Hiking Southwest - 230 km zu Fuß durch den Südwesten

  • Freitag
    Auf ein Neues! Aber bevor wir uns auf den Weg zu einem Megahike machen, möchte ich einmal die Hampton Inns loben. Ich finde die Hotels sehr ok und vor allen Dingen das inkludierte Frühstück macht Spaß. Nix Continental, sondern Pfannkuchen und/oder Eier mit Bacon/Würstel, also alles, was ich so vor einer Wanderung brauche. Genügend Platz zum Sitzen, was ja oftmals bei diesen Frühstücksräumen ein Problem ist. Und wenn ich bedenke, was ein Frühstück im iHOP inzwischen kostet, dann kann man meines Erachtens auch den Zimmerpreis akzeptieren. Nein, ich habe keinen Werbevertrag, es war mir nur ein Bedürfnis.


    Wir nehmen erneut Anlauf auf die Black Ridge Road, fahren aber weiter nach Norden bis zum einem Parkplatz, der vor Begin der Elendsstrecke zum Rattlesnake Canyon ist. Eigentlich parke ich schon früher, ich Schisser, weil ich dachte, dass die "echte" 4WD-Strecke schon früher beginnt. Auch egal, wird der Hike halt eine Meile länger. Den Gesichtsausdruck von Monika möchte ich nicht schildern. Ich habe ihr verschwiegen, dass es mehr wie 1609 Meter waren.


    Wir folgen einer alten Dirt-Road, die parallel des Mee Canyons verläuft und nach Nordwesten führt. Fast dreieinhalb Meilen sind wir unterwegs, begleitet von Bobcat Spuren, die manchmal sehr nervöse Zuckungen in meinem Gesicht verursachten. Wir verabschieden uns vom Trail und schlagen uns nach links in die Prärie. Es geht Richtung Canyonrand und die Hoffnung stribt zuletzt, dass das GPS-Datum des Abstiegs stimmt. Als wir just an dieser Stelle stehen, ist nix mit runter. Ziemlich konsterniert, eigentlich sind wir innerlich fast zusammengebrochen, stehen wir nun da und uns bleibt nichts anderes übrig, als entweder zurück zu gehen oder den Canyonrand weiter abzusuchen. Wir entscheiden uns für die zweite Variante, bleibt nur noch die Frage, in welche Richtung? Vorwärtsstrategie, also weiter des Weges in die Richtung, in die wir gehen. Aber von gehen kann jetzt keine Rede mehr sein. Immer wieder müssen wir nach oben, um riesigen Felsbrocken auszuweichen. Es ist eine Quälerei! Und wenn Du denkst es geht nicht mehr, kommt - nicht immer - irgendwo ein Lichtlein her. Nach zwei Stunden finden wir einen, vermutlich den einzigen Abstieg über ein Geröllfeld.



    Die ersten Steinbögen sieht man schon von oben, so dass die Navigation nun keinerlei Schwierigkeiten macht. Wir sind unten auf dem ersten Absatz des Mee Canyons und haben in unmittelbarer Nähe den Porthole und den Two Feathers Arch. Letztgenannter ist sogar ein doppelter Steinbogen, der sich seine Löcher durch den knallroten Felsen gebannt hat. Wir wandern querfeldein weiter, einen Weg gibt es hier nicht, was natürlich das Vorankommen etwas erschwert. Entweder Büsche oder Sand oder Felsen oder gleich alles auf einmal. Der Crown Arch ist mit Abstand der schönste Steinbogen des heutigen Tages. Hoch oben thront er majestätisch auf einem Felsen, der hier gelb ist. Wie Gold halt, das passt! Er sieht wirklich wie eine Krone aus und hat mehrere Öffnungen. Der nächste Arch, Tubloc, war ebenfalls sehr gewaltig und sehenswert.



    Bis hierher sind wir nun sechs Meilen unterwegs, haben aber aufgrund der Suche und Bodenbeschaffenheit drei Stunden gebraucht. Die Pausen waren nicht üppig und der Rückweg droht. Klar, dank der Trackaufzeichnung werden wir sicher schneller zurück sein und uns einige Kraxlarbeit ersparen. Aber wir beschließen, dass es für heute reicht. Es wären noch weitere Steinbögen mit einigen Zusatzmeilen zu erreichen, nachdem aber die mitgebrachten Fotos von den Teilen nicht unbedingt zu einem "Must see" reichten, machen wir kehrt.


