Rhein, Kurs Basel

  • Zwischen Köln im Süden und Düsseldorf im Norden erhebt sich die niederrheinische Antwort auf Rothenburg ob der Tauber über das Rheinufer, die Feste Zons. Archäologische Funde deuten auf eine merowingische Gründung Zons hin,


    :EEK: nie gehört :schaem:


    Was für eine wunderhübsche kleine Stadt, ohne die Bayernfraktion beleidigen zu wollen, gefällt mir pers. fast besser als Rothenburg ;;NiCKi;:


    Toller Geschichtsüberblick Ulrich, danke :clab: :clab: :clab:

    • Offizieller Beitrag

    Was für eine wunderhübsche kleine Stadt, ohne die Bayernfraktion beleidigen zu wollen, gefällt mir pers. fast besser als Rothenburg


    Also Rothenburg ist schon schöner. Aber rote Klinker sind für Dich, die aus dem Nürnbergerraum kommt, ja was außergewöhnliches.


    Toller Geschichtsüberblick Ulrich, danke


    ;DaKe;;


    Und (noch) ohne chinesische/japanische Tourigruppen. ;;NiCKi;:


    :gg:


    Eine schöne Tour


    ;;NiCKi;:


    Zons ist wirklich sehenswert


    ;;NiCKi;:;;NiCKi;:


    Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich noch nie da war.


    :EEK: Ja, ja, zu nah vor der Haustür.


    Ich habe allerdings gehört, dass es zumindest am Wochenende sehr überfüllt ist. :nw:


    Stimmt. Am Freitag war ich alleine da, am Sonntag tobte der Bär. :gg:
    Dabei war gar keine Theateraufführung mehr.

  • Ja, echt traurig, dass es nicht schafft, sich die Heimat anzusehen, aber im Südwesten der USA jeden Stein umdreht.

    Wenn's vor meiner Haustür solche Steine geben würde, dann würde ich im Urlaub in der Heimat bleiben. ;)


    Schöne Zugabe, Ulrich! :clab: Gefällt mir ausgesprochen gut, das Städtchen. ;;NiCKi;:

    • Offizieller Beitrag

    du bringst uns die Heimat einfach wunderbar näher


    :gg:



    Wo du Recht hast ... :gg:


    Ich hab sogar rote und gelbe Steine vor der Haustür, dummerweise sind die unter Patina, Moos und Bäume begraben. :wut1:

    • Offizieller Beitrag

    Von Wesel über Rees nach Xanten



    Genießen wir noch etwas den Spätsommer und kommen wir nun zu den letzten Rheinkilometern bis zur niederländischen deutschen Grenze. Na ja fast, ganz werden wir es nicht schaffen, da im Oktober die Tage einfach schon zu kurz sind. Starten werden wir in der ehemaligen alten Hansestadt Wesel, und dort an der alten preußischen Zitadelle oder was davon noch übrig ist, den hier kann man am WE kostenlos Parken.


    Wesel, an der Mündung der Lippe in den Rhein gelegen, galt im Mittelalter als wichtigste Hanse-, Hafen- und Stapelstadt zwischen Köln und den niederländischen Seehäfen. In den europäischen Kriegen wurde Wesel zerrieben und schließlich im Februar/März 1945 durch Bomben und Artilleriebeschuss den Erdboden gleich gemacht, nur der Willibrordi-Dom ragte noch aus der Trümmerwüste heraus, auf der sonst kaum ein Stein auf den anderen blieb und dies ist nicht nur so dahingeschrieben.


    Der wirtschaftliche Niedergang Wesels setze 1586 ein, mit der Belagerung und Besetzung durch spanische Truppen im Achtzigjährigen Krieg oder Spanisch-Niederländischer Krieg (1568 – 1648), durch den die Niederlande ihre Unabhängigkeit erhielten und Flandern verloren. Die Pest suchte Wesel heim und der Jülich-Klevesche Erbfolgestreit, der für 2 Jahrzehnte Tod und Zerstörung brachte und wodurch Wesel zusammen mit dem Herzogtum Kleve zu Brandenburg kam und damit zu Preußen.
    Nach dem Abzug der Franzosen 1680 erbaute der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Preußen die Zitadelle vor den Toren der Stadt, die städtische Ausdehnung wurde auf die Altstadt und die Mathena Vorstadt beschränkt. In den folgenden Jahrhunderten zog Napoleon hier durch, auf seinen Marsch nach Russland und bei seinem Rückzug aus Russland. Nach dem Ende der napoleonischen Kriege kam Wesel wieder zu Preußen. Die Rolle als preußische Festungsstadt ab 1815, verhinderte allerdings die Teilnahme am wirtschaftlichen Aufschwung des Ruhrgebiets, trotz Wesels guter Lage und Infrastruktur.


