MM & MM - Auf der Seidenstraße durch Usbekistan von Samarqand nach Chiva

  • Das ist ja wieder ein hochinteressanter Beitrag Im Leben wäre ich nicht draufgekommen, dass diese "Hubbel" auf der Stadtmauer Gräber sind - was es nicht alles gibt.

    Da kann ich mich nur vollumfänglich anschließen. ;;NiCKi;:


    Dieses Foto finde ich einfach nur klasse:


    ;;NiCKi;: ;:BEifal;;


    Ich kann mir nicht helfen, ein wenig erinnern mich diese Städte zumindest farblich ein bißchen an Santa Fe - all die Lehmziegelbauten und dann das Blau und Türkis dazu...

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    Genau.
    Früher haben also alle Kulturen auf Sand mit Lehm und Stroh gebaut. Seien es nun die Pueblo Indianer oder die Ägypter oder die Hethiter oder die Usbeken oder oder. Oder bei uns.
    Ist es ein trockener Landstrich findet man noch heute die Ruinen oder zumindest die Grundmauern, regnet es dort sind die Häuser längst im Strudel der Gechichte verschwunden.

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    Die Holzschnitzereien gefallen mir sehr gut :!!


    Ich bin nach wie vor begeistert von der Schönheit vieler Bauten, aber bedrückt von der Armut dort.

    • Offizieller Beitrag

    Mit welcher Kamera habt ihr die gemacht?


    Mit der Videocam :gg: und der kleinen Pana FTZ-18.
    Die Riesenbilder sind Einzelbilder aus einem Schwenk und dann zu einem Pano zusammen gesetzt. Innenaufnahmen sind meistens von der Videocam, die ist lichtstärker und hat ein Stativ.
    Passte die Fassaden nicht aufs Bild, habe ich von oben nach unten geschwenkt und dann die Bilder zu einem verbunden. Also nicht ich, die Software. :gg:
    Die normalen hochkant Bilder sind immer von der FTZ-18.

    • Offizieller Beitrag

    Die meisten Bilder sind von der Videocam, in alten Berichten nur von der Videocam. Da wo WeiZen etws größer in der Eck steht, die sind von der Fotoknipse.

    • Offizieller Beitrag


    Sodele, weiter geht’s.
    Die Sehenswürdigkeiten von Chiva liegen im Wesentlichen an der Hauptstraße, die vom Westtor zum Osttor verläuft, sowie wenige Schritte links und rechts von ihr. Nördlich und südlich davon befinden sich die Wohnviertel.
    Verlassen wir also unsere Medrese



    und betreten die Hauptstraße, die direkt vor unserer Tür verläuft. Ein Blick nach Westen zum Westtor.



    Der dicke runde Turm ist das unvollendete Minarett unserer Medrese, der Kalta Minor. Kalta Minor heißt schlicht kurzes Minarett, dabei sollte es doch einmal das Höchste werden, nicht von Chiva, nein vom gesamten islamischen Osten. Der Khan von Chiva wollte von hier bis nach Buchara schauen. Nach Fertigstellung "unserer" Amir Khan Medrese im Jahre 1855 wurde der Bau des Minaretts begonnen, statische Probleme verhinderten seine Vollendung. Einer Legende zufolge, soll der Baumeister dem Amir von Buchara ein höheres Minarett versprochen haben und wollte deswegen dieses nicht vollenden.
    An der Basis misst es 14 Meter im Durchmesser und die Höhe erreicht immerhin noch 29 Meter. Auch der Fassadenschmuck ist einzigartig, ist es doch im Gegensatz zu allen anderen Gebäuden vollständig mit Ornamentschmuck versehen.





    Das Gebäude im Vordergrund auf der linken Seite ist unsere Restaurant Medrese Matinjas Diwan Begi. Man sieht dort ein breites Band, was nicht aus Ziegel besteht und einmal um das ganze Gebäude herum führt. Das ist eine Dämpfungs- und Dehnungsfuge zugleich und hat die Funktion sowohl Spannungen im Mauerwerk zu verhindern, sei es durch Erdstöße, durch die häufigen Erdbeben in Usbekistan, oder durch Temperaturunterschiede hervorgerufen. So kann das Gebäude unabhängig vom Fundament arbeiten. Wer aufmerksam durch die Stadt geht, findet dieses Detail auch an anderen Bauwerken, in unterschiedlichen Höhen.


