Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]

  • Hallo Fritz, Du bist ja wieder flott mit Deinem Reisebericht. Wir sind gerade aus einem Spanienurlaub zurückgekommen, und ich hab mir schon gedacht, dass ich mal im Forum gucken muss, ob sich da "fritztechnisch" schon was tut. Und tatsächlich.... Was bedeutet, dass ich natürlich dabei bin, wenn Du Eure Supertour Revue passieren lässt. Ich freue mich schon auf Eure Abenteuer und Americafeeling a la Fritz und Monika. Viele Grüsse von Lu und Ray


    Hast du eigentlich das Schreiben auf Deiner Seite aufgegeben?

  • Hast du eigentlich das Schreiben auf Deiner Seite aufgegeben?


    :schaem: :schaem: :schaem: Hi Fritz, jetzt hast Du mich aber an meiner wundesten Stelle "erwischt"....., ich weiß, dass ich da ne große Baustelle hab, und ich möchte diese auch unbedingt noch schließen. Vor allem vor unserem nächsten Urlaub in die Staaten im nächsten Jahr. Aber ich hatte im letzten Jahr meine Schwerpunkte ein bißchen anders gelegt und einen Großteil meiner Freizeit dem Spanischlernen gewidmet. Ich bin aber zuversichtlich, dass ich die Kurve wieder kriege und meinen letztjährigen Reisebericht noch zu Ende bekomme.


    Wir werden im nächsten Jahr unsere Tour auch mit Washington beginnen, die Flüge sind schon gebucht :!! :!! - Vorfreude ist ja schließlich (nicht nur) die schönste Freude. Wart Ihr eigentlich mit Eurem Hotel in W. zufrieden? Oder gibt es diesbezüglich einen besonderen Tip von Dir?


    Wenn ich jetzt bei Dir wieder so mitlese bekomme ich selbst Lust wieder was zu schreiben. Das nächste schlechte Wetter kommt ja sicher von alleine, das sollte bei uns kein Problem sein, und dann ist auch wieder mehr Zeit für den PC....

  • Gut, am Flughafen in Jersey zu übernachten muss nicht sein, aber noch bis Phili fahren??? ;)


    Ein bisschen unheimlich ist es ja schon, wenn man zu beinah noch nachtschlafender Zeit durch amerikanische Großstädte läuft. Dafür war der Himmel in rosarot getüncht. :!!
    Liberty Bell ohne dichtes Gedränge, da hat der Jetlag doch was Gutes!


    Ein BW ohne inklusiv-Frühstück ist aber auch eher selten.


    Zu Beginn des Urlaubs ist Kleingeld oft Mangelware, da wurdet ihr an der toll-Stelle natürlich direkt auf dem falschen Fuß erwischt. Gab es denn gar kein Häuschen wo ein Mensch drin gesessen hat? 2005 gab es um Phili rum noch Toll-Häuschen mit Menschen, aber das kann natürlich auch eine andere Road gewesen sein.


    Ob sich das Revel Hotel in Atlantic City überhaupt lohnt? Futuristisch sieht es wirklich aus, passt aber gar nicht zu dem anderen „alten Krempel“. Der Lack ist da einfach ab.


    Baltimore hat uns auch sehr gut gefallen. Schade, dass wir damals nichts über das Star Spangled Banner Flag House wussten. Das hätte ich mir auch sehr gerne angesehen. X(


    Ein Hotel im Zentrum von Washington ist schon sinnvoll. Wir sind gefühlte Stunden erst mal mit der Bahn rein gefahren bis wir endlich vorm weißen Haus standen.
    Wenn man die Mall hoch und runter und kreuz und quer läuft, können einem auch in Washington ganz schön die Füße qualmen. Richtig viel habt ihr an dem Tag gesehen!
    Wolltet ihr euch das weiße Haus nicht von innen angucken? Wir waren damals zu unvorbereitet und wollten nicht die Zeit mit für Karten anstellen verbringen und haben daher alles nur von außen gesehen. Falls wir nochmal dahin kommen sollten, würde ich das anders machen.


