• 13. Tag
    Mittwoch, 15. September 2009


    Durango – Silverton – Durango
    mit der "Durango & Silverton Narrow Gauge Railrod"
    Zweimal 45 Meilen Bahnfahrt


    Die Zugsabfahrt nach Silverton war um 09.00 Uhr vorgesehen, wobei wir jedoch bereits um 08.30 Uhr unsere Plätze einzunehmen hatten, ansonsten sie den noch wartenden Reisewilligen verkauft würden. Dies selbstverständlich ohne Rückerstattung.


    Die Rauchschwaden. die vom nahen Bahnhof her kamen erinnerten uns daran, dass das Bahnpersonal wohl eifrig mit dem aufheizen der Lokomotiven beschäftigt war. Es erinnerte mich an die Zeit als hinter dem Elternhaus von Helga in der Nacht jeweils die Brikettzüge aus dem Tagbau zusammengestellt wurden. So sollte also einer Abfahrt nach Silverton nichts mehr im Wege stehen.


    Also machten wir uns nach dem Morgenessen im Motel voller Vorfreude auf den Weg zum vier Gehminuten entfernten Bahnhof um unsere Plätze im vordersten Wagen einzunehmen. Zwanzig Minuten vor der fahrplanmässigen Zugsabfahrt erschien eine Hostess, die sich in netten Worten vorstellte und anschliessend versuchte uns ein Buch und/oder eine Videokassette anzudrehen. Wir verzichteten auf einen Kauf und gaben uns mit den Gratisunterlagen zufrieden.


    Zehn Minuten vor der fahrplanmässigen Abfahrt erschien mit gewichtiger Miene der Zugschef und teilte uns mit, dass der Zug doppelt geführt werde. Wir befänden uns im zweiten Zuge und dieser verlasse Durango eine Viertelstunde nach dem Ersten, also erst um 09.15 Uhr. Die Freude unserseits über diese Mitteilung war riesig! X(



    Nachdem wir also schon Dreiviertelstunden im Zug gesessen hatten, setzte sich der Zug tatsächlich um 09.15 Uhr in Bewegung. Die Fahrt dauerte gerade 50 Meter als es einen abrupten Stop gab und der Zug wieder hielt. Anscheinend hatten einzelne Passagiere Mühe mit der Höhenlage von Durango. Ein Passagier in einem hinteren Wagen hatte eine Herzattacke erlitten und das Rettungsaufgebot von Durango rückte mit einem Grossaufgebot von zwei Krankenwagen und dem Notarzt an. Nachdem der Passagier die erste Hilfe im Zug erhalten hatte wurde er in einen der Rettungswagen gebracht und der Zug setzte nach gut zwanzig Minuten zusätzlichem Halt seinen Weg Richtung Silverton fort.



    So fuhren wir glücklich gen Silverton, allerdings nicht so lange, denn es dauerte bloss gute zehn Minuten bis es den zweiten Zwischenfall gab. Dieses Mal erlitt eine Frau in unserem Wagenabteil eine Herzattacke und erhielt durch eine mitreisende Krankenschwester die erste Hilfe. Und auch der Zugschef trat wieder in Aktion und telefonierte und funkte wild in der Gegend herum. Bald einmal sahen wir auf der Strasse, die in diesem bereich parallel neben dem Bahntrasse verläuft, Krankenwagen mit Blaulicht und Sirene den Zug überholen und beim nächsten Bahnübergang gab es erneut einen unplanmässigen Stopp. Gleiches Prozedere wie zwanzig Minuten zuvor, nur dass wir es jetzt live mitverfolgen konnten. Das erste EKG wurde noch im Zug gemacht. Das Aufgebot an Rettungspersonal und -material war enorm. Schliesslich standen vier Krankenwagen mit rot und blau blinkenden Lichtern und etwa ein Dutzend Personen um unseren Eisenbahnwagen herum. Sicher hätte dies genügt um den ganzen Wagen notfallmässig zu versorgen. Immerhin fragte der Arzt bevor er uns verliess ob noch weitere Passagiere Probleme hätten. Vergleiche mit unserem Gesundheitswesen, wo überall gespart wird, liessen sich bei mir nicht verhindern.



    Nach weiteren zwanzig Minuten Aufenthalt konnte der Zug seine Fahrt endlich wieder fortsetzen. Ausser zwei Servicestops um die Dampflokomotive wieder mit Wasser zu versorgen ging es nun ohne Halt und ohne weitere Zwischenfälle bis Silverton weiter.