    Ich schweife schon wieder ab, wollte ich doch mit den Holzsäulen weiter machen. Unser erstes Ziel ist das Roteingerahmte, die Juma Moschee.
    Dieser unscheinbare rechteckige und schmucklose Klotz mit den zwei Dachfenstern, ich sagte ja, ein islamisches Bauwerk wirkt von innen. :gg:




    Auch wenn die Juma Moschee einfach nur rechteckig ist, ohne Portal, ohne Innenhof, so hat sie doch das höchste Minarett mit 52 Meter. Nicht nur von Chiva, sondern auch höher als das Kalon Minar in Buchara. ;;NiCKi;:



    Huch, die Germanis kommen :gg: könnten die denken, wie die so hinter der Tür versteckt stehen. Aber wir tun doch nichts.
    Spaß beiseite, man erkennt deutlich, der einzige Schmuck außerhalb ist die geschnitzte Eingangstür und die Holzsäule die das Vordach stützt.



    Auch hier, wie überall in den alten Gebäuden, aber auch einfach auf den Straßen, werden morgens die Giftshops aufgebaut und abends wieder abgebaut . Hier werden Mützen verkauft, bei dem kalten Wetter, eine Option um die Ohren warm zu bekommen. Also hinein in die gute Stube.
    Ein Säulenwald empfängt uns im Halbdunkel der alten Moschee, man kommt sich vor wie im Wald.



    Die Holzdecke der Halle wird von 215 geschnitzten Holzsäulen getragen, durch zwei Deckenöffnungen fällt Licht hinein. Die Juma Moschee wurde erst Ende des 18. Jhd. als Freitagsmoschee errichtet, auf den Ruinen eines Vorgängerbaus erbaut. Doch die Säulen stammen aus verschiedenen Jahrhunderten, die ältesten sind inzwischen 1000 Jahre alt. Sie stammen aus dem 10 und 11 Jhd. und sind mit Kufiinschriften verziert, und mit tiefen Reliefs. Die Säulen aus dem 11./12. Jhd. tragen flachere Ornamente. Beiden gemein ist, das sie den Betenden daran erinnern sollen, das dies ein Haus Allahs ist.
    Geometrische Muster und Blumen, zusammen mit arabischen Inschriften sind hingegen typisch für das 15. Jhd. Dennoch der überwiegende Teil der Säulen wurde im 18. Jhd. aufgestellt. An einigen stehen auch Schildchen mit der Jahreszahl. Das macht die Moschee zu etwas besonderen.
    Wie der Kalta Minar ist die Moschee ein Kunstwerk der einheimischen Künstler und Handwerker.



    Dann wieder hinaus in die Kälte zum nächsten Highlight. Wir biegen von der Hauptachse nach links ab, Vorbei an der



    Muhammad Amin Inaq Madrasa geht es zum Tash Hauli (Tosh Xauli) Palast.



    Ganz hinten, die kleine Dost Alyam Medrese und rechts die schmucklosen Außenwand des Palastes, nur von den verzierten Türen und den kleinen Türmchen aufgelockert. Auf der linken Seite im Bild sieht man wieder sehr schön die Dämpfungs- und Dehnungsfuge der Medrese.




    Auch hier, rechts der Palast, links eine andere Medrese, wieder mit der Dämpfungsfuge oberhalb des Fundaments. Man merkt, ich finde das genial. :gg:
    Ok, der Palast, da geht es hier rein, hab’s noch gerade gesehen, puh Glück gehabt, nicht schon wieder verlustig gehen.



    Vorbei an der Kutsche,



    und an dunklen Gemächern, alle ohne Stuhl und sonstigen Möbeln, die gab es nicht,



    gelangen wir in den Innenhof, dem Empfangshof, Arz-Khovli,






    und einen Hof für vergnügliche Unterhaltung, der Ishrat-Khovli.






    In beiden Höfen fallen diese kreisrunden Fundamente auf. Die sind für die Jurten der Nomadengesandten. So etwas gibt es nur in Chiva, nicht in Buchara, nicht in Samarqand.



    Die Fliesen liegen übrigens nicht im Mörtel, die sind angenagelt. Der Palast ist aus der ersten Hälfte des 19. Jhd., ein Labyrinth von Gängen und Korridoren verbindet die Höfe und Gebäude, dennoch um in den Harem zu kommen, müssen wir erst wieder auf die Straße und außen um den Palast herum laufen. :EEK:





    Man schaue mal nach oben auf die Palastmauer. Nein, jetzt nicht auf die mosaikgeschmückten Zinnen, sondern auf die Holzstangen am Ecktürmchen. das sind die Bauhölzer, also das Gerüst, welche nach dem Bau abgesägt werden. Hier wurden sie aber nicht abgesägt, weil solange ein Gebäude nicht fertig ist, wohnen dort keine bösen Geister. Also hat man die Balken dort gelassen um die Geister in die Irre zu führen. ;haha_ Obs hilft? :nw:


    Ich beobachte den Kesselmacher bei seiner Arbeit und als ich aufschaue ist die Gruppe wieder verschwunden. Ne, nicht schon wieder. Die Bevölkerung war aufmerksamer als ich und weist mir den Weg, den unsere Karawane gegangen ist. :jaMa: Da sind sie also hinein, in den Harem.