    Für uns gehörten die großen Städte an der Ostküste zu unserer ersten Reise einfach dazu. Wir haben gar nicht darüber nachgedacht, zuerst in den Süd-Westen – zu den ganzen tollen Naturschauspielen – zu fahren. NY etc. waren uns da wichtiger. Komisch, wie unterschiedlich man so was sieht. :EEK:


  • :schaem: :schaem: :schaem: Hi Fritz, jetzt hast Du mich aber an meiner wundesten Stelle "erwischt"....., ich weiß, dass ich da ne große Baustelle hab, und ich möchte diese auch unbedingt noch schließen. Vor allem vor unserem nächsten Urlaub in die Staaten im nächsten Jahr. Aber ich hatte im letzten Jahr meine Schwerpunkte ein bißchen anders gelegt und einen Großteil meiner Freizeit dem Spanischlernen gewidmet. Ich bin aber zuversichtlich, dass ich die Kurve wieder kriege und meinen letztjährigen Reisebericht noch zu Ende bekomme.


    Wir werden im nächsten Jahr unsere Tour auch mit Washington beginnen, die Flüge sind schon gebucht :!! :!! - Vorfreude ist ja schließlich (nicht nur) die schönste Freude. Wart Ihr eigentlich mit Eurem Hotel in W. zufrieden? Oder gibt es diesbezüglich einen besonderen Tip von Dir?


    Wenn ich jetzt bei Dir wieder so mitlese bekomme ich selbst Lust wieder was zu schreiben. Das nächste schlechte Wetter kommt ja sicher von alleine, das sollte bei uns kein Problem sein, und dann ist auch wieder mehr Zeit für den PC....


    Tja, wir warten aber gerne und wenn Du jetzt perfekt Spanisch kannst, könnte es für mich sehr hilfreich werden, Du weißt warum :gg:

  • Sonntag
    Zu den Wandertagen in der Schule hatte ich immer ein ambivalentes Verhältnis. Einerseits war es schön, einmal nicht das kleine und große Einmaleins im stickigen Klassenzimmer zu üben. Andererseits mussten wir immer über das Erlebte am nächsten Tag einen Aufsatz schreiben. Aber was früher nicht angenehm war, ist heute selbst auferlegte Pflicht. Aber nur, damit man im hohen Alter mal lesen kann, was man in der sehr späten Jugend so alles gesehen und getrieben hat.


    Bei strahlendem Wetter brechen wir zu unserem ersten Wandertag auf und schließen damit unsere kleine Städtereise ab. Die Straße windet sich am Potomac River entlang und der District of Columbia entschwindet. Es ist schon unglaublich, wie viele Bäume westlich der großen Städte ihre Wurzeln geschlagen haben. Störungsfrei erreichen wir bereits nach 25 Minuten die grüne Hölle von Virginia, - Steffi hat uns sehr verläßlich zum ersten Trailhead geführt. Bravo!


    Wander-GPS ausgepackt und auf das Autodach damit. Die Satelliten bestrahlen das Teil ziemlich schnell und ziemlich stark: navigationsbereit! Bergschuhe an, Karte und Beschreibung eingepackt, Rucksäcke mit Wasser bestückt und so kann es losgehen. Der erste Hike. Aber offensichtlich waren wir so euphorisch, das wir gleich mal - und das trotz GPS - einen falschen Trail erschwischt haben. Aber nach einem Kilometer Irrweg sind wir auf dem geplanten "Difficult Run Trail". Die Bezeichnung "run" kannten wir aus dem Westen nicht, gleichwohl ist die Übersetzung auch bei uns in Deutschland üblich: Flußlauf, ganz einfach. Also run dem run entlang.


    Die Sonne blinzelt durch die Baumkronen und rechts neben dem gut sichtbaren Weg begleitet uns der Difficult Run Stream nach Westen. Unangestrengt nähern wir uns dem Potomac River. Als wir uns sozusagen warmgelaufen haben, scheint der Spaß auch schon wieder ein Ende zu nehmen: Trail closed! Nur kurz haben wir gezögert und dann ging es mit einem bayrischen "des is ma jetzt wurscht" weiter. Ein Wanderer kam uns auch gleich entgegen und schilderte das Problem, das eigentlich keines war. Eine kleine Flut hat wohl den Trail erwischt und weggerissen. Ein wenig klettern und schon war die Stelle gemeistert. Die sind aber auch sowas von übervorsichtig, die Amis. Nach 1,3 Kilometer stehen wir an der Mündung des Difficult Runs in den Potomac. Der ansehnliche, nicht kleine Fluß hat sich seinen Weg durch die Felsenlandschaft gebahnt. Wir klettern ein paar Felsen hoch, machen Rast und genießen Sonnenschein und den Blick auf den Fluß. Die Stromschnellen sind noch klein und wühlen das Wasser nur etwas auf. Aber das wird sich ändern.



