Pizza, Bier und bunte Blätter - New England 2014

  • Kapuze auf - der Tag beginnt schon wieder mit Regen.

    Och nöööö, ihr habt nicht so richtig Glück mit dem Wetter :traen:


    Aus allen Richtungen kommt Wasser geflossen. Es lässt sich kaum unterscheiden, was Pfad ist und was Bach. Entsprechend rutschig ist das Ganze

    :EEK: das schaut echt rutschig aus, toll, dass ihr durchgehalten habt :!!

    Er fühlt sich bei dem Wetter natürlich sehr wohl:

    Der ist aber süß ;;NiCKi;: :gg:


    dank der Anordnung einer roten Scheune neben einer weißen Kirche und allerlei bunter Bäume drumherum wohl eines der meist-fotografierten Dörfchen New Englands.

    echt fotogen :!! :!!


    Bei strahlendem Sonnenschein überqueren wir die Grenze nach New Hampshire, dessen Staatsmotto "Live free or die" kaum Fragen offenlässt.

    :SCHAU: Na also, geht doch mit der Sonne und gleich leuchten die Wälder wieder wunderschön und euer Domizil schaut auch gut aus :clab:

  • ;;BeRsT::
    Die White Mountains sind ja ein absolutes Wanderparadies. Eine der klassischen Touren in der Gegend ist die Franconia Ridge Traverse, auf der sich gleich mehrere Vier- bis Fünftausender erklimmen lassen. Footers natürlich, nicht Meter. Das Problem: Um auf den Grat zu kommen, auf dem ein spektakulärer Abschnitt des Appalachian Trails von Gipfel zu Gipfel führt, sind 1.000 Höhenmeter zu überwinden. Dazu gilt die Route als nicht ganz ungefährlich im Falle eines Wetterumschwungs. Angesichts der unbeständigen letzten Tage trauen wir dem blauen Himmel heute Morgen nur bedingt.


    Plan B: Wir lassen uns von einer Seilbahn auf einen Berg bringen und laufen runter. Gesagt, getan. Der Cannon Mountain bietet als einziger der Region den Luxus einer Seilbahn - und das seit 1938. Damals war das sogar die allererste Tramway überhaupt in Nordamerika. Die moderne Kabinenbahn unserer Tage ist von 1980. Dreizehn Dollar kostet das One-Way-Ticket für die zehnminütige Fahrt auf den 1.240 Meter hohen Berg. Hauptsaison ist hier im Winter, wenn die Seilbahn mehrere Skilifte und Abfahrten verbindet. Vier Meter Schnee kommen am Cannon Mountain runter!




    Weit entfernt kann der Winter auch nicht mehr sein, das Thermometer an der Bergstation zeigt 35 Grad Fahrenheit, also knapp über dem Gefrierpunkt. Wir sind sehr froh, bei diesen Temperaturen doch nicht über die Franconia Ridge zu wandern. Stattdessen nehmen wir nach einem schnellen Besuch des Aussichtsturms und Bewunderung des wirklich spektakulären Ausblicks den Abstieg zum Lonesome Lake in Angriff. Den See kennen wir sogar schon, haben wir ihn doch einmal vom Tal aus erwandert.




    Beinahe wären wir heute da oben gewandert, auf der Franconia Ridge mit den Gipfeln von Mount Lafayette, Mount Lincoln, Little Haystack Mountain und Mount Liberty. :EEK:


    Stichwort _#IriE;; Wanderung _#IriE;; : Der Abstieg vom Cannon Mountain ist keine. Eher Bergsteigen. Man sieht es diesen Mittelgebirgserhebungen aus der Ferne nicht an, aber die sind richtig steil! Und statt die Wege in gemächlich ansteigenden Serpentinen anzulegen, haben die Trailbuilder anscheinend immer die kürzeste Verbindung nach oben im Blick gehabt. So artet der Hike in ganz schön krasse Kletterei aus. Wir überholen ein Paar, das auch völlig baff ist und uns fragt, ob wir solche Touren mögen würden. Ja, schon, nur wüssten wir gerne vorher, auf was wir uns da einlassen. Wir haben weder Stöcke noch Handschuhe dabei. Und gerade wo weiter unten das Schlimmste überstanden scheint, verwandelt sich der Trail mal wieder in einen Bach. :wut1: Schließlich erreichen wir den flachen Uferpfad am Lonesome Lake. Der führt teilweise auf Bohlen durch Sumpf und über allerlei Zuflüsse und ist sehr angenehm zu laufen.