    Was auffällt, der Hof im Harem fünf Ayvane, alle öffnen sich, wie immer, nach Norden, damit spenden sie im Sommer Schatten und fangen den Wind ein zur Kühlung.





    Die Seitenwand eines der Hofayvane



    klick für größeres Bild


    und dessen verzierte Holzdecke.



    Und eine andere.



    Und die Gemächer der Frauen des Herrschers, den man durch die Ayvane betritt.





    Auf den anderen Hofseite ist es unten eine Mosaikwand aus Majolika und Ornamenten und den vergitterten Lüftungsfenstern,





    oben herum verlaufen rundum Logen als "Durchgangsräume".






    Und nun endlich Mittagessen. Je kälter es ist, umso mehr Hunger habe ich, ich brauche wieder Brot mit Rote Beete. :gg:


    Das Restaurant liegt neben der Islam Hodscha Medrese mit dem Islom-Xo´ja-Minarett, 44m hoch und an der Basis 10m im Durchmesser. Man darf die dunkle Wendeltreppe nach oben erklimmen, bei dem besch...ssen Wetter habe ich dazu keine Lust. :nw:





    Ihr gegenüber ein ungewöhnliches Bauwerk, ein altes Haus mit Fenstern.



    Nun aber zum Essen.



    Ein wenig anders sind hier allerdings die Vorspeisen, es gibt Obst, Käse und Hartwurst. Letztere mag übrigens kaum einer an unserem Tisch, da bleibt genug für mich über. ;)




    Nach dem Lunch haben wir frei. Ich nutze dies um meinen obligatorischen Stadtmauerlauf zu unternehmen. Wir verlasen kurz die Altstadt durch das Osttor, umrunden die Karawanserei und gehen dann Richtung Norden um einen Aufstieg zu finden. Am Nordtor führt eine steile Rampe auf die Mauerkrone. Man sieht keine einzelnen luftgetrocknete Lehmziegel mehr, das ist alles nur ein riesiger Lehmhaufen, der zu einer Mauer geformt wird. Schon irre, dass so was noch steht. Wir waren ja vor 10 Jahren in der alten Hauptstadt des Hethiterreiches in Anatolien, da standen nur die Grundmauern aus Naturstein und die Einfassung der Tore, die Lehmziegel haben Wind und Wetter über die Jahrtausenden beseitigt. Und hier steht es noch.




    Wenn nur der garstige Wind nicht wäre. X( Nun wenigstens haben wir ihn im Rücken als die Mauer nach Süden abknickt. Wir kommen aber nur bis zu der Festungsmauer der Zitadelle, keine Treppe nach unten, wir müssen wieder alles retour. Klar nun gegen den Wind. X( Leute in Chiva, eine Treppe hier ist ein must have. ;;NiCKi;:
    Wieder am Nordtor angekommen schliddern wir die Rampe nach unten und verziehen uns bis zum Abendessen in unsere warme Studentenbude in der Medrese. Es ist einfach kalt und ungemütlich draußen. ;;SchLOTTER3;;.


    Zum Abendessen geht es heute in den Sommerpalast von Chiva. Stellt ihn Euch so vor wie die Bolo Khaus Moschee in Buchara, ein Rechteck von Gebäude mit einer Säulenveranda davor, die Holzdecke verziert wie im Tash Hauli Palast vom Vormittag. Eine Hofmauer umschließt Palast und Garten, der noch im Winterschlaf liegt. Es ist schon späte Dämmerung, als unser Bus nach kurzer Pfad dort ankommt.





    Der gesammelte Flieger ist heute hier versammelt, auf Grund des kalten Wetters findet es im Inneren des Palastes statt. Auch hier sind die Vorspeisen etwas anders als bisher. Da diese als Folkloreabend läuft, man folglich dafür extra bezahlen musste, sind die Getränke heute eingeschlossen. Für uns läuft das als Ersatzprogramm für Taschkent, aber auch die 15€ wären dafür im Nachhinein nicht zu teuer gewesen. :!!



