Mike’s Ranchferien Apache Spirit Western Resort, Tombstone, April 2011

  • Den "Pferderuhetag" kenne ich von der Ironhorse Ranch auch.


    Jetzt mit den Hintergrund-Infos zum Horse Painting sieht die Sache schon wieder ganz anders aus. Da stehen ja wirklich uralte Taditionen dahinter. Interessant :!!


    Nur würde mich die Wirkungsweise von Smilies doch auch stark interessieren :gg:;)

  • Montag, 11.4.2011


    Endlich ist es auch schon frühmorgens nicht nur sonnig, sondern auch windstill und schon ziemlich warm, das kommt uns bei unserem heutigen Tagesausflug in die
    „Dragoon Mountains“ sehr gelegen.


    Charlie und Jesus mit dem Pinzgauer und Jack mit dem Pickup fahren uns nach dem Frühstück rund 45 Minuten in die Berge, in heiliges Apachenland. Am Anfang noch auf normalen Strassen, dann auf einer engen Naturstrasse, auf und ab, links und rechts, Schlaglöcher, enge Kurven.


    Charlie, der Fahrer, fuhr eher vorsichtig, vielleicht der kostbaren Fracht (nämlich der ominöse Achterclub) wegen. Vor allem Kuppen und „cattle guards“
    nahm er im Schritttempo, da halfen auch unsere „Welle“ und der Cowboy Schrei „jee-haaaaaaaaa“ nichts.


    Auf einem Parkplatz stellten wir die Fahrzeuge ab, fassten „lunchboxes“ und Wasser sowie Decken (wer eine solche denn schleppen wollte) und machten uns zu
    Fuss bergwärts. Viele rote Felsen, Gebüsche, Kakteen sowie (zum Glück) unsichtbare „rattlers“ (Klapperschlangen), davon soll es hier 13 verschiedene
    Arten geben.


    Diese Gegend (Cochise stronghold) diente den Apachen jahrelang als „Versteck“ im Kampf gegen die US Cavalry, taktisch gut gelegen: von oben sah man die
    aufgewirbelte Staubwolke schon zwei Tage vorher, wenn sich Truppen auf den Weg machten. Hier fanden auch Verhandlungen am „council rock“ statt und das Grab
    von Cochise soll sich auch „irgendwo“ hier befinden, das weiss aber niemand genau, soll ein Geheimnis zum Schutz des Grabes sein. Auf einem Berggipfel
    wurde auch eine weisse Fahne als Zeichen des Friedens mit dem „Weissen Mann“ gehisst.


    Geronimo, Medizinmann, nicht Häuptling, kämpfte auch noch jahrlang gegen ca 5,000 Soldaten, bis er schliesslich gefangen genommen wurde:
    teils, weil die Weissen Apachen-Scouts rekrutierten (um einen Apachen zu fangen, braucht man einen Apachen), teils, weil andere Stämme/Grupppen ihn für
    ihr schlechtes Schicksal verantwortlich machten und ihm die Unterstützung verweigerten.


    Während die Weissen sich mit Wagen voller Proviant auf den Weg machten (in dieser Wüste gibt es weder Wasser noch Essen), fanden die Indianer ein prächtig
    gedecktes Buffet vor: (Mescal) Kakteen, Agaven, Yukkapflanzen etc in Hülle und Fülle…


    Die beiden Indianer zeigten uns Wandmalereien, alte (Stein) Mörser, Höhlen, welche als Schutz vor Unwetter, Versteck vor Soldaten oder auch Treffpunkte zum
    „Schwatzen“ dienten und fütterten uns mit historischen Informationen und Geschichten.


