Out of the Desert - 3,5 Wochen Mountains, Deserts & Canyons mit Zelt und SUV im Sept. '07 (Bilder fehlen)

  • Und auch hier bin ich hinterher geeilt - bin sehr froh, dass Du in der Zwischenzeit auch im Urlaub gewesen bist ;)


    So ein Reiseberichte-Sonntag-nach-dem-eigenen-Urlaub ist was sehr Schönes, da verfällt man nicht in die Nach-dem-Urlaub-Depri.


    Tolle Berichte, aus mir vollkommen unbekannten Parks, garniert mit herrlichen Bildern :clab:

  • Tag 10 – Montag, 17.09.2007:


    Sequoia NP – Lake Isabella


    Ohne Wecker sind wir um 7.00 Uhr wach. Die Duschen werden um 9.00 Uhr geöffnet und wir lassen uns Zeit mit dem Frühstück und beratschlagen dabei, ob wir das Zeltlager abbrechen oder eine weitere Nacht im Sequoia NP verbringen sollen. Den ursprünglich geplanten Trail zu den Tokopah Falls (1,7 mls one-way) haben wir bereits gestern Abend auf eine „wasserfallfreundlichere“ Zeit verschoben. Der Lakes Trail ab Wolverton Picnicarea zu einer Kette von Bergseen (Heather Lake 4 mls, Emerald Lake 5,7 mls, Pear Lake 6,7 mls one-way) würde zu viel Zeit verschlingen, bleibt der Giant Forest zum Wandern für unseren Erstbesuch im Park. In Ruhe bauen wir das Zelt ab, schaffen die Lebensmittelkiste aus der Bear Box ins Auto und sortieren den Kofferraum neu. Um kurz vor 9.00 Uhr verlassen wir die Campsite und stoppen am Lodgepole Village Market wo sich die Public Showers befinden.


    An einem Automaten wechseln wir Dollarscheine in Quarters und gönnen uns eine wohlverdiente Dusche. Blitzsauber kaufen wir im Village Market noch ein paar Souvenirs und verlassen das Village in Richtung Generals Highway um erneut zum Moro Rock aufzusteigen. An der Abzweigung zur Crescent Meadow Road reiben wir uns verwundert die Augen: Road closed. Wir parken das Auto und gehen zum Infoboard. Road Construction seit heute Morgen. Etwas ratlos stehen wir dort und überlegen, was wir tun sollen. Wir könnten den Moro Rock Trail (6 km one-way), Bear Hill Trail oder Soldiers Trail nehmen. Aber so richtig motiviert für diese längeren Wanderungen sind wir nicht.


    [url=http://maps.google.com/maps?f=q&hl=de&geocode=&q=giant+forest&sll=37.0625,-95.677068&sspn=49.57764,76.289063&ie=UTF8&ll=36.556843,-118.766799&spn=0.024751,0.037251&t=p&z=15]Karte[/url]


    Wir verschieben die Entscheidung und fahren zum oberen Parkplatz am Giant Forest (der untere ist nur für Rollstuhlfahrer) um uns den mächtigsten Sequoia Baum anzuschauen, den General Sherman Tree. Der Parkplatz ist bereits sehr gut besucht und die Familie Petz vom Schild an der Parkplatzeinfahrt würde wir gerne kennen lernen.



    Mit leichtem Gepäck laufen wir los zum gewaltigsten Baum der Welt. Ich weiss nicht mehr genau wie weit es vom oberen Parkplatz bis zum Baum ist, aber wir müssen nicht lange laufen bis der 1879 erstmals erwähnte und nach dem Bürgerkriegsgeneral General William T. Sherman benannten Baum ins Blickfeld kommt.



    Vorbei an weiteren Baumriesen führt der gut ausgebaute Trail.



    Das Alter des mächtigsten aller Mammutbäume wird auf etwa 2500 Jahre geschätzt und er misst stattliche 83 m Höhe und ca. 12 m Stammdurchmesser und ca. 31 m Umfang am Boden.



    Der dickste Ast des Baumes hat einen Durchmesser von über 2 m.



    Nach einem Fotoshooting laufen wir den 2 Meilen langen Rundweg über den Congress Trail durch die beeindruckenden Baumgiganten.



