MM & MM - Auf der Seidenstraße durch Usbekistan von Samarqand nach Chiva

    • Offizieller Beitrag

    Aufstehen, Frühstück.


    Pünktlich um 6:30 Uhr klingelt das Telefon als Weckdienst. Der erste Blick gilt dem Blick aus dem Fenster: Sonnig und Blau, wenn auch noch ein bischen frisch ;:;ScHlOt2;; , was mich aber nicht davon abhält auf dem Balkon die Luft zu verpesten. Das eigentliche Frühstück entpuppt sich als reichhaltiges Buffet vom warm bis kalt, was halt Hotelgastromie zum Frühstück so alles auffahren kann.
    Pünktlich versammelt sich alles im Bus, jeder nimmt seinen Platz ein, auf dem er auch gestern STß. Das bleibt auch so während der ganze Reise, kein zwanghaftes Rotieren der Plätze. Abgegesprochen ist das nicht, es ist einfach so.
    Insgesamt gehören zu unserer Gruppe 38 Personen, die älteste ist 85 und war mal Primaballerina in jungen Jahren und später Opernsängerin an der Semperoper, eErst seit 2 Jahren ist sie ohne festes Engagement! Aber immer noch knackig, erst einmal werden Stretchübungen auf der Rückbank gemacht, unter anderem Beine hinter den Kopf. :EEK:
    Die Jüngsten dürften wir sein, der Rest liegt wohl zwischen 60-80 Jahre.
    Von den anderen Gruppen werden wir im Verlauf der Reise kaum was sehen, gelegentlich überholen sich die Busse im weiteren Verlauf. Keine Buskarawanereise also. :!!


    Scrollalarm! Unser Reisetante M warnte uns vor einem anstregenden Tag, ich symbolisiere das mal durch eine Bilderschwemme.
    Ich mag das ja eigentlich nicht, aber ich werde den Tag in Vor- und Nachmittag teilen müssen. :EEK:


    Die Fahrt zum ersten Besichtigungspunkt führt über den Universitätsprospekt, eine Straße dessen Ursprung in einer breiten Straßenschneise liegt, die schon Timur Lenk (Tamerlan) durch Samarqand schlagen lies um beidseitig Shops zu errichten. Quasi ein riesengroßer Basar. Beidseitig finden sich heute allerdings ehr die einzelnen Fakultäten der Universität von Samarqand und Bankgebäude.




    Samarqand liegt im Flußtal des Serafschin, am Fuße der Ausläufer des Pamir Altai Gebirges. Samarqand wurde vor ca. 2750 Jahren gegründet und gehört damit zu den ältesten Städten der Welt. Den Griechen als Marakanda bekannt, war es Hauptstadt des Sogdischen Reiches, neben Baktrien (nein das heißt nicht Bakterie) und Choresm die ersten staatsähnlichen Gebilde in Zentralasien.
    529 v.Chr. wurde Samarqand vom persischen Achämenidenkönig Kyros erobert. Die Herrschaft der Perser endete mit den Feldzügen Alexanders des Großen (330 v.Chr.), der nur 3 Jahre (!) brauchte um Zentralasien zu erobern. Nach seinem Tod zerfiel bekanntlich sein Reich und es bildete sich ein Griechisch-Baktrischer Staat, der zwar nicht lange Bestand hatte, dennoch, der Hellenismus übte seinen Einfluß in der Kultur länger aus, als der Staat bestand hatte. Der Bericht von Terra X über die goldene Aphrodite, der Goldschatz von Baktrien beförderte Usbekistan auf meine To Do Liste.
    Perser kamen, Griechen gingen, Chinesen folgten und deren Handesbeziehungen mit der "Westlichen Welt" schufen die erste transkontinentale Verbindung zwischen dem Morgen- und dem Abendland, die Große Seidenstraße war geboren. Im 7. und 8. Jahrhundert war alles in eine Viezahl von Fürstentümer zerfallen, zu den Größten gehörte das heutige Urgentsch, Buchara und Samarqand. 751 schlugen die Araber das chinesische Heer und beendete damit die chinesische Vorherrschaft über das zentralasiatische Zwischenstromland, das seit der arabischen Eroberung von Merw ,Turkmenistan (651 n.Chr.) Mawarannahr (Das, was jenseits des Flußes liegt) genannt wurde. Der Islam übernahm die Vorherschaft in Zentralasien. Die Herrschaft der Samaniden wurde dann von den Mongolen unter Dschingis Khans 1220 ein Ende gesetzt, Samarqand und Buchara wurden dem Erdboden gleichgemacht. Samarqand wurde an anderer Stelle wieder aufgebaut, die Stelle der alten sogdischen Hauptstadt ist heute eine archälogische Ausgrabungsstätte, das Afrosiya genannt wird.