    Nur ein paar Meter sind es zurück zum Ridge Trail, dem wir jetzt nach Norden folgen. Gut beschützt und angenehm beschattet verrichten die Bäume ihren Dienst. Nur ein paar kleine Steigungen sind zu überwinden, um der Topographie des Höhenrückens zu folgen. Als wir uns eine kleine Verschnaufpause am Sandy Landing verschaffen, sieht man auf der anderen Seite des inzwischen wilder gewordenen Flusses, Menschen, die sich gegenseitig über die Felsen hieven. Hier auf unserer Seite treffen wir schon das professionellere Klientel, das mit Seil und Haken bewaffnet die Felswände zum Fluß hinunter überwindet, um anschließend erneut den Aufstieg zu wagen.



    Nach gut 4 Kilometern sind wir am Ziel unser Wanderung: Great Falls Nationalpark. Gepflegte Wiesen, auf denen die Familien grillen und picknicken, gut ausgebaute Aussichtsplattformen auf die großen Wasserfälle. Wir, mit Rucksack, GPS und Bergstiefeln bewaffnet, sind schon sehr overdressed und der krasse Gegensatz zum Fiip-Flop-tragenden Volk. Nun stehen wir am Flußufer und genießen die Fälle. Nicht schlecht, aber unter groß verstehe ich etwas anderes.


    Überdimensionierte Stromschnellen sind das, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und nachdem wir die Menschenmassen gleich wieder verlassen wollen, machen wir uns erneut auf den Weg. Die Old Carriage Road führt uns zum Swamp Trail. Es wird erneut angenehm einsam. Die Blätter an den Bäumen sind noch zart und transparent. Der hier Ende April noch währende Frühling und die Sonne sorgen dafür, dass das satte frische Grün der Blätter wunderschön leuchtet. Als wir wieder den Ridgetrail erreichen, schlagen wir uns nach rechts in die Büsche. Ein kleiner Pfad führt uns zurück zum Parkplatz. 5,5 Meilen in 3,5 Stunden, eine angenehme und schöne Wanderung findet sein Ende. Ein guter Anfang!



    Front Royal ist sozusagen das Epizentrum des nördlichen Shenandoah Nationalparks an den Blue Ridge Mountains. Bevor wir dort aber unsere Zelte aufschlagen, wollen wir einen Aussichtsturm besteigen, um sozusagen den ersten Überlick zu gewinnen. Eine kurze, unspektakuläre Wanderung führt uns zum und auf den Woodstock Tower. Unten Wald soweit das Auge reicht und der Shenandoah River, der in gezirkelten und ausgedehnten Windungen seine Bahn zum Potomac findet.


    Das Super 8 in Front Royal ist genau das, was man von dieser Hotelkette erwartet. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und dieses Dorf hat doch tatsächlich ein ganz nettes Steakhouse, Joe's. Das Futter war sehr lecker und so endet der erste Wandertag mit wohligen Gefühlen und voller Erwartungen auf etwas ausgedehntere Wanderungen.


    ... Fortsetzung folgt!
    PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü

  • Hi Fritz, das war ja für Euch beide grad mal ne kleine gemütliche Aufwärmtour. Aber schö wars. Gut, dass Ihr Euch durch das "closed"-Schild nicht habt abschrecken gelassen. Was will man denn mehr: Ihr seid "drüben"' habt viel Zeit, Super Wetter, Super Natur.... Perfekt. Und noch unendlich viele Tage u. Wochen vor Euch. Da muss man ja vor guter Laune fast platzen....

  • Montag
    Das Frühstück im Super 8 kann man getrost vergessen. Bis auf den Kaffee und den O-Saft ist alles trocken wie die Wüste. Das hat natürlich den Vorteil, dass man Zeit spart und so sind wir um viertel nach Acht startbereit zu unserer nächsten Wanderung. Es ist bewölkt und es ist kalt, aber in den Bergen ist das halt manchmal so.


