"Ice and more" - Alaska und Yukon im September 2008

  • Da hattet Ihr nochmal ein paar schöne Stunden auf der Lodge. Klingt so richtig nach Urlaub :!!

    Wie sah denn die Lösung vom Sitzproblem im Fliegerchen aus?


    Da habt Ihr Euch aber wirklich einen herrlichen Stellplatz rausgesucht. Der Ausblick ist wunderschön.
    Nur ob es mir dort so wohl gewesen wäre, mit Wolfstappsern? :EEK:

  • Tja, wie das so mit ner Sperre ist, man kann aus der Mannschaft fliegen.


    Irgendwie fehlt mir zur Zeit die Ruhe für Reiseberichte.


    Daher steige ich jetzt erst mal aus - und werde erst nach meinem Urlaub weiter machen, zumal Alaska zur Zeit nicht mein vorrangiges Reiseziel ist.


    Oder????? Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub - ich schaue vielleicht doch mal nach Flügen nach Anchorage.... :D :D :D :D


  • Naja da ich von Fußball so mal gar keine Ahnung hab mach ich trotzdem einfach weiter....


    Aber ich wünsche Dir auf jeden Fall einen tollen Urlaub!!!


    Nach dem Urlaub ist immer vor dem Urlaub und Alaska immer eine Reise wert :wink4:


    Gruss


    Stephan

  • Dienstag, 23.09.2008


    Heute nacht schlafe ich ziemlich schlecht, da es doch ziemlich abkühlt und mich etwas fröstelt. Mein wärmerer Schlafanzug wäre zwar nur einen Handgriff entfernt, aber dafür bin ich dann doch zu faul und schlafe irgendwann wieder ein. Als ich das nächste Mal aufwache und die Heizung anmache, schaue ich gar nicht auf die Uhr und denke mir, daß es wohl wie immer gegen 8 Uhr sein wird. Als es angenehm warm ist und ich aufstehe, stelle ich jedoch fest, dass ich mich da wohl um eine Stunde verguckt hatte – es ist schon nach 9 Uhr! Toll! Dabei wollten wir doch heute den Harding Icefield Trail machen, für den mindestens 6 Stunden veranschlagt sind. Dann aber mal flott! Wir schaffen es tatsächlich, inklusive Kaffeetrinken um kurz nach 10 vom Campground zu fahren. Es geht auf direktem Weg zum Parkplatz am Exit Glacier. Vor Antritt des Trails erkundigen wir uns noch im Visitorcenter, ob Trail und Wetter heute OK sind. Dabei werden wir von der Parkrangerin „beraten“, die neulich schon mit auf dem Schiff bei der Fjord-Tour war – und sie erkennt uns sogar wieder! Sie stellt noch fest, dass wir ja recht gut ausgerüstet seien und gibt ein uneingeschränktes OK für den heutigen Tag – dann nichts wie los! Noch scheint die Sonne, lediglich oben an den Berggipfeln ziehen ein paar Wolken rein, dort scheint es leicht zu schneien. Die 0,4 Meilen bis zum Trailhead auf geteerten Wegen bringen wir schnell hinter uns, dort gehen dann auch die (kurzen & ebenen) Trails zum Fußende des Exitglaciers ab.


    Wir halten uns rechterhand, dort ist auch nochmals eine Infotafel mit den notwendigen Ausrüstungsgegenständen (Essen, Getränke, richtige Kleidung,…), Verhalten bei Bär- und Elchbegegnunen sowie eine Trailbeschreibung. Der Gesamttrail ist oneway „nur“ knapp 4 Meilen lang, steigt auf dieser Strecke aber etwa 3000 Fuß (knapp 1000 Höhenmeter) an. Kurz geht es noch eben durch den Wald, aber dann kommt schon ein recht steiles Stück, bei dem es auf Felsen in einem Bachbett bergauf geht.



    Anschließend durchqueren wir ein kleines Waldstück und waten durch einen kleinen Wasserfall. Langsam wird uns warm und es wird Zeit, die ersten Kleidungsstücke im Rucksack zu verstauen. Der Bewuchs entlang des Weges wird nun immer dichter, hauptsächlich handelt es sich hierbei um Farne sowie verschiedene Beerensträucher. Anfangs sind es hauptsächlich Cranberries, als wir weiter nach oben kommen gibt es dann auch viele Himbeeren. Nach einer guten Stunde Gehzeit erreichen wir einen freien Bergrücken.



