Freitag - Philadelphia - Atlantik City - Baltimore - Washington D.C.
    Samstag - Washington D.C.
    Sonntag - Washington - Difficult Run Trail (Potomac River)- Great Falls Nationalpark - Front Royal (Shenandoah Nationalparks)



    Montag+Dienstag - Front Royal - Shenandoah Nationalparks - Waynesboro, VA
    Mittwoch+Donnerstag+Freitag - Waynesboro, VA - White Oak Canyons, VA - Natural Bridge of Virginia - Great Smoky Mountains National Park, TN - Gatlinbourg, TN
    Samstag+Sonntag - Gatlinburg, TN - Atlanta, GA - Savanah, GA



    Monatg - Savannah, GA - Miami, FL
    Dienstag - Miami, FL
    Mittwoch+Donnerstag - Miami - Airboat - Oversea Hwy - Key West
    Freitag -

  • Ich bin natürlich auch mit dabei. Der Prolog las sich schon mal sehr gut. Ohne Schrammen geht es bei euren Wanderungen wohl nicht?! Ich kann mich noch an das letzte Jahr erinnern...
    Auf deiner HP hatte ich mir schon ein paar Bilder angesehen, von den Orten an denen wir auch schon waren. :!!
    Ich freue mich auf die Fortsetzung bzw. den richtigen Reisebeginn! :D

  • Hallo Fritz,
    das sind wir gerne mit dabei. ;;PiPpIla;;
    Auf Deinen Reisebericht freuen wir uns schon seit Du in der Tourenplanung davon berichtet hast. Wir sind schon gesapannt auf die Hikes und Tipps. Da ist sicher wieder einiges dabei für uns ;;NiCKi;:


    Wie lange kann denn so ein USA Urlaub sein, damit man genug davon bekommt? Sollten wir mal mit drei Monate anfangen?


    Und war das die richtige Zeitspanne? Habt Ihr genug davon bekommen? Wie waren die ersten Tage nach einem so langen Urlaub?
    Wir waren letztes Jahr ja "nur" 60 Tage in den USA, aber die ersten Wochen wieder daheim waren teilweise doch recht hart (ersten Arbeitstage und so). Wir wären gerne noch länger unterwegs gewesen. Würde uns mal interessieren, wie es Euch dabei so geht?


    LG
    Heidi und Gottfried

  • sich mitsamt seiner Frau in die USA abzusetzen; nicht für immer, aber wenigstens für eine längere Zeit.


    Bei dieser Auswanderung bin ich gerne dabei ;ws108; . Wie sind 85 Tage eigentlich mit dem Arbeitgeber vereinbar ;][; ?


    LG,


    Ilona

  • Mittwoch
    Unser Abenteuer kann beginnen!


    Entgegen der USA-West-Flüge, sind wir heuer am diamentral anderen Ende des Terminals. Der Vorteil ist, dass die Infrastrukturen für die zusätzlichen USA-Kontrollen nicht so gut ausgebaut sind, - die Sache war also gleich erledigt. Der größte Vorteil für mich aber war ein Glaskasten, in dem es stank wie die Sau und in dem man sich vorkam, wie ein Tier im Käfig, das von den Tierparkbesuchern eifrig beobachtet wird. Das ist mir jetzt auch sowas von egal, dann schau ich halt auf den Boden.


    Tumult im Flieger! Nachdem ein paar Männer mit schwarzen Hüten und seitlichen Locken ziemlich spät kamen und dann endlich "boarding completed" durch die Lautsprecher krächzte, waren akurat diese Männer nicht zum Sitzen zu bewegen. Stewardessen taumelten von Reihe zu Reihe, um ein Problem zu lösen, das auf den ersten Blick nicht zu identifizieren war. Und das obwohl es fast neben unserer Reihe 37 passierte. 25 Minuten zähe Verhandlungen! Und dann setzten sich ein paar Frauen weg und ein paar Männer hin zu den Domizilen, die diese Herren reserviert hatten. Eine Frau landete direkt neben unserer Reihe. Sie war nett, gutaussehend und hat auch nicht streng gerochen. Manche Leute wissen nicht, was sie im Leben versäumen.


    Ansonsten düste der A340-600 seelenruhig über den Atlantik. Ich war gespannt darauf, wann ich nicht mehr sitzen kann und es kam, wie es kommen musste. Die letzten drei Stunden habe ich mir die Füße vertreten. Ich bewundere manche, die sich hinsetzen, sich nicht mehr bewegen, schlafen und erst bei der Landung wieder die Äuglein aufmachen. Der Luftraum über New York ist wie immer proppenvoll, so dass unser Gefährt noch ein paar Runden über dem Airport kreist. Dass dabei die Skyline von New York immer wieder am Fenster vorbeirauscht, war schön, aber nur ein schwacher Trost. Aber nun ist es geschafft! Willkommen USA, welcome Newark Liberty International Airport.


    Obwohl wir ziemlich vorne an der Immigration standen, wollte unser Grenzschützer nicht so recht in die Puschen kommen. Ein Päuschen hier, ein verträumter Blick da und eigentlich will ich nur noch meine Koffer und eine Zigarette rauchen. Irgendwann war es dann soweit und wir fuhren mit der Tramrail zu Hertz. Immer ein spannender Augenblick und heute insbesondere, denn wir wollen ein neues Auto und die Einwegmiete gleich mal wegverhandeln.