    Afrosiya, die Badlands im Hintergrund


    Der Glaubensübertritt einiger mongolischer Khane zum Islam spaltete das Land. Der islamische Teil hatte keine Zentralmacht, ein Umstand den 1360 der Tschagatai-Khan Tughluq Timur, Herrscher der heidnisch-mongolischen Tschagatais, zu einem Einmarsch nutzte. Im Schatten dieses Herrschers wuchs Timur Lenk auf.
    Timor wurde 1328 in Sharisabz geboren (dem früheren Kesch) und erhielt dies, für seine Dienste als Herrführer, von Tughluq Timur als Lehen. Zwischen 1363 und 1370 sicherte Timur seine Herrschaft durch Ausschaltung der Tschagatai-Khane, unter anderem Amur Hussain, einst sein Verbündeter, nahm 1366 Samarqand ein und wurde 1369 auf dem Kuriltai in Balkh zum Amir von Mawarannahr ausgerufen. Den Titel Khan lehnte er ab, weil er kein Dschingiside war.
    Zur Legitimation seiner Herrschaft heiratete er Sarai Mulk aus dem Haus der Tschagatais, das ist immerhin die Sippe Dschingis Khans, und der Form halber setzte er zwei Khane aus dem Haus Tschagatai als ergebene Schatten ein. Pikant, Sarai Mulk war die Witwe von Amur Hussains! Nun ging alles ganz schnell und bis 1404 hatte er ein Reich geschaffen, welches im Grundem dem von Alexander entsprach.



    Während eines Feldzuges gegen China starb Timur 1405 und Schah-Ruchs, Timors vierter Sohn wurde sein Nachfolger. Er machte Herat im heutigen Afghanistan zur Hauptstadt und um Samarqand nicht gänzlich aufzugbenen seinen 15 jähriger Sohn Ulug-Bek zum Stadthalter und Vizekönig.
    Um die Timuridenzeit abzuschließen, Anfang des 15.Jahrhunderts eroberten die Usbeken den Timuridenstaat. Sultan Barbur, ein Nachkomme Amur Timors in der fünften Generation floh nach Indien und gründete dort die Dynastie der Großmogule, die bis 1858 existierte.




    Zurück zu Ulug-Bek. Mit Ulug-Bek habe ich somit auch den Bogen zu unserem ersten Besichtigungspunkt gespannt, dem Ulug-Bek Observatorium, von dem auch die obigen Bilder stammen.



    Ulug-Bek war zwar kein visionärer Staatsmann und als Heerführer unter aller Kanone, aber er war ein großer Historiker, Mathematiker und Astronom. Letzteres sollte ihm auch den Kopf kosten.
    Ulug Begs errichtete von 1424-1428 ein Observatorium (Gurkani Zij = "Obesevatorium des Gurkani" (Alleinherrscher)) für die Astronomen der Ulugbek-Madrasa . Damit berechnete er die Schiefe der Ekliptik (Rotationsachsenneigung der Erde) auf 23°30' und 17" (richtig 32") und den Umlauf der Erde um die Sonne mit nur einer Abweichnung von 58 Sekunden zum heutigen Wert! Damit nicht genug, man erstellte auch einen Sternenkatalog von 922 Sternen. Dies ist der erste seit Ptolemäus und dessen Genauigkeit wurde erst von Tycho Brahe übertroffen.
    Teleskope kannte man damals noch nicht, daher war der Bau im Grunde ein riesiger Sextant mit einem Radius von 36 Metern.