    Von hier aus kann man sowohl einen ersten Blick von oben auf den Exit Glacier werfen als auch einen ersten Blick Richtung Harding Icefield schweifen lassen (wenn auch noch aus relativ weiter Entfernung).



    Da dort relativ viele Leute stehen, machen wir nur kurz Photos, bevor wir weiter gehen. Wir werden dabei noch auf einen Schwarzbären aufmerksam, der ganz oben lediglich als kleiner schwarzer Punkt sichtbar ist. Da haben wir doch in den letzten Wochen schon deutlich näher Bären gesehen!



    Es geht nun nochmals ein ganzes Stück in Serpentinen auf einem schmalen Pfad zwischen den Beerensträuchern empor. Ganz allmählich wird der Bewuchs nun immer niedriger, zu Fuß registriert man diese Veränderung der Vegetation mit steigender Höhe doch noch deutlicher, als wenn man die Pässe nur mit dem Auto oder RV erklimmt.


    Nach gut 2 Stunden Wegzeit erreichen wir den nächsten Aussichtspunkt – die Aussicht auf den Exit Glacier und das Harding Icefield sind einfach traumhaft, wir können uns gar nicht satt daran sehen.



    Noch toller wäre es natürlich, wenn wir dazu noch Sonne und einen tiefblauen Himmel hätten. Aber leider sind die Berggipfel in Wolken gehüllt und es macht auch den Eindruck, dass diese langsam weiter nach unten ziehen.



    Aber es sind noch einige Leute vor uns auf dem Trail, also haben wir keine Bedenken, noch ein Stück weiter zu gehen. Allmählich hört der Bewuchs nun ganz auf und wir queren ein langes Geröllfeld. Links und rechts am Wegesrand sind auch schon ein paar kleine Schneefelder. Auf halber Höhe des Geröllfeldes queren Bergziegen (Mountain goats) direkt unseren Trail!



    Bisher hatten wir diese Tiere ja immer nur als kleine weiße Punkte in weiter Entfernung gesehen, da ist das natürlich schon genial!



    Zusätzlich sehen wir auch noch einen Steinadler (Golden Eagle) über uns hinweg fliegen!


    Nach kurzer weiterer Strecke überqueren wir eine kleine Bergkuppe. Nun fängt es leicht an zu schneien, anfangs sind es aber nur wenige kleine Flocken. Passend dazu führt der Trail nun immer öfter quer durch einige Schneefelder. Anfangs sind es immer nur kurze Wegstücke, doch dann werden es immer längere Strecken. Die Schneefelder sind seltsam rot an der Oberfläche, das ist ein netter Kontrast zum stellenweise tiefblauen Exit Glacier! Im Visitor Center wird uns am nächsten Tag erklärt werden, daß es sich um bestimmte Bakterien/Algen handelt, die sich dort angesiedelt haben.



    Hier überlegen wir auch kurz, ob wir umdrehen sollen, aber da sehen wir schon oben in geschützter Lage die Schutzhütte, die 300 m vor dem Ende des Trails liegt. So kurz vor dem Ziel geben wir dann doch nicht auf!



    Es geht nun hauptsächlich auf Schnee bergauf, das ist dann schon recht anstrengend, aber es ist ja nicht mehr weit. Gegen 14:00 Uhr erreichen wir die Schutzhütte und tragen uns dort ins Summit Traillog ein.



    Hinter der Schutzhütte geht der Trail relativ eben und auf größtenteils schneefreien Schotterwegen weiter. Wir gehen also noch etwas weiter und hoffen auf ein paar schöne Einblicke ins Harding Icefield.



    Dies gelingt auch, allerdings ziehen nun die Wolken immer tiefer, daher kann man die Umrisse der dahinter aufragenden Berge leider nur erahnen. Die unendliche Weite dieses Eisfeldes, welches mehr als 10 Gletscher im Kenai Fjords National Park speist, ist schon sehr beeindruckend! Leider ist mit den Wolken im Hintergrund nur schemenhaft erkennbar, wo das Icefield aufhört und die Wolkendecke beginnt.



