Giro di England

  • Johannes, bin nun endlich hinterher...neeeeeein, nicht geradelt!! Das würde ich nicht schaffen und außerdem ist meine Abneigung zum Radfahren viel zu groß!


    Nee, ich habe mir noch schnell so ein nettes, alltes Londoner Taxi genommen... ;)


    Jedenfalls gefällt mir die Reise bisher riesig - und wenn ich mal wieder einen Reisevirus einfange, dann bestimmt den Englischen! :gg: ;) ;)


    Besonders diese alten, historischen Stätten haben es mir angetan.

  • Donnerstag, 24.9.2009
    Radtour: St. Ives – Zennor – Pendeen – Land's End – Mousehole - Penzance


    So Leute, schlüpft in Eure Trikots, pumpt Eure Reifen nochmal auf, füllt Eure Trinkflaschen, spritzt Euch 'ne Portion EPO! Heute geht’s wieder aufs Rad, das Auto hat Pause! Bleibt in meinem Windschatten, wir bilden ein Peloton! (OK, Sandra, Du darfst wieder in den Rucksack :gg:)


    :rad::rad::rad::rad::rad::rad::rad::rad::rad::rad::rad::rad::rad::rad:



    Zuerst geht’s in Richtung St. Ives, denn es ist wieder trocken und schön. Wir haben wirklich Glück mit dem Wetter, damit hatte ich gar nicht gerechnet.


    Auf dem Weg nach St. Ives sah ich schon die Reste einer alten Mine, von denen es hier nur so wimmelt. Ganz Cornwall war mal ein riesiges Zentrum für Zinn und Kupferminen. Bereits zur Zeit der Römer wurde hier Zinn abgebaut. Der große Hype begann aber im 18. Jahrhundert, als James Watt hier viele Dampfmaschinen installierte und die Minen immer tiefer ins Erdreich gebohrt wurden. Die Reste der Maschinenhäuser sieht man hier überall. Meist steht nur noch eine Mauer mit dem Schornstein, so wie hier:



    St. Ives ist eine fast schon mediterran anmutendes Städtchen am Meer. Eine wunderschöne Bucht wird von einem pittoresken Städtchen umschlossen, viele Künstler haben sich hier niedergelassen, aber dafür ist es auch ein Touristenmagnet. Jetzt im September hielten sich die Massen jedoch in Grenzen und es war erträglich.







    Hier kommt ein Panorama:



    Im Hafen schwammen die Meerjungfrauen:






    Nach ausführlicher Besichtigung dieses Ortes begann nun meine Suche nach der prähistorischen Vergangenheit dieses Landstrichs. Es gibt hier massenhaft Zeugen der tausende von Jahren alten Kultur. Steinkreise, Megalithgräber, sonstige rätselhafte Hinterlassenschaften, ja ganze prähistorische Dörfer haben sich erhalten.


    In Zennor



    machte ich mich auf die Suche nach dem Zennor Quoit, einem alten Steingrab, das ich nur dank meines Garmin etrex aufspüren konnte. Aber der Wanderweg dorthin war so sehr mit Pflanzen überwuchert, dass ich das Fahrrad stehenlassen musste und mich zu Fuß in die Pampa begab, um nach 20 Minuten Fußmarsch weiter oben dann festzustellen, dass ein Durchkommen unmöglich war. Hier war ich vor 24 Jahren bestimmt nicht, nein das kann unmöglich sein.



    Auf dem Foto sieht man übrigens nicht das Grab, das war noch viel zu weit weg, sondern einen ordinären Felsen.
    Später zu Hause stellte ich dann anhand meiner Dias fest, dass ich tatsächlich damals vor diesem Grab stand. Wie ich da hin kam und ob die Wege damals besser zugänglich waren, daran habe ich NULLKOMMANULL Erinnerung. Tja, der Alzheimer hat bei mir offenbar auch schon zugeschlagen.