    Nach dem Tod seines Vaters geriet Ulug-Bek in Schwierigkeiten. Die volksnahe Geistlichkeit der Sufis waren nicht von ihm begeistert, stellt er doch die Wissenschft über den Glauben, ausufernde Feierlichkeiten taten ihr übriges. Zudem überfielen Usbeken Ulug-Beks Truppen, die die Zwistigkeiten und Uneinigkeiten um die Nachfolge des Herrschers für sich aussnutzen. Sein Sohn Abd al-Latif (1450 ebenfalls ermordet) ließ ihn auf Anstiftung des Hodschas Ubaidulla Akrar 1449 ermorden, das Observatorium wurde zerstört. Der Astronom Ali al-Qushji konnte allerdings mit den Sterntafeln nach Täbris entkommen, von dort gelangten sie nach Westeuropa.


    Ok, ok, Ihr wollt Bilder sehen. Das ist nicht das Observatorrium









    das ist nur das Museum in dem das Modell steht. ;;NiCKi;:







    Übriggeblieben ist der unterirdische Teil des Observatoriums und die Fundamente.







    Unten am Fuß des Hügels steht dann noch eine Skulptur Ulug-Beks, nach einer forensische Gesichtsrekonstrution von Michail Gerasimow. Unser usbekischer Guide hat übigens seinen Sohn Ulugbek genannt.
    Ungefähr 45 Minuten verweilten wir am Observatorium, genug Zeit um nach der Führung auch noch Bilder zu machen können. Ich entschied mich aber wie immer, Führung, Führungen seien zu lassen und hinterher zu zuckeln. Zudem dauert Filmen auch länger als knipsen

    • Offizieller Beitrag

    Kurz ist die Fahrt zum nächsten Punkt Shah-i Sinda oder auf usbekisch Shohi Zinda.



    Der kleine weiße Chevi hinter dem Schild und hinter dem Lada, ist eine usbekische Lizensproduktion.



    Während unsere Busfahrer mit Kollegen ein Pläuschchen halten und auf unsere Rückkehr warten, machen wir uns auf zum Mausoleeischen Overkill :EEK: .



    Hmm, soll ich mich freuen, das die Bäume im März noch keine grünen Blätter tragen? Ist zwar schön das sie blattlos nicht die Sicht versperren, aber etwas grün könnte auch nicht schaden. Müssen wir wohl mal im April wiederkommen.


    OK, Shah-i Sinda, eine Straße voller Mausoleen auf dem Friedhof in Samarqand, einem Friedhof, der auch heute noch genutzt wird. Das Ensemble ist eine timuridische Gräberstraße am Afrasiab, deren ältesten bis in die Zeit von Timur zurück reichen. Architektonisch kann man hier nicht nur die Entwicklung der Grabbauten des 14.und 15. Jhd. bewundern, es ist auch ein einziges Majolika-Museum. Als Majolika bezeichnet man ein Fassadenelement aus gebranntem Ton oder gewöhnlichem Steingut, das mit einer deckenden weißen Zinnglasur überzogen ist. Anschließend mit leuchtenden Farben bemalt, kann derart aufwendig hergestellte Keramik Jahrhunderte überdauern, ohne daß der Glanz der Farben leidet.