    Nach dem 1. Weltkrieg wurde die Zitadelle geschleift, die Rheinseite existiert nicht mehr. Was von ihr übrig ist, ist heute Wesels Kulturzentrum und Museum. Noch immer kann man die Zitadelle durch das einstige Haupttor betreten.



    Einst hatte die Zitadella die Form eines fünfzackigen Sterns im Stil der vaubanschen Festungsarchitektur mit Wassergräben und vor gelagerten Wällen.




    Und so schaut’s vom Innenhof aus.





    In der Schill-Kasematte, die 2 Kasematten Räume des Haupttores, heute Städtisches Museum, wurden die 11 Schillschen Offiziere nach ihrer Gefangennahme in Stralsund untergebracht. Den Aufstand gegen Napoleon im Freikorps Schill bezahlten sie am 16.09.1809 in den Lippewiesen mit ihren Leben. Seit 1835 erinnert ein Denkmal an den Hinrichtungs- und Begräbnisort.


    Rechts vom Tor ist die Kaserne VIII, die in der französischen Besatzungszeit erbaut wurde, und in der heute die Musik- und Kunstschule untergebracht ist.



    Im Gebäude gegenüber befindet sich das Preußen-Museum Wesel.
    Eine Woche nach seinem gescheiterten Fluchtversuch nach Frankreich schrieb hier am 12. August 1730 der damalige Festungskommandant Generalmajor von der Mosel Weltgeschichte. als er verhinderte, das Friedrich von Preußen, der spätere Friedrich der Große, hier von seinem Vater, dem Soldatenkönig während eines heftigen Wortwechsels umgebracht wird. Das Interesse des Sohns des Soldatenkönigs galt ja weniger dem Soldatentum, sondern den schönen Künsten. Und um sich letzteren hinzugeben, versuchte er die Flucht vor dem Vater nach Frankreich, die misslang.




    Tja und heute ist der zentrale Zitadellenplatz die Kreuzung der B8 mit der B58. :nw: Und der B8 folgen wir nun zum Fischertor um zum Rheinufer zu kommen. Wäre mir die Geschichte Wesels nicht erst beim Schreiben dieser Zeilen bewusst gewesen, dann hätten wir uns sicherlich zuvor noch den Willibrordi-Dom nicht nur aus der Ferne angesehen. Vor 20 Jahren war sein Wiederaufbau nach dem Krieg erst abgeschlossen worden.
    Wir biegen aber links in die Fischertorstraße ab und stehen dann am Rhein vor den Überresten der einst längsten und nördlichste deutsche Eisenbahnbrücke über dem Rhein. Eine Streckenführung durch das Ruhrgebiet mit einer Rheinbrücke in Duisburg verhinderte der preußische Staat, denn so konnte die Festung die Brücke einerseits verteidigen, andererseits als Aufmarsch nach Westen nutzen. Die Brücke war so geplant, dass auch andere Fahrzeuge als Züge sie nutzen konnten. Die Ziegel für den Bau der Brücke wurden an Ort und Stelle aus dem bei den Ausschachtungen für die Pfeiler gewonnenen Lehm gebrannt.



    10 Tage nach der Sprengung der Brücke von Remagen, versank auch diese letzte Brücke im Rhein.




    Da die Strecke Paris – Venlo – Hamburg nie wirklich profitable war, wurde nur die Straßenbrücke wieder aufgebaut.
    Als die Cöln-Mindener-Eisenbahn den Zuschlag für die Bau erhielt musste sie nicht nur die 770 m langen Vorlandbrücken bauen, das Militär duldete keinen Bahndamm und wollte freie Sicht für die Festung, sondern auch das Fort I zur Absicherung der Brücke, welches heute noch erhalten ist und sich in Privatbesitz befindet.


