Die Flucht vor dem Regen

Zitat

Original von klaus
war ein toller Tag, auch wenn wir auf dem Dach so richtig naß geworden sind

Ich hatte extra Ostfriesennerze rausgelegt, hast Du etwa keinen genommen?

Aller guten Dinge sind drei.

Donnerstag, 18.10.2007

Heute musste ich früh aufstehen, denn es sollte in den Canyonland NP zu den Needles gehen und deshalb bin ich schon im Dunkeln losgefahren. Es war richtig kalt und ich machte im Red Devil sofort die Heizung an, auf der UT211 zeigte das Thermometer 28 Grad F an. Nach etwa eine Stunde Fahrt bin ich am Needles Visitor Center angekommen. Ich habe mich nach einigen Hikes erkundigt, aber für mich stand eigentlich schon fest: Ich wollte zum Chessler Park. Als ich dem Park Ranger auch noch sagte ich wollte den Loop laufen, schaute er mich an als wolle er sagen das schaffst du nie. Na ja, an seiner Stelle hätte ich das sogar ausgesprochen. Wer mich sieht, weiß wovon ich rede. Aber er sprach nur von vorsichtig sein, immer auf dem Weg bleiben und viel Wasser mitnehmen, denn unterwegs gibt es nichts und wünschte mir einen schönen Hike.

Ich fuhr weiter zum Trailhead am Elephant Hill. Kurz vor Erreichen des TH hatte man von einem Overlook einen schönen Blick auf die Needles, die von der Morgensonne angestrahlt wurden:

Auf dem Parkplatz am TH ist normalerweise immer viel los, aber heute standen nur zwei SUV dort. Da ich in Moab schon alles gepackt hatte, brauchte ich nur noch die Sachen schnappen und loslaufen. Es war lausig kalt, etwa 0 Grad Celsius und aber schon bald wurde mir warm, denn direkt am Anfang geht es gleich einen steilen Anstieg hinauf. Mir wäre es lieber gewesen, erst ein Stück gerade aus zu laufen, damit man auf Touren kommt. Oben angekommen, kann man den Anstieg der 4WD Strecke am Elephant Hill sehen:

Der Weg war gut zu erkennen, auch die Passagen über die Felsen, die mit Steinmännchen gekennzeichnet waren. Schon am Anfang kommt man an den ersten bizarren Türmen aus Sandstein vorbei:

Immer wieder hat man den fantastischen Ausblick auf die Needles, die so Nahe zu sein scheinen, aber denen man kaum näher kam:

Weiter geht es an einem kleinen Canyon vorbei, an dessen Rändern Steinpilze zu wachsen schienen:

Nach etwa 1,8 Meilen muss man durch eine schmale Felsspalte gehen. Der schmale Durchgang ist nur so breit, das eine Person durchpasst. Je weiter man hineingeht, desto höher werden die glatten senkrechten Felswände. Die Lichtverhältnisse waren nicht so gut und ich entschied mich, Fotos auf dem Rückweg zu machen. Danach geht es sehr steil in den Elephant Canyon hinunter:

Vom Canyonrand hat man einen schönen Blick in den Canyon und auf die bizarren Felsnadeln auf der anderen Seite:

Ich kann mich daran erinnern, dass man die Felsnadeln vom Needles Overlook aus der Ferne sehen kann. Aber jetzt wo man direkt darunter steht, wirken sie gewaltig.

Wenn man den Wash im Canyon erreicht hat, kommt man zur Abzweigung zum Chesler Park Overlook und Druid Arch. Vom Elephant Hill Trailhead bis hier hat man schon 2,1 Meilen zurückgelegt. Ich wollte ja zum Chessler Park Overlook und stieg auf der anderen Seite des Elephant Canyon wieder hinaus.
Es sind nicht nur die gewaltigen Needles sondern auch kleinere rot-weiß gestreiften Felsformationen, die man hier sehen kann und den Teil der Needles so interessant macht:

Immer näher kommt man jetzt den Needles, die jetzt wie eine undurchdringliche Wand emporwachsen.

Doch irgendwo soll man da durchkommen. Es geht jetzt wieder hinauf zu einem Durchgang zwischen den Felszacken und dann hat man den Chessler Overlook erreicht. Vom Trailhead bis hierhin waren es ca. 3 Meilen. Von hier hat man einen grandiosen Ausblick auf die Needles und Felsformationen:

und den Chessler Park:

Schon bis hierhin hat sich der Hike gelohnt. Der Chessler Park ist eine der wenigen Grassflächen in diesem Gebiet und wurde bis in den späten 70er Jahren genutzt, um Kühe zu züchten. Obwohl ich schon Bilder vom Chessler Park gesehen habe, war ich doch überrascht, wie sich die Landschaft von einer Felsen- in eine Graslandschaft ändert, der Übergang ist so krass. Das eiförmige Valley ist fast ganz von grazilen Felsnadeln und Klippen umgeben. Mir fiel sofort der Vergleich mit einer Wagenburg ein, die die Siedler auf ihren Trecks abends aufstellten zum Schutz vor Indianern.