    Bereits nach 12 Meilen sind wir am Parkplatz des Thompson Hollow Trails, den wir über Bentonville erreichen. Nachdem die Schuhe geschnürt und die Rucksäcke geschultert sind, kann es los gehen. Ein Schild verkündet, dass von hier der Zugang zum Shenandoah Nationalpark möglich ist. Ach nein! Im nachhinein ist es verständlich, denn nachdem wir die Straße weiter gegangen sind, treffen wir bereits nach wenigen Metern auf einen Schilderwald, der eindeutig signalisiert, dass hier rundherum privates Land ist. No trespassing!


    Ein Stahlseil versperrt mobilen Zeitgenossen die Straße und der Hiker umgeht es lässig nach links. Kurz danach beginnt ein kleiner Pfad, der Thompson Hollow Trail, der uns nach Süden führt. Sanfte, ja fast zärtliche Steigungen, fast ein Spaziergang. Nach 0,73 Meilen treffen wir auf den Overall Run/Tuscarora Trail. Und hier nehmen wir nach links gehend sozusagen Anlauf. Vorerst sind es weiterhin moderate Steigungen und zwei Flußüberquerungen, die keine Probleme darstellen, aber nach 3 Kilometern geht es nur noch nach oben. Teilweise ziemlich steil windet sich der Weg hoch, die Gespräche werden rarer und der Schweiß fließt. Nach 1,5 Stunden werden wir mit dem ersten Blick auf die Overall Falls belohnt. Das Wasser hat den Wald verdrängt und stürzt über eine Felsenwand in die Schlucht. 4,5 Kilometer sind es bis zu den Upper Falls.




    Zwei Stunden brauchen wir bis zum Peak und dort erreichen wir den Beecher Ridge Trail, der uns bergab und zurück bringt. Leuchtend hellgrüner Farn und zarte Blümchen säumen den Wegesrand. Als wir nach 8 Kilometern wieder an der Kreuzung zum Overall Trail sind, ist auch der berühmte Appalachian Trail angeschlagen, der von Georgia bis Maine durch die bewaldete Bergwelt des Ostens führt. Ich denke an die Leute, die sich das antun. Meines wäre es nicht, monatelang durch Wald, ohne vernünftiges Bett und ohne Duschen. Mein Gott, wie öde und ungemütlich. Nun gut, nach einem kurzen Aufstieg sind wir wieder am Thompson Hollow Trail, der uns direkt zurück zum Auto bringt. Es ist inzwischen immer wärmer geworden und die Sonne läßt sich Gott sei Dank auch sehen. Gut 4,5 Stunden - 8,44 Meilen, respektive knapp 13,6 Kilometer - waren wir unterwegs und jetzt ist der erste Eistee fällig.


    Es ist noch früh am Tag und wir beschließen, die Skyline Caverns, die kurz vor Front Royal liegen, zu besuchen. Wir haben uns nicht viel erwartet und Höhlen sind sowieso nicht nach unserem Geschmack. Aber wir sind sehr angenehm überrascht. Nix los hier, so dass Andy, der Führer alleine für uns die Tour gestaltet. Die Höhle ist nicht nur interessant, sondern abwechslungsreich und wunderschön. Es gibt natürlich Stalagmiten und Stalaktiten, aber auch kleine Seen, in denen die Spiegelungen für wunderbare Bilder sorgen; absolute Symmetrie. Slotcanyons, Arche und Höhlenblumen aus Kristall, für letzteres sind die Höhlen wohl berühmt, einfach nur toll. Die Stunde Führung vergeht wie im Flug. Danke Andy!





    Mangels Alternativen und weil es am Vorabend wirklich gut geschmeckt hat, finden wir uns zum Abendessen wieder in Joe's Steakhouse ein. Es war erneut sehr gut.


    Dienstag
    Ein paar Tröpfchen Wasser fallen vom Himmel, als wir Front Royal verlassen. Das Thermometer zeigt 64 Grad Fahrenheit und man merkt, dass es heute schwül wird. Als wir Richtung Süden auf der US 340 donnern, strahlt der Planet. Kurz nach Elkton, wir sind 48 Meilen unterwegs, haben wir unsere Zufahrt zum Skyline Drive erreicht und ich wollte endlich mal meinen Nationalparkpass vorzeigen. Nix war's, keine Kontrolle, kein Eintritt! Jetzt bin ich aber schon etwas enttäuscht, - wann soll sich denn dieses Investment lohnen?