    Shah-i Sinda bedeutet wörtlich "Der lebende Schah" und geht auf ein sehr altes Grab zurück, das des Qussam ibn Abbas ibn Abd-ul Muttalib, der der Legende nach ein Cousin des Propheten Mohammeds gewesen seien soll und ein Heer zur Bekehrung der Sogdier anführte, jedoch vernichtent geschlagen wurde, worauf er sich in einer Höhle des Afrasiab verstecken mußte. Andere Legenden besagen, ihm sei von Ungläubigen der Kopf abgeschlagen worden bzw. er ist gar nicht wirklich gestorben, sondern lebe in einem unterirdischen Raum.
    In Wirklichkeit war Qussam ibn Abbas ibn Abd-ul Muttalib nie in Samarqand. Timur, immer auf der Suche nach symbolischer Legitimation seiner Herrschaft, nahm die Legende zum Anlaß, diesen Hügel als letzte Ruhestätte seiner Freunde und Angehörigen zu wählen, stellte sie ihm doch in eine Line mit Gefährten und Vertrauten des Propheten. Damit lässt es sich doch trefflich seien Führungsanspruch auf die islamische Welt verbinden und zudem gehört es zum guten Ton, das ein guter Friedhof auch sein eigenes Heiligengrab hat.








    Interessant der Lageplan der Gräberstraße am Eingangsportal, von rechts nach Links zu lesen, wie die arbische Schrift. Ich habe ihn mal gespiegelt.
    Nun ist links das Eingangsportal, welches innen auf der rechten Seite von der Wintermoschee und auf der linken von der Sommermoschee flankiert wird. Danach steigt man über eine Treppe über den frühren Stadtgraben von Afrasiab steil zum nächsten Torbau hinauf. Man steigt also von Süden in das alte Afrasiab hinein, die älteren Anlagen liegen also am Ende der Anlage.



    Hier der Blick zurück vom zweiten Torbau zum Eingangsportal, rechter Hand nun die Sommermoschee.
    Ebenfalls auf der rechten Seite ist der Eingang zum sogenannten Qazizadeh Rumi-Mausoleum,



    sog. Qazizadeh Rumi-Mausoleum


    hier die Gesamtansicht unten vom Parkplatz. Der zweigeteilte Bau trägt jeweils eine Kuppel, der größere südlichere Bau ist der Betraum, der kleinere ist die eigentliche Grabkammer. Die Inschriften in Sufi auf den Außenwänden sind Segenssprüche.






    Die Decke des einfachen schmucklosen Hauptraumes mit den Muqrnas (Stalaktitengewölbe) in den Ecken,




    ganz anders die kleinere Grabkammer mit äußerst schönen und komplexe Muqarnas-Decke und weitere Muqarnas-Gewölbe.



    Noch einmal der Blick zurück zum Eingangsportal, nun von ganz oben der Treppe. Daran schließt sich der zweite Komplex an, im folgenden Bild die Ansicht unten vom Parkplatz.




    Durchschreitet man den Torbau liegt links das Grabmal eines Unbekannten das sogenannte Amirzadeh Mausoleum, erbaut 1386.



    sog. Amirzadeh Mausoleum und Shad-i Mulk Aqa Mausoleum



    sog. Amirzadeh Mausoleum Shad-i Mulk Aqa Mausoleum




    sog. Amirzadeh Mausoleum



    Gegenüber dem Amirzadeh Mausoleum befindet sich rechts das mir Hussein ibn Tughluq Tekin Mausoleum. (1376) Es steht direkt an der Abbruchkante und irgendwann ist der gesamte rückwärtige Teil eingestürzt. Erhalten blieb nur das Portal, die rückwärtigen drei Wände und die Kuppel wurden rekonstruiert. Die Inschrift lautet etwa so: „Glücklicher Gebieter Amir-Hussein, Sohn des Kara Kutluk, über deinem Grab hat Allah seine Liebe ausgeschüttet.“, sowie „Sieh hin auf meinen Palast, Saturn kann sich nicht mit ihm vergleichen. In der Tat, man muß das Gift der Welt voll austrinken, um endlich in dieses dunkle Grab ohne Freundschaft und Menschenvertrauen zu versinken. Oh Allah, schütte auf mich deine Liebe aus.“



    Amir Hussein ibn Tughluq Tekin Mausoleum




    Darauf folgt das Shirin Bika Aqa Mausoleum, erbaut 1385-1386, die Schwester von Timor Lenk.