Hier beginnt jetzt der Loop um den Chessler Park. Nach einer kleinen Pause ging ich weiter, denn ich fühlte mich noch kräftig genug, um den Loop zu schaffen. Der Loop ist sehr abwechslungsreich und geht zunächst auf der anderen Seite der Needles entlang:

Auch einen überdimensionierten Schuh befindet sich am Weg:

Nach kurzer Zeit steht man an einer Kante und sieht unten eine 4WD Piste:

Von oben ist nicht zu erkennen, wie der Weg hinunterführt. Der Weg wird hier nur noch mit Cairns markiert und man muss aufpassen damit man keinen übersieht. In mehreren Abschnitten führt der Trail in kleinen schmalen Schluchten hinunter zwischen massiven Sandsteinplatten.

Unten angekommen geht es wieder ein Stück gerade bis zur 4WD Piste. Ein Hinweisschild wies aus, dass ich jetzt auf dem Joint Trail war. Nach kurzer Zeit teilt sich die Piste und ich nahm den linken Weg. Von hier kann man wieder einen schönen Blick auf die Needles:

Nach etwa 0,5 Meilen erreichte ich einen Picknickplatz mit Tische und Bänke. Hier machte ich eine längere Pause und habe auch etwas gegessen. Dann ging es aufwärts und man tauchte in wieder in Felsenschluchten ein:

Schon nach kurzer Zeit kommt man zu einem weiteren Highlight. Zuerst geht man durch eine Felsspalte, die am Ende wie ein Tunnel wirkt, ähnlich einer Lava-Tube:

Nachdem man links abgebogen ist, kommt eine weitere Spalte. Die Wände gehen senkrecht nach oben und nähern sich immer mehr je weiter man hineingeht. An einigen Stellen ist sie nur schulterbreit (ca. 60 cm), und ich putze diese Stellen mit meiner Jacke. In der Spalte hörte ich plötzlich ein Piepsen, aber es war nur mein GPS-Gerät. Es sagte mir, dass es keine Satelliten mehr fand. Ich befürchtete schon stecken zu bleiben, aber dann wurde die Spalte wieder breiter:

Am Ende muss man auf der rechten Seite hinaussteigen und hatte sofort wieder einen der schönen Felsen vor Augen:

Man konnte noch rechts auf einen Overlook steigen und hatte von hier wieder eine schöne Sicht auf den Chessler Park und Needles:

Auf dem Overlook sind mir zwei Frauen gefolgt, die den Loop in der anderen Richtung gegangen sind. Es war eine Amerikanerin und ein Deutsche aus Giesen. Sie war das erste Mal in Utah und hellauf begeistert - schon wieder jemand der mit dem Virus infiziert wurde. Ich ging weiter und drehte mich nach einiger Zeit um und schaute, ob die beiden Frauen noch am Overlook waren. In dem Foto kann man sie kaum erkennen:

Jetzt geht es durch die Grasebene wieder an den Sandsteinfelsen vorbei:

Von einem Window in den Needles hat man wieder einen tollen Blick:

Und bald darauf hat man wieder den Durchgang zwischen den Needles zum Elephant Canyon hinunter erreicht:

Von hier ist es die gleiche Strecke wie auf dem Hinweg. Ich machte noch schnell ein Foto und stieg auf der anderen Seite wieder hinunter:

Anschließend ging es wieder durch den Elephant Canyon und durch die Felsspalte, die man aber nicht mit der am Joint Trail vergleichen kann:

Auf dem Weg zurück habe ich noch ein paar Fotos gemacht:

und war froh endlich den Parkplatz am Trailhead von oben zu sehen:

Als ich beim Red Devil ankam, war ich ziemlich erledigt und daher froh, dass ich meine Sachen ablegen und mich setzten konnte. Die Temperaturen waren nie über 15 Grad Celsius geklettert, zum Wandern ideal. Im Sommer bei über 30 Grad möchte ich die Tour nicht machen, das wäre mir viel zu warm. Ich hatte mir Zeit gelassen und war 8 Stunden unterwegs. Nach meinem GPS Gerät bin ich 18,5 km gelaufen.

Den Chessler Park Loop Trail wollte ich schon immer mal machen. Zweimal musste ich abbrechen und bin dabei einmal nur bis zum Elephant Canyon gekommen. Das andere Mal musste ich wegen schlechtem Wetter schon vorher umkehren. Jetzt habe ich es endlich geschafft. Zweifel hatte ich vor schon gehabt, es nicht zu schaffen. Wie sagt man - aller guten Dinge sind drei: Beim dritten Mal hat es geklappt und mein dritter Traum auf der Tour wurde wahr. Für mich zählt diese Tour zu den schönsten Wanderungen, die ich in USA gemacht habe.

Ich fuhr nach Moab zurück und habe direkt im Pizza Hut eine Supreme gegessen. Im Motel gab es nach der Dusche noch ein Bier und ich bin dann kaum als ich im Bett lag sofort eingeschlafen.