Andrew Molera State Park, CA

  • Wenige Wanderwege in Big Sur führen so direkt am Pazifik entlang wie die Trails im Andrew Molera State Park, etwa 20 Meilen südlich von Carmel. Wer sich beim Wandern eine frische Meeresbrise um die Nase wehen und dabei den Blick über den endlosen Ozean gleiten lassen will, um so richtig das Gefühl vom "California Dreaming" aufzusaugen, ist hier genau richtig. Die Tour ist zwar recht lang (knapp 9 Meilen), aber nicht all zu anstrengend - also im Prinzip für jeden zu empfehlen. Unbedingt Mütze und Sonnencreme einpacken - der Weg verläuft größtenteils in der Sonne.


    Kurz bevor der Highway 1 auf der Fahrt Richtung Süden in die Redwoods-Wälder am Big Sur River eintaucht, ist rechter Hand die Einfahrt zum Andrew Molera State Park. Wer war Andrew Molera? Der Bruder von Frances Molera. Die verkaufte das Land, bis dahin Teil der Farm der Familie Cooper-Molera, die hier seit den 1840er Jahren Landwirtschaft betrieben hatte, 1965 an eine Naturschutzorganisation mit der Auflage, den Park nach ihrem Bruder zu benennen. Andrew Molera soll den Amerikanern die Artischocke schmackhaft gemacht haben, die heute ja auf riesigen Feldern in der nicht weit entfernten Gegend um Salinas angebaut wird. Aber genug des angelesenen Halbwissens. Schließlich sind wir zum Wandern hergekommen!


    An einem Kassenhäuschen an der Einfahrt zum Parkplatz sind 10 Dollar Gebühr zu entrichten. Bei unserem Besuch an einem frühen Freitagmorgen ist das Häuschen nicht besetzt und wir deponieren das Geld in einem dafür vorgesehenen Umschlag, der in einen Briefkasten wandert. Am westlichen Rand des Parkplatzes zeigt ein Schild Richtung Beach. Hier kommen wir aber nicht weiter, da die Brücke über den Big Sur River noch nicht aufgebaut worden ist. Diese steht da wohl nur von Juni bis Oktober, was dem Schutz der nur noch sehr selten hier vorkommenden Regenbogenforellen dienen soll. Den genauen Zusammenhang kann ich mir allerdings nicht zusammenreimen. Wir halten uns also rechts des Flusses und folgen einem breiten Weg Richtung Campingplatz. Die Sonne scheint über die in der Region so typischen goldenen Hügel - ein herrlicher Morgen.





    Nach der großen Wiese mit den Campingplätzen führt der Weg in einen Eukalyptus-Wald. Hier steht ein altes Holzhaus - Cooper Cabin. Die hat der Großvater von Andrew Molera, ein Pelzhändler, um das Jahr 1861 errichtet. Damit ist die Cabin das älteste Gebäude von Big Sur. Auf dem Headlands Trail wandern wir weiter den Big Sur River (übrigens einer der letzten wilden Flüsse Kaliforniens) entlang bis zu dessen Mündung. Hier fließt der River relativ breit und damit nur noch knietief über den Strand in den Pazifischen Ozean. Wo wir nun schon die Wanderschuhe ausgezogen haben, testen wir auch gleich, ob der Pazifik wirklich so eiskalt ist, wie immer behauptet wird - ja, er ist.




    Zur Mündung des Big Sur River kommt man auch per Pferd. Die Stallung dazu befindet sich an der Einfahrt zum State Park. Infos dazu hier. Wir könnten nun einfach den kilometerlangen Sandstrand entlanglaufen, folgen aber dem Abzweig zum Bluff Trail rechts des Flusses. Der Weg steigt nicht all zu steil zwischen niedrigen Büschen an und wir haben bald das Klippenplateau erreicht. Der Blick aufs Meer ist traumhaft!







