Tag 10
Als ich am nächsten Tag die ca. 50 km an die Küste nach Reydarfjördur zum gleichnamigen Fjord fuhr, stand ein verlassenes Taxi auf der falschen Straßenseite im Schnee – es hatte wohl auch im Schneetreiben die Orientierung verloren. Aber an der Küste war Schnee kein Problem, anderseits können die Straßen dort nachts oft vereisen.
Der Reydarfjördur gilt als einer der schönsten Fjorde Islands und der benachbarte Eskifjördur ist auch recht nett.
Aber von hier fuhr ich erstmal über den Oddsskard Pass nach Neskaupstadur.
Einspurige Tunnels sind in Island keine Seltenheit, und auch gerne mal viele Kilometer lang – allerdings gibt es im Tunnel Ausweichstellen. Dieser Tunnel war höchstens geschätzt einen Kilometerlang. Auf den Westfjorden bin ich durch einen 8 km langen Tunnel gefahren, wo nach 4 km eine rechtwinklige Abzweigung kam, und ab dann ging es einspurig weiter.
Neskaupstadur liegt zwar irgendwie am Ende der Welt, ist aber für isländische Verhältnisse eine recht große Stadt. Sehenswertes gab es aber nicht, und der Leuchtturm war auch keine Schönheit.
Also zurück zum Reydarfjördur, solange die Sonne noch scheint.
Der Vattarnes Leuchtturm am Eingang des Fjords.
Ich fuhr zu meiner Unterkunft im benachbarten Faskrudsfjördur und dann nochmal zurück zum Reydarfjördur. Dieser Küstenabschnitt hatte es mir angetan.
Tag 11
Ich kam erst spät weg, weil mir der Hausherr ein längeres Gespräch über die chinesische Gefahr für Island aufdrängte. Die Chinesen kaufen seiner Aussage nach alles auf – auch Firmen – und die Arbeitsplätze gehen verloren. Der Ort Faskrudsfjördur war vor einigen Jahren noch ein lebhafter Fischerort, mit vielen Arbeitsplätzen. Dann haben aber größere (chinesische?) Firmen die Fischrechte aufgekauft, und nun gibt es praktisch keine Fischerei mehr im Ort. Ich fragte ihn ziemlich direkt, was er arbeitet (oder arbeitslos ist), aber er sagte nur, dass er bei einer Behörde – so was wie Straßenbauamt – war. Genug Geld muss er aber haben, denn das Holzhaus, das sie am Hügel mit Blick auf den Hafen gebaut hatten war sehr schön und groß. Die Familie war sehr nett, aber eigentlich mag ich nicht so einen familiären Anschluss bei meinen Übernachtungen.
Ein kleines Problem hatte ich mit der Dusche, denn das Wasser kam nahezu kochend heiß raus, aber es gelang mir nicht die Temperatur richtig runter zu kriegen. Irgendwie habe ich halb gar gekocht überlebt und erzählte der Frau des Hauses von meinem Erlebnis. Sie erschrak, weil sie vergessen hatte, mir die wohl recht ungewohnte Funktionsweise der Dusche zu erklären. Sie fragte, warum ich sie nicht gerufen hatte, aber ich weiß nicht, ob es so gut gewesen wäre, wenn ein nasser, nackter und halb gekochter Mann eine fremde Frau ins Bad gerufen hätte.
Ein paar Bilder vom Hafen des kleinen Ortes …
… dann weiter zum Hafnarnes Leuchtturm am Eingang des Fjords – das Wetter wurde (mal wieder) schlechter.
Ich fuhr ja gerne an der Küste entlang, aber die Ringstraße 1 über die Breiddalsheidi war auch gesperrt - man hätte auf jeden Fall an der Küste lang fahren müssen
Weiter entlang der Küste zum Havalnes Leuchtturm …
… zum Vestrahorn …
… nach Höfn …
… und zu meiner Unterkunft im Hali Guesthouse bei der Gletscherlagune Jökulsarlon.
Ein Filmteam hatte den Strand bei Jökulsarlon für Aufnahmen weiträumig abgesperrt, und sie ließen keinen an den Strand, aber das Licht war eh schlecht und es nieselte etwas.
Ich zog mich in das sehr angenehme Hali Guesthouse zurück. Störend war nur, dass große (Achtung !!!!) chinesische Reisegruppen die Küchen belegt und das ganze Gebäude mit Essensgerüchen eingenebelt hatten.