    An einem Steg legen wir eine Rast ein. Es ist aber eindeutig zu kalt, um länger zu verweilen. Dummerweise ignorieren wir die oberhalb des Sees gelegene Berghütte. Auf dem weiteren Abstieg erfahren wir von anderen Wanderern, dass man dort durchaus auf einen Kaffee oder Tee einkehren könnte. Der Rest des Weges ist nun aber ein Kinderspiel. Vom Lafayette Campground müssen wir schließlich nur dem Oberlauf des Pemigewasset River zurück zum Parkplatz am Fuße des Cannon Mountain folgen.


    Wenn man genau hinschaut, erkennt man hier in der Bildmitte den Aussichtsturm auf dem Cannon Mountain:





    Der Weg an sich ist recht bequem zu gehen, zieht sich aber doch ganz schön und führt auch für unseren Geschmack zu oft zu nah am Highway entlang. Einigermaßen erledigt erreichen wir die Talstation der Seilbahn, wo ich an der Imbisstheke den letzten Hot Dog für Conny ergattern kann. Sie ist selig.




    Eine der großen Touristenattraktionen am Cannon Mountain war bis zum 3. Mai 2003 der "Old Man of the Mountain", eine Grantiformation an der Bergflanke, die aussah wie das Konterfei eines alten Mannes. Generationen von Reisenden kannten das Gesicht von der Fahrt durch die White Mountains, sogar auf den Nummernschildern von New Hampshire war die Silhouette abgebildet. Dann polterten über Nacht die fünf Felsen zu Tal. Hin war sie die Touristenattraktion. Findig wie die Amerikaner ja manchmal sind, wurde am Ufer des Profile Lake, in dem sich der Old Man einst spiegelte, die "Old Man of the Mountain Profiler Plaza" angelegt.




    Durch geschickte Positionierung hinter einer der dort platzierten Metallstelen...



    ...kann man nun in einem bestimmten Winkel das Gesicht des Old Man wieder sehen. Witzig.



    Wir fahren weiter durch die Franconia Notch nach Lincoln. Kurzer Stopp an einem Postamt für den Kauf von Briefmarken, dann kurven wir über den Kancamagus Highway. Entlang der berühmten Panoramastraße sind die Bäume in den höheren Lagen schon ziemlich laubfrei, umso schöner die Farben an der Albany Road, die wir als Abkürzung Richtung Glen nehmen.




    Heute haben wir uns ein ordentliches Stück Fleisch verdient. Das gibt es im Red Parka Steakhouse, auf welches man gar nicht genug Lobeshymnen singen kann. Was hatte ich mich auf dieses Restaurant gefreut! Seit über 40 Jahren gibt es das schon. Viel haben die Betreiber also wohl nicht falschgemacht in all den Jahren. ;:HmmH__




    Nur mit ihrem Mud Pie zum Nachtisch übertreiben sie es etwas. Schon als die riesige Portion an den Tisch kommt, frage ich die Bedienung, wer genau die essen soll. Sie meint was von "good to share". Für eine vierköpfige Familie vielleicht. :pipa: Wir schaffen den halb-gefrorenen Kuchen beim besten Willen nicht. Falls wir heute beim Wandern mit der Kalorienbilanz irgendwie ins Minus gerutscht waren - jetzt ist alles wieder im Lot.



    Gefahrene Meilen: 90


    ;arr:;arr:;arr:To Be Continued

  • Ja, schon, nur wüssten wir gerne vorher, auf was wir uns da einlassen. Wir haben weder Stöcke noch Handschuhe dabei. Und gerade wo weiter unten das Schlimmste überstanden scheint, verwandelt sich der Trail mal wieder in einen Bach. :wut1: Schließlich erreichen wir den flachen Uferpfad am Lonesome Lake

    Ihr macht ja echt harte Wanderungen :MG:


    Einigermaßen erledigt erreichen wir die Talstation der Seilbahn, wo ich an der Imbisstheke den letzten Hot Dog für Conny ergattern kann. Sie ist selig.