    Ein Stück stromabwärts, die Einfahrt zum Freizeithafen. Einst war hier die Lippehauptmündung in den Rhein und das gegenüberliegende Freizeitzentrum Gravinsel noch wirklich eine Insel.





    Dann müssen wir für 2,5 km der Bislicher Landstraße folgen, bevor wir uns seitwärts in die Auenlandschaft Rheinaue Bislich-Vahnum schlagen können. An der Nato-Anlegestelle Flüren erreicht man das Ende der Gravinsel



    und ein paar Steaks.




    Zwischen Deichen, auf Deichen und auch mal über Wiese folgen wir Vater Rhein Rheinabwärts nach Rees.



    Am Reeser Altrhein entlang und durch den Skulpturenpark erreichen wir Rees. Bis 1671 floss hier der Rhein direkt auf die Befestigung von Rees zu, die dadurch bei Eisgang oder Hochwasser immer beschädigt wurde. Erst der mühsame Kurvendurchstich des Rheins ab 1654 entlastete das Bauwerk.






    Dieses Rondell der Stadtbefestigung heißt “Am Bär”. Wie Wesel, wurde auch Rees durch spanische Truppen besetzt. Um die Wachsamkeit und Furchtlosigkeit seiner Truppe zu testen, hüllte sich ein spanischer Hauptmann in ein Bärenfell. Wie erwarten suchten die meisten Wachposten das Weite, als der Hauptmann aufrecht und laut brummend über die Stadtmauer stolzierte. Bis auf einen. Der schoss und traf, tödlich. Seit diesem Ereignis nennt man diesen Teil des Stadtwalls: „Am Bär“.



    Da wir die steile Treppe zur Rheinpromenade nicht hinunter wollen, fahren wir durch die City und kommen an der Kirche St. Maria Himmelfahrt vorbei. Der erste Vorgängerbau lässt sich auf um 700 n.Chr. zurückdatieren. Der heutige klassizistische Bau entstand ursprünglich 1820-28, da die alte baufällige Stiftskirche 1817 eingestürzt war. Die ursprüngliche Ost-West-Lage der Kirche wurde in eine Süd-Nord-Ausrichtung geändert. Wie Wesel ging auch Rees im Bombenhagel Februar 1945 unter und somit auch diese Kirche. Ein systematischer Wiederaufbau dauerte von 1956-1970.




    Und dann stehen wir wieder am Rhein. Am Mühlenturm und rechts daneben, unscheinbar und klein, der wohl älteste erhaltene Haus von Rees. Haus Schaeling, im Kern aus dem Jahr 1332.




    Auf Höhe der Anlegestelle der Fuß- und Radfahrerfähre „Rääße Pöntje“, der Zollturm oder Töldersturm. 1229 mit dem ersten Bauabschnitt der Stadtmauer erbaut, diente er erst der Eintreibung des Kölner, dann des Klevener Rheinzolls. Die schwarzen Basaltsteine im unteren Teil stammen aus den erzbischöflichen Steinbrüchen im Siebengebirge.



    Daneben der Pegelturm. Bei Normalwasserstand des Rheins ist dieser sechs Meter tief. Der Pegel Rees zeigt dann 2,70 Meter an, also nicht die Tiefe des Rheins.



    Wenn nun nicht die Rheinfähre just zur Abfahrt läuten würde, hätten wir noch den Weißen Turm gesehen und eine Besonderheit, nämlich den jüdischen Friedhof auf der Stadtmauer.








    Die Fähre setzt über zur Reeser Schanz,




    einst Teil der von den Niederländern von 1616 bis 1625 errichteten großen und ausgedehnte Festung Rees nach holländischem System. 1672 erst von den Franzosen, dann 1674 von den Brandenburgern erobert, die die Festungswerke schleiften.




    8 km wären es nun noch nach Kalkar, aber wir müssen zurück nach Wesel. In Lüttingen müssen wir vom Deich runter, welche Nachbarschaftsposse ist dafür wohl verantwortlich?





