Neuer Dead Horse Point oder Trouble im Paradies

  • Hi,


    letzte Woche bin ich mal wieder so durchs WWW gehoppelt und habe den neuen Reisebericht von Fritz Zehrer gelesen.


    Er hat eine tolle Arches-Tour gemacht und eine besondere Story erlebt.


    Wenn Ihr solche Berichte lest - ist Euch eine solche Locations diese widrigen Umstände wert ?

    Gruss Kate
    +++++++++
    On Tour:
    2000-09: 7xUSA West & Kanada
    2000-10: D,F,I,GR,MC,E,AND,L,A,HR
    2011: D, GB, HR-MNR-BiH, I
    2012: Inselhopping HR (Pag, Rab, Cres, Losinj)
    2013: Dalmatien & BiH im Mai/ Süd-Norwegen im Juli/August

    2 Mal editiert, zuletzt von Canyoncrawler ()

  • Zitat

    Original von Canyoncrawler
    Er hat eine tolle Arches-Tour gemacht und eine besondere Story erlebt.


    Wenn Ihr solche Berichte lest - ist Euch eine solche Locations diese widrigen Umstände wert ?


    Hallo Kate,


    es geht um das Havasupai - Erlebnis, nun ich hatte letztes Jahr Fritz
    meinen Link gesendet Havasupai damit klar ist was ihn erwartet.
    (Habe gerade bemerkt das im Negativteil die Bilder nicht funzen).
    Von daher war er vorbereitet, das tote Pferd ist sicher ein Ausnahmefall.
    Außerdem gibt es viele Berichte die negativ sind, hat er sich vorher nicht umfassend informiert?


    Allerdings hat er den tollen Wasserfällen keine Chance gegeben, sondern hat die
    negativen Eindrücke überwiegen lassen.


    Kurzum, es sind landschaftlich wunderschöne Wasserfälle, aber Einsamkeit wie Adam und Eva sie hatten, kann man dort nicht erwarten.


    Unglaublich finde ich seine Tour danach, von Havasuapi nach Santa Monica und
    am nächsten Tag nach Las Vegas, aber bitte, ihm hat es anscheinend gefallen.


    Zu Deiner Frage ob es dies wert ist, mittlerweile muss ich meine damalige Fazitaussage ändern und ich möchte trotz all dieser und meiner Erfahrung nochmal da hin!


    Gruss
    Christian

    • Offizieller Beitrag

    Ich glaube nicht, dass die Indianer gerne im Müll leben. Ich denke eher, dass sie daran gewöhnt sind so zu leben. Sie sind in dem "Müll" geboren worden und werden dort auch sicherlich sterben - bildlich gesprochen.


    Das Phänomen gibt es nicht nur in USA, ich habe es auch in Australien gesehen. Die Aborigines, die ein ähnliches Schicksal wie die Indianer in USA erleiden mussten, haben kaum Arbeit, erhalten dort vom Staat Geld (Wiedergutmachung nennt man das - davon wird Alkohol gekauft), Häuser wurden gebaut (die nach ein paar Jahren wie Bruchbuden aussehen). Und auch dort liegt überall Müll in der Gegend.


    Es gibt sicherlich noch viele Beispiele solche auf der Welt , Afrika,......


    Viele der Indianer (Aborigines) profitieren nicht von dem Tourismus. Da verdienen andere sich eine goldene Nase.

  • Hi,


    eigentlich wollte ich auch noch meine Meinung zum Bericht kund tun, musste aber gestern Abend nach einem Telefonanruf schnell weg, bevor ich dazu Gelegenheit hatte.


    Heute Abend schreibe ich auch etwas dazu, da ich zur Zeit im Büro bin und nicht so lange Online sein kann.


    Nur schon mal soviel - die Wasserfälle würde ich mir trotzdem anschauen.

    Gruss Kate
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  • Ich habe meinen sprichwörtlichen Kulturschock in Bezug auf die Lebensweise der Natives vor 7 Jahren gemacht bei unserer 1. USA-Reise.


    Damals war ich total geschockt, als ich die armseligen Siedlungen im Navajo Reservat gesehen habe und die zerlumpten, teilweise schmutzstarrenden Menschen, den Unrat am Strassenrand, die mageren Hunde oder Pferde.
    Besonders ein Bild aus Cameron ging mir nicht mehr aus dem Kopf: auf einem Platz mitten in dem Dorf stand ein grosses Metallfass in dem Feuer brannte. Drumherum standen viele Indianer mit abgerissener Kleidung und verfilzten Haaren. Die ganzen Gebäude waren heruntergekommen. Die Dorfschule war in einem Zustand, den ich in einem Entwicklungsland erwartet hätte.
    Das hatte so überhaupt nicht zu meinem Weltbild der Indianerkultur gepasst, das irgendwo zwischen Karl May und Lederstrumpf stehen geblieben war.


    Ich war zutiefst deprimiert als ich sah, wie die Indianer lebten.


    Nach meiner Rückkehr habe ich mich intensiv mit den Indianern in Nordamerika zu beschäftigen begonnen. Habe ganze Regalreihen Bücher gekauft und gelesen und erhielt so nach und nach einen Einblick in Geschichte und Kultur sowie das heutige Leben der Natives (im Geschichtsunterricht war unserem Lehrer mit Nazi-Einschlag wichtiger, dass wir die Deutschen und ihre östlichen Nachbarn und das Schicksal der Vertriebenen kennen, denn die Geschichte Nordamerikas).


