Wasserfälle fotografieren

  • Hallo zusammen!


    Bald ist es bei uns endlich soweit- unsere Tour in den Nordwesten startet in nur 30 Tagen ;ws108; Die Vorfreude steigt natürlich, je näher die Reise rückt, aber auch mit der Detailplanung wird es immer knapper.


    Wie Ihr ja wisst, arbeite ich auch nebenberuflich mit meiner Kamera (Canon EOS 5D Mark II), aber für die herrlichen Motive des Nordwestens, nämlich die Wasserfälle, fehlt mir die Erfahrung... In vielen Reiseberichten von Euch habe ich Eure wunderschönen Aufnahmen bewundert, und würde mich daher über Tipps sehr freuen! :)


    Ein Stativ ist Pflicht, soviel ist klar, aber wie sieht es mit Blende und Belichtungszeit aus? Freuen würde ich mich auch über Beispielfotos mit den entsprechenden Exifs, falls jemand Zeit und Lust dazu hat ;)


    Vielen Dank schonmal für Eure Erfahrungen!


    LG Tanja

    • Offizieller Beitrag

    Im Prinzip ist es ganz einfach:


    Man braucht ein Stativ, Draht-/Fernauslöser, Graufilter ND8 oder ND64 und dann mache ich eine Fotoserien mit unterschiedlichen Belichtungszeiten - teilweise bis zu mehreren Sekunden. Das was einem dann am besten gefällt, bleibt, die anderen werden alle gelöscht (nach der Tour).


    Schau auch einmal hier und hier.

  • Wichtig ist halt wirklich der ND-Filter, damit verlängerst du die Belichtungszeiten entsprechend.


    Ich mache normal immer Belichtungsserien von ca 1/30 bis 2 Sekunden.


    Ohne ND-Filter (mit dem man die "schleimigen" Aufnahmen machen kann), kann man aber auch das Sportprogramm nehmen, dann friert man Wasserfälle ein.

  • Diese "Wasser-Schleim-Bilder" haben mir eigentlich nie gefallen, aber je öfter ich mir welche angeschaut habe, desto besser gefielen die mir. Ich hab mir nen ND 64 angeschafft und - wie Sandra vorgeschlagen hat - am Wasserhahn und am Brunnen im Garten experimentiert. Ich hoffe, das ich im Urlaub auch so tolle Schleimbilder hinbekomme. Die Testfotos von zuhause waren gar nicht mal so übel.....

  • Ich würde sagen, es gibt erstmal zwei ganz unterschiedliche Arten Wasserfälle zu fotgrafieren.
    Entweder Du belichtest lange (>1/10s) und bekommst dann die langgezogenen Streifen oder Du belichtest sehr kurz (<1/200) Dann siehst Du die einzelnen Tropfen. Ich finde beides hat seine Reize.
    Bei den Langzeitbelichtungen wird der Wasserfall immer "homogener" je länger Du belichtest, da wuerde ich wie Gerd vorschlaegt, Serien machen und gucken was am Besten rauskommt.
    Um die langen Belichtungszeiten zu erreichen brauchst Du in der Regel einen Graufilter, ausserdem würde ich ISO immer auf den kleinsten Wert stellen und eine kleine Blende (grosse Blendenzahl) wählen.
    Was ich vermeiden würde sind Belichtungszeiten zwischen so etwa 1/15 und 1/150. Das ist weder Fisch noch Fleisch und die Wasserfälle sehen dann verwaschen und unscharf aus.
    Ausserdem ist es besonders für langzeitblichtete Wasserfälle immer ganz nett, wenn der Himmel bedeckt ist, so dass man nur indirektes Licht auf den Fällen hat.


    Hier zwei Beispiele aus dem Nordwesten:

    Beide sind ISO 80 und Blende 8 (Weniger bzw. mehr hat meine Kamera nicht) und Belichtungszeit ist in beiden Faellen 0,6s. Für den ersten Wasserfall habe ich einen Graufilter benoetigt, beim zweiten war es auch so dunkel genug.