    Jetzt müssen wir uns entscheiden, Trail of the Sequoias oder zurück zum Auto ? Wir entscheiden uns für das Auto und einen Besuch des Giant Forest Museum und schauen uns dort die Ausstellung an. Ein etwa 15minütiger Film informiert u.a. auch über die Geschichte des Holzeinschlags im Bereich des Sequoia/Kings Canyon NP und etwas nachdenklich verlassen wir das Museum in Richtung Beatle Rock.



    Von diesem einfach zugänglichen Aussichtsfelsen am Beatle Rock Educational Centre geniessen wir den dunstigen Ausblick.



    Anschliessend lockt der Big Trees Trail.



    Die Zeit vergeht wie im Flug und längst ist es früher Nachmittag. Zurück am Auto verwerfen wir den Moro Rock Trail und entscheiden uns für die Weiterfahrt um heute noch so weit wie möglich Richtung östliche High Sierra zu fahren. Am Generals Highway stoppen wir für weitere Fotos, darunter der obligatorische Stopp an den Four Guardsmen, wo 4 in wenigen Metern Abstand voneinander stehende Sequoia Bäume die Fahrbahn teilen.



    Etwa in Höhe des Abzweiges zur Crystal Cave kommt der Verkehr auf dem Generals Highway völlig zum Erliegen. Die Fahrbahn wird erneuert und für etwa eine halbe Stunde ruht der Verkehr in beiden Richtungen. Die Reisenden verlassen die Fahrzeuge und mit Blick auf die serpentinenreiche Abfahrt schauen wir den Baufahrzeugen zu. Der Verkehr wird zunächst für die Gegenrichtung freigegeben und wir stehen eine weitere Viertelstunde, an denen eine endlose Schlange von Motorrädern, PKW, Geländefahrzeugen, Reisebussen und Wohnmobilen an uns vorbei zieht.


    Inzwischen knurren unsere Mägen heftigst und wir bedauern, dass wir unser Mittagessen auf die Picnic Area beim Foothills Visitor Centre verlegt haben. In der Kolonne kommen wir nur sehr langsam voran und die Abfahrt entlang der Marble Fork des Kaweah Rivers wird zur echten Geduldsprobe. Am Visitor Centre angekommen sind alle Picnictische besetzt, sodass wir nicht mit Ruhe kochen können und wir verdrücken im Stehen ein paar Plätzchen, Obst und Cliff Bars. Wir statten dem Visitor Centre einen kurzen Besuch ab und verlassen anschliessend den National Park und stoppen weiters Mal für ein Foto vor dem „Indianerschild“ des Sequoia National Parks.



    Wir fahren weiter an der Marble Fork des Kaweah Rivers entlang und durch den Baumbestand am Flussufer ergeben sich immer wieder einladende Blicke auf den Flusslauf. An einer Parkbucht stoppen wir und laufen ein kurzes Stück einen Wanderweg entlang der zum Kaweah River hinab führt.




    Ein paar Fotos später steigen wir schnaufend wieder hinauf und folgen der Strasse 198 nach Three Rivers. Die Landschaft gefällt uns ausgesprochen gut und an einer Haltebucht stoppen wir erneut und überblicken die Foothills der Sierra Nevada, die sich über dem unwirklich grünen Tal des mäandernden Kaweah River erheben. Ein Ausblick, der sich nur schwer aufs Foto bannen lässt.



    Wir erreichen den Lake Kaweah, entstanden durch den in den 1960er Jahren vom Terminus Dam aufgestauten Kaweah River. Bei Visalia nehmen wir den Highway 99 in Richtung Bakersfield und kommen bis Bakersfield zügig voran. Ab Bakersfield folgen wir der State Route 178, entlang des Kern River. Als Tagesziel haben wir uns inzwischen einen Campground am Lake Isabella gesetzt und wir fahren bei immer länger werdenden Schatten auf kurvenreicher Streckenführung durch das malerische Kern River Valley und den Kern River Canyon.


    Den Ort Lake Isabella erreichen wir bei Sonnenuntergang und wir suchen den Paradise Cove Campground. Dort angelangt sagt uns dieser überhaupt nicht zu: direkt unterhalb der Strasse gelegen und mit Stellplätzen die von allen Seiten einsehbar sind. Dazu kommt, dass die Sites sehr ungepflegt sind: verbrannte Abfallreste in den Feuerringen, Asche überall auf den Stellplätzen verteilt und jede Menge Glasscherben. Und ein See der unter akutem Wassermangel leidet.