    Zusätzlich habe ich inzwischen alle verfügbaren Romane von Tony Hillerman gelesen, die einen guten Einblick in die Kultur und Lebensweisen der Navajo und Hopis geben können.
    Seitdem glaube ich, dass trotz der auf uns trostlos wirkenden Siedlungen, viele Indianer sich genau dieses Leben ausgesucht haben, da es ihn weiterhin die Teilnahme am spirituellen Leben ermöglicht und den erhalt ihrer indiansichen Identität. Stadtindianer sind durch die Ferne zum Reservatsleben meistens dazu verdammt, diese aufzugeben - ohne dass ihre Lebensumstände in der Regel nennenswert besser wären, als die ihrer Stammesangehörigen im Reservat.


    Das viele Navajos in Wohnwagen leben hat einen praktischen Grund: wenn sie mit Schaafen ihren Lebensunterhalt verdienen, wird der Wohnwagen zwischen Sommer- u. Winterweide hin- und hergezogen, wenn eine Quelle vorübergehend versiegt ebenfalls.


    Heute finde ich das Szenario im Reservat immer noch bedrückend, es macht mich aber eher traurig, wenn ich abwertende Bemerkungen über die Indianer höre. Damit meine ich jetzt nicht Fritz Zehrer, der einfach seinen Eindrücken und Negativerlebnissen Luft gemacht hat - das ist sein gutes Recht, sondern diejenigen die meinen, dass sie im Indianer, nur weil er unter bestimmten Umständen irgendwo lebt, Menschen zweiter Klasse sehen und sie entsprechend scharf verurteilen, ohne sich mal die Mühe zu machen, sich mit der Kultur zu beschäftigen.


    Ich habe mich in Reservaten noch nie unsicher gefühlt oder bedroht, was man von ärmlichen heruntergekommenen Vierteln in Städten leider nicht behaupten kann - hier überkommt mich regelmässig der Fluchtinstinkt.
    Wenn möglich, versuche ich in Besuchereinrichtungen mit den Natives ins Gespräch zu kommen und die Navajos sind da ziemlich offen und zugänglich (über ihre Motive kann man ja streiten - Geschäftsinteressen vielleicht ?). Ich hatte schon einige interessante Gespräche. Bsp. letztes Jahr am Canyon de Chelly hat mir ein Navajo der Petroglyphen in Sandsteinplatten ritzte und zum Verkauf anbot davon berichtet, warum er nur 3 Kokopellis auf sein Motiv machte (den 4. Kokopelli darf er erst nach seiner Pilgerreise in die entsprechende Himmelsrichtung zu dem dortigen heiligen Berg ritzen).


    Als wir Ende 2005 wieder durch Cameron fuhren, bot sich uns ein deutlich gepflegteres Stadtbild und am Ortsausgang stand ein ziemliches neues, farbenfrohes Schulgebäude. Ich habe mich richtig für die Kinder von Cameron gefreut, die jetzt in diese schöne Schule gehen dürfen, nachdem sie jahrelang in ein bröckelndes Gebäude mussten.


    Wir wären auch gerne dieses Jahr zu den Havasupai und den spektakulären Wasserfällen gefahren. Da wir aber schon so ein vollgepacktes Programm haben, ist das zunächst verschoben.
    Der Bericht von Fritz Zehrer macht mich aber insofern nachdenklich, da die Havasupai ihre Haupteinnahmequelle - den Tourismus - gefährden könnten, wenn die Besucher wegen so unappetitlichen Hinterlassenschaften wie verwesenden Pferden neben dem einzigen Zugangsweg (ausser den Helikopterflügen) abgeschreckt werden.
    Ich bin da nicht so empfindlich, aber ich kann mir dieses wiederwärtige Bild von Hunden mit blutigen Schnauzen die an dem Pferd herumnagen bildlich vorstellen.


    @ Snake: Danke auch für den LINK, das werde ich gleich mal durchlesen.

    Gruss Kate
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    2000-10: D,F,I,GR,MC,E,AND,L,A,HR
    2011: D, GB, HR-MNR-BiH, I
    2012: Inselhopping HR (Pag, Rab, Cres, Losinj)
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    2 Mal editiert, zuletzt von Canyoncrawler ()

  • Kate danke für diesen Beitrag!


    So stelle ich mir einen Diskussionsbeitrag vor - nicht provozierende Sprüche, wie am Kneipen Stammtisch!!!
    Und so lässt sich über Ursachen und Umstände, in denen die Natives leben, diskutieren.
    Da ist es auch kein Problem, wenn man unterschiedlicher Ansichten ist - es ist dann eine Diskussion, so wie sie dieses Forum auszeichnet!

  • Zitat

    Original von Canyoncrawler
    Als wir Ende 2005 wieder durch Cameron fuhren, bot sich uns ein deutlich gepflegteres Stadtbild und am Ortsausgang stand ein ziemliches neues, farbenfrohes Schulgebäude. Ich habe mich richtig für die Kinder von Cameron gefreut, die jetzt in diese schöne Schule gehen dürfen, nachdem sie jahrelang in ein bröckelndes Gebäude mussten.


    Ich bin in diesem Jahr nach vielen Jahren mal wieder die Banane gefahren. Dabei ist mir auufgefallen, dass in den Reservaten die Zeit Gott sei Dank nicht stehen geblieben ist. Oft war es deutlich sauberer als früher. Entweder hat die Regierung etwas getan oder die Indianer haben sich mit ihrer Situation abgefunden und halten den Rest der Welt, den man ihnen gelassen hat, nun in Ehren.

    • Offizieller Beitrag


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