    Shirin Bika Aqa Mausoleum



    Shirin Bika Aqa Mausoleum











    Dem Shirin Bika Aqa Mausoleum gegenüber liegt das Mausoleum Shad-i Mulk Aqa, eine Nichte Timur Lenks.



    Shad-i Mulk Aqa Mausoleum










    Achteckiges Mausoleum, Erbauungszeit 1. Hälfte des 15. Jhd.





    Nun weitet sich die Anlage und man erblickt das äußerlich schmucklose Mausoleum des lebendigen Schahs im Hintergrund.





    sog. „Ustad Alim“ und „Ulugh Sultan Begum“-Mausoleum





    sog. „Ustad Alim“-Mausoleum, erbaut 1385


    Da sein Bauherr nicht bekannt ist, wurde es nach dem Erbauer benannt.






    sog. „Ustad Alim“-Mausoleum



    Daneben das sogenannte. „Ulugh Sultan Begum“-Mausoleum. Ein vollständig aufgebautes Mausoleum erwartet den Besucher mit aufwendig restaurierter Fassade! Für Archäologen war die Tatsache aufregend, daß das Grabmal nur eine Zweitnutzung des Geländes ist, es steht nämlich auf einer großen Hofmedrese aus dem Jahre 1066 mit den Dimensionen 45x 55 m, errichtet von Tamgatsch Bogra Khan (Karakhaniden). Ältere Grundrisse zeigen hinter der Fassade noch die Grundrisse dieser karakhanidischen Hofmedrese – nichts mehr im Gelände zu sehen, alles anders! Im Zuge einer kompletten Restaurierung wurde das Gelände umgestaltet, eine neue abschließende Mauer grenzt nach Norden zu die Nekropole von den Gräberfeldern außen herum ab, und aus dem einst häßlichen Entlein ist ein beeindruckendes Mausoleum geworden. Nur im Rücken des Mausoleums erinnert noch eine gewinkelte niedrige Mauer daran, daß die Baugeschichte dieses Fleckchens Erde komplex ist. Aus sehr wenig Material wurde fast die komplette Fassade neu erstellt. Nur beim Inneren der beiden Schriftfriese war eine Ergänzung nicht möglich, einfaches Dunkelblau nimmt die für Inschriften vorgesehene Fläche ein. Die Muqarnas der Iwan-Nische sind ebenfalls zu 99% ergänzt und in schlichtem Weiß gefaßt. Das Schriftband über der Tür wurde ohne Arabeskenhintergrund ergänzt.Quelle



    sog. „Ulugh Sultan Begum“-Mausoleum




    Es folgt der dritte Torbau mit dem letzten Mausoleumkomplex. Hinter dem Tor scharf rechts und man landet beim lebendigen Schah.



    Doch schauen wir erst die restlichen drei an. Das älteste Mausoleum der ganzen Gräberstraße ist das 1361 erbaute Shah Arab . Für wen es war lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, nur der Baumeister ist uns bekannt: Meister Fachr-i Ali . Und er hat gleich noch eins gebaut, das von Khodja Ahmad gleich neben an.



    Shah Arab Mausoleum



    Shah Arab Mausoleum



    Khodja Ahmad Mausoleum, 1360


    Und zum Abschluß noch einmal ein Doppelbau wie am Anfang, ein Mausoleum mit Andachtsraum und Grabraum, erbaut 1404-1406.



    Tuman Aqa Mausoleum



    Tuman Aqa Mausoleum



    OK, nun also endlich zum lebendigen Schah. Auf dem Weg zum Allerheilgsten umrundet man auf zwei Seiten eine lichdurchflutete Moschee.



    Eingangstür Qussam ibn Abbas Mausoleum und Qussam ibn Abbas Masdschid










    Als wir dort sind, läßt sich eine Gruppe im Eingang zum Allerheiligsten in einer Gebetsnische einschließen, wohl damit sie abgeschirmt sind von den Besuchern.








