06. Mai 2011 Chaco Culture NHS
Da unser Schlafzimmerfenster gen Osten blickt, werden wir auch an diesem Morgen von der Sonne geweckt, die nach wie vor von einem wolkenlosen blauen Himmel auf uns herab schaut. So ganz langsam hege ich die Hoffnung, dass es eine Widerholung von 1993 geben könnte, wo wir drei Wochen nicht eine Wolke gesehen habe. Nur geringfügig höhere Temperaturen hatten wir damals, die Nacht war doch etwas frisch.
Ich bin etwas am grübeln, wie wir denn zu unserem heutigen Tagesziel kommen sollen. Letzt endlich entscheide ich mich gegen den Umweg über Farmington. So fahren wir gen Süden auf der 371 bis zur Abzweigung mit der Indian Road 7023, auf die wir dann nach links abbiegen. Nach nur wenigen Metern mache ich ein Dreherle. Andere würden das wohl als Gravelautobahn bezeichnen, für uns nur ein breites Wellblechband, das ich durch das karge und platte Land zieht. Immerhin so breit, dass wir einfach drehen können.
Zurück auf der 371 kommen wir durch eine Ansiedlung von weit verstreuten Behausungen der einstigen Herren des Landes und da dort auch einsam zwei Zapfsäulen neben einen ebenso einsamen Haus stehen, biete ich denen ein wenig Abwechslung und geselle mich zu ihnen. Der Eigentümer des herrschaftlichen Anwesens nimmt TC und so stillen wir den Durst unserer Pferdchen und für uns Zweibeiner gibt es frisches Brot.
Unwissend fahren wir an Kin Binola vorbei, ein Outlier des Chaco und über die 7059 wäre es nur ein kurzer Abstecher gewesen. Kurz vor Crowpoint biegen wir links auf die Id. Rd. 9 /NW-57 ab. Als die 57 13 Meilen nach links abzweigt landen wir auf der Südzufahrt zum Chaco Canyon. Nun wird die 57 für 19 Meilen zur May-Be-Impassable-Dirt-Road und Travel-at-Your-Own-Risk-Road. Kein Gravel schöner fester Kit, der bei Regen zu einer netten glitschigen Pampe wird. Ich liebe Dirt Roads. Mangels Schlaglöcher und Washboard gleiten wir mit 30 Meilen dahin, bis eine Kuppe kommt.
Da dort oben Platz ist neben der Road, halte ich dort mitten im herrlichen Nichts an und mach erstmal Frühstück.
Panorama
Danach hat die Herrlichkeit leider ein Ende, weil jemand auf die glorreiche Idee kam, ab und an Schotter auf den schönen Kit zu werfen. Da mussten wir immer runterbremsen, weil dort immer Washboard war. Nach 60 Minuten war dies auch überwunden und im Vergleich zu Morgen immer noch eine Traumstrecke. Würde ich sofort wieder mit einem Womo fahren, dagegen ist die Nordzufahrt, die die angeblich bessere seien soll, ein Höllenritt.
Kurz Zielfoto am Parkeingang, dann hatten wir wieder Teer unter den Reifen und waren der Einsamkeit entronnen. Man war das voll hier! Ok, nicht übertreiben, aber der CG war wirklich voll, hatte aber noch einen schönen Platz für uns frei. Da der CG Host kein Change hatte, sollten wir die Fee im VC bezahlen, lag eh auf dem Weg. Das nennt man also VC hier.
Inzwischen wird das neue wohl fertig geworden sein. Die Parkroad ist eine 9 Meilen lange Oneway Loop Road, auf der erstaunlich viele Radfahrer unterwegs waren, jedenfalls für hiesige Verhältnisse. Erster Stopp für uns, 2 Meilen hinter dem VC das kleine Hungo Pavi.
Nicht Ruinenfans schauen sich derweil die Käsefelsen an
oder schauen diesen Jungs beim Schuften zu.
2,5 Meilen weiter der nächste Stopp. Chetro Ketl, das zweitgrößte der Chacoan Houses. Die eigentlichen Dimensionen dieses Komplexes erschließen sich einem eigentlich nur von oben.
Da die einstigen Nutzer dieser Anlege das geschriebene Wort nicht kannten, weis eigentlich noch niemand mit Sicherheit, welchen Sinn und Zweck das alles hier hatte. Nur das es hier vor 800-1000 Jahren deutlich fruchtbarer gewesen sein muss, um die Massen zu ernähren, das weis man.
Imposant auch hier, die Riesenkiva. Die Holzkonstruktion von Dach, das vielleicht einst da drüber war, würde mich brennend interessieren.
Panorama
Andererseits juckt es uns daraus ein Wellness Hotel zu machen, die Hot Tubes existieren ja schon,
hier sogar mit privatem Zugang.
Im Laufe der Zeit hat man den Komplex immer wieder erweitert und die Mauertechnik geändert. War doch einst alles ohne Mörtel gemacht, oder?
Über den Petroglyph Trail gelangen wir zum nächsten und größten Pueblo, Pueblo Bonito.
Nun die Schwalbennester sind interessanter für uns
als so was.
Sein Brüder ist schon vor längst vergangener Zeit ins Pueblo Bonito gestürzt bzw. nahezu.
Panorama
Wie zuvor beim Chetro Ketl gilt auch hier, man muss nach oben um die Dimensionen zu erkennen.
Bekannt ist das Pueblo für seinen Türen,
groß waren die Kameraden damals aber nicht,
und komische Eckfenster haben die auch gebaut. Ok, ok, das ist eine Tür, eine Ecktür.
Und das besondere, die T-förmige Tür.
Inzwischen haben selbst wir rechteckige Augen, dennoch zwei Ruinen müssen noch sein. Wir verlegen das Womo zum Parkplatz des Penasco Blanco Trail und Pueblo Alto Trail. Nebenan liegt das Pueblo del Arroyo was wir sprichwörtlich links liegen lassen. Während Frau B die Räder klar macht, füll ich das Permit aus – in dreifacher Ausfertigung. Eins kommt hinter die Windschutzscheibe, eins am Mann/Frau und eins in den Briefkasten am TH. Zurück am Womo präsentiert mir Frau B das Malheur: Plattfuß an ihrem Bike und zwar in beiden Reifen. Wie ist das möglich? Zudem sind es 4 Löcher, in jedem Reifen zwei.
Nun nach einer Stunde sind alle undichten Stellen geflickt und wir fahren nun die längste Tour unseres Lebens, einmal Casa Chiquita und Retour. Bis dahin darf man radeln. Ich denke ohne die Geschichte mit dem Plattfuß, wären wir auch weiter gefahren. Dumme Touris halt.
Vorbei geht es an Kin Kletso
und schon waren wir beim Casa Chiquita.
Der Name hat nun nix mit Essen zu tun, sondern heist einfach kleines Haus, auch wenn Guugel da anderer Meinung ist.
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Nach insgesamt rund 3,5 Kilometer sind wir wieder am Womo , aber mit Verlaub, zu Fuß wäre ich da nicht hingelaufen. Feierabend für heute, ab zum CG.
Auch da gibt es Visa Vis von unserem Platz eine Ruine, das Gallo Cliff Dwelling.
Dann tauchten unsere direkten Nachbarn von gegenüber auf, und zwar das amerikanische Pärchen, was mir tagsüber immer vor der Linse wir tagsüber immer wieder getroffen haben. Sie kamen herüber und sagten Hallo, dann gingen wir hinüber und sagten auch Hallo. Dieses letzte Hallo dauerte etwas länger.
The Sun went down und irgendwann verzogen wir uns ins kuschelig warme Womo.