    Gut 3 Stunden haben wir nun also für den Aufstieg benötigt. Eigentlich gar nicht so schlecht, nachdem am Trailhead eine Gehzeit von 6-8 Stunden für den Roundtrip veranschlagt war. Nach kurzer Pause beginnen wir dann gegen 14:20 Uhr mit dem Abstieg. Auf den Schneefeldern bergab ist es trotz Trekkingstiefeln relativ rutschig und wir kommen nur langsam vorwärts. Die Mountan goats von vorhin haben sich in der kurzen Zeit schon sehr weit nach oben in die Berge verzogen, jetzt sind sie wieder kleine weiße Punkte, die weit oben auf dem Geröllfeld schlafen. Immer wieder hat man auch schöne Ausblicksmöglichkeiten auf den Exit Glacier – die blaue Farbe und die tiefen Gletscherspalten sind schon absolut beeindruckend.



    Vom nächsten Aussichtspunkt geht es nun recht zügig in Serpentinen bergab.



    Immer wieder essen wir einige der am Wegesrand wachsenden Himbeeren, sie sind etwas säuerlicher und fester im Biß als die von zuhause Bekannten. Langsam kommen wir nun wieder in die Zone, in der der Bewuchs etwa Stephans Körpergröße erreicht. Plötzlich hören wir es direkt vor uns im dichten Gestrüpp rechts des Weges rascheln. Wir bleiben sofort stehen und schauen uns um – da sitzt doch tatsächlich direkt vor uns (etwa 3 Meter entfernt) ein großer Schwärzbar oberhalb des Weges im Gestrüpp, bewegt sich nach unten und isst genüßlich Himbeeren. Uns scheint er zum Glück bisher nicht bemerkt zu haben. Wie wir es überall gelesen haben, gehen wir rückwärts und unterhalten uns in normaler Lautstärke, bis wir eine sichere Entfernung zum Bär erreicht haben. Übrigens gar nicht so einfach, auf einem steilen und holprigen Trail rückwärts bergauf zu gehen! Leider befindet sich nun aber zwischen uns und dem Bären eine Kurve, daher können wir nicht genau beobachten, wohin sich der Bär bewegt. Wir geben ihm daher mal 10 Minuten Vorsprung, bevor wir langsam wieder um die Kurve blicken. Diesmal sehen wir den Bären mitten auf dem Weg laufen. Sofort bleiben wir wieder stehen, auch diesmal hört und sieht er uns nicht und verschwindet nach kurzer Zeit linkerhand bergab zwischen den Himbeersträuchern. Wir sind so erschrocken, daß das unser einziger Schnappschuß vom Bär geblieben ist.



    Nun ist er zwar weg vom Trail, aber wir wissen leider nicht, wie weit. Ausserdem sind wir uns nicht sicher, wie der Trail weitergeht. Wenn in kurzer Entfernung eine Kurve kommt, würden wir dem Bären ja auf dem nächsten Serpentinenstück wieder begegnen! Daher warten wir noch eine ganze Zeit ab, bevor wir uns langsam vorwärts bewegen, immer mit nervösem Blick auf die Himbeersträucher am Wegesrand. Bei jedem Knacken bleiben wir erschrocken stehen und hören, wie sich der Bär langsam nach unten bewegt.
    Glücklicherweise führt der Trail jedoch nun noch ein ganzes Stück geradeaus, so daß wir uns vom Bären immer weiter entfernen.


    Nach einiger Zeit erreichen wir nun den ersten Aussichtspunkt auf der Bergkuppe wieder, hier hat man relativ freie Sicht in alle Richtungen. Nun machen wir uns recht zügig an den weiteren Abstieg, bevor der Bär uns evtl. doch wieder einholt. Auch nach Fotografieren ist uns nun nicht mehr so zumute, daher gibt es nun keine Bilder mehr. Das liegt aber auch daran, daß dieses letzte Teilstück hautpsächlich durch Wald und Gestrüpp führt und es kaum noch Aussichtspunkte gibt. Wer nur einen Teil des Harding Icefield Trails gehen möchte, muß daher aus unserer Sicht zumindest die ersten 1 ½ Stunden bergauf gehen, damit es sich lohnt – erst hier hat man dann die schönen Aussichtsstellen.