    Beim Aufstieg zu unserem Ausgangspunkt genießen wir die tolle Aussicht ins Tal und auf den Colorado River. Immer wieder drehen wir uns um, denn es ist einfach fantastisch. Nach insgesamt 12 Meilen und knapp 6 Stunden sind wir wieder am Auto. Für Gas und Bremse reicht es noch, aber momentan bin ich richtig fertig, denn es war zudem sehr warm heute.


    Beim Feierabendbier in der Brewery sind wir uns einig, das war perfekt: Einsam, herausfordernd, schön! Sehr gut ist auch das Abendessen in der "Wine and Bar", doch leider 20 % Service Charge, respektive Tourist Fee. Forget it, Buddy!


    Fortsetzung folgt ...
    Nachdem die Bilder und etliche Hikes bereits online sind [siehe Updates] , werden sukzessiv und parallel zu diesem Bericht die restlichen Wanderungen erstellt. Den Fortschritt könnt Ihr gut über die "Updates" verfolgen! Vorhandene Tip-Fehler werden erst nach kompletter Fertigstellung beseitigt ...

  • :gg: Jetzt weiß ich endlich, was ein Angstrand ist. Ich dachte immer, das hat was mit Badestrand zu tun. :schaem:
    Das waren ja abenteuerliche Wanderungen! Gut, dass die Vernunft dann doch über den Leichtsinn gesiegt hat.


    Das Suchen nach dem Abstieg kenn ich von dem Weg zur Golden Cathedral am Escalante. :rolleyes:
    Irgendwie geht's dann doch immer.


    Tolle Eindrücke! :clab::clab::clab:

  • Die letzten Tage waren unglaublich. Leider erst der Regen in Denver, dann die Wanderung, die ihr nachher zum Glück abgebrochen habt. Wenn's zu gefährlich wird, sollte man auch besser auf seinen Verstand hören. Sehr weise Entscheidung.
    Und dann der 12 mi Hike, wo ihr euch auch den Weg suchen musstet, aber mit sehr schönen Steinen. Der 2-fedrige-Arch gefällt mir!
    Ihr seid mir schon ein paar Abenteuerer :gg:

  • Samstag
    Zwei einprägsame, vermutlich unvergessliche Tage an den Kanten und in den Tiefen des Mee Canyons gehen zu Ende. Wir sind auf dem Weg weiter nach Westen. Moab, die Hikerhochburg, wird die nächsten Tage unser Wanderrevier sein.


    Interstate 70, Exit 193, Blinker rechts und ab auf eine wunderbar zu befahrene Dirtroad. Die Wildcat- und die Highland Road steuern uns immer den La Sal Mountains entgegen. Ein tolles Panorama: rechts die roten Felsen und Steinbögen des Arches Nationalparks und die leuchtenden Schneeberge im Vordergrund. Salziges, dann sandiges Land. Wir sind am Trailhead, aber einen Weg gibt es nicht, so dass wir uns querfeldein durch die Büsche, über Sand und über felsigen Untergrund kämpfen. Wir kommen dem Schluchtenland rund um Moab immer näher. Und nach 45 Minuten stehen wir mitten in dieser gewaltigen Natur. Kein Strauch, kein Gras, versperren mehr die Sicht. Nur Felslandschaften und Canyons soweit das Auge reicht. Unsere Sinne erfassen den gewaltigen Steinbogen. Der Covert Arch steht im Norden, knapp 300 Metern Luftlinie auf der anderen Seite des Lost Spring Canyons, der hier über 100 Meter senkrecht unter uns liegt. Er sieht gewaltig aus, der Steinbogen.



    Nach einer kleinen Pause nehmen wir den Arch in Angriff. Der mögliche Weg scheint erneut eine Herausforderung zu werden. Irgenwann stehen wir über dem Arch, aber an einen Abstieg ist hier nicht zu denken. Aber wir erkennen einen Abbruch, der möglicherweise auf den ersten Absatz führt. Und so umrunden wir den tiefen Einschnitt mit Respekt und als wir an dem gesichteten Abstieg stehen, ist es kein großes Problem. Auf den Hosenboden gesetzt, Füße nach vorne und hopp! Und rauf werden wir schon wieder kommen. Links die Schucht, 100 Meter unter uns der Canyonboden, das heißt immer möglichst im maximalen Abstand rechts halten. Das klappt wunderbar, aber nur, wenn man nicht den Mut hat, nach links zu schauen. Nach 0,2 Meilen sind wir wohlbehalten an diesem überdimensionalen Arch. Einsam sitzen zwei Menschen in einer Natur, die seinesgleichen sucht. Man kommt sich klein und unbedeutend vor, es ist einfach nur toll. Und es gibt momentan keinen Fleck auf der Erde, der besser für eine Brotzeit geeignet wäre. Ein riesiger Alkoven am südöstlichen Ende des Steinbogen bietet Unterschlupf.