    [SIZE=7](Anmerkung: Das Foto und das untere stammen vom nächsten Morgen)[/SIZE]


    Vom abgesunkenen Wasserpegel kündet ein breiter morastiger Uferbereich. Wir verlassen den Campground und fahren zurück zum Abzweig mit der SR 155. In 1,5 Meilen Entfernung liegt der Pioneer Point Campground (mit Duschen) im National Forest. Als wir den Platz erreichen ist dieser geschlossen. Was tun? Wir haben beide wenig Lust, auf dem wenig paradiesischen Paradise Cove Campground zu übernachten und wir fahren in den kleinen Ort Lake Isabella um nach einem Motelzimmer zu fragen. Bei 59 $ + Tax für den One-Queen-Bed-Room ist die Entscheidung gefallen, wir kehren zurück ins „Paradies“.


    Es sind nur wenige Stellplätze belegt und während wir auf den freien Plätzen nach demjenigen mit den wenigsten Glasscherben suchen, kommt ein weiterer Zeltcamper. Er inspiziert die Plätze und unterhält sich mit uns über den ungepflegten Zustand und fährt weiter. Wir finden keinen Stellplatz ohne Glasscherben in dem nicht asphaltierten Zeltbereich und fegen daher mit einem Ast den geteerten Teil einer Campsite, verlängern mit Reepschnur die Zeltleinen und errichten unseren kleinen Geodäten auf dem Asphalt. Es gibt weder einen Host noch eine Self Pay Box. Ein Schild kündigt an, dass die Campinggebühr am nächsten Tag kassiert wird.



    Zu weit fortgeschrittener Stunde kochen wir unser Abendessen aus der Konserve und fallen in die Schlafsäcke. Gegen 23.00 Uhr kommt ein Cruise America Wohnmobil vorgefahren und dreht einige Runden, bevor es dann etwa 5 Stellplätze neben uns parkt. Die Passagiere sind sofort verschwunden, aber die ganze Nacht rattert der Generator. Zunächst ziemlich angenervt versuchen wir zu schlafen. An Schlaf ist nicht zu Denken, der Lautstärkepegel ist enorm. Ich bin inzwischen auf 180, schäle mich aus dem Schlafsack und bin auf dem Weg ans Wohnmobil zu klopfen. Frank hindert mich daran.


    Stattdessen laufe ich zum Infoboard um dort die Bestimmungen zu den Betriebszeiten des Generators nachzulesen. Es gibt keine. Der Campground wird mir immer unsympathischer, normalerweise sind auf Campgrounds die Zeiten des Generator Use geregelt. Mit hilflosen Flüchen und Verwünschungen kehre ich zurück. Wären nicht auch noch andere Camper die Leidtragenden, würde ich liebend gerne mal hupend über den Platz fahren um die gestörte Nachtruhe zu vergelten. Stattdessen nehme ich vor, am nächsten Morgen den RVler auf die Lautstärke des ratternden Generators anzusprechen. Irgendwann holt uns der Schlaf ein wir schlafen mehr schlecht als recht auf diesem ungeliebten Campground.


    Übernachtung: Paradise Cove Campground 0 $
    Gefahrene Meilen: 180

    Gruss Kate
    +++++++++
    On Tour:
    2000-09: 7xUSA West & Kanada
    2000-10: D,F,I,GR,MC,E,AND,L,A,HR
    2011: D, GB, HR-MNR-BiH, I
    2012: Inselhopping HR (Pag, Rab, Cres, Losinj)
    2013: Dalmatien & BiH im Mai/ Süd-Norwegen im Juli/August

    • Offizieller Beitrag

    Lang ist's her, dass ich beim Sequoia NP war - da werden alte Erinnerungen wieder wach.


    Tolle Bilder :!! :!! :!!


    Aber an dem grünen Tal des Kaweah River kann ich mich jetzt gar nicht mehr erinneren, aber vielleicht war es bei mir damals nicht so grün.


    Das einige nicht verstehen, dass es noch andere auf der Welt gibt. Sie nehmen einfach keine Rücksicht und sind nur auf den eigenen Vorteil aus. X(
    Möglicherweise denken die auch gar nicht darüber nach.