    Und hier die Folklore. :gg: Da nur wenig Platz ist und damit jeder was sieht, findet die Folklore viermal statt, für jede Gruppe in jedem Raum einmal. Dadurch fällt sie sehr kurz aus, mit geschätzten 5 Minuten habe ich es hinter mir. .puh!;





    Gruppe Rot rockt ab, als die Folklore vorbei ist. Aus einem Ghettoblaster erschallt La Paloma Blanca oder so was und der der Reiseleiter von Rot singt dazu, Dann ertönt auch noch "Griechischer Wein" :pipa::pipa: So habe ich mir immer eine Busreise vorgestellt, gut das wir davon verschont geblieben sind.
    Dann kommt es zum Eklat, zumindest sehen wir das so. Wir, also unsere gesamte Gruppe. Der Reiseleiter der Gruppe Rot entschuldigt sich für unsere Beschwerden, dass es nicht so wie gewünscht abgelaufen ist und so weiter. Wir fühlen uns wie vor den Kopf geschlagen, was will die halligalli Gruppe Rot, die sich abends immer bis spät die Kante gegeben hat, auch heute verschwinden sie als erstes, von unserem Befinden wissen? Zudem wir alle froh sind, nicht ihn als Tourguide zu haben. Ihr erinnert Euch vielleicht, unsere Erfurter haben ihn Politkommissar getauft. Der Typ der sich auf dem Esel zum selbigen machte. Wir widersprechen empört vehement, dann zieht Gruppe Rot ab.
    Wir versichern erneut unserem Guide und unserer Reisetante, dass alle zufrieden waren und sind und wir nicht wissen, was das Theater eben sollte. :nw:
    Eine Stunde nach Gruppe Rot verlassen wir als letzte die geheiligten Hallen.
    Unser Guide verspricht besseres Wetter für morgen. Von 8-10 Uhr ist noch einmal Besichtigung angesagt, danach müssen dann die Koffer aus dem Zimmer in den Bus umgeladen werden, danach haben wir zwei 2 Stunden bis zum Mittagessen frei.
    :GN:


  • Die meisten Bilder sind von der Videocam, in alten Berichten nur von der Videocam.
    Da wo WeiZen etws größer in der Eck steht, die sind von der Fotoknipse.


    Danke, das hattest du, glaube ich, auch schon mal geschrieben. Aber jetzt habe ich es auch verstanden. =)
    Wieder viele tolle Mosaiken und Minarette.
    Aber Gruppe Rot hätte ich auch nicht haben müssen... :rolleyes:
    Viele Grüße
    Katja

    • Offizieller Beitrag

    Auf der Hauptachse in der Altstadt Ichlan Kala können keine Autos fahren.
    Es gibt eine Zufahrt zum südlichen und nördlichen Wohngebiet, wo die Stadtmauer ein Loch hat.
    Da hats dann auch Autos und Busse, die zu den zwei Hotels fahren.



    Die meisten Menschen wohnen außerhalb.

  • Klasse Ulrich, dass du uns heute noch eine Fortsetzung spendiert hast......ich staune noch immer über diese wunderschönen Mosaike.... :!!:!! Besonders gut gefallen mir aber auch die Holzsäulen....welch unglaubliche Arbeit dadrin steckt ;;NiCKi;:


    Ich bedanke mich hier an dieser Stelle schon mal fürs mitnehmen. Ein unglaublich toller Reisebericht! Deine Information und deine tollen Bilder haben mich sehr beeindruckt. :clab::clab::clab: Ich werde das Ende der Reise dann nachlesen..... ;danke:

    • Offizieller Beitrag

    Klasse Ulrich, dass du uns heute noch eine Fortsetzung spendiert hast


    Ich habe mich extra beeilt, das die Mitleser der nächsten Reisewelle es noch mitbekommen. ;;NiCKi;:
    Wenn Du heute Nacht nicht schlafen kannst, siehst noch das Ende.

    • Offizieller Beitrag

    Die Muster des Landes, ob an den Bauwerken aussen oder an den Wänden innen sind schon imponierend.


    Und die Fliesen sind genagelt :EEK:

  • Ich habe mich extra beeilt, das die Mitleser der nächsten Reisewelle es noch mitbekommen. ;;NiCKi;:
    Wenn Du heute Nacht nicht schlafen kannst, siehst noch das Ende.


    Naja jetzt kann ich gerade nicht schlafen und....?????...... :wut1:


    Ne, nur Spaß, lass dich nicht streßen. Aus deinem Bericht spricht soviel Mühe und Arbeit, das kannst du nicht mal so einfach nebenbei einstellen.......also lese ich doch später nach... ;;NiCKi;:

  • Ich glaube, heute Nacht sehe ich Mosaike, wenn ich die Augen schließe :gg:;)


    Was auffällt, der Hof im Harem fünf Ayvane, alle öffnen sich, wie immer, nach Norden, damit spenden sie im Sommer Schatten und fangen den Wind ein zur Kühlung.


    Hmmmmm, aber im Winter doch sicherlich bissl "unbequem"...?


    Ulli, das war wieder fantastisch, was Du gezeigt hast! Auch die ganzen Details, die Nahaufnahmen, die genagelte Fliese etc.


    Wie kommt denn die Knalltüte von Reiseleiter auf die Idee, dann abends so nen Quatsch zu erzählen? :EEK::wut1:

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