    Je weiter wir bergab kommen, umso mehr zieht es nun oben in den Bergen zu und wir sind froh, uns rechtzeitig auf den Rückweg gemacht zu haben. Ohne weitere Bärenbegegnung erreichen wir dann wohlbehalten gegen 17 Uhr den Trailhead. Hier tragen wir unsere Rückkehr ein und vermerken, dass wir den Bären auf dem Trail gesehen haben. Da an der Infotafel steht, dass man jede Bärenbegegnung den Parkrangern melden soll, geben wir noch kurz am Visitor Center Bescheid. Obwohl es schon geschlossen hat (17 Uhr ist Schließung), werden wir noch kurz angehört und die Info (sowie die Info, dass noch 4 Personen auf dem Rückweg sind) an die Nachtpatrouille weitergegeben.


    In der Zwischenzeit hat es sich nun eingeregnet und die Berggipfel sind gar nicht mehr sichtbar. Da haben wir ja tagsüber noch mal Glück gehabt, und es war sicher eine gute Entscheidung, den Trail heute (und nicht morgen) zu gehen. Zurück am Campground gibt es vor dem Abendessen erst mal ein „Bär-Bier“. Leider geht es nun langsam auf das Ende unseres Urlaubs zu – übermorgen nachmittag müssen wir schon in Anchorage unser Wohnmobil abgeben. Zum Abendessen gibt es daher die letzten Vorräte: Fertignudeln mit Thunfischsoße. Danach noch die üblichen Abendarbeiten, mal sehen, wie das Wetter morgen noch mitspielt.


    Gefahrene Meilen: 46
    Gelaufene Meilen: 8.8



    Gruss


    Stephan

    • Offizieller Beitrag

    Was für eine Wanderung :EEK:


    Das wäre definitiv nichts für mich.


    Aber super und spannend die Bären-Begegnungen:clab:


    Obwohl mir dabei die Muffe gegangen wäre, wie wir hier sagen.:EEK:
    Aber davon zehrt man seeeehr lange.:!!


    Die Aussichten auf den/die Gletscher sind nicht zu bezahlen.
    Einfach klasse :!!

  • So, nun habe ich die letzten Tage endlich nachgelesen


    Der Fischotter ist ja süß gewesen ;dherz;


    Bei Eurer Schifffahrt zu den Gletschern hattet Ihr ja wirklich Traumwetter erwischt, dann noch das Glück, daß Ihr auch den Northwestern Glacier angesteuert habt und Buckelwale zu sehen bekommen habt :!!


    Puh, in so ein kleines Flugzeug würde ich wohl nicht einsteigen :EEK:


    Die Kanutour hätte mir auch gefallen und dann noch eine Bärenverfolgung =)


    Eigentlich wollte ich jetzt auch wissen, wie das mit den Sitzplätzen im Flugzeug gelöst wurde, aber die Antwort wurde ja schon gegeben


    Und am nächsten Tag dann die Wanderung, wow, da habt Ihr was geleistet :clab: :clab: Aber die Bärenbegegnung hätte mich auch äußerst unruhig gemacht :EEK: :EEK:


    Gruß


    Sandra

  • Super Wanderung - mal sehen, ob ich sie in unsere Tour einbauen kann. Werde mich da wohl dann mal genau bei Dir erkundigen ... :gg: :wink4:


    Upps, auch eine Bären Begegnung aus nächster Nähe - wenn das Martina liest, ist die Tour gestrichen ... ;) :)
    Sie kann halt unser Erlebnis absolut nicht vergessen.


    Toll die Blicke auf die Gletscher - bin richtig begeistert.

  • Was für eine Wanderung :EEK: :clab: :clab: Allein beim Lesen von 1000 Höhenmetern bin ich außer Puste! Aber die Anstrenungen haben sich gelohnt. Eure Bilder vom Exit Glacier und dem Harding Icefield überzeugen.


    Die Bergziegen sind aber niedliche Brummerle =) Vom Körper her fast wie Bärchen, aber natürlich eine andere Schnauze und Beinchen. Die sehen so richtig wuschelig aus =)


    Das Foto mit den tiefhängenden Wolken über dem Eisfeld, das hat was.


    Und das Bär-Bier habt Ihr Euch wirklich verdient.
    Das war bestimmt ein sehr mulmiges Gefühl, dann dort entlang zu laufen und nicht genau zu wissen, wo er ist.


    Und mit dem Wetter habt Ihr auch richtig Glück gehabt, es wurde erst schlechter, als Ihr zurück gewesen seid.

  • Wow, so eine Bären-Begegnung ist ja superspannend, aber sicher auch sehr beunruhigend :EEK:
    Dass ihr überhaupt noch einen Schnappshuß vom Bären gemacht habt, Respekt :!! Da hätte ich sicher gar nicht dran gedacht in dem Moment.