    Bei Kilometer 42 bzw. 46 fahren wir entlang der Xantener Nord- und Südsee



    und landen dann am Hafentempel der Römer in Xanten. Troja.



    Troja? Nun zumindest dann, wenn man den mittelalterlichen Sagen glaubt. So ist Hagen von Tronje, eigentlich Hagen von Troja und Siegfried also in Troja gebohren. Schuld ist der römische Kaiser Marcus Ulpius Traianus, der wie damals üblich die Stadt seinen Namen gab: Ulpia Traiana. Durch Lautverschiebung wurde daraus Troja. Nach allgemeiner Lehrmeinung kommt der Name Xanten abgeleitet von „ad sanctos“ daher, als Hinweis auf die Märtyrergräber, bei denen im 9. Jahrhundert das Stift St. Viktor errichtet wurde. Der Legende nach freilich vom Fluß Xanthos (Skamandros) aus Kleinasien. Und aus einem weiteren Grund sind die Römer Schuld. Wenn ein Römer jemanden adoptiert, dann übernimmt der Adoptivsohn auch die Genealogie des Adoptivvaters, seine Ahnen sind also auch seinen Ahnen. Nach Virgil leitet sich die Herkunft der Römer auf den Sohn Priamos her: Aeneas.
    Und aus der Line seines Bruders Frigas leitet sich obendrein die Herkunft der Franken ab. Die Flüchtlinge aus Troja gelangten nach Makedonien. Wurde dort die Urväter von Alexandria des Großen und sollen später durch ein Bündnis mit den Sachsen, der Unterwerfung durch Pompeius entgangen sein. Sie zogen weiter an den Rhein und siedelten sich dort an und begründen unter dem mythische König Francio das nach ihm benannte Geschlecht der Franken. Somit erklärt der fränkische Trojamythos die Franken zum Brudervolk der Römer und Xanten wird in dieser Epoche als Troja Francorum, Troja der Franken, bezeichnet. Hach, ich liebe Legenden.


    Zu dieser fortgeschrittenen Stunde besichtigen wir freilich nicht den archäologischen Park, sondern kiebitzen nur durch das Eingangstor. Zudem waren wir schon mal dort drin.



    Das ist vom niederrheinischen Troja überiggeblieben: Grundmauern.



    Daraus hat man dann dies rekonstruiert:








    In Troja Xanten selber, der Dom St. Viktor, die Klever Straße und das Klever Tor.






    Dann müssen wir zusehen, das wir die Fähre nocht bekommen.



    Mit der Rheinfähre Keer Tröch II setzen wir über nach Bislich und futtern nun erst mal. Die letzte Fahrt ist im Oktober um 18Uhr, das haben wir noch gerade so geschafft.





    Zur Belohnung gibt es seine Runde Pommes und Currywurst.



    In der einsetzenden Dämmerung fahren wir die bekannte Strecke über den Deich und an der Gravinsel vorbei zurück nach Wesel. Dort verweilen wir solange am Rhein, bis die Sonne untergegangen ist.









    Damit habe ich nun Fertig. ;Un__Ts:



    .

    • Offizieller Beitrag

    es gab auch schon Kanutouren auf der Niers von Weeze nach Kessel


    Dann kann ich Dir noch die Werse von Appeldorn(Münster) zur Mündung in der Ems und die Lippe bei Lippstadt empfehlen.

  • Die Schiersteinerbrücke in Mainz, wo ich so Bedenken hatten beim Radeln, ist seit gestern Abend gesperrt. :EEK:

    Ich sehe das gelassen

    Zitat

    Brücke bis Anfang kommender Woche dicht
    Verkehrsminister Roger Lewentz (SPD) teilte mit, dass die Brücke mindestens noch bis Anfang kommender Woche gesperrt bleiben werde.

    Auch wenn ich einem Verkehrsminister in Statik und Baukompetenz die Fachliche Qualifikation abspreche, lässt mich das ganze doch erahnen, es wird schnell gehandelt und genau so schnell wieder zurück gerudert. Man weiß also schon heute dass die Dramatik nicht so schlimm ist, hat man in 3 Tagen alles im Griff.


    Übrigens hat mein Haus seit 31 Jahren Risse, und steht immer noch :SCHAU:

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