    Verlässt man die letzte Gruppe des Komplexes, landet man im heutigen noch genutzten Friedhof. Nach den ganzen Ornamenten und Kalligraphien, der Islam kennt kein Bildnis, fällt eins sofort auf Bilder!
    Bilder der Verstorbenen auf Grabsteinen auf einem islamischen Friedhof! Was es nicht alles gibt. Umgerechnet kostet sowas bis zu 1000€, vergleicht man den Lohn mit einer Teppichknüpferin, ein halbes Jahresgehalt.







    Abgesehen vom Hauptweg ist dieser Teil eine recht verwinkelte Angelegenheit. So ist es recht schwierig auf die andere Seite der antiken Gräberstraße zu kommen, als wir den Weg über das heutige Gräberfeld nehmen. Blöde Idee, aber letzlich kommen wir doch dort an, wo wir hinwollen, ohne ein Grab zu betreten.
    Zurück am Parkplatz, endlich eine Rauchen.


    Birgitt hingegen verschwindet im örtlichen Geschäft Seidentücher anschauen. Aber nur Anschauen, auf dem Basar ist es bestimmt billiger als hier.



    Meine Güte, wir waren mal grad 90 Minuten hier. Im Nachhinein habe ich für die Auswahl der Fotos und die Recherche und dieses Posting fast die 10fache Zeit benötigt.

    • Offizieller Beitrag

    Sind alle wieder im Bus? 1,2,3, ... 38, ja alle sind da. Schön, dann kann es weiter gehen zum letzten Besichtigungspunkt vor dem Mittagessen.
    Gegen 10:45 schlagen wir beim Gur-i Amir Mausoleum auf. Zu dieser Tageszeit präsentiert sich das Bauwerk im besten Gegenlicht. X(


    Der Name Gur-i Amir bedeutet Grabmal des Anführers und ist die letzte Ruhestädte Timur Lenks.
    Dabei wollte er hier gar nicht begraben sein, sondern in seinem Geburstort Shari-Sabz. Gedacht war es für seinen Lieblingsenkel Muhammad Sultan (1375-1403), der sein Thronfolger seien sollte doch bei einem feldzug in Anatolien starb. So wurde es nach und nach zur Timurs Familiengruft, für ihn selbst, seine drei Söhne (Sheikh, Schah Rukh und Miran Schah) und sein beiden Enkel Pir Muhammad und Ulugh Beg.



    Um einen quadratischen Innenhof mit 4 Minaretten gruppierten sich einst die Mendrese, Khanqah und das Mausoleum. Von der Mendrese existieren nur noch die Grundmauern, links im Bild, die hinteren zwei Minarette und das Mausleum. Die Höhe der Kuppel täuscht. Sie ist eine typische timuridische doppelschalige Kuppel, deren Innenhöhe 11,50 m niedriger ist. Die Kuppeloberfläche ist ein Meisterwerk der geometrischen Mosaikkunst aus Kobalt und Türkis im besten Gegenlicht. (Und von der anderen Seite kann man nicht weit genug zurück treten.) Wie alle Bauwerke ist auch die Kuppelschale in den 1950er aufwendig restauriert worden, nachdem die ganzen Mosaikplättchen herunter gefallen waren.




    Das Hauptportal endstand nicht unter Timur selbst, sondern wurde von Ulug-Bek errichtet. Im Verhältnis zum Grabmal recht klein, die Perspektive täuscht, symbolisiert es die Abkehr von der Gigantomie unter Timur.












    Innen ist alles hervoragend renoviert, wie überall in Usbekistan, gibt man sich unglaubliche Mühe in der Erhaltung und Wiederaufbau der historischen Bausubstanz. Die Farben blau und Gold herrschen vor. 4 Nischen mit exquisiten Muqarnas, das sind diese Tropfstein ähnliche Gebilde, weswegen sie auch Stalaktitendekoration genannt werden, erweitern den Hautraum zu einem kreuzförmigen Grundriß.