    Und noch zwei Nordwest-Beispiele für das andere Extrem. Der grosse Wasserfall ist mit 1/1000s belichtet, die Detailaufnahme mit 1/640. Ich muss sagen, nachdem ich lange jeden Wasserfall langzeitbelichtet habe, gefaellt mir die kurze Belichtung neuerdings immer besser. Sieht irgendwie gewaltiger und dynamischer aus. Aber das ist natürlich Geschmackssache.


  • Ui klasse, vielen Dank für Eure Antworten und Links!! :clab: Das hat mir schon wahnsinnig weitergeholfen!


    Puh, was bin ich froh, daß ich früh genug gefragt habe- sonst wäre ich glatt ohne Graufilter losgezogen...! :pipa:


    Ok, also zusammenfassend (für den schleimigen Effekt):



    • ISO 100
    • Blende ca. 11-20
    • Belichtungszeit möglichst über 2 Sek.
    • ND64


    Oh ha, so ein Filter kostet bei B+W (von denen habe ich bisher alle meine Filter) mal locker 128 € für mein Objektiv... Mal schauen, ob ich den noch irgendwo günstiger finde...*seufz* aber was ist schon billig...


    LG Tanja


  • Bei Amazon gehen die meistens so zw.50 und 60€ weg, hab 2x inzwischen einen bestellt - jedes Mal Top-Zustand. Der B+W 106 ND 1.8 64x hat mich gerade einmal 45€ gekostet, war nur 1x aufgeschraubt gewesen. Alternativ mal im DSLRForum schauen, die Preise dort sind IMMER besser als Amazon und eBucht.
    Wenn es bewölkt ist brauchst du IMHO aber auch nicht unbedingt einen Filter, das fluppt dann auch so ganz gut ... und eine Belichtung von UNTER zwei Sekunden reicht auch völig aus - je nachdem wie schnell oder langsam das Wasser fliesst, auch DAS spielt eine Rolle.


    Sobald ich den Bericht der Finger Lakes fertig habe stelle ich mal ein paar Fließwasserbilder der dortigen Wasserfälle hier rein ... alles freihändig und meist ohne Filter geknipst (war eh oft bewölkt) ...

  • Noch ein Tipp zur Fernauslösung. Wir hatten zuerst eine Infrarotsteuerung für die Canon 400D. Funktionierte mal, mal nicht. Seit Katja die 50D hat (dort funktioniert der Infrarotsender nicht), fotografieren wir Stativaufnahmen immer mit 2 Sekunden Selbstauslöser.
    Das klappt eigentlich sehr gut, auch weil die Kamera den Modus beibehält...


    Wenn es bei Dir stark bewölkt ist und regnet, kommt man in den dunklen Wäldern vom Nordwesten gut ohne Graufilter zurecht. Aber das wünsche ich Dir nicht :wink4: Dann lieber mit Graufilter ;)

  • Ist schon vieles gesagt worden.


    Bei Sonneneinstrahlung kommen die Wasserfälle meistens schlechter heraus als bei bedeckten Bedingungen, vor allem wenn man dann im Wald starke Kontraste hat. Bei schlechtem Wetter genügt auch oft ein Polfilter und kleine Blende (+ niedriges ISO natürlich) um ein paar Zehntel Belichtung zu bekommen. Ich persönlich finde, das reicht meistens auch aus, um diese tollen seidenen Effekte zu bekommen. Aber Achtung beim Drehen des Polfilters. Die meist grüne Umgebung wird bei ungünstiger Position des Filters dann gräulich, was natürlich nicht so toll aussieht.


    Wenn Du Dir einen ND-Filter dazu holen willst rate ich Dir zu dem ND8. Der ND64 ist meiner Meinung nach für diese Zwecke zu viel des guten. Ich habe manchmal auch einen ND64 benutzt und musste dann teilweise wieder die Blende groß machen oder sogar mit dem ISO etwas hoch, damit die Belichtung nicht zu lange wird.