    Nach dem Lunch konnte man eine Siesta machen oder die Gegend auf eigene Faust erkunden, einfach immer den „council rock“ im Auge behalten. :gg:


    Hier erfuhren wir auch, dass „american natives“ für die Indianer eben nicht „politisch korrekt“ ist, sondern „Indians“. American natives bedeutet „in
    America geboren“ und das sind die Indianer nach ihrem Glauben eben nicht: sie kamen aus der Unterwelt an die Erdoberfläche (die ganze Schöpfungsgeschichte
    würde zuviel Zeit brauchen). Ausserdem nannte Kolumbus die Eingeborenen nicht „indios“, weil er dachte, er habe Indien entdeckt, sondern, weil er fand, sie
    lebten in perfekter Harmonie mit der Erde/Umwelt, dass sie ein „Körper in Gott“ (frei übersetzt) wären, eben „corpus IN DIOS“


    Auf der Rückfahrt zeigte uns Charlie, wie man eine ungemein lange Spitze der Agave ganz vorsichtig abbeisst und dann damit ganz vorsichtig die
    Pflanzenfasern herausziehen kann:
    Nadel mit „eingebautem“ Faden! Ziemlich strapazierfähig und einfach wieder befeuchten, wenn zu trocken geworden.


    Wir sahen nicht nur „white-tale-deer“ sondern erlebten einen ganz anderen Fahrer: jetzt haben uns die Indianer schon früh mit „jee-haaaa“ auf Kuppen, cattle-gards
    etc aufmerksam gemacht und wir fuhren mit Vollgas oder noch schneller. Ich glaube, der Rekord der Fahrzeit zur Ranch wurde um mehrere Minuten gebrochen!


    Zurück auf der Ranch wollten wir uns erkenntlich zeigen, ohne den beiden Geld anzubieten und haben sie auf ein Getränk eingeladen. Und siehe da, sie haben
    akzeptiert.


    Yvonne erzählte uns, das wäre sehr selten und auf der Ranch sei das noch nie passiert!


    Zum Abschluss des Tages gab’s ein feines mexikanisches Nachtessen mit sehr gutem Dessert, Schlummertrunk und ab in’s Bett (etwas später als auch schon)

  • das war auch mitentscheidend, weshalb wir den Urlaub hier in der Gegend und auf der ASR machten.


    die Gegend, die historischen Gegebenheiten und die Möglichkeit, mit den "Indians" zu sprechen, von Ihnen zu lernen (v.a. über Pferde), Ihre Seite der Medaille zu erfahren, etc. Leider war die Zeit zu kurz und vieles, was wir wollten (z.B. Schwitzhütte, indianisch Reiten, "Spirituelles"), konnten wir leider nicht machen.


    Ein Grund mehr, nochmals nach den USA zu gehen... :gg:


    c u


    Mike

    • Offizieller Beitrag

    Super, Mike. :!!


    Ich finde das klasse, dass Du uns auch einiges über das Leben der Ureinwohner näherbringst.


    Vielleicht hast Du Lust auch etwas in diesen Thread zu schreiben:
    Geschichten, Fabeln und Legenden der Ureinwohner

  • Dienstag, 12.4.2011
    Immer noch waren wir schon frühmorgens, so um 06.00 h, wach und da kam uns der heutige „cowboy coffee“ gerade gelegen: um 07.00 h wurden von Jack wie „anno Tobak“ erst
    Bohnen gemahlen, das Wasser im Topf auf dem Dreibein über dem offenen Feuer erhitzt, das Pulver hineingegeben und am Schluss noch ein paar Eierschalen dazu: so
    setzt sich der Kaffee besser auf dem Boden ab.


    Heute hat Jack Geburtstag und ihm wird vom „Haus“ eine Flasche echten amerikanischen Kaffees der Marke Jack Daniels überreicht… ;)


    Nach dem Frühstück folgte unser erster „morning ride“. Dieses Mal ritten wir auf „Cochise“ und „Mr. Brown“, beides auch sehr gute und trittsichere Pferde.
    Aber vor allem Cochise hat ziemlich Feuer und würde gerne etwas schneller gehen, aber da ist leider nichts zu machen, bad luck!