    Die umlaufenden Schriftbänder verherrlichen Timurs Leben.




    Tierschwanz an einem kleinen Holzgalgen über dem Grab des Sufi-Scheichs Sayyid Umar

















    das dunkelgrüne/schwarze Grabmonument aus Jade, das sind keine Sakophage, darunter liegt Timur, dahinter, kaum zu erkennen Ulug-Bek, links neben Timur sein Lieblingsenkel Muhammad Sultan und



    hier Mir Said Baraka. Die Inschriften auf Timurs Kenotaphes listen seine "Wunschabstammung" über Dschingis Khan zum 4.Kalifen Ali auf. Diese Wunschdenkenabstammung ;) untermauerst seinen Anspruch, sowohl Herrscher über die mongolische Welt, als auch die islamische Welt zu sein. Eine weitere Inschrift lautet: Wenn ich auferstehe, wird die ganze Welt erzittern. Über mangelndes Selbstbewußtsein kann der Herr also nicht klagen. Als 1941 die Gräber untersucht wurden, befand sich der Kopf Uleg-Beks abgetrennt neben seinen Körper, sichtbarer Beweis für einen gewaltsamen Tod. Bei Timur wurde eine Lähmung der rechten Hand festgestellt und offenbar litt er unter Tuberkulose.




    alle unregelmäßigen Sechsecke der Füllungen enthalten je 3x dem Schriftzug „Muhammad“ in Kufi









    OK, genug Geschichte. Während die Gruppe noch am besichtigen ist, setze ich mich draußen bei der Medrese in die Sonne und rauche erstmal ein oder zwei. Zuvor hatte ich mir im Kiosk im Grabmal eine eiskalte 1,5 Liter Flasche Cola für 3000 Sum (1,20€) besorgt. So ausstaffiert lässt es sich aushalten. ;;NiCKi;:
    Als wieder alle beisammen sind, geht es zum gemeinsamen Mittagessen ins ehemaligen Russenviertel. Mit seiner goldigen Innenausstattung passt das Restaurant doch bestens zum Gur-i-Amir. :gg:



    Nach dem Essen hole ich Euch dann wieder ab, dann geht es zum Registan Platz.


    Wer mehr erfahren möchte über das Grabmal: Gur-i-amir

  • Die Maus(i)oleums sind zwar mit dem Mosaik sehr schön anzuschauen, doch mir als Kunst- und Kulturbanause ;) wäre das an einem Tag zuviel. Dennoch sehr schöne Eindrücke :!! .


    LG,


    Ilona

  • :wa:


    Ulrich, da kann ich verstehen, daß du Probleme hattest, ein "paar" Bilder auszuwählen. ;;NiCKi;:


    Ist schon irre, was da alles herumsteht. Die Architektur gefällt mir, besonders die Mosaike sind wirklich wunderschön. Die müssen ja viel Zeit gehabt haben. ;)


    Die Gebäude und vor allem die Details hast du super in Szene gesetzt. ;:BEifal;; ;:BEifal;; ;:BEifal;;


    Und danke für die geschichtlichen Ausführungen. Da merkt man erstmal, wie wenig man über solche Länder weiß, die man nicht täglich "auf dem Radar" hat. ;;NiCKi;:


    Ach ja, was gab's denn zum Essen? ?(

    • Offizieller Beitrag

    ich bin total begeistert. Du hast die Mausoleen und vor allem deren Details toll dargestellt


    Die Gebäude und vor allem die Details hast du super in Szene gesetzt


    ;danke:


    Die müssen ja viel Zeit gehabt haben


    Wir werden noch lernen, das Zeit durch Manpower ersetzt wurde.

  • Hach ... 1001 Nacht -Architektur und dazu die wunderbaren Detail-Fotografien :clab:


    Vieles erinnert mich an Marokko, ist aber noch etwas farbenfroher und verspielter. Danke auch für deine "wissenschaftlichen" Hintergründe, die du uns lieferst :!!
    Ich freue mich schon sehr auf die weitere Reise!

