Raketenwurm IV - Mission to Moab

Vollpfosten

24.05.2012
Grand Canyon - Page

Endlich mal ausschlafen. Nix mit um vier Uhr nachts aufstehen.

Wir fühlten uns super an diesem Morgen. Kein Muskelkater, keine schmerzenden Knie kein anderes Wehwehchen. Wir waren fit wie ein Turnschuh, und zwar wie ein neuer, nicht wie ein gebrauchter. Das war schon richtig gut gewesen, wie wir das mit der Wanderung angegangen waren. Gut geplant, gut vorbereitet, und sich Zeit genommen. Man hätte das natürlich auch in kürzerer Zeit machen können, aber ob wir dann jetzt so erholt gewesen wären?

Das war so ein schöner Vormittag, so ein schönes Gefühl, das alles geschafft zu haben und trotzdem fit zu sein. Klasse. Ich war nur ein wenig traurig, weil es heute weiter geht. Weil wir den Canyon hinter uns lassen. War toll hier gewesen. So schön. Vor allem die Wanderung.

Wir hetzten nicht, gammelten aber auch nicht. Packten in Ruhe zusammen, gingen frühstücken und checkten aus. Fuhren an den Mather Point. Leute gucken.

Wenn man am Canyon Leute gucken will, ist Indian Garden der beste Ort. Der zweitbeste ist der Mather Point. Da gibt es Leute in Hülle und Fülle:

Wie üblich trafen wir wieder auf seeehr viele Japaner, die sich gegenseitig fotografierten.

Ich mach das sehr gerne. Nach der Einsamkeit, nach dem Erleben der Wildnis diesen Jubel, Trubel, Heiterkeit zu beobachten, das ist toll. Dieser Gegensatz - faszinierend.

Reingeschaut hab ich trotzdem, nicht nur die Japaner angeschaut. Sondern den Plateau Point und den Vogel.

Dann zur Canyon Information Plaza geschlendert. Früher sagte man da ja Visitor Center dazu. Jetzt nicht mehr. Visitor Center klingt viel zu poplig für das, was die da hingestellt haben. Die ganze Gegend wurde umgestaltet und ist sogar fast fertig. Nur der Fahrradverleih war noch nicht offen.

Die haben hier ganz schön was geleistet. Aber das hat sich gelohnt. Sieht echt gut aus jetzt. Und viel Platz ist. Deswegen haben sie ja auch umgebaut, damit man der zunehmenden Touristenströme Herr wird.

Indianerstämme am und im Canyon:

Schmetterling mit Blümchen:

Und dann die Plaza:

Vor dem Visitor Center sind lauter Tafeln. Damit die Leute sich schon mal über die wichtigsten Sachen informieren können bevor sie die Ranger mit immer den gleichen Fragen löchern.

Z.B. was soll ich bei einer Wanderung anziehen?

Man beachte: Von grünen T-Shirts ist da nicht die Rede.

Oder: Was passiert wenn's zu heiß wird?

Man kotzt den Trail voll. Also bitte immer was zum Aufwischen mitnehmen, die anderen Hiker wollen nicht durch Eueren Mageninhalt laufen müssen.

Oder: Was kann ich tun, um die Umwelt zu schützen?

Ganz einfach: Grüne Tüten tragen. Aber bitte immer gleich zwei.

Da hatten wir wieder viel gelernt. Rein ins Visitor Center sind wir auch noch. Da stand was über den Drecksdamm:

Wie Ihr seht, ist der schuld. An allem. Blöder Drecksdamm. Um das zu verdrängen sind wir zum nächstbesten Ranger. Angeben. Mit der Schlange. Der fand das ganz toll und wollte genau wissen, wo wir die gesehen hatten. Meinte, da hätten wir Glück gehabt. Nicht weil die selten ist, die Grand Canyon Rattlesnake. Aber sehen tut man die selten. Die gibt es ja nur drinnen, im Canyon. Oben am Tim gibt es andere Rattleshakes. Z.B. am Campground und an den Picknick Areas. Das wär ganz normal, meinte der Ranger, dass die zwischen den Füßen der picknickenden Leute durchschlängeln, ohne dass die das merken. (Wobei ich mich schon fragte, woher man das weiß, wenn's keiner merkt. ) Aber man bräuchte keine Angst zu haben, die Rattler würden sich nur für die Squirrels interessieren, nicht für die Füße. Na dann bin ich ja beruhigt.

Danach hab ich einen Riesenfehler gemacht. Bin ins Books & More gegenüber. Dabei war ich gewarnt. Helen hatte uns das vor ein paar Tagen erzählt, seit der Parkplatz fertig ist, ist der Umsatz im Book Store um 40 Prozent gestiegen. Glaub ich sofort. So viel Geld hatten wir noch nie in einem dieser Läden gelassen wie jetzt. Jetzt weiß ich auch, wer schuld ist, wenn das Konto leer ist. Der Parkplatz.