    Der Höhenweg, dem der gemeine Tourist in der Regel in gemächlichstem Tempo folgt, und damit den Wanderer, der seinen Trailhead erreichen will, zur Verzweiflung bringt, windet sich auf dem Rücken der Blue Ridge. Es scheint, dass wir alleine auf der Welt sind, - wie schön! So sind wir auch die Einzigen, die ihr Auto nach weiteren 17 Meilen am Brown Gap abstellen und ihr Glück per pedes versuchen.



    Ruhe ist aber nicht nur auf der Straße, sondern auch am Jones Run Trail, der nach einer Meile auf den Appalachian National Scenic Trail trifft. Den nehmen wir, es geht bergab. Und es dauert kaum eine Stunde, bis wir nach knapp 2,3 Meilen die ersten Jones Run Fälle erreichen. Der Jones River stürzt sich ins Tal und dort, wo er auf Felsen trifft, reiht sich ein Wasserfall an den anderen. Auch aus den Canyonwänden drückt sich das Nass zum Erdmittelpunkt und die Weeping Walls sind der beste Nährboden für Pflanzen. Das ist schon alles ganz nett hier. Nach zweieinhalb Meilen stehen wir oberhalb der großen Fälle, zu denen ein paar Switchbacks führen. Wunderbar, das Wetter hält und die Bäume spenden den notwendigen Schatten. Je weiter wir jedoch in den Canyon vorstoßen, desto drückender wird das Wetter.



    Wir sind knapp drei Meilen unterwegs, als wir den Jones Run verlassen. Nach links wendet sich der Doyles Run Trail, der uns weiter zu den gleichnamigen Wasserfällen führt. Es geht flußaufwärts und damit leider bergauf. Mehrere kleine Stufen verwandeln das dunkle Wasser in weißen Brei, der sich ins Tal stürzt. Und als wir nach insgeamt dreieinhalb Meilen an den Lower Doyles Falls ankommen, sind wir uns einig: Die schönsten Wasserfälle auf dieser Wanderung! Wir schnaufen weiter dem Himmel entgegen, es kommen die Upper Falls, und vor lauter Wasserfällen kennen wir uns schon gar nicht mehr aus.


    Endlich haben wir das Höhenniveau unseres Ausgangspunktes fast wieder erreicht. Die letzten Höhenmeter schlendern wir ziemlich relaxed - das war auch nötig - die Brown Gap Road, eine Fireroad, zurück zum Parkplatz. 4 Stunden, knapp 7,5 Meilen und 3.764 Wasserfälle - oder waren es 3.765 - später, sitzen wir wieder im Auto, das uns nach einer ausgedehnten Verschnauf- und Trink- und Zigarettenpause nach Waynesboro bringt.


    Waynesboro, am südlichen Ende des Shenandoah Nationalparks, ist häßlich, aber leider für zwei Nächte unser Zufluchtsort. In dem Ortsteil, in dem unser Super 8 liegt, gibt es keine Gehwege und nachdem der Verkehr hier auch vom feinsten ist, wird der Fußweg zum Outback Steakhouse ein Abenteuer. Radler, Heineken, Blooming Onions, Tuna und Chickensandwich beschließen einen schönen Wandertag. Ein Bier wurde zuviel berechnet, aber nach der ausgedehnten Wanderung hatten wir keinen Bock, vielleicht auch keine Kraft mehr, uns darüber aufzuregen.


    ... Fortsetzung folgt!
    PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü

  • Mittwoch
    Das Super 8 in Waynesboro ist fest in indischer Hand. Und das ist nicht nur abends festzustellen, wenn die süßsauren, jedch angenehmen Gerüche durch die Gänge ziehen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum das Frühstück gut bestückt und wunderbar ist. Alles ist sauber und liebevoll angerichtet. Geht doch!


    8 Uhr Ortszeit. Schwarze Wolken drohen den Tag zu versauen. Aber so schnell sie aufgezogen sind, so schnell weichen sie auch wieder der Sonne, die nun die grüne Hölle von Virginia noch intensiver strahlen läßt. Also wer hier im Osten eine Dyschromatopsie hat, der wird vermutlich ausschließlich in Graustufen durch die Wälder fahren und wandern.