    Allerlei Blümchen verzieren den Wegesrand, so dass man hier eine ganze Weile mit Fotografieren verbummeln kann. Ab und zu mal für eine kleine Pause stehen zu bleiben ist aber auch gar nicht verkehrt, denn hier wandert man unvermeidlich in der prallen Sonne. Rechts des Weges zweigen immer wieder kleine Pfade Richtung Meer ab. Man kann die Wanderung also auch abkürzen, indem man an einer dieser Stellen zum Strand absteigt und dort zurückläuft. Ansonsten geht der Bluff Trail irgendwann in den Panorama Trail über, der sich schließlich von der Küste abwendet und in einer Serie von Serpentinen zur höchsten Stelle der Wanderung ansteigt. Das Ganze ist gar nicht mal unanstrengend und wir sind froh als wir schließlich einen Aussichtspunkt hoch auf einem Hügel erreichen. Hier endet auch das Naturschutzgebiet, hinter einem Drahtzaun sind erste Häuser auszumachen.


    Wir befinden uns nun genau auf dem Bergrücken, der das Tal des Big Sur von der Küste trennt. Passenderweise heißt der Weg Ridge Trail. Endlich verläuft der nun auch im Schatten - auf einmal stehen wir mitten zwischen den ersten Redwoods. Immer wieder beeindruckend diese majestätischen Bäume. Auch die alten Eichen, deren Äste fast ein Dach über dem Weg formen, geben ein imposantes Bild ab. Dieser Teil der Wanderung erinnert an den Rheinsteig, der im Mittelrheintal durch ganz ähnliche Eichenwälder führt.






    Nach kaum einem Kilometer lassen wir das Wäldchen aber schon wieder hinter uns und wandern in offener Hügellandschaft weiter. Links das Meer, rechts der Blick in die Santa Lucia Mountains auf der anderen Seite des Big Sur River. Man bekommt auf dieser Tour einen ganz guten Überblick über die Landschaft.




    Statt dem Ridge Trail komplett bis zurück zum Strand zu folgen, biegen wir an einem Wegweiser rechts ab auf den schmalen Hidden Trail und steigen recht steil ab zum Big Sur River. Schließlich geht es nach einer großen Wiese wieder durch den Fluss (eine sehr willkommene Erfrischung jetzt), dann haben wir den Parkplatz und das Auto mit dem eiskalten Dr. Pepper in der Kühlbox erreicht. War ein wunderschöner Hike! :!!


    Links:
    California Department of Parks and Recreation
    Map
    Hiking Big Sur

    • Offizieller Beitrag

    War ein wunderschöner Hike!


    ;;NiCKi;:;DaKe;; fürs vorstellen. ;;NiCKi;:


    Den genauen Zusammenhang kann ich mir allerdings nicht zusammenreimen.


    Angeln von der Brücke. ;)


    eiskalten Dr. Pepper in der Kühlbox erreicht


    Huch :EEK::EEK:

  • Hallo, Oli,


    dank Deines Reiseberichtes sind wir im Septemeber auch im Andrew-Molera SP gewesen. Wir haben allerdings nur den Headland-Trail bis zur Mündung des Flusses gemacht und dort etwas am Meer gesessen, weil wir an dem Tag noch bis Cambria und auf der Strecke dorthin noch einiges sehen wollten.


    Allein dieser erste Abschnitt war sehr schön. Wir haben es sehr bedauert, nicht mehr Zeit gehabt zu haben, um den Weg vollständig zu machen und auch mehr Zeit am Meer zu verbringen.
    Wir neigen ja immer mehr dazu, nicht alle "must-sees" abzuhaken, sondern eher uns ansprechende Ziele in Ruhe anzusehen und zu genießen. Und für diesen State Park würde ich mir beim nächsten Mal einen ganzen Tag Zeit nehmen, z.B. von Monetery aus. Wenn dann noch Zeit ist, hat man ja immer noch etwas anderes anzusehen.