    Die Aussichten von diesem Trail sind wunderschön, diese Gletscher sehen einfach klasse aus :clab: :clab:


    Glück mit dem Wetter hattet ihr auch, so soll das sein :!!

    • Offizieller Beitrag

    Schwein gehabt würde ich sagen.
    Goats habe ich nur einmal im Rocky Mountain NP und in den Needles von SD ganz nah gesehen.

  • Mittwoch, 24.09.2008


    Heute morgen sind wir trotz der anstrengenden Wanderung gestern wieder etwas früher wach. Ab jetzt müssen die letzten Reste aus dem Kühlschrank verbraucht werden: Daher gibt es heute das letzte noch verbliebene Rührei zusammen mit den angebratenen Schinkenresten zum Frühstück. Und natürlich wie üblich unseren Kaffee.


    Anschließend machen wir uns auf zur Fahrt Richtung Seward. Draußen regnet es immer noch in Strömen, die Wolken hängen total tief und der Beginn der schneeüberzuckerten Zone in den Bergen ist heute nacht auch wieder ein ganzes Stück nach unten gerutscht. Gott sei Dank haben wir da gestern den Harding Icefield Trail schon gemacht – heute wäre an diesen Trail nicht im Entferntesten zu denken!


    In Seward wird zuerst noch einmal unser RV vollgetankt, schon an der Tankstelle entsorgen wir den Müll von gestern – denn bei einem „no fee – no service“-Campground gibt’s leider auch keine Mülleimer mehr. Die großen Sachen, die wir nicht mit nach Hause nehmen wollen (wie z.B. Wasserkanister, unseren Billig-Grill, …) entsorgen wir dort im Dump-Container. Nachdem alle notwendigen Arbeiten erledigt sind, machen wir uns auf den Weg zum Alaska Sealife Center, das am südlichen Ende der Stadt direkt am Meer gelegen ist.



    Der Parkplatzgröße nach zu urteilen, ist hier im Sommer einiges mehr los als jetzt. Wir gehen die wenigen Meter bis zum Eingang zu Fuß und sind froh, als wir dort wieder im Trockenen sind. 20 $ Eintritt pro Person ist nun ja auch nicht gerade extrem wenig, aber gemäß unseren Reiseführern und verschiedener Reiseberichte soll sich das ja lohnen. Die Ausstellungen beginnen im ersten Stock. Hier gibt es erst einige Infotafeln über die Ureinwohner hier, deren Bezug zum Meer und zum Sealife, verschiedene geologische Informationen, Aufbau der Fische, Unterscheidung der Arten, Entwicklung in den letzten Jahrzehnten, usw. usw. Alles ist gut erklärt und anschaulich dargestellt.


    Anschließend werden einige – wenige Bewohner – der jeweiligen Uferregionen gezeigt sowie erste Aquarien.



    Danach kommt man in eine große Halle, rechts geht es zu der hands-on-Ausstellung, die aber im Vergleich zu der im Monterey Sea Aquarium relativ klein ist. Nichtsdestotrotz ist sie trotzdem recht nett angelegt, auch ein großer Oktopus wird hier gezeigt.



    Von den Fenstern hat man Ausblick auf die im Freien im Erdgeschoß gelegenen Aufzuchtbecken des Sealife-Centers mit Harbor seals und sea otters. Hier werden in Not geratene Tiere wieder aufgepäppelt und anschließend auf ein Leben in der Wildnis vorbereitet, bevor sie wieder dort ausgesetzt werden.



    In einem kleinen Raum nebenan gibt es noch eine kurze Filmvorführung. Auf der linken Seite sind drei Freiluftbecken, die bis ins Erdgeschoß hinuntergehen. Im ersten sind hauptsächlich Enten und Puffins zu sehen, im Wasserbereich schwimmen dort die „kleineren“ Fische.



    Im zweiten Becken schwimmt ein rießig großer Stellar’s sea lion und im dritten sind mehrere harbor seals aktiv. Die sind auch total süß zu beobachten. In der Inneren des Gebäudes folgt im 1. Stock nun noch eine Ausstellung zu den verschiedenen Lachsarten Alaskas. Nun geht es hinab ins Erdgeschoß. Hier gibt es nun einige kleinere Becken mit speziellen Tierarten wie Tiefseefischen, verschiedenen Alaska-Krabben sowie den hier lebenden Quallen.