    Dein Weib ist aber schnell glücklich zu machen ;)


    großen Touristenattraktionen am Cannon Mountain war bis zum 3. Mai 2003 der "Old Man of the Mountain", eine Grantiformation an der Bergflanke,

    Die Geschichte ist nett, typisch amerikanisch :!!


    Heute haben wir uns ein ordentliches Stück Fleisch verdient. Das gibt es im Red Parka Steakhouse, auf welches man gar nicht genug Lobeshymnen singen kann.

    ;:HmmH__ schaut lecker aus


    Falls wir heute beim Wandern mit der Kalorienbilanz irgendwie ins Minus gerutscht waren - jetzt ist alles wieder im Lot.

    ;haha_ ;haha_

  • Ihr macht ja echt harte Wanderungen :MG:


    Allerdings. ;) Manche Tour habe ich mir echt viel gemütlicher vorgestellt.


    Dein Weib ist aber schnell glücklich zu machen ;)


    Conny LIEBT Hot Dogs. ;;NiCKi;: Sie behauptet auch felsenfest, ein Hot Dog im Imbiss am Bryce Canyon sei das bisher beste Essen in Amerika gewesen. Meine Meinung ist ja, dass das in Zusammenhang mit einem ausgeprägten Hungergefühl nach langer Autofahrt betrachtet werden sollte. :pfeiff:

  • Wir müssen ausziehen aus dem Covered Bridge House. Für's lange Wochenende hat das Bed & Breakfast am Saco River leider kein Zimmer mehr für uns frei. Da das Wetter hält, haben wir gestern Abend noch eines der letzten Zimmer im benachbarten North Conway klargemacht, so können wir einen weiteren Wandertag in der Crawford Notch verbringen. Wir packen unseren Krempel ins Auto und fahren ein paar Meilen zum Trailhead am Nancy Brook. Die Sonne strahlt von einem tiefblauen Himmel, der Wald scheint zu glühen. Was für ein Spektakel der Farben so ein Bilderbuch-Herbsttag hier ist. Und was für ein Zufall, dass mein Geburtstag genau auf einen solchen fällt! :!!




    Hier seht Ihr auch mal unser Auto. Hat uns gute Dienste geleistet. Nur auf Supermarktparkplätzen verhielt es sich zwischen den gleichfarbigen japanischen Artgenossen etwas unauffällig... :pfeiff:


    Wie wir so durch den Laubwald spazieren komme ich ins Grübeln: Ist es clever, das Auto samt all unserer Sachen am Straßenrand stehen zu lassen? Wäre es vielleicht besser gewesen, wenigstens die Ersatzschlüssel aus dem Handschuhfach zu nehmen? Und den Kofferraum so zu verriegeln, dass man ihn nicht von innen öffnen kann? ;;MfRbSmil# Nein. Ja. Ja. Conny kann meinem Gedankengang folgen. Ich dreh' dann mal um! Ohne Rucksack und im Laufschrift marschiere ich zurück ans Auto, nehme alle Schlüssel an mich, schließe doppelt ab und gehe den Weg zurück. Nach einer halben Stunde habe ich Conny wieder eingeholt und wir setzen unsere Wanderung fort.



    Ganz tolle Gegend übrigens! Der Trail folgt stets leicht bergan eben besagtem Nancy Brook, führt zwei Mal auf großen Felsen über den Bach und steigt dann in steilen Serpentinen auf zu einem beeindruckenden, über 30 Meter hohen Wasserfall - die Nancy Cascades. Ein Fotograf, er war mir auf dem Rückweg vom Auto vorausgegangen, ist fleißig am Bilderreihen schießen. Er fragt, ob er mir Platz machen solle. Nö, danke, die Fälle sind sicher auf dem Rückweg auch noch da und dann bestimmt im Schatten, was das Fotografieren vereinfachen dürfte.