    Die Fahrt zur 2'800 MüM gelegenen ehemaligen Gold- und Silbergräberstadt war wirklich atemberaubend schön. Man fühlte sich fast in Szenen aus Westernfilmen versetzt was allerdings nicht verwunderlich war, wurden doch viele Bahnszenen in Westernfilmen auf dieser Strecke gedreht. Oft konnte man aus dem Wagenfenster direkt in mehrere hundert Meter tiefe Schluchten blicken.




    Die Dampflok röhrte, heulte und liess dicke Schwaden schwarzen Rauches aus dem Kamin steigen. So trafen wir nach dreieinhalb Stunden reiner Fahrzeit mit einstündiger Verspätung doch noch in Silverton ein, wo für die Bahn mitten im Ort Endstation war.




    Nun hatten wir doch etwas Hunger und nach einer kurzen Stadtbesichtigung setzten wir uns in einen Saloon zum Mittagsmahl. Während sich Helga an Soup and Salad gütlich tat quetschte ich einen Hamburger mit etwas Chips herunter. Der Aufenthalt war durch die Verspätung natürlich sehr reduziert, gut dass wir den Ort schon mal besichtigt hatten.



    Nach einem kleinen Verdauungsspaziergang mussten wir schon wieder den Zug besteigen, der um 15.15 Uhr seine Fahrt aufnahm. Die lange Rückfahrt verlief ohne weitere Zwischenfälle und wir kamen um 18.45 Uhr wieder in Durango ein. Die Zeit langte gerade noch zur Happy Hour im Hotel, wo wir uns mit "einem" Glas Wein für das Nachtessen im Restaurant Denny's stärkten.


    Unsere Empfehlung für diese Tour: Nur die Hinfahrt nach Silverton mit der Bahn, die Rückfahrt dagegen mit dem Bus. Beide Wege mit der Bahn ist zuviel des Guten und die Rückfahrt zieht sich doch sehr in die Länge.

  • Zitat

    Original von rehsde
    Das war ja das reinste Lazareth in eurem Zug.


    Gut, dass ihr euch dann doch noch an der Fahrt erfreuen könntet.


    Wie lange sind denn Rückfahrt mit dem Zug und mit dem Bus?



    Rückfahrt ist gleich wie Hinfahrt 3,5 Stunden.


    Mit dem Bus ist es natürlich wesentlich schneller. Mehr als die Hälfte der Passagiere von der Hinfahrt sind mit dem Bus zurück gefahren.


    Die Rückfahrt war ermüdend und die meisten Passagiere sehnen die Ankunft in Durango her. "to long" hörte man öfters.


    Darum mein Rat nur Hinweg - ist von der Beleuchtung her auch schöner - mit der Bahn und den Rückweg per Bus. Dann hast du noch Zeit für einen Bummel durch Durango.


    Ernst


    Ernst

  • Hmmm, so ne Zugfahrt in Durango scheint selten normal zu verlaufen :gg:
    Krankenwagen hatte ich zwar nicht zu bieten, dafür ne ordentlich lange Fahrt!
    Wers es noch nicht kennt, darf hier drücken!


    Uns hat die Fahrt super gefallen und wir können es nur weiterempfehlen. Wir hatten aber auch Glück mit dem Wetter, bei Schlechtwetter wäre es bestimmt nicht so lustig!

  • #Sarkasmus an# Ach, ist das Gesundheitswesen in USA so schlecht....'nur vier Krankenwagen.... #aus#


    Meine Frau, meine Schwester und ich selbst können uns jedenfalls darüber nicht beklagen - Voraussetzung ist natürlich eine KK oder sofortige Bezahlung!




    Aber zu eigentlichen Thema.


    Leider konnten wir die Fahrt nicht machen, als wir mal in Durango waren - der Zug war ausgebucht! Das hatte uns schon ein wenig geärgert!


    Aber vielleicht klappt es irgendwann noch mal - die Fahrt ist sicherlich reizvoll, dass zeigen auch die schönen Fotos von Ernst!

  • Oje, soviel Notfälle :EEK:


    Ansonsten lief es ja zum Glück normal. Die Fotos der Strecke gefallen mir wirklich super gut :!!


    Der Tip mit der Rückfahrt mit dem Bus ist toll. Muß das gleich so gebucht werden oder kann man das vor Ort entscheiden. Wahrscheinlich nicht, da ja sonst nicht klar ist, wieviel Busse nötig sind oder?