  • ich symbolisiere das mal durch eine Bilderschwemme


    Und was für eine. :EEK:


    Die Bilder sind toll :clab:



    Ok, ok, Ihr wollt Bilder sehen.


    Du hättest ruhig weiter im Text schreiben können. Find ich sehr interessant (auch wenn ich mir leider bestimmt nicht alles merken kann. :schaem: ) Das mit dem graeko-baktrischen Reich und Timur Lenk kannte ich, aber von Ulug Beg hatte ich noch nie gehört.

  • Ulrich, was Du da zeigts ist ganz fantastisch! :clab::clab::clab:
    Ich bin total begeistert! Diese Majolikas sind ja eine Pracht! Mir wird schon wieder klar, dass ich noch viel zu wenig von der Welt gesehen habe!


    Die Berge im Hintergrund des 2. Bildes sehen aber auch sehr verlockend aus! ;;NiCKi;:


    Aber die ganzen Namen habe ich mir jetzt auch nicht gemerkt! :schaem:




    Das mit dem graeko-baktrischen Reich und Timur Lenk kannte ich


    Streber! :P

    • Offizieller Beitrag

    :jaMa::jaMa::jaMa::jaMa:


    :wow::wow:


    DANKE!


    ;ws108;


    Tolle Architektur! Beeindruckend!
    Um das zu sehen könnte man vielleicht auch mal eine Bustour in Kauf nehmen (für eine Woche oder so)...
    Die vielen Mosaiksteinchen - Wahnsinn!


    ;;NiCKi;:;;NiCKi;: Ich wünsche Dir dann eine ähnlich harmonische Truppe wie unsere.


    Super bei dem schönen Wetter!


    Fehlt als I-Tüpfelchen nur noch grüne Bäume.


    Und die Mosaike, wenn man sich nur vorstellt wie lange es gedauert hat alles da an die Wände zu kleben.


    Beim Restaurieren deutlich länger als bei der Entstehung. Ich werde dazu später noch näher was zu sagen.


    Ich freue mich auf mehr


    Dann kommt auch was.


    Schöne und interssante Architektur die von Dir schön im Detail festgehalten wurde.


    Danke schön. ;ws108;


    Ich muss allerdings gestehen die ganzen geschichtlichen Details habe ich nur quer gelesen


    Wie die meisten denke ich.
    Dabei hatte ich damit gerechnet, Anläßlich der kostenlosen Koranverteilung durch die Sufis, das dennoch ein Kommentar kommt, wo durch durch Initative der Sufis Uleg Bek ermordet wurde. Das Thema ist also schon 537 Jahre alt.


    Hach ... 1001 Nacht -Architektur und dazu die wunderbaren Detail-Fotografien


    Danke schön.


    Vieles erinnert mich an Marokko, ist aber noch etwas farbenfroher und verspielter


    Auch das werde ich noch näher ausführen. Ich brökchenweise bleibt etwas hängen. ;;NiCKi;:


    diese Mosaiken und dann noch genau in meinen Lieblingsfarben.......


    Ich bin restlos begeistert


    Meine müssen es wohl auch sein, der Werbeflyer lieferte ja ähnliche Bilder.


    Und was für eine.


    Und wir haben erst einen Vormittag.


    Du hättest ruhig weiter im Text schreiben können.


    Da kommt noch was. ;;NiCKi;:


    Diese Majolikas sind ja eine Pracht!


    Wow jemand hat den Text gelesen. :gg:


    Aber die ganzen Namen habe ich mir jetzt auch nicht gemerkt!


    Kann ich voll verstehen. ;,cOOlMan;: Ich mußte mir das auch erst zu Hause wieder zusammen suchen.


    Die Berge im Hintergrund des 2. Bildes sehen aber auch sehr verlockend aus!


    Kann ich mir denken, kann ich aber nix zu sagen, weil ... ich will nicht vorgreifen.

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