    Nun kommt der laut Beschreibung schwierigste Teil der Wanderung, die nächste halbe Meile sind nämlich mal wieder Serpentinen und Klettern angesagt. Um so schöner ist das Hochplateau, auf dem wir am Ende des Anstiegs rauskommen. Ein Urwald voller Sümpfe, durch die ein Bohlenweg führt - und absolute Ruhe. Außer unseren eigenen Schritten auf dem Holz ist nichts zu hören. Wir entdecken Elchspuren - und sind völlig angefixt: Wir wollen das Tier sehen! So leise, wie es nur geht, schleichen wir weiter. Aber natürlich bekommen wir den Elch nicht zu Gesicht. :traen:



    Am Nancy Pond vorbei erreichen wir schließlich den herrlich vor einer Bergkulisse gelegenen Norcross Pond. Wir wandern noch einen Trampelpfad am Ufer entlang bis zum Abfluss, wo ein Biberdamm dem See zu noch höherem Wasserstand verholfen hat. Von hier eröffnet sich ein toller Blick in die unberührte Landschaft der Pemigewasset Wilderness, die weitab aller Straßen gelegene Mitte der White Mountains.






    Auf dem Weg zurück treffen wir den Fotografen von vorhin. Er fragt, ob wir den Elch gesehen hätten. Nee. And you? Nee, auch nicht. Scheue Tiere halt. :nw: Zurück zum Wasserfall. Der wird nun auf Speicherkarte gebannt, dann geht es zügigen Schrittes bergab Richtung Ausgangspunkt. Es kommen uns jetzt tatsächlich noch einige Wanderer entgegen. Weiter als bis zum Wasserfall will aber wohl keiner von denen mehr laufen. Nach sechs Stunden haben wir dann die gut achteinhalb Meilen mit 700 Höhenmetern hinter uns gebracht. Hat Spaß gemacht! Und das Auto wurde auch nicht aufgebrochen.



    Unser Hotel für die nächste Nacht, das Golden Gables Inn, liegt mitten in North Conway, wo am späten Nachmittag ganz schön Verkehr ist. Die Wochenendbesucher rücken an! Wir beziehen ein riesiges Zimmer, duschen den Schweiß des Tages ab und fahren wieder ins Red Parka. Zum Geburtstag steht ein Steak in unserem Lieblingsrestaurant ganz oben auf meinem Wunschzettel. ;;NiCKi;: Den Nachtisch lassen wir diesmal allerdings aus. Ist besser so.


    Gefahrene Meilen: 48


    ;arr:;arr:;arr:To Be Continued...

  • Die Herbstfarben sind wunderschön. Gerade die Bilder von unten nach oben in die Bäume fotografiert, gefallen mir gut :!!


    schade, dass das Wetter nicht immer so mitgespielt hat. Das ist ja wirklich ein Wanderparadies. Bloß bei Kälte und Nässe macht es dann irgendwann nur noch eingeschränkt Spaß.


    Dafür hat das Wetter an Deinem Geburtstag gut mitgespielt!


    Die Profil-Kompensation des Old Man ist ja witzig =)


    Die Steaks sehen super aus, aber der Nachtisch scheint Dich nicht wirklich glücklich zu machen.


    Liebe Grüße


    Bettina

  • Die Sonne strahlt von einem tiefblauen Himmel, der Wald scheint zu glühen. Was für ein Spektakel der Farben so ein Bilderbuch-Herbsttag hier ist. Und was für ein Zufall, dass mein Geburtstag genau auf einen solchen fällt! :!!

    :SCHAU: endlich mal perfektes Wanderwetter für euch und dann auch noch Geburtstag :clab: :clab:


    Nur auf Supermarktparkplätzen verhielt es sich zwischen den gleichfarbigen japanischen Artgenossen etwas unauffällig... :pfeiff:

    wie oft habt ihr denn im Urlaub am falschen Auto gestanden :gg: ;)

    Nein. Ja. Ja. Conny kann meinem Gedankengang folgen. Ich dreh' dann mal um!

    Hätte meine bessere Hälfte auch so gemacht ;;NiCKi;:


    So leise, wie es nur geht, schleichen wir weiter. Aber natürlich bekommen wir den Elch nicht zu Gesicht. :traen:

    :traen: Schade, wäre toll gewesen


    Tolle Wanderung und die Herbstfarben sind zum Verlieben :clab:

  • Der Elch hat wahrscheinlich im Wald gestanden, die Wanderer beobachtet, die ihn gesucht haben, und hat dabei breit gegrinst.