    Eine ziemlich unterbelichtete Wallküre STß vor meinen Einmetereinundziebzig stehend und war zudem noch genervt. Auch meine Gold-Karte konnte sie nicht zu einem Lächeln bewegen. Und als ich ihr dann noch erklärte, dass ich 85 Tage dasselbe Auto will und ich Hertz sehr verbunden wäre, wenn man mir als Stammkunde ein frisches Auto gäbe, das ich aber wohlbehalten zurück brächte, falls man mir die Einwegmiete erließe, hat sie ihre toll lackierten Fingernägel zusammengekrallt, zum Hörer gegriffen und den Supervisor angefunkt. Oh, der Mann ist gleich einen Kopf kleiner wie ich. Sehr gut, da fühle ich mich gleich besser! Er kenne Tarife, die monatilich fällig wären und in dem Fall wäre es durchaus Usus, dass man das Fahrzeug so lange behält, wie man es braucht. Tarif hin, Tarif her, was soll das? Ist die Einwegmiete nicht nur deshalb fällig, weil das Auto zurückgeführt werden muss? Der Knirps war er gnadenlos!. Die 375 Dollar Einwegmiete müsse er mir aufgrund der Vertragskonstellation abnehmen. Ein anderer Vertrag würde mich fast 6.000 Dollar kosten. Ich war müde und dachte mir, dass es gegebenenfalls von daheim aus mit Leuten zu regeln ist, die was zu sagen und zu entscheiden haben. Ok, raus zum Auto.


    So ein Hundskrüppel, will er mir tatsächlich ein relativ altes und versifftes Auto, einen Chevy Traverse, unterjubeln. Aber jetzt mein Freund reicht es. Daneben stand ein nagelneues Fahrzeug gleichen Typs, es hatte 277 Meilen drauf, entsprechend gute Reifen und war perlweiß. Ich habe gleich mal meine Koffer eingeladen und dann bin ich zu meinem kleinen Freund. Jetzt war er aber zahm und hat sofort alles umgeschrieben. Geht doch! Das Wallküren-Gesicht hätte ich aber gerne gesehen. Ich war ja leider draußen und habe derweilen eine Zigarette geraucht.



    Nach weit über dreißig Ehejahren habe ich mir heuer eine Freundin mitgenommen. Sie heißt Steffi, ihr Format ist jedoch ein Rechteck, aber immer, wenn ich mit ihr kommuniziere, leutet sie und spricht sogar mit mir. Ihr Vater, der Garmin heißt, hat ihr den komischen Namen 1570T verpaßt. Monika hat sie auch sofort ins Herz geschlossen, die Steffi, denn sie weiß immer, wohin wir wollen und wie wir unser Ziel schnellstens erreichen. Und so sitzt die liebe Steffi nun auf unserer Windschutzscheibe und gleitet mit uns durch die Nacht nach Süden.


    Ich liebe die Ossis. Unser Auto bahnt sich den Weg durch Baustellen, das Speedlimit ist mit 45 mph nicht sehr üppig ausgefallen. Aber ich merke, dass ich mit 60 viel zu langsam bin und habe schon in der Fahrschule gelernt, dass man den Verkehr nicht aufhalten soll. Steffi zeigt die Geschwindigkeit schon lange nicht mehr in schwarz, sondern in knalligem Rot. Also ihr lieben Ossis, ich fahre mit Euch 80 mph und vertraue auf euer Gespür für die hiesige Polizei. Es hat dann aber doch bis 22 Uhr, also zwei Stunden, gedauert, bis die liebe Steffi ein freundliches "Ziel erreicht" ausgerufen hat.


    Das Best Western in Philadelphia ist nicht so der Hit, nicht sehr einladend und kuschlig, aber als wir umgehend in die Betten fielen, wurde es nur noch dunkel. Steffi muss übrigens im Auto übernachten, die Arme.


    ... Fortsetzung folgt!


  • Der Alltag war nach ein paar Tagen gleich wieder da. Erst jetzt, wo ich den Urlaub aufbereite, kommen die schönen Erinnerungen wieder hoch. Drei Monate im Hotel ist genug, aber wenn es vier Monate gedauert hätte, hätte man sich darauf eingestellt

  • Jetzt war er aber zahm und hat sofort alles umgeschrieben. Geht doch! Das Wallküren-Gesicht hätte ich aber gerne gesehen.



    Der unterbelichteten Wallküre hast du sicher den Schlaf geraubt. ;) Die wollten dir bestimmt wegen des Wagenwechsels unterwegs die Gurke andrehen. Die Erfahrung haben wir zumindest bei Einwegmiete gemacht.



    Wie sind 85 Tage eigentlich mit dem Arbeitgeber vereinbar ?


    Bei uns heißt das Sabbatical und ist tatsächlich möglich. Nur zu blöd, wenn der Partner kein Sabbatical hat und man dann entweder alleine fahren muss oder zuhause bleiben muss.

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