Von Süd nach Nord - Auf den Spuren der Vergangenheit

Zitat von betty80

Das war ja schlimmer als Seegang bei Windstärke 8.

Das ist bei Höhenangst verstärkend.
Aber auch bei Windstille werde ich da nicht drüber gehen. Bis zum Pfeiler war ich allerdings, trotz Wind. Mutig nicht?

Zitat von USSPage

Was ich allerdings nicht so gerne gelesen habe ist, dass man auch hier nicht direkt am Meer fahren kann. Das ist total schade. Das war genau das, was ich auch am Nordosten nicht so schön fand. Da konnte man das Meer auch nur ganz selten mal sehen, weil alles total zugebaut war.

Nein an der Bebauung liegt das weniger, sondern an der Natur. Hat man Florida hinter sich gelassen landet man in den Feuchtwiesen und Mooren mit den zahlosen Wasserläufen und vorgelagerten Inseln. erst wenn in North Varolina sind die Strände im wesentlichen wieder an der Küste und nicht auf den Inseln. Aber wenn Du dann dort fährst, kommst Du halt nur gemächlich voran.

Zitat von WeKa

Ganz fantastisch wie Du schreibst, sehr informativ!

Danke schön.

Zitat von WeKa

Ich habe auf einen Rutsch alles nachgelesen!

Dann muss es ja stimmen.

14.06.1999 Charleston – Boone Hall Plantation – Myrtle Beach – Wilmington

ca. 266 Meilen

Heute stehen bei schönstem Sonnenschein wieder ein paar schone Meilen auf dem Programm. Nun wenigstens teilweise Sonnenschein, aber immer noch besser als die nächsten Tage. Aber noch wissen wir das ja noch nicht. Und auch heute werde ich den Bericht entschlacken, ich würde sonst die maximale Anzahl an Zeichen je Posting überschreiten.
Das erste Ziel liegt sprichwörtlich um die Ecke, zweimal umfallen und wieder aufstehen und schon sind wir da. Boone Hall Plantation und seine alte Eichenallee.

Wie alt sie ist, wann und wer sie gepflanzt hat, nichts genaues weis man nicht, wie vieles aus der Geschichte einer der ältesten und immer noch bewirtschafteten Plantagen der USA, scheiden sich auch hier die Geister. Die einen sagen 1743 durch John Boone, die anderen 1843 durch die Horlbecks Brüder. Man neigt ehr zu 1843. Wie auch immer, der Besucher darf jedenfalls durch die Allee zu seinen Parkplatz fahren, eine dreiviertel Meile ist sie lang. Und weil’s so schön ist, der Blick zurück.

Am Ende der Allee das Haus und wesentlich jünger als die Bäume. 1936 lies Thomas Archibald Stone das alte Haus, durch das heutige Haus im Colonial Revival-Style ersetzen.

Drei Bilder und drei Namen und es sind noch viel mehr. Keine Sorge ich führ sie nicht alle auf, aber etwas Geschichte muss sein, sind doch einige der Mitleser auch Leser der Highland Saga um James Fraser. Eines der wenigen belegten Fakten ist die erste urkundliche Erwähnung der Plantage. Am 7. September 1681 wurde Theophilus Patey 470 Acres Land am heutigen Boone Hall Creek überlassen. Theo, stolzer Vater einer Tochter, schenkt ihr 400 Acres zur Hochzeit. Ihr, Elizabeth, und ihrem Mann John Boone. John Boone war einer der ersten Siedler der Carolina Kolonie überhaupt. Irgendwann um 1672 schlug er hier auf und war in den 1680er Jahren im Mitglied im Rat, aus dem er zweimal rausflog, 1685 und 1687, denn er war kein unbeschriebenes Blatt, sondern handelte illegal mit Indianersklaven und Diebesgut, zusammen mit Piraten. Man sieht die Highland Saga um James Fraser ist auch nur aus dem Leben abgeschrieben. Seiner politischen Karriere tat dies dennoch keinen Abbruch. So unklar wie sein Erscheinen in der neuen Welt, ist auch sein Ableben. Irgendwann zwischen 1711 - 1718 verschwand Boone ins Jenseits, sein Testament machte er 1711.