    Liebe Grüße


    Bettina

  • Wie lange habt Ihr für die gesamte Wanderung gebraucht?


    So um die vier Stunden kann man einplanen für eine entspannte Wanderung auf den beschriebenen Trails.


    Wir haben es sehr bedauert, nicht mehr Zeit gehabt zu haben, um den Weg vollständig zu machen und auch mehr Zeit am Meer zu verbringen.


    Freut mich sehr, dass Dir mein Bericht eine Anregung liefern konnte. Und noch mehr, dass es Euch in diesem ja doch eher unbekannten Park gefallen hat. ;) Wir fanden die Ruhe und die Weite dort auch sehr entspannend.

  • Und für diesen State Park würde ich mir beim nächsten Mal einen ganzen Tag Zeit nehmen, z.B. von Monetery aus.


    Für den vollen Tag in Monterey habe ich eigentlich einen Abstecher nach Norden zum Pebble Beach geplant. Wahrscheinlich überlege ich mir das noch und plane den Tag, wie von Dir vorgeschlagen, zum grossen Teil im Andrew Molera SP :]]

  • Warst Du schonmal im Point Lobos State Reserve, Moni? Imo ist das einer der schönsten und spektakulärsten Orte in der Gegend. Felsige Küste, Wälder, Strände mit Seehunden, Seelöwen und Otter im Meer... (zum entsprechenden Tag in meinem Reisebericht -> klick). Wollte ich hier demnächst auch mal etwas ausführlicher vorstellen. Das Reserve ist gleich am südlichen Ortsausgang von Carmel. Dort einen halben Tag und einen halben Tag im Andrew Molera State Park - dann hat man sehr unterschiedliche und auf jeden Fall wunderschöne Eindrücke von der kalifornischen Küste gesammelt. Man muss dann auch für beide Parks nur einmal Eintritt zahlen.

  • Genau, Point Lobos State Reserve haben wir auch erwandert. Diese beiden Parks sind wunderbar zu kombinieren, Moni. Und lohnen sich alle beide.


    Pebble Beach habe ich auch nicht gesehen, dazu kann ich nichts sagen. Im Norden waren wir im Ano Nuevo SP und haben uns nochmal See-Elefanten angesehen. Aber wir hatten auch mehr Zeit als Ihr. See-Elefanten seht Ihr ja auch wunderbar bei San Simeon.


    An der Küste lohnt sich fast alles. Aber bei einem Tag von Monterey aus würde ich es auch so machen, wie Oli es empfohlen hat.

  • Warst Du schonmal im Point Lobos State Reserve, Moni?


    Ich kenne die Gegend überhaupt noch nicht, deshalb bin ich für Eure Tipps sehr dankbar :!!

    Wollte ich hier demnächst auch mal etwas ausführlicher vorstellen.


    Ich habe Deinen RB gelesen, Oli und bin deshalb überhaupt auf den Gedanken gekommen, dass wir uns auch die Küste südl. von SF mal ansehen sollten! Wäre natürlich klasse, wenn Du Point Lobos auch etwas genauer vorstellen würdest ;;PiPpIla;;

    Diese beiden Parks sind wunderbar zu kombinieren,


    Dann plane ich das genau so ein, Bettina. Pebble Beach muss warten ;)

  • Hallo Oliver,


    wieder einer Deiner unnachahmlichen Hike-Berichte. :!!
    Ich bin wieder begeistert.
    Und wieder beschreibst Du Wanderungen in Gegenden, an denen die meisten unachtsam vorbeidüsen. Ich gebe unumwunden zu - ich auch. :(


    Aber dank Deiner werden wir das in unsere nächste Planung berücksichtigen.
    Klasse gemacht.
    Viele gute Infos, kurzweiliger Schreibstil (wie eigentlich immer :clab: ), aussagekräftige Bilder. Was will man mehr...
    ...natürlich selbst machen ;)


    Gruß
    Günter

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