    Nach diesem Fehlschlag ging ich wieder zurück zum Fahrrad und bestaunte die wild-schöne Landschaft:


    Das nächste Ziel war „Men-an-Tol“, ein rätselhaftes, prähistorisches Kunstwerk, dessen Bedeutung unbekannt ist. Ein kreisrunder Fels mit einem perfekten kreisrunden Loch in der Mitte steht zwischen zwei senkrecht aufgestellten Steinsäulen.



    Nur wenige 100 m weiter befindet sich der Lanyon Quoit, ein weiteres prähistorisches Grab, das ursprünglich mal von einem Erdhügel bedeckt war, der über die Jahrtausende allerdings wegerodiert ist und so nur noch die Steinkonstruktion mit der Grabplatte übrig geblieben ist.



    Und immer wieder in der Ferne die Reste der Maschinenhäuser der Minen aus dem 18./19. Jhdt.



    Eine herrliche, herbe Landschaft, durch die zu radeln riesigen Spaß machte, zumal mich meistens die Sonne verwöhnte. Auch der Wind hielt sich in Grenzen.




    Dann machte ich einen Abstecher von der Küstenstraße und fuhr hinunter an die Klippen...



    … und zum Pendeen Lighthouse.



    In den früheren Verwaltungsgebäuden sind heute Ferienwohnungen zu mieten. Mein Bruder und seine Frau hatten bereits das Vergnügen hier ein paar Tage zu wohnen.


    Anschließend ging die Radtour weiter wieder ins Landesinnere, vorbei an wunderschönen Seerosen:



    ...zum Tregeseal Stone Circle:




    Da auch dieser recht beschwerlich zu erreichen ist, war ich mir auch hier sicher, dass ich den noch nie gesehen habe. Die Dias zu Hause von 1985 bewiesen mir das Gegenteil. Noch mehr Alzheimer!


    Hier wachsen so viele Beeren, dass ich mir eine halbe Stunde lang den Bauch damit vollschlug. War das lecker!!!



    Danach kam ich nach St. Just, einem herrlichen Städtchen, das wohl noch aus den Boomzeiten der Minenindustrie stammt, heute aber hauptsächlich vom Tourismus lebt.




    In Sennen steht der letzte (oder in umgekehrter Richtung der erste) Pub Englands.



    Dann hört die Straße auf und man steht in Land's End, dem westlichsten Zipfel des englischen Festlands:





    Von dem riesigen Hotelkasten, den sie hier hingeklotzt haben, wollte ich kein Foto machen. Der war vor 24 Jahren bei meinem ersten Besuch, noch nicht da. Dafür waren jetzt die ganzen Klippen, in denen ich damals noch ungestört herumkletten konnte, mit Seilen abgesperrt. Tzzztzzz! Wieder Sicherheits-Paranoia!


    Auf dem Rückweg nach Penzance lag ein weiterer Steinkreis, die „Merry Maidens“. Man sagt, eine Gruppe von Jungfrauen habe hier am Sonntag getanzt (Frevel!) und wurden zur Strafe in Steine verwandelt:



    Dann kam ich noch durch Mousehole, einem winzigen, engen und verwinkelten Fischerdörfchen, durch das man kaum mit dem Auto durchkommt. Ich war froh, auf dem Fahrrad zu sitzen. So waren die Straßen gerade noch breit genug:




    In Newlyn steht ein Denkmal für die verschollenen Fischer:



    Gegen 18:00 Uhr war ich wieder am Hotel. Ich war knapp 89 km und fast 1400 Höhenmeter unterwegs. Flachland ist was anderes:



    Ich hatte Bärenhunger und wollte ja noch ins Theater. Also schnell geduscht und in die Dolphin Tavern, direkt am Hafen.



    Hier gab's eine Portion Cornish Steak Pie, die auch für 2 gereicht hätte.



    Anschließend lief ich zum Theater, musste aber eine Weile in den verwinkelten Gassen von Penzance suchen, bis ich es gefunden hatte, denn es war kaum größer als die Wohnhäuser drumherum. Grade noch rechtzeitig kam ich an, bekam noch ein Ticket und da ging's auch schon los. Das Theater ist winzig, da passen höchstens 50 Leute rein, aber es hat eine tolle heimelige Atmosphäre. Meine anfängliche Befürchtung, dass ich nach der langen Radtour und dem üppigen Abendessen sofort einschlafen würde, wenn das Licht ausgeht, stellte sich als unbegründet heraus. Das Stück war echt witzig und kurzweilig.