Bis 1811 blieb die Plantage im Familienbesitz der Boones, dann wurde sie Thomas Vardell für $12.000 verkauft und nur 6 Jahre später gehörte sie den Horlbeck Brüdern.
Die Horlbecks machten in Stein, daher war es ein kluger Kauf, denn auf der Plantage gab es Tonerde. 1850 produzierte man jährlich 4.000.000 Steinchen mit 85 Sklaven. Viele Häuser in Downtown Charleston wurden mit Steinen von der Plantage gebaut. Und nebenbei pflanzte man die Eichenallee. Und Pecannussbäume und zwar so viele, das sie sie die führenden Produzenten von Pecan Nüssen in den States wurden.
Ja wie, Eichen, Steine, Nüsse, keine Baumwolle?
Doch, doch, Baumwolle wurde natürlich auch gepflanzt und 1853 baute man auch ein Gin House.

Das hat nix mit Schnappsbrennen zu tun, das Gin steht für Engine. Cotton Gin ist gemeint, eine Maschine, die die Bauwollfaser von den Samenkapseln trennt. Eine Bahnbrechende Erfindung, die ätzende und zeitraubende händische Tätigkeit der Trennung entfällt, man kann die Anbaufläche ausweiten und die Sklaven dienen nur noch als Pflücker. Man hatte also etwas Kleingeld und zeigte es auch.
An der Seite der Eichenallee reihen sich 9 Sklavenhütten wie die Perlen auf einer Schnurr, aber welche aus Stein.

Wahrscheinlich zwischen 1790 und 1810 errichtet, dienten sie wohl der Demonstration des Reichtums, denn üblicherweise waren Sklavenunterkünfte aus Holz erbaut. Hier wohnten wohl ehr die Fachkräfte unter den Sklaven, wie die Haussklaven, Koch, Schmied und Zimmerleute.

Ich verquatsch mich schon wieder, sehen wir zu das wir weiterkommen. Ins Haus z.B., das kann man nämlich besichtigen und auf den Spuren von Orry Main wandeln. "Fackeln im Sturm" (North and South) wurde hier gedreht in den 1980er oder "Roots" (Queen) in den 1990er.

Man kann zwar auch mit einem Trolleybus über das Gelände fahren, ist im Eintritt enthalten, wir laufen aber lieber, ok ich laufe lieber, aber ist ja auch ganz hübsch hier. So sieht man mal das, was sonst immer hinter den Bäumen an den Straßen im Verborgenen liegt.

Etwas mehr als 2 Stunden waren wir hier. Ein paar Bilder mehr und etwas, wirklich nur etwas mehr Geschichte, sowie die ganze Infos zu Öffnungszeiten und Eintritt findet Ihr hier in einem Extrathread.
Bevor man richtig aufs Gaspedal drücken kann, muss man schon nach wenigen Yards wieder abbiegen und Anhalten, Snee Farm Historic Site, umsonst und draußen.

Ein besonderer Ort, auch wenn dies nicht mehr das ursprüngliche Haus von 1754 ist. Dennoch ein denkwürdiger Ort, was nicht daran liegt, das sich hier Fuchs und Waschbär Gute Nacht sagen, und Squirrls, Eidechsen und Schlangen ihnen ein Ständchen dazu bringen, begleitet vom Chor der Mücken und Mosquitos und sich dabei im dornigen Gestrüpp und Poison Ivy verfangen, nein das ist es nicht.
Charles Pinckney lebte einst hier, wenn er mal Zeit dazu fand. Charles lebt den Spruch - Frag nicht was das Land für Dich tun kann, sondern was Du für das Land tun kannst. - so sehr, das er sich dabei ruinierte, so sehr hatte er sein Leben in den Dienst des Staates gestellt.
Charles gehörte zu den Verfassern und Unterzeichner der amerikanischen Verfassung, We the People, hier erlebt man wie die Umgebung die deren Verfasser beeinflusste.
Wir nicht, denn heute ist zu, warum auch immer
Wir werfen noch einen Blick auf die Eiche unter der George Washington gesessen haben soll und machen wieder den Highway unsicher machen. Der Thread zur Snee Farm findet sich hier.