    Da bin ich mir auch ziemlich sicher.


    wie oft habt ihr denn im Urlaub am falschen Auto gestanden :gg: ;)


    Schon öfter. :schaem: Es gibt einfach zu viele silberne Autos... Auf den letzten Reisen hatte ich mir immer einen Aufkleber ans Heck gemacht, um den Wagen leichter erkennen zu können. Habe ich diesmal nicht dran gedacht.

  • Heute wollen wir das nächste Kapitel unserer Reise durch New England aufschlagen: Aus den Bergen geht's ans Meer. Angedacht hatte ich eigentlich, über den Columbus Day nach Portland zu fahren, in der Erwartung, dass man in der größten Stadt Maines im Gegensatz zu den Ausflugsregionen problemlos ein bezahlbares Hotelzimmer finden müsste. Aber denkste, Portland ist ausgebucht. Die einschlägigen Portale zeigen kein einziges freies Zimmer mehr an. KEIN EINZIGES! X( Schließlich werden wir in Ogunquit fündig, einem kleinen Ferienörtchen ganz im Süden des nordöstlichsten Bundesstaats der USA. Das Colonial Inn wird uns dort die nächsten zwei Tage beherbergen. Geld sparen wir da sicher keins, aber was soll's. Wir haben haben schließlich Urlaub. Zwei Stunden Fahrt sind es bis Ogunquit, das lässt also keine all zu großen Strapazen für die Anreise befürchten.

    Das erste Mal in diesem Urlaub bietet unser Hotel kein Frühstück an. Nicht schlimm, wir gehen gerne dafür aus. Unsere Wahl fällt auf das Stairway Café gegenüber des historischen Bahnhofsgebäudes im Zentrum von North Conway. Die Schlange dort geht vom Gastraum im ersten Stock eine steile Treppe runter bis auf den Gehsteig. Da es anderswo auch nicht anders aussehen dürfte, stellen wir uns geduldig in die Reihe. Nach 20 Minuten wird ein kleiner Tisch frei. Wir ordern Rührei und Eggs Benedict mit Hummer. Nicht schlecht, aber auch nicht weltbewegend.



    Entlang der Hauptstraße reiht sich in North Conway Laden an Laden, darunter mit Zeb's General Store ein sehr originelles Geschäft mit allen nur vorstellbaren Souvenirs und Spezialitäten New Englands. Wir erstehen dort unverzichtbare Dinge wie Fichtenräucherstäbchen und Ahornsirupkaramell. Dann haben wir genug von dem Getümmel.





    Auf Wanderungen haben wir heute keine Lust - es ist zu kalt und die Tour gestern war ausgiebig genug. Aber ein paar hübsche Spots in der Umgebung wollen wir noch abklappern, etwa den Echo Lake State Park. Der kleine Badesee präsentiert sich bei grauem Himmel zwar nicht ganz so fotogen wie beim letzten Besuch, aber schön anzuschauen ist die sich im Wasser spiegelnde Wand der Cathedral Ledge allemal. Dann drehen wir noch die Runde über den von uns vorgestern noch nicht befahrenen Abschnitt des Kancamagus Highway, halten an der Albany Bridge, und fliehen dann vor den Menschenmassen. Was für ein Glück, dass wir schon unter der Woche in den White Mountains gewesen sind!







    Bei Dunkin Donuts besorgen wir uns eine kleine Stärkung für die Fahrt (in New England gibt es mehr Dunkin Donuts Filialen als Starbucks und McDonalds zusammen!), dann geht es gegen den Verkehr Richtung Atlantikküste. Je näher wir dieser kommen, desto besser wird das Wetter.



    Am frühen Nachmittag erreichen wir Ogunquit. Auf der Route 1 geht es im Stop-and-go durch den Ort. Jetzt fällt uns auch ein, dass wir Ogunquit total schön fanden, als wir hier auf der letzten Reise durchgekommen sind. Nun dürfen wir also zwei Nächte bleiben. Perfekt! ;;NiCKi;:
    Das gebuchte Colonial Inn ist ein sehr hübsch renoviertes Hotel im viktorianischen Stil - das letzte klassische Grand Hotel aus dem 19. Jahrhundert in dem Badeort. An der Rezeption können wir deutsch sprechen, der Manager ist vor 20 Jahren aus Berlin nach Maine eingewandert. Wir beziehen ein sehr geräumiges Zimmer mit zwei Queensize-Betten und Sofa in einem der Nebengebäude - alles tiptop. Sogar einen schmalen Streifen Meer können wir von unserem Fenster aus über den Dächern sehen. Nichts wie hin!