    Es ging um 3 Brüder, die bei der Beerdigung ihres Vaters feststellen, dass dieser ihnen jede Menge Schulden hinterlassen hat und da sie alle über kein großes Einkommen verfügen, besinnen sie sich auf die alte Familiensaga, wonach ein Urgroßvater am „Superstition Mountain“ in Arizona eine Goldmine entdeckt habe, aber nicht mehr dazu kam, das Gold zu heben, weil er vorher starb. Die Urgroßmutter hatte alles ziemlich vage aufgeschrieben, doch die Familie siedelte später wieder in Cornwall und so geriet die Mine in Vergessenheit bis jetzt. Also machen sich die 3 Brüder auf nach Arizona und werden tatsächlich fündig. Allerdings endet die Geschichte dann doch tragisch, denn bei einer Sprengung verletzen sich 2 der 3 so schwer, dass sie nicht mehr hinaus können. Der dritte Bruder kommt davon und verspricht Hilfe, die aber nie kommen wird. So hat er das meiste Gold für sich selber gesichert.


    Hier ein Bild vom Applaus:


    Das Ganze mit viel englischem schwarzen Humor gewürzt war ein herrlicher Abschluß dieses Tages.

  • :clab: :clab: :clab: :clab: :clab: :clab: :clab: :clab: :clab: :clab: :clab: :clab:


    Johannes, das ist Oskar-verdächtig, was Du uns hier bietest!


    Der Tag ist sagenhaft!
    Ich bin total begeistert und bedauere, da nicht selber dabei gewesen zu sein.


    Umso mehr genieße ich den Bericht!


    Eine wunderbare Mischung aus Erlebnissen und Informationen! Und dann noch die Bilder :clab: Erst die Reste der Maschinenhäuser, die malerischen Ansichten von St. Yves, dann die "Meerjungfrauen" ... die damatische Musik steigert sich ... die Wahnsinnslandschaftsbilder und dann die fantastischen Details vom Seerosenteich und den Beeren.
    Ich bin absolut begeistert!


    Ich finde das soooooo schön ;dherz; __Herz3: ;dherz;

  • Johannes, als erstes vielen Dank, daß ich wieder im Rucksack sitzen durfte :knut:


    Ansonsten weiß ich nicht was ich sagen soll ?(






    Mir fehlen schlichtweg die Superlativen :P


    DER WAHNSINN, was für ein Tag :wow: :wow:


    So viele Einzelheiten, auf die man kaum eingehen kann.


    Diese tollen Maschinenhäuser, darf man da rein gehen


    Die schöne Küste


    Das Loch im Fels und das Grab, sag mir mal, wie die das damals geschafft haben sollen


    Die Klippen, der Leuchtturm, die tanzenden Jungfrauen


    Und dann abends noch ein Theaterstück


    :clab: :clab: :clab: :clab:


    Und hier noch ein Highlight



    Was für ein süßes Bild ;dherz;


    Gruß


    Sandra

  • Danke Euch allen. Schön, dass es Euch so gut gefällt. Der Tag war auch für mich ein richtiges Highlight! =) =) =)


    Zitat

    Original von Canyonmurmel
    Johannes, als erstes vielen Dank, daß ich wieder im Rucksack sitzen durfte :knut:


    Gerne! :wink4:


    Zitat

    Original von Canyonmurmel
    Diese tollen Maschinenhäuser, darf man da rein gehen


    Ich habe keine Verbotsschilder gesehen. :nw:


    Zitat

    Original von Canyonmurmel
    Das Loch im Fels und das Grab, sag mir mal, wie die das damals geschafft haben sollen


    Außerirdische?


    Zitat

    Original von rehsdel
    Kann man das auch mit dem Auto fahren?
    Dann wäre es auch was für mich.


    Selbstverständlich, aber wo bleibt denn da der Sportsgeist?

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