    Hier kann man auch von unten einen Blick in die Außenbecken werfen. Nett zu beobachten, wie die Puffins und Enten ins Waser eintauchen, nach Nahrung suchen und dann – so plötzlich wie sie eingetaucht sind – wieder nach oben zum Atmen emporgleiten. Nach gut 2 ½ Stunden sind wir dann schon am Ende der Ausstellung angekommen. Wir schlendern noch kurz durch den – gut gemachten – Souvenirshop, wo ich noch einen Kühlschrankmagneten erstehe.


    Anschließend fahren wir mit dem RV nochmals zum Exit Glacier. Als erstes gibt es Mittagessen – wir haben noch eine Dose Minestrone und eine Dose Mais übrig. Diese werden kurz aufgewärmt und sind zusammen mit dem restlichen Brot unser Mittagessen.


    Anschließend gehen wir ins Visitor Center. Stephan erkundigt sich, warum der Schnee auf den Schneefeldern rund um den Gletscher beim Harding Icefield Trail so rosa gefärbt ist – wie schon von uns vermutet, sind das Algen, die auf dem Schnee wachsen. Ich kaufe mir noch ein dünnes Buch über den Kenai Fjords National Park, das ich mir schon in Seward im Visitor Center angeschaut hatte – und ein Magnet vom Nationalpark muss natürlich auch noch mit nach Hause. Besonders groß ist die Auswahl nicht: es gibt nur ein Motiv mit dem Exit Glacier drauf.


    Da es immer noch regnet, ziehen wir uns jetzt wetterfest an und machen uns dann nochmals auf den Weg zum Exit Glacier. Heute wollen wir die kurzen Trails im Tal laufen (insgesamt ca. 1 Meile), die direkt an den Gletscher führen. Zuerst geht es ein ganzes Stück durch den Wald und immer wieder halten wir jetzt auch hier Ausschau nach Bären zwischen den Sträuchern – aber im Gegensatz zu gestern bleibt es heute ruhig. Wir kommen zuerst an einem Aussichtspunkt ein ganzes Stück vor dem Gletscher vorbei – hier sieht man ihn aber dafür im gesamten. Am Wegesrand stehen nun immer Jahreszahlen, die anzeigen, bis wohin der Gletscher in den jeweiligen Jahren noch reichte.



    Insbesondere zwischen 1957 und 1967 sowie wieder seit 1997 ist dabei ein extremer Rückgang zu beobachten. Anschließend geht es – so wie gestern – etwas steiler bergauf. Da spüre ich das erste Mal meine von gestern schon beanspruchten Muskeln – so richtig wird sich der Muskelkater aber erst heute abend bemerkbar machen. Aber heute geht es ja - im Vergleich zu gestern - nur ganz kurz bergauf. Nach ein paar Minuten sind wir auf Gletscherhöhe angelangt und können von oben einen Blick auf das Ende des Exit-Glacier werfen. Schon beeindruckend diese Eismassen und die blaue Farbe, die immer wieder hervorblitzt. Leider sind die Berge ringsum noch weit mehr in Wolken gehüllt als gestern.



    Nun führt uns der Weg wieder hinab zu Gletscherzunge. Hier sieht man deutlich sowohl die bereits abgebrochenen und jetzt schmelzenden Eisbrocken, als auch die Abbruchkante der nächsten abstürzenden Gletscherstücke, die sich aber noch nicht gelöst haben.



    Es knirscht und knistert umso lauter, je dichter man an den Gletscher herankommt und die Temperatur sinkt merklich. Wir steigen durch einen kleinen Abfluß des Gletschers hindurch und stehen nun direkt unterhalb – hoffentlich gibt er nicht genau in diesem Moment nach! Aber das Ganze ist schon sehr beeindruckend! Langsam müssen wir uns nun auf den Rückweg zum RV machen.



    Gegen 15.30 Uhr machen wir uns auf die Fahrt nach Anchorage, wo wir morgen nachmittag das RV abgeben müssen. Es geht nun auf dem Seward Highway wieder nach Norden. Je höher wir kommen, umso näher rücken die Neuschneefelder an die Straße heran – am dichtesten sind sie am Turnagain Pass.