90 Minuten später versuche ich den Bäumen auf der "Küstenstraße" zu entkommen und auf Strandniveau nordwärts zu kommen. Hätte ich es durchgehalten, könntet ihr jetzt nichts lesen, wir wären immer noch unterwegs.

Ein Stunde später, ein kurzer Stopp am Hard Rock Cafe in Myrtle Beach, ja haben wir uns denn so verfahren? Ein HRC in Pyramidenform. Spares Ribs rufen um Hilfe, wir kommen und retten und nehmen sie in unsere Obhut.

Gegen 3:00 Uhr, ein neuer Staat ist erreicht, North Carolina.

Ja diese Historical Marker im Osten. Würde man sie alle rechtzeitig sehen, anhalten, durchlesen und knipsen, der Tag müsste 36 Stunden haben. Soviel Zigarettenpausen kann nicht mal ein Raucher einlegen, er würde das Ende seiner Reise nicht erleben, im doppelten Sinne. Apropos Rauchen, direkt hinter der Grenze die erste Läden, quasi Hofladenverkauf, denn hier kommt das Doop her, $7,50 die Stange, man waren das noch Preise.

1600, nein nicht ganz, etwas später aber noch rechtzeitig, erreichen wir Wilmington am Cape Fear River. Wiederum schlagen die Herzen einiger höher, sofern sie denn in den 1990er Teenies waren, da hieß der Cape Fear ehr Dawsons Creek Und andere Herzen denken wieder an James Fraser und die Highlandsaga. Ein Skelett winkt nicht von einem Pfahl aus dem Fluss herüber, aber das Bild steht einem vor dem inneren Auge.
Und wieder andere Herzen erfreuen sich am Anblick der Antebellumhäuser von Wilmington.

Der Typ, der der Verrazano Bridge in NY seinen Namen gab, Giovanni da Verrazano, soll sich als erster Weißer Europäer hier blicken gelassen haben, Anfang des 16 Jhd. soll das gewesen sein. Erst um 1720 sollen sich erste engl. Kolonisten hier eingenistet haben, bis 1733 kann Wilmington seine Wurzeln zurückverfolgen, mit der Ansiedlung von John Watson. Der nannte aber die Siedlung Neu Karthago (New Cathage). Später hieß es New Liverpool, dann New Town, sehr einfallsreich, woraus Newton wurde. Da es aber schon ein Newton gab, das Newton, wo die Colonial Verwaltung der Kolonie North Carolina gegründet wurde, nannte der damalige Gouvernor Gabriel Johnston die Stadt 1739/40 nach Spencer Compton, dem Earl of Wilmington halt Wilmington. Sklavenhandel und Holz für den Schiffsbau begründen den Aufstieg von Wilmington.
Und ganz irre, in den 1830er Jahren wurde Pläne geschmiedet eine Eisenbahnlinie nach Raleigh zu bauen. Deren Bürger gingen dieses unternehmerische Wagnis aber nicht ein und so wurde der Endpunkt der Linie nach Weldon, NC verlegt. Als man 1840 (!) den Bau vollendete, war das die längste eingleisige Strecke der Welt. Die Eisenbahngesellschaft betrieb auch eine Dampfschifflinie nach Charleston, SC. 1854 brannten die ersten Gaslampen als Straßenbeleuchtung.

In der Brust uns Herren schlägt ein anderes Herz, das für die USS North Carolina.