    Gruß


    Sandra

  • Zitat

    Original von Canyonmurmel
    Der Tip mit der Rückfahrt mit dem Bus ist toll. Muß das gleich so gebucht werden oder kann man das vor Ort entscheiden. Wahrscheinlich nicht, da ja sonst nicht klar ist, wieviel Busse nötig sind oder?


    Gruß


    Sandra


    Du kannst das bei Buchung entscheiden. Hoch mit dem Bus, runter mit dem Bus oder eben hoch und runter mit dem Zug!
    Vorausbuchung ist wichtig, da fast immer ausgebucht!

  • Zitat

    Original von Cunningham


    Du kannst das bei Buchung entscheiden. Hoch mit dem Bus, runter mit dem Bus oder eben hoch und runter mit dem Zug!
    Vorausbuchung ist wichtig, da fast immer ausgebucht!


    Danke :wink4:


    Gruß


    Sandra

  • Oje, eine Zugfahrt mit Hindernissen! Ist ja gut, dass die Zwischenfälle am Beginn passiert sind, wo Zugstrecke und Straße wirklich noch parallel zueinander verlaufen. Später wäre es mit schneller Hilfe wohl schwieriger geworden.
    Ich kenne die Strecke nur als Autofahrt. Aber auch die ist wunderschön!


    Gruß
    Gundi

  • @Dieter


    Durango liegt meines Wissens bei 2000 Meter und Silverton bei 3000 MüM.
    Es gibt halt Leute aus dem Flachland, die bereits bei diesen Höhen Mühe haben. ;) Zudem war die Temperatur nicht allzu niedrig.



    Cunningham


    Da stimme ich dir voll zu. Wenn das Wetter nicht mitspielt könnte es echt langweilig werden. Schon die Rückfahrt im Schatten war nicht mehr so berauschend. Darum, nur Bergfahrt per Bahn.



    Matze


    Da stimme ich dir zu. Wenn du über die nötigen finanziellen Mittel verfügst ist weder das alt werden noch das kranksein ein Problem mangelnder Pflege.



    @Canyonmurmel


    Du musst die betreffenden Tickets und Arrangements buchen. Siehe auch
    http://www.durangotrain.com/



    @Hatchcanyon


    Das Bild wurde in Silverton aufgenommen. Wie die geografischen Namen im Detail sind weiss ich aber nicht. ?( Da habe ich schon mit den Schweizer Bergen Mühe. ;)
    Ich erfreue mich einfach an der schönen Landschaft.



    Globi


    Wir haben die Strecke von Durango nach Silverton vor Jahren auch schon mit dem Auto gefahren und sie auch als schön empfunden wir sind dann über die 550 weiter in Richtung Ridgway.

  • Zitat

    Original von Emmentaler
    @Hatchcanyon


    Das Bild wurde in Silverton aufgenommen. Wie die geografischen Namen im Detail sind weiss ich aber nicht. ?( Da habe ich schon mit den Schweizer Bergen Mühe. ;)
    Ich erfreue mich einfach an der schönen Landschaft.


    Hallo Ernst! :wink4:


    Dass das Silverton in der Nähe des Depots ist - schon klar! ;)


    Und jetzt hab ich mich verhauen! :EEK: :schaem:


    Der Berg ist Kendall Mountain und ich meinte den südlicher liegenden Kendall Peak! :wut1: Der Peak liegt in der Blickrichtung des Bildes direkt dahinter!


    Hier ist der Schauplatz eines traditionellen Spektakels. Jeds Jahr findet der Kendall-Lauf statt. Von Silverton 3748 Fuss = 1142Meter Höhenunterschied rauf und auch wieder runter! Der Sieger brauchte in 2008 1 Std. 50 Min. 54 Sekunden. Wegstrecke 7 Meilen.


    Das Rennen geht auf eine Wette aus 1908 zurück. Ein Bewohner Silvertons wettete auf einen Miner, der auf den Berg und zurück laufen sollte, dass er dies in 90 Minuten schaffen würde. Es gelang nicht ganz! Dort oben gabs Minen und noch heute ist das im herbst eine beliebte 4WD-Tour.