    Der Name "Ogunquit" soll "Schöner Ort am Meer" in der Sprache der hier einst lebenden Abenaki bedeuten. Zurecht. Und weil es so schön ist, stehen in Ogunquit auch jede Menge prächtiger Villen mit Meerblick. Allerdings gehen die Grundstücke nicht direkt bis ans Wasser, denn auf den Klippen verläuft seit 1925 ein Spazierweg, The Marginal Way. Der verbindet die Ortsmitte mit dem kleinen Hafen Perkins Cove und erfreut sich bei Besuchern wie Einheimischen gleichermaßen großer Beliebtheit. Gleich um die Ecke von unserem Hotel befindet sich ein Zugang zum Marginal Way.




    ;auweia; Ach ja, "live free or die" galt ja nur in New Hampshire...




    Wir lassen uns die frische Seeluft um die Nase wehen und genießen die herrliche Abendstimmung. Auffällig die vielen gut gekleideten Menschen hier auf dem Weg. Beim Näherkommen hört man, dass sie alle französisch sprechen. Klar, Kanadier! Die Gegend ist ja so etwas wie die Riviera der Quebecois. Es ist wirklich lustig, dass man schon von weitem die kanadischen von den amerikanischen Touristen unterscheiden kann: Sweater und Tennisschuhe - Amerikaner; Hemdkragen und modische Jacke - Kanadier.


    An der Perkins Cove besteht die Qual der Wahl zwischen mehreren Fisch-Restaurants. Wir entscheiden uns für das rustikale Barnacle Billy's, wo wir einen Tisch direkt über dem Wasser bekommen. Bei der Bestellung einer Flasche Wein werden wir nach der ID gefragt - das erste Mal auf dieser Reise. Der Urlaub scheint uns gut zu tun... :SCHAU:




    Conny bestellt eine Lobster Roll (wegen der Mayo mag ich diese Hummerspeise nicht so gern), für mich gibt es New England Chowder und Jakobsmuscheln im Speckmantel mit Ahornsirup. Genial! Ein Key Lime Pie passt dann auch noch rein. Pünktlich zu einem traumhaft schönen Abendrot verlassen wir das Restaurant, drehen noch eine Runde um die Läden in den alten Holzhäuschen auf der Hafenmole und spazieren schließlich zurück zum Colonial Inn. Ganz schön kalt ist es jetzt so ohne Sonne. Im Hotelzimmer stellen wir direkt mal die Heizung an...





    Gefahrene Meilen: 83

  • Oli, dass nenne ich mal einen entspannten Urlaubstag, die Bilder sind wieder so schön und Ogunquit scheint ja richtig hübsch zu sein. Ich liebe die Abendstimmung am Meer und der Sonnenuntergang ist toll :clab: :clab:


    Ja, das hat uns sehr gefreut, dass wir aus Zufall, eben weil sonst kein Hotelzimmer zu bekommen war, in Ogunquit gelandet sind und es da gleich so schön war. ;;NiCKi;: Ich liefer mal gleich noch den nächsten Tag hinterher...

  • Ziemlich weit oben auf der Wunschliste möglicher Aktivitäten in diesem Urlaub stand eine Whale Watching Cruise. Mit der Stellwagen Bank liegt schließlich eines der Lieblingsreviere der Meeressäuger vor der Küste New Englands. 2008 waren wir von Cape Cod aus aufs Meer geschippert und hatten allerlei Buckelwale aus nächster Nähe beobachten können. Allerdings wollten wir das Wetter abwarten, ehe wir eine solche Cruise buchen. Der Tag heute verspricht Sonne pur, also ideale Bedingungen. Ich telefoniere ein wenig herum, muss aber leider erfahren, dasss die Saison schon ziemlich am Ende ist. Zwei Anbieter fahren gar nicht mehr, einer nur heute früh raus. Zu früh für uns. Aber gestern Abend hatten wir in Perkins Cove gesehen, dass man dort Ausflüge mit einem Hummerboot machen kann. Auf ein solches buche ich uns dann mal. Conny ist zwar nicht begeistert, aber ich finde, man sollte sich durchaus dafür interessieren, wo das Essen auf dem Teller eigentlich herkommt. ;)