    Unfall auf der Interstate, wir stehen im Stau. Aber nachdem einige auf dem Standstreifen an uns vorbei rauschen - sowas gibt es im Westen auch nicht, außer in den großen Städten - schließen wir uns an. Neuberechnung ruft die Steffi und dieser Ruf wirkt nach jeder Abzweigung etwas verzweifelter, denn wir halten stur nur noch die Himmelsrichtung. Neuberechnung! Irgendwann zeigt sie uns eine akzeptierbare Alternative und das funktioniert dann bestens.



    Nach eineinhalb Stunden sind wir am Trailhead des White Oak Canyons. Der gleichnamige Wanderweg führt moderat gen Norden. Metallbrücken bringen uns trocken über den Fluß, der bereits hier Stromschnellen, kleine Fälle und sogenannte Potholes zu bieten hat. Obwohl es sehr schwül ist, zum Baden sind wir nicht aufgelegt. Das Wasser ist auch sehr kalt. Und so stampfen wir immer weiter in den Canyon hinein. Ab den Lower White Oak Falls beginnt die Qual. In Serpentinen geht es steil bergauf. Wir passieren mehrere kleinere Fälle und machen ab und zu eine notwendige Rast. Viele eklige Tausendfüssler mit schwarzen oder orangenen oder gelben Beinen scheinen zu signalisieren, dass das hier ihr Gebiet ist und wir ziehen weiter. Nach zwei Stunden sind wir hoch oben an den Main Falls, die sich in zwei Stufen ins Tal ergießen.



    Wir überqueren den Fluß und folgen der Horse Trail Fire Road. Und es geht bis zum Skyline Drive immer noch bergauf. Insgesamt dauert es 3,5 Stunden, als uns der Cedar Run Trail erlaubt, bergab auch etwas andere Muskelpartien zu trainieren. Eine Stunde später kommt die Slide, eine große Wasserrutsche, auf der tatsächlich ein paar junge Spunde den größten Spaß haben. Eine Spanierin und ein Peruaner rutschen bei dem eiskalten Wasser den Fluß hinunter. Das Wanderleben ist international. Echt cool, aber da schwitz ich lieber. Direkt darunter bildet der Cedar Run einen Slot aus.


    Das war mit 8,74 Meilen der bislang anstrengendste Hike. Die fünfeinhalb Stunden waren aber sehr schön und abwechslungsreich. Aber jetzt sind wir ziemlich fertig und die Haxn tun weh. Das Abendessen im Applebee's war gut.


    Donnerstag
    Kurz vor acht Uhr strahlt die Sonne vom makellos blauen Himmel. Wir verlassen Waynesboro nach Süden auf der Interstate 64. Als wir an einer Restarea halt machen, steigt uns ein bekannter Duft in die Nasen. Es riecht wirklich wie in Italien und es sieht auch so ähnlich aus. Vielleicht war aber auch der Wunsch Vater des Gedankens.


    Unser erstes Ziel ist die Natural Bridge of Virginia; endlich ein Steinbogen! Der Parkplatz, der ungefähr die Dimensionen wie vor einem Walmart Supercenter hat, ist Gott sei Dank noch leer. 19 Dollar pro Person Eintritt! Na ja, dafür haben wir einen geteerten Weg und 137 gemauerte Treppen. Nach wie vor sind wir alleine und wir staunen nicht schlecht. Unten sieht es aus, wie bei uns im Biergarten am Kleinhesseloher See. Bänke haben sie ans Wasser gestellt. Fehlt nur noch ein Tisch und das Fass Bier.




    Aber die Brücke ist gewaltig und schön. Der Cedar Creek liegt ruhig in seinem Bett, die Natural Bridge of Virginia deckt ihn zu. Wie auf einem Spiegel liegt das Abbild des Steinbogens im Wasser. Fast gezirkelt zeichnet sich die Öffnung vom Himmel ab. Georg Washington soll in den Wänden seine Initialen verewigt haben, weil es ihm so gut gefallen hat. Wahrscheinlich war es ein verliebter Bauer, der eine Christina anhimmelte, deren Nachname mit W begann. Washington hin, Christina her, die Brücke ist absolut sehenswert. Und da, was ist das denn? Plötzlich eine Fahne, die sich von hinten wedelnd durch den Bogen quält. Ihr folgt eine Schlage von kleinwüchsigen Menschen. Juhu, die Japaner sind da! Das Signal zum Aufbruch ist gegeben.