Am Westufer des Fear Rivers liegt das heutige Museumschiff USS North Carolina vor Anker.

So sagt man. Eigentlich müsste es heißen, im Schlamm.
Einer Bürgerinitiative ist es zu verdanken, das USS NC 1959 nicht verschrottet wurde und so liegt sie hier seit 1962. Als der Bau 1936 genehmigt wurde, war es der erste Neubau seit der Fertigstellung der West Virgina 1923! Gebaut bei Brooklyn Navy Yard erfolgte der Stapellauf am 13.06.1940 nach 3 Jahren Bauzeit. Die Tochter des Gouverneurs von North Carolina Miss Isabel Young Hoey taufte sie auf den Namen North Carolina. Bis zu ihrer Indienststellung am 09. April 1941 hat ihr Bau 77 Millionen Dollar gekostet!!!

Beeindruckend und beklemmend wird es, wenn man in das Innere des Schiffes kommt. Beeindruckend, wie können hier 2339 Mann überhaupt schlafen? Gar nicht, es gab nur Hängematten für ein Drittel der Besatzung.
Beklemmend, wenn man durch die Luken in den Schiffsrumpf zum Maschinenraum, Wäscherei , etc hinuntersteigt, 20cm Panzerstahl liegen dann über einem, ein stählender Sarg. Man kommt sogar bis in den Raum des Rudergestänges, mit anderen Worten, man kommt überall hin. Und der Thread zu Wilmington und der USS NC findet sich hier, garniert mit ein paar Bildern vom Beach.

Nach 90 Minuten ist die Ruhe für Frau B vorbei, dann sind ihre Mannsbilder wieder zurück. Während wir an Bord waren, hat sie es sich auf dem Rasen vor dem Pott mit einem Buch gemütlich gemacht. Wir wären ja gerne noch länger geblieben, aber das Bett ruft. Und das steht nicht in Wilmington, sondern in Jacksonville. Florida? Nein, Jacksonville, NC in Gestalt eines Comfort Inn's.

In der Nacht bekommen wir ungebetenen Besuch, aber das merken wir erst am nächsten Morgen.

Zitat von WeKa

Tja ein Vergnügungsdampfer war das sicher nicht.

Ganz sicher nicht. Und da die meistens in den Tropen unterwegs waren, war es in dem Stahlkarton auch hübsch warm heiß.
Und dann noch in der Wäscherei oder Maschinenraum arbeiten.

Zitat von WeKa

da wird immer behauptet in USA gäbe es nichts Altes.

Alles eine Definetion von wie alt ist ALT.

Zitat von betty80

Jetzt verstehe ich, warum Haikos Tagesberichte aus mehreren Postings bestehen

Und wieder was gelernt.

Zitat von betty80

Total lustig, ich war ja nur ein paar Wochen nach euch zum ersten Mal auf Boone Hall. Und vorher hatte es geschüttet, sodass man fast im Gras versank, so nass war das.

Tja den Regen kenne ich, den sagen wir ab morgen Guten Tag.

Zitat von carovette

damals tolle Filme

Damals. Heute klingen die Dialoge, sagen wir mal seltsam.

Zitat von carovette

Wahre Wohltäter

Immer allzeit bereit für eine gute Tat.

Zitat von carovette

War ich leider nicht mehr - das sagt mir also nix

Du kennst nicht Dawson Creek?

Zitat von carovette

Boah - jetzt auch noch ein Cliffhanger

Zitat von carovette

Ich kenn nur "Dallas"

Das habe ich wiederum nie gesehen.

Zitat von carovette

Aber was Serien (falls das eine ist)

Es ist eine.

Zitat von Saguaro

Hey, mir gefallen nicht nur Flugzeugträger

Das war kein Allgemeinplatz. Wir sind doch zu Dritt, und der weibliche Teil wollte nicht mit, sondern lieber lesen.
Wobei das ehr an Platzangst liegt und von außen sieht man ja alles ohne auf das Schiff zu müssen.