    Gruss


    Rolf


    Nachtrag: laut USGS Durango 2.00 Meter, Silverton 2.832 Meter. Mit dem Auto gehts dazwischen am Molas Pass auf ca. 3.320 Meter. Die Bahn bleibt ja schon im Animas - Canyon

  • 14. Tag
    Donnerstag, 16. September 2004


    Durango (Colorado) – Kayenta (Arizona)


    Heute liessen wir uns etwas mehr Zeit für das Frühstück im Best Western als gestern und ganz Gemütlich packten wir anschliessend unsere Siebensachen zusammen und machten noch einige Bilder von der Umgebung im Vormittagslicht.



    Und nach einem Tag Unterbruch benutzten wir für die Fortbewegung wieder unser Auto statt dei fauchende Dampfeisenbahn. Nach einer abwechslungsreichen Berg- und Talfahrt über die US 160 West erreichten wir Aztek, wo wir vor Jahren schon mal übernachteten. Hatten wir damals Mühe eine Unterkunft zu finden, reihte sich jetzt längs dem HWY ein Motel an das Andere. Die touristische Entwicklung im Südwesten ist enorm was auch nicht verwundert jagen doch so viele Europäer den roten Steinen nach! ;)


    Von Aztek aus nahmen wir die US 666 Süd nach Monticello (Utah) wo wir uns im Visitor-Center eine aktuelle Strassenkarte beschaffte, die das ganze Gebiet im Bereich des Zusammentreffens der vier Staaten New Mexico, Colorado, Arizona und Utah abdeckte. So brauchten wir uns nicht immer mit vier verschiedenen Kartenblättern herumzuschlagen.




    Von Monticello aus hätten wir eigentlich auf direktem Weg über Blanding auf der US 191 das Monument Valley ansteuern können. Stattdessen machten wir den Umweg über den HWY 95 West den wir kurz vor dem Natural Bridges NM verliessen um über den HWY 261 Sud zum Monument Valley gelangen. Eine Strecke die wir bei einem früheren Besuch der Natural Bridges schon gefahren waren. Und wieder bereuten wir es nicht diesen Umweg gemacht zu haben. Da fährt man während fast anderthalb Stunden in einem leichten Auf und Ab auf meist gerader Strasse - Speedcontrol auf 55 Meilen (oder etwas mehr ;) ) eingestellt - um dann plötzlich von weit oben einen atemberaubenden Ausblick auf das Valley zu geniessen.



    Auch die Abfahrt ins Tal ist phantastisch führt doch eine steile aber breite Naturstrasse in engen Serpentinen ins Tal hinunter. Übrigens, die ersten Warntafeln vor dieser Abfahrt tauschen schon 23 Meilen vorher am Strassenrand auf.



    Bei Mexican Hat erreichten wir das Monument Valley und die durch das Tal führende US 163. Einmal mehr beeindruckten uns diese Felsen mit ihren Formen. Dies in der Natur im Massstab 1:1 zu sehen ist wesentlich eindrücklicher als die vielen Bilder in Zeitschriften und der Marlboro-Reklame.



    Im Visitor-Center hörte man Sprachen aus allen Ländern und man merkte deutlich, dass dieses Tal zum Programm vieler geführten Reisen gehört. Mit dem eigenen Auto kann man eine kleine Rundfahrt machen. Auch hier auf Naturstrassen, die jedoch gut mit einem PW zu befahren sind. Der Buick sah nach diesen Abstechern gar nicht mehr so taufrisch aus. Wahrscheinlich muss ich ihn doch bald einmal waschen lassen!!
    Es blieb aber bis zum letzten Tag beim wollen, denn die Natur tat in den nächsten Tag das Ihrige dazu dass die Karre wieder sauber wurde.



    Dass das Tal als des öfteren als Filmkulisse dient, merkten auch wir, wurde doch der Loop durch einen Aufnahmetross mit mehr als zwanzig Trucks und Wohnmobilen richtiggehend blockiert, so dass er nur mühsam im Einbahnverkehr passiert werden konnte.



    Zum Übernachten fuhren wir noch weiter über die US 163 Richtung Kayenta, wo wir bereits am Morgen von Durango aus im Hampton Inn ein Zimmer reserviert hatten. Eine Vorsichtsmassnahme, waren doch in der Nähe der Nationalparks viele Motels ausgebucht.


    Das Nachtessen nahmen wir im hoteleigenen Restaurant ein, das in indianischem Stil geführt wird und auch so dekoriert ist. Menü: Chicken and Rice Teriyaki, Stir Fry with Baby Corn and Bamboo Shoots und es schmeckte ausgezeichnet.


    Gefahren: 283 Meilen

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