    Das Frühstück kommt vom Büffet im Breakfast Room, der das Flair einer Abstellkammer hat. Ganz ehrlich: Wenn ich so ein schönes Hotel und keinen Platz für einen gescheiten Raum fürs Frühstück hätte, ich würde es weglassen. Eine Kaffeemaschine hat es eh auf jedem Zimmer, da stellt man noch ein paar frische Cookies und Muffins in die Lobby - gut ist's. Ich wundere mich noch über den Zettel an der Tür, der darum bittet, dass man mit Hemd und Schuhen frühstücken kommen möge, da schlappt eine Frau barfuß und im Nicki-Pyjama an die Kaffeekannen. Geht's noch? Hat die sich auf dem Weg ins Bad verlaufen? Oder bin ich mittlerweile selbst zu spießig, um es normal zu finden, dass es den Leuten wirklich ganz und gar egal ist, wie sie aussehen? ;;MfRbSmil#


    Nach dem so schnell wie möglich beendeten Frühstück spazieren wir zur Perkins Cove und checken kurz vor halbelf auf dem Lobsterboat ein. So ganz authentisch ist das nicht, weil auf Deck Sitzbänke für bestimmt drei Dutzend Menschen angebracht sind. Aber der Hummerfischer ist echt. Er macht erstmal eine launige Begrüßungsrunde und freut sich über Gäste aus Germany (außer uns noch eine Familie aus Hamburg), wo er in den Siebzigerjahren beim Militär war. Wer eigentlich nicht? Er erinnert sich noch gut an die Schnitzel und das Bier und an Rhein und Mosel. Dass seine alte Airbase in Hahn heute ein ziviler Flughafen ist, wie ich ihm berichte, findet er sehr interessant.






    Wir fahren aus dem Hafen und die felsige Küste entlang, während ein Guide ein bisschen was über Ogunquit, Leuchttürme, Schiffswracks und natürlich Hummer erzählt. Früher waren die ein Arme-Leute-Essen. Wenn man sie überhaupt gegessen und nicht als Dünger auf die Felder gestreut hat. Die Geschichte, dass es einst in Maine einen Häftlingsaufstand gab, weil man denen sieben Tage die Woche nur gekochten Hummer vorsetzte, hat man so ähnlich aber schon von wo anders gehört.


    Bekanntlich sind Lobster heutzutage eine Delikatesse und dürfen hier oben in New England auf keiner Speisekarte fehlen. Da der Mensch ihnen einen Großteil der natürlichen Feinde aus dem Meer entfernt hat (insbesondere den Kabeljau, der gerne Hummernachwuchs futtert), vermehren sich die Krustentiere in den letzten Jahren ganz prächtig. Und die Fischer sorgen selbst dafür, dass der Bestand geschützt wird. Etwa indem eiertragende Weibchen nicht nur wieder zurück ins Meer geworfen, sondern auch noch mit einer Kerbe im Schwanz markiert werden, damit der nächste Fischer sie auch dann als fruchtbar erkennt, wenn sie gerade keine Brut tragen. Tatsächlich erleben wir das in echt, denn in einer der an Bord gezogenen Fallen findet sich ein solches Tier.


    Jeder gefangene Hummer wird penibel vermessen und bekommt die Freiheit geschenkt, wenn er zu klein ist. Alle drei, vier Tage werden die Körbe kontrolliert. In jeder der auf unserer Tour eingeholten Fallen finden sich Hummer. Mit neuem Köder versehen gehen die Käfige dann wieder zurück auf den Meeresgrund. Lässt man die Hummer länger in den Fallen werden sie übrigens zu Kannibalen. Und jeder tote Hummer lockt weitere hungrige Hummer an, die wiederum in die Falle gehen und sich gegenseitig auffressen. "Ghost fishing" nennt das der Lobsterman. Um das Massaker zu verhindern, sind die Körbe mit schnell rostenden Drähten versehen, die dafür sorgen, dass sie irgendwann aufgehen, sollten sie sich etwa in einem Sturm von der Boje losgerissen haben und so verloren gegangen sein.