    Wir fahren die Dirtroad einige Meilen zurück und finden eine Offroad-Strecke, die uns direkt zum La Boca Arch führt. Auch ein schönes Exemplar, mittendrin ein Baum, der den Schatten dieser durchgebrochenen Höhle genießt. Von innen sitzt man vor einem Fenster, das den Blick auf die La Sal Mountains freigibt. Es sieht fast wie ein Gemälde aus. Ist es auch, der Künstler heißt Natur. Der Harolds Arch ist gleich in der Nähe, aber wir verlaufen uns in den sandigen Flußläufen, sind oft nur 200 Meter vom Steinbogen entfernt, nur erreichen wir ihn nicht. Nachdem es inzwischen prügelheiß ist, geben wir auf. Es genügt für heute.



    Nach einer Stunde sind wir Moab und es ist immer wieder schön, entlang der roten Wände der Gold Bar in den quirligen Ort zu kommen. Dieses Wochenende ist auch noch Memorial Day. Das heißt, dass das immer volle Moab noch voller ist. Aber nachdem wir uns tagsüber in der Einsamkeit tummeln, tut Leben gut.


    Nach feinen Rippen im Zax führt uns ein kleiner Spaziergang zum ehemaligen Dreamkeeper Inn und Dave putzt gerade seine BMWs. Kim werkelt im Garten und wir haben uns dann sehr, sehr lange über dies und das unterhalten. Sie sagten, dass heute der wärmste Tag im Jahr war und das Wetter inzwischen verrückt spielt. Moab becomes Ireland, das war die zentrale Aussage und ja, es ist wirklich grüner als die Jahre zuvor.


    Fortsetzung folgt ...
    Nachdem die Bilder und etliche Hikes bereits online sind [siehe Updates] , werden sukzessiv und parallel zu diesem Bericht die restlichen Wanderungen erstellt. Den Fortschritt könnt Ihr gut über die "Updates" verfolgen! Vorhandene Tip-Fehler werden erst nach kompletter Fertigstellung beseitigt ...

  • Der Covert Arch ist klasse! Eine schöne Wanderung, wenn auch nichts für Angsthausen. Ein perfekter Ort für ein Picknick :!!


    Schade, dass ihr nicht bis zum Harolds Arch durchgekommen seid.


    Mal sehen was ihr die nächsten Tage so anstellt...

  • HI Fritz


    Trotz der ungeplanten langen Sucherei und Lauferei hat mir der Tag gut gefallen.
    Hast Du noch eine Aufnahme der ganzen Gegend?? So dass man ein Gefühl dafür bekommt, wie es drumherum aussieht.


    :wink4:


    Servus Elmar,
    sorry, nachdem ich jedes Jahr tausende von Fotos mitgebracht habe und feststellen musste, dass die "abseits der Ziele Knipserei" nur Fotos produziert, die auf der Festplatte liegen und nie mehr zum Vorschein kommen, habe ich mir angewöhnt, nur die Ziele zu fotografieren. Das ist in diesem Falle natürlich alles andere als gut X(

  • Könntest Du im Bericht auf die Trailbeschreibung und die Bilder Deiner Webseite verlinken, ich finde sie nicht. :nw:


    Ulrich, es ist ganz einfach: Gehe auf meine Seite http://www.zehrer-online.de und klicke oben im Menü auf "Updates". Hier findest Du alle 2011er-Links zu Bildern, Hikes und Reisebericht soweit sie bereits fertig und online sind

  • Hallo, Fritz,


    jetzt bin ich Euch von Kansas an nachgereist. Wahnsinn, was Ihr so alles macht. Ich wandere ja wirklich gerne, aber für manche Eurer Touren würde mir doch der Mut fehlen. Dafür entdeckt Ihr natürlich die schönsten Ziele und habt sie für Euch allein.


    Zum Hamptons in Grand Junction kann ich Dir voll zustimmen. Das Frühstück dort ist mehr als ordentlich, es gab sogar noch frischen Obstsalat.


    Und es freut mich sehr, dass es Dave und KIm gut zu gehen scheint. Wir haben (auf Eure Empfehlung ) dort vor zwei Jahren (leider nur ) drei Übernachtungen gehabt und uns sehr wohl gefühlt. Vor allem fanden wir die beiden sehr sympathisch.


    Gruß :wink4:


    Bettina

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