    Ein Tipp noch, den ich noch nicht hier gelesen habe: Pass gut auf, wenn Du Grünzeugs im Vordergrund hast (z.B. Farne, Äste, etc.) Bei den Belichtungszeiten können die im Wind ganz schön schwanken und werden dann aufgrund der Bewegung natürlich unscharf. Meistens erkennt man das auf dem kleinen Display nicht. Gerade dann würde ich zu Belichtungszeiten unter 1s raten und evtl. auch einen windstillen Moment abwarten (was aber gar nicht so leicht ist, da der Wasserfall an sich oftmals schon für Luftbewegungen sorgt).


    Problematisch war auch immer der Spray von den Wasserfällen. Ruckzuck war die Linse voller Wassertropfen. Da muss man sich auch hin und wieder eine Taktik überlegen, wie man das minimieren kann. Z.B. Stativ ausrichten, Kamera runter und reinigen, mit Objektivdeckel wieder drauf und dann schnell Deckel runter und abdrücken.


    Viel Spaß !


    Tilman

  • Wenn Du Dir einen ND-Filter dazu holen willst rate ich Dir zu dem ND8. Der ND64 ist meiner Meinung nach für diese Zwecke zu viel des guten.


    Da habe ich eher gegenteilige Erfahrungen gemacht ?( .
    Ich habe einen 8x, bin aber eigentlich nicht so ganz glücklich damit und hätte mir oft etwas "mehr", also 64x gewünscht.
    In letzter Zeit nutze ich meinen nur noch sehr selten.


    Gruß
    Gundi

    • Offizieller Beitrag


    Da habe ich eher gegenteilige Erfahrungen gemacht ?( .
    Ich habe einen 8x, bin aber eigentlich nicht so ganz glücklich damit und hätte mir oft etwas "mehr", also 64x gewünscht.
    In letzter Zeit nutze ich meinen nur noch sehr selten.


    Gruß
    Gundi

    Ich auch, ich nutze bei solchen Aufnahmen überwiegend den ND64.

  • Also ich komm gerade quasi aus meinem Nordwest-Urlaub und hab unzählige Wasserfälle fotografiert.


    Oft hab ich sogar nur den Polfilter eingesetzt, musste dann aber zugegebenermaßen die Blende (F20 und aufwärts bzw. kleiner) sehr klein wählen, damit ich ca. eine halbe Sekunde Belichtung bekomme. Die Wasserfallmotive sind dort meist in Wäldern, der Himmel oft bedeckt, da hat man sowieso schon ordentliche Belichtungszeiten ohne weitere Hilfsmittel. Aber den ND8 hätte ich mir dazu schon gewünscht.


    Bekannte von mir, die das professionell machen, benutzen für diese Motive übrigens auch den ND8.


    Außerdem neigt so ein ND64 auch zu stärkerer Vignettierung, das solltest Du dann auch ab und zu kontrollieren. Zur Not den Bildausschnitt etwas größer wählen falls möglich - wenn Du Dich für diesen Filter entscheidest.


    Gruß, Tilman

    • Offizieller Beitrag

    So sollte für mich ein Wasserfall aussehen .... diese "Schleim" Wasserfälle finde ich furchtbar.
    Aber ist halt Geschmacksache ....


    Das würde ich generell so nicht sagen, es kommt immer auf die Situation an. In diesem Fall ist es so möglicherweise schöner. Aber wenn da keine Sonne scheint, könnte es eventuell anders besser aussehen.


    Aber wie Du schon sagst: Es ist Geschmacksache und ich würde es erweitern - es kommt auf die Situation an. DIe "Schleim"- Wasserfälle sehen meiner Meinung besser aus wenn die Sonne nicht scheint.

  • Klasse, nochmal vielen Dank für Eure neuen Antworten! :clab:


    Also ND8 oder ND64...?? Ich denke nicht, daß ich beide kaufen werde, zum einen sind sie ja nicht so günstig, zum anderen machen wir ja keine reine Fototour und ich möchte die Geduld meines Mannes nicht zu sehr auf die Probe stellen, und jeweils die Filter wechseln ;)


    Sag mal- Tilmann aus der Fotocommunity?


    LG Tanja

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