  • Tolle Aufnahmen von Sherman & Co! An das grüne Tal des Kaweah River habe ich leider auch keine Erinnerung - und auch keine Fotos.


    Das Campground-Erlebnis war sicher sehr unangenehm. Erst mal der Platz ansich und dann auch noch die nächtliche Ruhestörung. Das ist uns leider auch schon passiert - und dann bin ich auch immer auf 180 :wut1:. Glücklicherweise überwiegen die positiven CG-Erlebnisse deutlich, sonst würden wir es ja nicht immer wieder gerne machen.


    Gruß
    Gundi

  • Diese riesigen Bäume sind immer wieder beeindruckend, wunderschön :!!


    Ich bin jetzt zwar alles andere als ein Campingfreund, aber wir haben auch schon im Motel das Zimmer gewechselt, weil die Nachbarn unmöglich waren und das nicht erst einmal


    Gruß


    Sandra

  • Zitat

    Aber an dem grünen Tal des Kaweah River kann ich mich jetzt gar nicht mehr erinneren, aber vielleicht war es bei mir damals nicht so grün.


    Zitat

    An das grüne Tal des Kaweah River habe ich leider auch keine Erinnerung - und auch keine Fotos.


    Vielleicht wurde es da noch nicht bewässert. Das intensive Grün in der ansonsten gelb-braun verdorrten Vegetation im Spätsommer kann m.E. eigentlich nur durch künstliche Bewässerungsanlagen entstehen. Der Fluss alleine hat das wohl nicht zustande gebracht.


    Zitat

    Möglicherweise denken die auch gar nicht darüber nach.


    Absichtliche Rücksichtslosigkeit war das sicher nicht. Aber wenn es nicht deren erste Nacht auf einem Public Campground war, hätten sie eigentlich wissen müssen, dass laufende Generatoren normalerweise über Nacht nicht gestattet sind.


    Zitat

    DAs mit dem RV ist ja wohl ne frechheit.


    Ja, fand ich auch.


    Zitat

    Und ich weiss, warum ich nicht campe. Eurer Bericht bestätigt mich in jedem Punkt, den ich über Camping lese, in meinem tiefsten Inneren.


    Zitat

    Erst mal der Platz ansich und dann auch noch die nächtliche Ruhestörung. Das ist uns leider auch schon passiert - und dann bin ich auch immer auf 180 Wut1 . Glücklicherweise überwiegen die positiven CG-Erlebnisse deutlich, sonst würden wir es ja nicht immer wieder gerne machen.


    So etwas ist ja zum Glück die absolute Ausnahme und die meisten Campingnächte in den USA möchte ich nicht missen. Aber dieser Campingplatz - nein nie wieder.
    Der Pioneer Point Campground war schon gelegen mit Stellplätzen im Wald, nicht so auf dem Präsentierteller. Aber leider geschlossen und die anderen Plätze haben keine Duschen und teilweise nur Trockentoiletten.


    Zitat

    Diese riesigen Bäume sind immer wieder beeindruckend, wunderschön


    Ja, fand ich auch.
    Aber irgendwann liess die Begeisterung bei mir doch etwas nach. Die Bilder haben sich dann auch nicht mehr wirklich unterscheiden (auch wenn man beim Fotographieren meint, man müsste diesen und jenen Baum auch noch unbedingt fotographieren).


    Zitat

    grad noch angedockt - schöne Bilder und interessante Tour.


    Willkommen an Bord. :wink4:


    Zitat

    da werden Erinnerungen an unsere 1. Reise in den Südwesten 94 wach. Tolle Blder. Lohnt ich der Weg über den Lake Isabella? haben wir eventuell als Alternative bei usererer Fahrt vom DV nach LA geplant.


    Wir waren ja zum 1. Mal dort weil wir bei unserer Anfängertour eine unkonventionelle Route von Yosemite zum Yellowstone genommen haben und damit praktisch die Erstlings-Bananenroute nicht gefahren sind. Highway No. 1 fehlt mir auch noch.
    Die Landschaft des Kern River Valley hat mir praktisch ab der Stadtgrenze von Bakersfield gefallen.
    Da es schon spät war, ist Frank einfach nur durchgefahren.
    Dieter, ich hätte Dir gerne ein paar Bilder der Strecke präsentiert, habe aber keine. Mein Antrag auf Fotostopps im Canyon wurde mit Blick auf die Uhr nicht genehmigt. :(


    Aber am nächsten Tag am Walker Pass habe ich ein paar Fotos gemacht.