    Wobei ich die „wrangler“, welche ja für die Pferde verantwortlich sind, auch sehr gut verstehe:


    Die Verletzungsgefahr für Ross und Reiter ist doch ziemlich gross, wenn mal etwas passieren sollte und es finden ja zwei oder sogar drei Ausritte pro Tag
    statt; immer zwischen einer und drei Stunden und das bei jedem Wetter und zurzeit ist es (endlich?) richtig schön und sogar heiss. Das ist doch für
    Mensch und Tier ziemlich anstrengend, auch wenn die Pferde meistens gewechselt werden.
    Von den drei „wranglern“ Brad, Eunice oder Sigi kommen aber meistens zwei mit und der andere hat mit den zurückgebliebenen Pferden genug zu tun. Diese werden übrigens täglich mit Heu (welches gekauft werden muss) gefüttert, da der karge und trockene Boden kein Futter hergibt.


    Nach rund 90 Minuten waren wir wieder zurück auf der Ranch. Obwohl doch wieder alles im „walk“ geritten, machte es uns doch Spass, Fauna und Flora zu
    beobachten und ausserdem war es ja ein anderer „trail“; von denen gibt es genug verschiedene.


    Nach dem obligaten leichten :gg: Mittagessen (Hamburger zum selber Belegen) ruhten wir uns aus, um für den ersten „late evening ride for experienced riders“ bereit zu sein.
    Dieser Ritt sollte drei Stunden dauern und ENDLICH war in den „washes“ (ausgetrocknete Flussbette) „loping“ (galoppieren) angesagt!! Für solche Ritte können sich
    maximal vier Reiter anmelden und sie werden von Brent Rock mit dessen eigenen Pferden durchgeführt.


    Brent ist „Stuntman“ (und auch „actor“) und beliefert die „Tucson Movies“ mit Pferden und betreut, berät und „doubled“ auch Schauspieler mit wenig oder
    keiner Reiterfahrung oder Angst vor Pferden.
    Der „Duke“ John Wayne hatte nicht viel für Pferde übrig und wurde anscheinend je länger je mehr gedoubled. Wenn man genau hinschaue, sehe man das „sofort“.


    Das Brent einen gefährlichen Beruf hat, sieht man daran, dass nicht nur viele Kollegen verletzt werden, sondern er hat auch einen guten Freund verloren,
    welcher in „City Slickers 2“ tödlich verunglückte.


    Vor dem Zuteilen der Pferde wurden wir kurz nach unserer Reiterfahrung und (Pferde) Vorlieben gefragt: ich habe natürlich sofort auf das „Paint“ (Schecke)
    hingewiesen und fand es ein gutes Omen, dass das Pferd auch „Little Joe“ hiess, wie schon mein Liebling aus dem letzten Jahr in Colorado.


    Anscheinend hat aber beinahe jedes Paint diesen Namen: Michael Landon aus Bonanza bzw dessen Pferd lassen grüssen….


    Natürlich ritt ich auf „Little Joe“ und Marlis auf „Farraday“, einem Araber. Ich war sehr glücklich, da mein „paint“ wie mit einer Servolenkung zu steuern
    war. Farraday liebte es aber etwas gemütlich und trottete dann lieber wieder, um den Abstand zu verringern. Leider war der Trott ziemlich kurz und hart.


    Auf diesem Ritt waren auch Andy (auf „Stache“, Kurzform von „Moustache“) und Jenny, (auf Chicala, einem schönen und feurigen Mustang) eine erfahrene„englisch“ Reiterin, dabei.


    Vor dem Losreiten erklärte uns Brent noch die Regeln:
    Kein nose-to-tail reiten, Abstand seitlich und vorne mindestens 2-3 feet, Schlaufen, Kreise oder nebeneinanderreiten sind erwünscht, trotzdem immer bei der Gruppe bleiben und „jog“ (Trab) und „lope“ (Galopp) nur in den washes und auf sein Kommando und immer hintereinander, nicht überholen, im versammelten Galopp und KEIN RENNEN veranstalten:
    das tönte doch schon ziemlich vielversprechend.