Nächster Halt: Grandview Point. Hier beginnt der Grandview Trail. Ich wär ja am liebsten gleich runter, aber da hatten wir keine Zeit für. Also nur geschaut.

Horseshoe Mesa:

Irgendwann muss ich da auch mal runter.

2010 war's hier nicht so diesig.

Dann Moran Point.

Genau weiß man es nicht mehr, aber irgendwo zwischen hier und Desert View kamen die ersten Europäer an den Grand Canyon. Spanier. Ein Teil der Coronado-Expedition. Wie damals allgemein üblich war Señor C. (Coronado) auf der Suche nach Gold. Und schickte einen Spähtrupp unter Führung vom anderen Señor C. (Cárdenas) nach Norden, zu dem Großen Fluss, von dem ihm die Hopis erzählt hatten, da gäbe es Gold (vermutlich, um die Spanier loszuwerden). Und plötzlich stand Señor C. (also der Cárdenas) mit seinen Leuten vor dem großen Loch. Und kam nicht weiter. Drei Tage lang versuchten sie den Fluss zu erreichen, fanden aber keinen Weg. Die Breite des Colorado schätzen sie übrigens auf 6 Fuß. So kann man sich täuschen. In zweierlei Hinsicht. Denn Gold gab es da auch nicht. Na wenn es da kein Gold gibt, dann interessiert uns die Gegend auch nicht, sagten sich die Spanier, und was wollten wir mit einem Fluss, an den man nicht ran kommt. Völlig unbeeindruckt zogen sie ab. Im Gegensatz zu uns. Wir zogen beeindruckt ab.

Sinking Ship, dieses Mal von der anderen Seite:

Die Indianerruinen haben wir auch angeschaut.

Ich fang jetzt aber nicht mit Indianergeschichten an, das kann Claudia viel besser. Nur eine Anekdote. Eines Tages hat ein Tourist die Ranger gefragt: Warum lebten die Indianer eigentlich immer nur in Ruinen. Haha.

Lipan Point. Das ist was besonderes. Eine der wenigen Stellen, wo man die Supergroup sieht. Ihr erinnert Euch sicher ( ) Die Schichten zwischen Vishnu und Tapeats. Hier bäruchte man also einen anderen Spruch. Ich denk mir aber jetzt keinen aus. Könnt Ihr selber machen, wenn Ihr wollt.

Hier die Supergroup. Die schiefe Schicht. Die rosarötliche, gestreifte und die schwarzgraue drüber. Davor, das ist übrigens das Unkar Delta.

Und hier die Gesamtansicht, mit Escalante und Cardenas Butte davor:

Zum Schluss sind wir noch nach Desert View. Da find ich es eigentlich nicht so toll, aber da gibt es was zu essen.

Wie erwartet war es auch nicht so toll. Viele Leute. Naja, dann gibt es halt wieder was zu gucken.

Den Turm hatte natürlich, wer denn sonst, Mary Coulter entworfen. Der ist also nicht so alt, der soll nur alt ausschauen. Und natürlich war er wieder überfüllt, der Turm, aber ich bin trotzdem rein.

War ja klar, wenn da steht "do not touch" dann musste natürlich jeder tatschen. Selten so eine vielbetatschte Scheibe gesehen. Ich glaub, ich war der einzige, der hier nicht getatscht hat.

Aussicht gibt es auch vom Turm. Hauptsächlich auf Leute.

Dann wurde es Zeit, den Park zu verlassen. Für den Rest des Tages gibt es auch kein pseudowissenschaftliches Geplapper mehr. Wir sind ziemlich unwissenschaftlich nach Page gefahren. Eigentlich sogar völlig unwissenschaftlich. Denn beim View Point am Little Colorado haben wir angehalten. Um uns anzusehen, wo die Menschen herkommen. Also fast, bis zur Mündung in den Grand Canyon kann man da nicht fahren. Ich hab dann den Hut im Auto gelassen, denn wegen der fünf Minuten, da brauch ich doch keinen Hut, dachte ich. So ein bißchen Sonne macht doch nix, dachte ich. Aber wir waren natürlich viel länger unterwegs als fünf Minuten. Denn wenn man den Weg entlang geht, geht der immer weiter, der Weg. Und dann geht der noch um die Ecke.

Und dann geht der noch weiter, bis zum berühmten blauen Geländer.

Das muss man sich natürlich genau anschauen, wenn man in der Gegend ist. Und dann noch den Hügel rauf und runter schauen, aufs blaue Geländer.

Und die Sonne knallt runter und der Hut ist im Auto. So ein bißchen Sonne macht doch nix, Du Depp, wegen der paar Minuten, da brauchst Du doch keinen Hut, Du Depp, schimpfte ich auf mich. Ich war ja so ein Vollpfosten. Das hatte ich jetzt davon, Kopfscmerzen. Und für was? Für nix! Der war nicht mal zuhause, der kleine Colorado. Leeres Bett.