    Kurz danach kommt auch schon die Abzweigung zum Portage Glacier und nach Whittier – hier sind wir vor ein paar Tagen auf der Kenai Peninsula angekommen. Aber diesmal bleiben wir auf dem Seward Highway und fahren weiter Richtung Anchorage. Schon bald sehen wir das Ende des Turnagain-Arms. Hier musste Cook auf der Suche nach einer Durchfahrt vom Pazifik zum Atlantik am Ende dieses Fjordes wieder aufgeben und wenden - daher der Name „turnagain arm“. Dieser ist auch bekannt für seinen extrem hohen Tidenhub, allerdings haben wir hierfür keine aktuellen Zeiten und können uns daher nicht darauf einstellen.



    Der Verkehr wird nun immer dichter, man merkt, dass wir langsam näher an Anchorage herankommen. Wir halten nochmals am Beluga Point, wo man noch vor nicht allzu langer Zeit relativ häufig Belugawale gesehen hat. Aber diese machen sich wohl seit wenigen Jahren recht rar. Immerhin hat man – soweit dies bei diesem Nebel möglich ist – einen recht schönen Blick auf die umliegenden Berge und den Turnagain Arm. In Anchorage bietet sich das gleiche Wetter, das wir auch beim Verlassen der Stadt vor über 3 Wochen erlebt haben – Regen und Nebel. Irgendwie ist hier alles so schnell, so laut und so hektisch. Wie sagen die Alaskans immer: „Alaska ist von Anchorage aus in jede Richtung 20 Minuten“ – recht haben sie! Was uns vor drei Wochen noch als winzige Provinzstadt in Erinnerung geblieben ist, erscheint uns nach drei Wochen in der Natur nun als riesige, hektische Stadt.


    In der Stadt fahren wir nun als erstes zu einem Walmart und suchen nach einem Gepäckstück, um unsere Campingstühle mit nach Europa zu nehmen. Doch ein Gepäckstück mit über 1,10 m Länge ist leider nicht aufzutreiben. Daher beschließen wir, die beiden Stühle einfach mit genügend Klebeband zu verpacken und so aufzugeben.


    Nun geht es auf die Suche nach einem Campground. Leider hat unser Campground von der ersten Nacht schon seit Anfang Sept. geschlossen, daher müssen wir uns nach einer anderen Alternative umsehen. Den ersten ausgewählten Platz gibt es leider nicht mehr - dort steht jetzt ein „Fred Meyer“-Supermarkt. Da es nun schon nach 19 Uhr ist, haben wir keine große Lust mehr zum Suchen und so muss eben der nächste hier liegende Campground dran glauben – es ist der „Golden Nugget Campground“. Immerhin wird dies der deutlich teuerste Platz unseres Urlaubs mit 45 $ - aber staatliche (und damit hübsche) Plätze gibt es ausser dem bereits geschlossenen Centennial Park leider sowieso hier nicht. Daher nehmen wir nun halt das dritte mal im Urlaub – diesmal eher gezwungener Maßen – einen Fullhookup-Platz. Um dies wenigstens dann zu nutzen, wird erst mal die Heizung angeschaltet und das WoMo hell erleuchtet.


    Zum Abendessen gibt es nun die restlichen zwei Gerichte aus der Tiefkühltruhe – Chicken Nuggets und Chicken Teryiaki. Somit ist nun auch die Tiefkühltruhe leer. Langsam geht uns auf, dass wir eigentlich auch heute nacht noch in Seward hätten bleiben können. Nach dem Exit Glacier schon mal alles im RV etwas zusammen packen und das Womo rausputzen. Anschließend Seafoodessen in Seward und nochmals auf einem netten Campground im Wald irgendwo übernachten. Dann morgen früh nach Anchorgage zurückfahren – das wäre wohl die cleverere Alternative gewesen. So sind wir halt stattdessen für teures Geld auf einem typischen Fullhookup-Platz gelandet mit dem üblichen Großstadtlärm anstatt Vogelgezwitscher und Regentropfen zu hören. Aber das nächste Mal sind wir da auch schlauer!


    Da wir nun Strom haben, werden auch nochmals alle Akkus aufgeladen, nebenher wie üblich die Photos gesichert und vor dem Zubettgehen schreibe ich den Reisebericht, während Stephan schon mal nach Seafood-Restaurants schaut, wo wir morgen abend noch mal schön essen gehen können.


    Gefahrene Meilen: 175
    Übernachtung: Golden Nugget Campground, Anchorage, AK



    Gruss


    Stephan

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