    Gruss Kate
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  • Der Sequoia fehlt auch noch auf unserer Liste. Wir sind damals stattdessen über den Highway 1 gefahren. Wobei ich auch schon schönere Küstenstraßen gesehen habe als den Highway 1. Ist aber ganz nett, und war für uns damals irgendwie auch ein "Muss". Aber jetzt reizt uns Kalifornien eigentlich gar nicht mehr so sehr, obwohl es da sicher auch noch die ein oder andere schöne Ecke zu entdecken gibt. Und ins Death Valley wollen wir auch noch mal...
    Gruß
    Katja

  • @ Thomas, willkommen an Bord.


    @ Katja:
    ich denke auch dass es schönere Küstenstrassen gibt als den Highway #1, daher habe ich den bisher auch noch nicht wirklich vermisst. Aber irgendwann passt er vielleicht mal in eine Route.


    Es geht weiter. Ihr braucht heute genügend Sitzfleisch im Wagen, es wird eine lange Fahretappe werden.

    Gruss Kate
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  • Tag 11 – Dienstag, 18.09.2007:


    Lake Isabella - Tonopah


    Die Sonne kitzelt uns mit den ersten Strahlen aus dem Schlaf und der Morgen beginnt friedlich. Es ist 7.00 Uhr Morgens und etwas fehlt. Das eintönig ratternde Geräusch des Generators ist verstummt. Scheinbar hat der Camper doch noch in der Nacht das Ding abgeschaltet. Frank blinzelt aus dem Zelt und meint das Wohnmobil ist weg. Ich, noch nicht ganz wach, frage etwas verdutzt, welches Wohnmobil. Doch es fällt mir direkt wieder ein und auch ich robbe auf den Knien zum Zeltausgang. Der Stellplatz ist leer und der Camper hat uns nicht nur um einige Stunden Schlaf betrogen, sondern auch den US Forrest Service um die Campinggebühr. Ein Blick in unsere Vorräte entlockt Frank ein genervtes nicht schon wieder Getreideringe zum Frühstück und wir beschliessen, zum Frühstück etwas Leckeres aus dem Safeway in Lake Isabella zu holen. Während ich schon mal den Morgenkaffee aufsetze, verschwindet Frank für ein paar Fotos am See und als das Wasser im Kesselchen kocht, folge ich Frank mit den Edelstahltassen, den Kaffeeportionsbeuteln und unseren Faltkissen zum Seeufer. Das ist ziemlich matschig, wir finden aber zwei grössere Steine und geniessen mit Blick auf den etwas trostlosen See den Morgenkaffee.


    Die Pläne sind gemacht. Es wird mehr oder weniger ein Fahrtag werden. Frank baut das Zelt ab und ich verschwinde zum Duschen in den Sanitärräumen anschliessend verstaue ich das restliche Gepäck im Wagen und Frank nimmt die Dusche. Langsam könnte der US Forrest Service zum kassieren der Campinggebühr kommen, Frank ist längst wieder da, noch immer keine Spur von einem Angestellten. Wir warten noch 10 Minuten mit knurrenden Mägen und werden schliesslich unfreiwillig auch zu Zechprellern indem wir den Campground in Richtung Ortszentrum Lake Isabella verlassen. Der Supermarkt ist bereits geöffnet und wir ergänzen unsere Vorräte, laden im Weinregal ein paar Flaschen Moscato California auf, ausserdem ein paar Leckereien fürs Mittag- oder Abendessen. Das Frühstück besteht aus frischen Croissants aus dem Bäckereiregal und einem Kaffee aus der Starbucks-Filiale. Da wir das Bärengebiet heute verlassen und nichts mehr in einer Bear Box verstauen müssen, bleiben die Tüten lose im Kofferraum, sortieren können wir noch heute Abend.


    Über die Isabella Walker Pass Road (Strasse Nr. 178 ) fahren wir entlang der South Fork des Kern Rivers durch die trockene Hügellandschaft des Kern Valleys durch ziemlich verschlafene Dörfer in Richtung Ridgecrest.