Die Fahrt nach Page zog sich. Und diese doofen Kopfschmerzen.

Nach Page. Die Strecke war tendenziell eher langweilig, wenn auch nicht ganz so schlimm wie die Gegend um Tuba City. Erinnerte mich an die Blue Mesa:

Und diese Vollpfosten (also die anderen, nicht ich). Mit ihren blöden Schiffen, die die in der Gegend spazieren fahren müssen.

Erst schleichen die den Berg hoch, und dann den Berg runter und wenn da ein halbes Dutzend dieser Schiffchenumherfahrer vor Dir ist, dann kannst Du da nicht mehr überholen. Und alles nur wegen dieses Drecksdamms. Und dann diese Kopfschmerzen. (Ich dramatisiere ein wenig, sonst wär der Nachmittag dieses Tages total langweilig.)

In Page scheint das immer mehr mit den Deutschen zu werden. Die Frau vom Motel hatte sogar ein paar Brocken Deutsch gelernt und begrüßte mich mit diesen. Im Nachhinein tut mir das Leid, aber ich hab nicht lang mit ihr geredet. Wegen der Kopfschmerzen.

Immerhin, der Blick aus dem Zimmer war OK:

Auf irgendwas anschauen hatte ich auch keine Lust mehr. Wegen der, naja, Ihr wisst schon. Aber den Safeway haben wir dann doch noch angeschaut, sogar von innen, denn wozu trag ich sonst meine Safeway-Kundenkarte spazieren. Und dann essen. Da hatte uns ein Fr... jemand was empfohlen. Das haben wir mal ausprobiert. War ganz nett.

OK, auch wenn es schwer fällt: Herr W. hatte gesagt, man muss in Page unbedingt ins Bonkers. Sind wir halt hin. War super. Ein guter Tip vom Herrn W. Jetzt zufrieden?

.

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Zitat von Caro

Jetzt musste ich aber ganz schon hinterher rennen.

Aber Du hast es geschafft. Freut mich. Hatte schon Angst, wir hätten Dich angehängt.

Zitat von Caro

P.S. Seid froh, dass ihr euren Rucksack selber gepackt habt. Ich hätte die Hälfte vergessen.

Ich hätt vor der Wanderung schon nochmal nachgeprüft.

Zitat von Caro

So hat mit der GC auf jeden Fall schon mal besser gefallen als nur vom Rim aus.

Gell.

Zitat von Caro

Zitat von »PhilippJFry«
Kein Muskelkater, keine schmerzenden Knie kein anderes Wehwehchen.
Das hätte ich nun nicht gedacht.

Zitat von Michi28

Das ihr das sagen könnt nach dieser wahnsinns Wanderung, großen großen

Wie gesagt, gut vorbereitet, gut geplant und dann nicht gehetzt.

Zitat von Haiko

Wieder alles weg

Ohje. Hast Du eine instabile Internetverbindung? WLAN?

Zitat von Haiko

Bei Gelegenheit, müssen wir noch mal über eine Kurztour sprechen.

Gerne.

Zitat von OliH

Und schon dauert der Rückweg 15 Minuten in sengender Sonne...

Schon irgendwie ironisch, oder? Da schlappt man 4 Tage durch den Canyon und nix passiert und nach einer guten halben Stunde an einem View Point kriegt man einen kleinen Sonnenstich.

Zitat von WeKa

André ich bin immer wieder beeindruckt wie Du die ganzen Felsen mit Namen kennst, ich könnte, kann mir sowas nicht merken.

Dafür kenn ich viele andere Sachen nicht. Ich war z.B. bisher nur einmal in Moab, aber psst.

Zitat von WeKa

Die Frau mit den grünen Tüten ist also richtig ausgerüstet für einen hike in den Canyon.
Warum habt ihr dann die schweren Rucksäcke runter und rauf geschleppt?

Na, wir haben die Infotafel erst nach der Wanderung gesehen.

Aber im Ernst. Manche laufen da echt so runter, den Bright Angel Trail.

Zitat von Michi28

Mann lernt nie aus, der Hut muss auf den Kopf

Again what learned.

Zitat von Caro

Die ist ja riesig. Daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Aber damals war das sicherlich auch noch nicht so groß.

Und das ist noch nicht mal die Hälfte der Plaza. Ist wirklich eher neu, aber die ersten Gebäude hab ich 2010 gesehen. War aber bei weitem noch nicht fertig damals.

Zitat von Caro

Jetzt bin ich aber mal auf eure Tage in Page gespannt.

Das wird eigentlich nur eine Nacht.

Sonst hätten wir Euch ja noch getroffen.