    Leider hatte mein Pferd ein Hufeisen verloren und wir kürzten den Ritt nach etwas mehr als zwei Stunden ab und das Galoppieren in den washes war auch
    ziemlich kurz: einmal ca 500 m hinauf, anhalten, wenden und wieder zurück.
    „Farraday“ wurde bestimmt nicht Marlis’ Favorit: auch der "lope" war gewöhnungsbedürftig..., ich hingegen war happy mit „Little Joe“ und dessen weichen Galopp; wunderbar auszusitzen! Andy kam auch gut zurecht und Jenny auf „Chicala“ war zuvorderst und sehr schnell.


    Zurück auf der Ranch wurden die Pferde wieder in die Koppel entlassenn und wir haben uns bei Brent bedankt: to be continued… Ihm war es aber peinlich, dass
    die Sache mit dem Hufeisen passiert war.


    Wir hatten gerade noch Zeit für eine Dusche, dann gabs u.a. frittierten Kaktus zum Nachtessen. Schmeckte meiner Meinung nach wie ein Ding zwischen grünen Bohnen und Okra.


    Jack, das Geburtstagskind, musste anscheinend nicht duschen: er wurde von guten „Freunden“ in die Pferdetränke geworfen. Zum Abschluss des Tages gab es noch
    ein „campfire“, wo auch noch weiter gefeiert wurde. Wir haben uns aber schon vor dem Ende verabschiedet und gingen schlafen.

  • Das war wohl ein Tag so ganz nach eurem Geschmack :clab: Schön, dass du ein richtig gutes Pferd bekommen hattest, aber natürlich schade, dass Marlis nicht sooo zufrieden mit ihrem Farraday war :(


    So ne Sache mit dem Hufeisen kann ja passieren, das muss Brent doch nicht peinlich sein :nw:


    Schöne Bilder :!!
    Fritierter Kaktus hab ich auch noch nicht gehört, klingt aber spannend :!!

  • Das klingt ja doch ganz gut mit dem Ausflug, schade für Marlis, dass sie kein "besseres" Pferd bekommen hatte. Wie man gut sehen kann, durfte auch ein angemaltes mitreiten :MG:


    Frittierten Kaktus würde ich auch mal gerne probieren - aussehen tuts ja ganz lecker, ein wenig wie eine auseinandergefallene Bloomin Onion. Hoffentlich waren alle Stacheln weg ;)

  • Das war wohl ein Tag so ganz nach eurem Geschmack Schön, dass du ein richtig gutes Pferd bekommen hattest, aber natürlich schade, dass Marlis nicht sooo zufrieden mit ihrem Farraday war

    Das ist halt mit den Pferden wie mit den Menschen: manchmal passt's von Anfang an, manchmal dauert es ein wenig und manchmal passt's nie

  • Das klingt ja doch ganz gut mit dem Ausflug, schade für Marlis, dass sie kein "besseres" Pferd bekommen hatte. Wie man gut sehen kann, durfte auch ein angemaltes mitreiten :MG:


    Frittierten Kaktus würde ich auch mal gerne probieren - aussehen tuts ja ganz lecker, ein wenig wie eine auseinandergefallene Bloomin Onion. Hoffentlich waren alle Stacheln weg ;)



    aber die Stacheln waren doch das Beste... :gg:


    das mit den Onions ist mir nicht aufgefallen, stimmt aber, wobei ich onions lieber habe...

  • Mein Paint hieß "Willy". ;) Na ja, auch kein besonders origineller Name...
    Schade, dass die Galoppstrecken auch am Abend immer noch recht kurz waren.
    Als ich auf der Ranch in Colorado war, hätten wir für meinen Geschmack aber auch mehr galoppieren können... :rolleyes:
    Da kenne ich von Reitaufenthalten in anderen Ländern anderes. :gg:
    Viele Grüße
    Katja

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