    Wald und Wiesen, sowie wunderschöne Häuser begleiten uns auf dem Weg nach Tennessee auf der I-84, das wir nach 230 Meilen erreichen. Noch in Virgnia haben wir vollgetankt und müssen jetzt feststellen, dass die Tennessee-Gallone um 20 Cent günstiger ist. Als wir nach 300 Meilen kurz auf die Interstate 40 fahren, kommen die Gedanken daran auf, welche schönen Erlebnisse gut 1.700 Meilen weiter westlich mit dieser Straße verbunden sind. Wir quälen uns durch Sevierville. So etwas haben wir noch nicht gesehen. Hier geht es zu, wie bei uns auf dem Oktoberfest. Die ganze Stadt ist ein Vergüngungsviertel: Spielhallen, Achter- und Geisterbahnen, ein bewohntes Haus, das auf dem Kopf steht, die Titanic. Nach gefühlten 100 Ampeln, natürlich waren sie alle zuerst mal rot, sind wir in Gatlinburg. Auch nicht viel besser, vielleicht nicht ganz so extrem.


    Wir erreichen den Great Smokey Mountains Nationalpark; kein Eintritt, schade! Und hier werden unsere Nerven erneut strapaziert. Erlaubt sind eh nur 25 Meilen die Stunde, gefahren wird zwischen 15 und 18. Warum nur, außer Bäumen gibt es hier nichts zu sehen. Aber nach knapp 5 Stunden und 345 Meilen sind wir endlich am Parkplatz und Trailhead zu den Rainbow Falls.



    Es tut gut, sich nach dieser Autofahrt die Beine zu vertreten. Der Blutdruck wird trotz der Steigung gesenkt. Jetzt bestimmen wir die Pace. Die Bewegung nach oben mag nicht enden, es macht einfach Spaß. Eine gute Stunde und wir haben den Rainbow Falls Trail bis zu den gleichnamigen Wasserfällen bewältigt. Der Weg würde auf den Gipfel des Mount Le Conte führen, aber das nehmen wir morgen von einer anderen Seite in Angriff. Leise rieselt nicht der Schnee, sondern das Wasser über den Felsen. Ein grau-weißer Schleier schiebt sich vor den dunklen Felsen. Von einem Regenbogen ist zwar nichts zu sehen, aber das ist kein Wunder, denn die Sonne steht schon sehr tief und durchdringt den Wald nur spärlich. Wir klettern über ein paar ausgewachsene Felsen, um dem Wasserfall nahe zu kommen. Es tröpfelt und man könnte jetzt eine Dusche nehmen. Aber das Wasser ist eisig. Also machen wir uns trockenen Fußes wieder auf den Rückweg. Es sind dann doch knappe fünfeinhalb Meilen geworden.


    Check in im Hampton Inn, das erwartungsgemäß das beste Hotel bisher ist. Nach Front Royal und Waynesboro haben wir uns ein bisschen mehr Leben gewünscht, aber Gatlinburg ist praktisch die kleine Schwester von Sevierville. Es ist unglaublich, was man einem Bergdorf alles antun kann. Der schnöde Mammon. Unerwartet stoßen wir bei unserem Rundgang auf ein HardRock Café. Bier und Rippen waren gut!


    Freitag
    Es hat die ganze Nacht geschüttet und am Morgen regnet es immer noch. Aber weil wir brav waren, stoppt das Nass nach dem ausgezeichneten Frühstück im Hotel. Und als die Sonne ihren Weg auf die Berge findet wird klar, warum die Mountains smokey heißen. Sie dampfen wie Mamas Kochtopf. Nebel hängt an den Hängen und wir sind gespannt, wie unsere erste wirkliche Bergtour auf den Mount Le Conte wird.



    Der Alum Cave Trail, er beginnt in 1.170 Metern über dem Meeresspiegel, führt uns in die Wildnis. Am Creek entlang wuchern die Pflanzen wie im Urwald. Rhododendronartige Gewächse begleiten uns auf dem ersten Teil des Weges. Die mehrmaligen Querungen des Creeks sind touristisch abgesichert. Halbierte Baumstämme mit Geländer erleichtern die Sache sehr und man kommt trockenen Fußes über den Bach. Nach gut einer halben Stunde sind wir am Alum Cave Arch. Der Trail führt auf einer Treppe durch den Steinbogen, der eigentlich ein Höhlendurchbruch ist.