    Am Walker Pass erreichen wir den höchsten Punkt der State Road 178 (5250 ft./ 1600 m).


    Foto


    Ein Historical Marker erinnert an den Bergläufer und Pfadfinder Joseph Reddeford Walker. Joe Walker stand 1834 in Diensten einer Pelztierjäger Expedition die von Benjamin Bonneville finanziert wurde. Er wählte für den Übergang über die Gebirgskette der Sierra Nevada zwei Routen aus. Die südliche Route verband San Joaquin Valley und Mojave Wüste und avancierte in den 1840er Jahren zu einer beliebten Routenvariante auf dem California Trail. 1845 zog der Landvermesser Edward M. Kern über den Pass, der die Fremont-Expedition begleitete. Nach den Siedlern und Goldsuchern nutzten in den 1860er Jahren die Minengesellschaften den Übergang als Zugangs- und Frachtroute ins Owens Valley. Heute ist der Pass eine der wenigen ganzjährig befahrbaren Traversen über die Sierra Nevada.



    Wir nutzen die Gelegenheit um ein kurzes Wegstück auf dem Fernwanderweg Pacific Crest Trail zurückzulegen.



    In nördliche Richtung laufen wir durch Pinyon-Kiefern und Joshua Trees auf die Hügelketten der Sierra Nevada zu. Nach etwa einer halben Meile drehen wir um zurück zum Auto und nehmen im Trailblazer Fahrt auf nach Inyokern und ab dort die US 395 North. Ab Olancha fahren wir den Highway bereits zum 3. Mal und trotzdem begeistert uns dieser State Scenic Highway erneut. Durchs Inyo County führt er ins Mono County und bietet spektakuläre Ausblicke auf die höchsten Gipfel der Sierra Nevada.


    In Lone Pine stoppen wir kurz an einer Kirche



    und am Filmmuseum für ein Foto des Planwagens



    bevor wir weiter durch den Inyo National Forrest in Richtung Bishop fahren. Inzwischen ist es früher Nachmittag und bei Carls Jr. gönnen wir uns einen Burger mit Speck, frittierten Zwiebelringen und Barbecue-Sauce und anschliessend in Erick Schatts Bakery ein Blätterteiggepäck zum Nachtisch.



    An der Union Bank schauen wir uns die Murrals an.



    Foto



    Nach einem grossen Schluck Benzin für den Trailblazer geht es weiter zum Mono Lake. Nach einem Blick auf die Uhr sind die South Tuffas gecancelt und wir fahren über die Strasse #167 nördlich des Mono Lakes



    um den kurzen Abstecher zu den Black Point Fissures zu machen. Der Normalweg zu diesen vulkanischen Felsspalten verläuft über die Cemetery Road und ist mit einem etwa 2 Meilen Cross Country Hike verbunden. Im Internet haben wir jedoch eine Beschreibung gefunden, nach der man von der 167 auf kürzerem Weg, ebenfalls querfeldein dorthin gelangen kann. Wir finden aber den unmarkierten Trailhead nicht und brechen die Suche ab. Anschliessend folgen wir der Beschilderung nach Bodie.


    Die Cottonwood Canyon Road beginnt als gute Gravel Road, wird zwischendurch sehr steinig und ausgewaschen und der Trailblazer rumpelt langsam durch breite Schlaglöcher und über dicke Felsbrocken die aus der Piste lugen. Mit Strassen-PKW ist diese Zufahrt nicht zu empfehlen. So atmen wir auf, als wir nach etwa 11 Meilen und deutlich mehr als 30 Minunten Fahrt am Kassenhäuschen zum Bodie State Historic Park stehen.



    Foto


    Der Parkplatz ist gut gefüllt und nach einem Zwischenstopp bei den Restrooms machen wir uns auf den Weg, die Geisterstadt zu erkunden. An einer Tafel erhält man einen kurzen Überblick über die Geschichte von Bodie:



    1859 wurde von William S. Bodey in dieser Gegend Gold gefunden. Auf dem Weg zu seiner Familie kam er in einem Schneesturm ums Leben. 1861 begann die Familie mit dem Goldabbau und gründete die Stadt Bodie. Um makabere Wortspiele zu vermeiden, wurde die Schreibweise von Bodey (Body = Leiche) in Bodie abgeändert.
    Mitte der 1870er Jahre wurde Bodie durch den Einstieg der Minengesellschaften in den Goldabbau zur Boomtown und bis in die 1880er Jahre siedelten sich in Bodie über 8500 Menschen an, in der Umgebung über 10.000 Menschen Goldsucher und Minenarbeiter.