    Er ist noch zu klein für den Kochtopf...



    ...und sie zu schwanger.



    Die sind genau richtig:



    Hmm, frischer Lobster! :gg:



    Noch ein Fun Fact: Womöglich sind Hummer unsterblich. Gut, Artgenossen, Parasiten oder der Kochtopf bringen die Tiere schon um. Aber sie altern nicht. 100 Jahre erreichen Hummer locker. Vor nicht all zu langer Zeit wurde sogar ein neun Kilo schweres Männchen von geschätzt 140 Jahren gefangen - und wieder ausgesetzt. Die Wissenschaft rätselt noch, wie die Hummer das hinkriegen. ;][;


    Vollgestopft mit neuem Wissen gehen wir nach einer Stunde wieder an Land. Auch Conny muss zugeben, dass der Ausflug wirklich Spaß gemacht hat. Die 17 Dollar pro Kopf sind gut investiertes Geld.


    Da es mittlerweile ganz schön warm geworden ist, bringen wir einen Teil unserer Bekleidung aufs Hotelzimmer, dann holen wir uns in der Bread & Roses Bakery Cappuccino und frische Backwaren zum Lunch, das wir auf einer Bank in der Sonne genießen.




    In den kleinen Leuchtturm am Marginal Way sind mehrere Webcams eingebaut. Wer mal sehen will, was sich gerade so in Ogunquit tut: klick









    In einem Souvenirladen erstehe ich eine Boston Red Sox-Mütze als Sonnenschutz. Schließlich geht es an den Strand, der sich auf einer vom Festland durch den Ogunquit River getrennten Halbinsel befindet. Fünf Kilometer ist Ogunquit Beach lang und bei dem Traumwetter heute ist hier natürlich einiges los. Bei Flut verschwindet der Strand nahezu, nun ist der Wasserstand aber niedrig genug, so dass der Platz für alle Besucher reicht. Für mehr als die Füße reinzuhalten ist das Wasser aber entschieden zu kalt, dazu weht ein frischer Wind.






    Am Nachmittag fahren wir ans benachbarte Cape Neddick. Erstens um das hier auf einer Insel vor der Küste beheimatete Nubble Light zu fotografieren (es gelingen exakt die gleichen Aufnahmen wie sechs Jahre zuvor!), zweitens um den örtlichen Lobster Pound aufzusuchen, laut Lonely Planet einer der besten New Englands. Hier kann man wieder schön am Wasser sitzen, The Pound befindet sich an der Mündung des Cape Neddick River, dessen Wasserstand mit der ablaufenden Flut immer mehr sinkt.







    Der gebackene Hummer, der nach der obligatorischen Chowder auf meinem Teller landet, sieht aufgeschnitten ein bisschen aus wie ein Alien, schmeckt aber vorzüglich. Somit endet der Tag wie er begann - mit Hummer. Na ja, nicht ganz. Zurück in Ogunquit unternehmen wir noch einen kleinen Spaziergang zur Ben & Jerry's Eistheke. Dass es nach Sonnenuntergang eigentlich zu kalt für Eis ist, können wir allerdings nicht ganz verhehlen. Zum Glück warten in der Hotellobby noch Kaffee und Tee auf uns...



    Gefahrene Meilen: 22

  • Ein Verbotsschild für Steinmännchen hab ich auch noch nicht gesehen. :nw:


    Fand ich etwas übertrieben, aber auch wieder typisch amerikanisch. Es gibt da einfach nichts, was nicht durch ein Schild zu regeln wäre. Mal fünfe gerade sein lassen: geschenkt. :pfeiff:


    auch wenn sich die Kombination Jakobsmuscheln, Speck und Ahornsirup doch eher gewöhnungsbedürftig anhört.


    Deswegen musste ich sie probieren. Ergebnis: Passt! :!!

  • Die Hummer Cruise hat mir gefallen, auch wenn ich das nie essen würde.


    Dass es nach Sonnenuntergang eigentlich zu kalt für Eis ist,


    :neinnein: Für gutes Eis ist es nie zu kalt. ;:HmmH__


    Es gibt da einfach nichts, was nicht durch ein Schild zu regeln wäre.


    Da finde ich aber, dass in D noch viel mehr durch Schilder geregelt ist. ;;NiCKi;: :D

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