    Der Inspiration Point ist der nächste Meilenstein des Trails auf etwa 1.400 Metern über Null. Ein Felsvorsprung gibt den Blick auf die Great Smokey Mountains frei. Und von hier aus sind auch zwei Steinbögen zu sehen. Das Eye of the Needle und das Gate of the Needle thronen am Kamm eines gegenüber liegenden Höhenrückens, der Little Duck Hawk Ridge (cooler Name, gell). Scho schee!


    Der Weg wird steiler und ausgesetzter. Teilweise sind Seile angebracht, aber alles nicht gefährlich. Der Wald wird lichter und kurz vor der Alum Cave verwandelt sich der Steinboden zum Sandweg. Und just an diesen Stellen geht es aber sowas von zünftig bergauf. Wir klettern zur Cave, die ein Alkoven ist, hinauf. Gracie's Pulpit wird sie auch genannt, denn eine Gracie McNichol soll an ihrem 92. Geburtstag hier heraufgekommen sein. Wenn es stimmt, Respekt! Hier ist ungefähr Halbzeit. Kurze Pause!


    Je weiter wir nach oben kommen, umso nebliger wird es. Der nasse Felsen ist an ausgesetzen Stellen gefährlich rutschig. Wie die Trailrunner auch. Die rennen hier zwar nicht mehr, sind aber permanent in Eile. Und gefährlich ist auch der Gegenverkehr. Nachdem der Ami die Körpernähe scheut, wie der Teufel das Weihwasser, kommt er einem mit einem langgezogenen "Excuuuuuuuuuuuus us" und absolut waagrecht ausgestreckter Hand entgegen. Das erste Mal habe ich gemeint, der will mir die Hand geben und mich willkomen heißen und ich hätte ihm fast die Hand gedrückt. So ein Depp - excuse me!



    Steil hecheln wir weiter bergauf, die Laubbäume haben bereits das Zeitliche zu Gunsten der Nadelbäume gesegnet und der Nebel versperrt die Sicht ins Tal. Es könnte aber auch schlimmer sein, wenn ich an den Regen heute in der Früh denke. Als wir die 2.000 Höhenmeter-Grenze knacken, sind wir an der Kreuzung zum Rainbow Falls Trail, der sich von einer anderen Seite dem Berg nähert. Aber der sogenannte Gipfel liegt noch ein Stück ostwärts. Vorbei an der Le Conte Lodge denken wir an die Bayrischen Berge mit Gipfelkreuz und -buch. Und nach 5,68 Meilen in drei Stunden erreichen wir diesen Gipfel, der so ganz anders ist. Er markiert auch nicht die höchste Stelle, denn die Bäume rund um den Marker sind dem Himmel wesentlich näher. Unglaublich, ein aufgeschütteter Steinhaufen aus Steinplatten. Was soll das denn? Wir setzen uns an einen einigermaßen freien Abhang und machen Pause. Der Nebel drückt sich inzwischen Gott sei Dank ins Tal, so dass meine Zigarette das Einzige ist, was hier oben noch raucht.


    Auf dem Rückweg sehen wir uns die Le Conte Mountain Lodge an, von der aus der Blick ins Tal endlich möglich ist. Es reißt immer mehr auf und sogar der blaue Himmel ist zu sehen. Den Rückweg schaffen wir in 2 3/4 Stunden, so dass die gesamte Tour in 6 Stunden erledigt war. Das war ein sehr anstrengender, aber auch schöner Hike. Nur der Weg bis zum Gipfel lohnt sich nicht. Die wirklichen Highlights sind mit der Alum Cave auf halbem Wege abgeschlossen. Wir sind ziemlich fertig.


    Das Abendessen in der Smokey Mountains Brewery war sehr gut. Es mag auch das Bier gewesen sein, aber die letzten Wandertage stecken uns doch in den Knochen. Ab morgen beginnt wieder eine kleine Städtetour, die sozusagen als Einfallstor für eine Florida-Rundreise dient.


    ... Fortsetzung folgt!
    PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!