    Bodie wuchs an auf etwa 2000 Gebäude und Gold im Wert von über 100 Millionen Dollar wurde gefördert. Über 60 Saloons und Tanzhallen säumten die Strassen und Bodie verkam zu einem der gesetzlosesten Orte im Westen. Ende der 1870er Jahren kamen die Chinesen und in 1881 lebten einige Hundert von ihnen in bestimmten Stadtvierteln innerhalb der Stadt und die erste Chinatown im Westen war geboren. Nachdem die Goldvorkommen zur Neige gingen, verliessen die Bewohner die Stadt. Um 1886 lebten noch ca. 1500 Einwohner in Bodie, 1892 zerstörte ein Feuer Teile der Stadt, anschliessend ein schleichender Niedergang bevor im Jahr 1932 ein weiteres Feuer nahezu 90% der Stadtstrukturen zerstörte.


    In den 1940er Jahren wurde Bodie zur Geisterstadt, die Mine wurde jedoch noch bis in die 60er Jahre von Arbeitern aus den Nachbarstädten betrieben ehe sie ganz geschlossen wurde. 1962 wurde Bodie zum State Historic Park ausgerufen und wird seitdem im vorgefundenen Zustand konserviert und ist heute mit noch etwa 170 existierenden, gut erhaltenen Gebäuden die wohl eindrucksvollste Ghost Town im Westen der USA.


    Auf der Webseite von California State Park kann man sich eine Karte der Stadt downloaden.
    http://www.parks.ca.gov/pages/509/files/BodieMap.pdf


    und eine Infobroschüre:
    http://www.parks.ca.gov/pages/509/files/BodieBrochure.pdf


    Impressionen aus Bodie:




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    Nach einem Besuch der Ausstellung im Museumsshop und nach beinahe 3 Stunden Rundgang durch die Stadt in dem wir noch immer nicht alles gesehen haben, erkunden wir den Friedhof.



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    Mehr über Bodie, hier.


    Zurück am Parkplatz werden wir Zeuge wie direkt neben uns mit einem ohrenbetäubenden Knall ein Hinterradreifen eines parkenden Rangerfahrzeugs platzt. Geborstene Reifenteile fliegen uns um die Füsse und nachdem wir uns von dem Schreck erholt haben und am Rangerkiosk den Plattfuss gemeldet haben, verlassen wir die Stadt mit einem letzten Blick über die State Road 270.



    Die Schotterpassagen der SR 270 sind bis auf ein paar winzige Schlaglöcher und waschbrettartige Querrillen in perfektem Zustand. Den Knall des Reifenplatzers noch in den Ohren fahren wir zum ersten Mal eine ebene, gut ausgebaute Schotterstrasse mit weniger als Tempo 45 zurück zum Highway. 5 Meilen südlich von Lee Vining biegen wir auf die längste Berg- und Talbahn der Welt ein. Die California State Road #120 verläuft mit vielen Dips und Kurven durchs Mono County. Die Strasse erklimmt kleine Erhebungen um anschliessend direkt wieder an Höhenniveau zu verlieren. Dabei erzeugt sie merkwürdige Gefühle im Magen. Das wiederholt sich viele Male und wir haben so viel Spass daran, dass Fahrer und Beifahrer mit der maximal erlaubten Geschwindigkeit johlend um die Kurven und über die Dips fahren.


    Eine Strassensperre stoppt uns. Wir sind das 2. wartende Fahrzeug und der State Trooper kommt mit gewichtigen Schritten auf uns zu. Ein Officer wie aus dem Film: breitschultrig, mit Spiegelbrille und einem beeindruckenden Ausrüstungssortiment am Gürtel. Er setzt uns in Kenntnis dass die Strasse für etwa eine halbe Stunde gesperrt sei, da BWM (ein breitgezogenes BeEmDouplejuu) den neuen Geländewagen eingeflogen hat und gerade einen Werbefilm dreht. Ein paar weitere Worte und der Officer hat sichtlich Spass daran, dass wir aus Germany sind. Er unterrichtet das nachfolgende Auto von der Sperrung und kommt kaugummischmatzend zurück zu unserem Wagen. Frank findet plötzlich seine verschütteten Englischkenntnisse wieder (sonst schickt er mich meistens vor) und unterhält sich beinahe 20 Minuten mit dem Officer. Da Frank als CAD-Konstrukteur bei einem Automobilzulieferer arbeitet und der Officer ein Autofan ist, haben sich die beiden viel zu erzählen. Er berichtet uns, dass der neue SUV grosse Ähnlichkeit mit dem Porsche Cayenne hätte und ist sichtlich stolz, dass er schon einen Blick auf die Neuerscheinung werfen durfte. Uns rät er, nach Freigabe der Sperre ohne Fotographieren direkt weiter zu fahren.


    Nach diesem kurzweiligen Stopp erreichen wir nach etwa einer halben Meile den Drehort. Ein Kamerakranwagen steht noch direkt neben der Strasse, ein Hubschrauber mit stillstehenden Rotorblättern etwas weiter hinten, Trucks mit Equipment und einige PKWs und SUVs. Die Crew steht in Gruppen zusammen und unterhält sich. Unter einer schwarzen Plane erkennt man die Konturen eines Geländewagens – das ist der neue BMW. Wir verrenken uns ordentlich die Hälse, aber wir können nichts sehen. Dafür erkennen wir auf den folgenden Meilen die Spuren des Drehs im Gelände. Autospuren führen ins Gelände, dass aus intakten lichten Espenwäldern und anschliessend aus verkohlten Espenständen besteht. Ziemlich neugierig auf diesen Werbefilm fahren wir weiter über die bergige 120.


    Zur Zeit des Sonnenunterganges sind wir irgendwo auf der US 6 durch Nevada unterwegs. Wir haben noch immer keinen genauen Plan davon, wo der Tag heute für uns enden soll, aber bei dem Panorama aus einer endlos erscheinenden Strasse die auf rotglühenden Hügelketten zuhält, geniessen wir einfach den Augenblick und fahren in die einbrechende Nacht hinein.



    Den Montgomery Pass überqueren wir bereits bei Dunkelheit und erhaschen nur einige flüchtige Impressionen im Lichtkegel der Autoscheinwerfer von der eindrucksvollen Landschaft am Wegesrand. Weiter geht die Fahrt durch die Nacht. Wildwarnschilder veranlassen uns zu langsamer Fahrt und das ist berechtigt als eine kleine Herde Rehwild etwa 20 m vor uns den Highway quert. Der nächste grössere Ort ist Tonopah und wir beschliessen uns hier ein Motel für die Nacht zu suchen.


    Nach zweimaliger Ortsdurchfahrt entscheiden wir uns für das gut besuchte Clown Motel und fragen nach einem freien Zimmer. Wir erhalten für 34,95 + Tax, also etwas mehr als 37 Dollar einen geräumigen und sauberen Bedroom mit 2 Queenbetten und sind hochzufrieden. Das Abendessen besteht aus kalten Hähnchenteilen und Weissbrot und wir schauen zum ersten Mal seit Tagen wieder Fernsehen und laden Fotos von der Speicherkarte aufs Laptop. Traditionell sagt uns der History und Discovery Channel am meisten zu. Der Weather Channel meldet in den Westen hereinziehende Unwetter und etwas beunruhigt schlafen wir ein.


    Übernachtung: Clown Motel, Tonopah 37,61 $
    Gefahrene Meilen: 435 mls

    Gruss Kate
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  • Zitat

    Original von schneeweiss
    tolle Bilder aus Bodie, da werden Erinnerungen wach. Die Straße habe ich von 94 als völlig unproblematisch in Erinnerung, sind mit 6 Personen im normalen Van gefahren.


    @ Dieter:
    Die Cottonwood Road ab der SR 167 oder die Zufahrt über die 270 ab der US395 ?


    Zitat

    Kate, für einen Fahrtag habt Ihr aber ein sehr schönes Programm gehabt Daumen hoch
    Bodie ist einfach toll


    @ Silke:
    Das fand ich auch.
    Bodie war ein richtiges Highlight für uns. Hier hätte ich noch Stunden umherstreifen können.

    Gruss Kate
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