Kurz beratschlagt, was wir heute machen. Ist ja schon spät, alles was wir eventuell ins Auge gefasst hatten, schaffen wir eh nicht mehr. Machen wir halt die Country Hall of Fame. Aber vorher zum Ryman. Karten kaufen.
Zweimal umgefallen, und schon waren wir am Ryman. Also fast.
Das hier ist nicht das Ryman.
Das hier ist es:
Und das ist der Herr Ryman. Genauer gesagt, Herr Thomas Green Ryman, Riverboat Captain and local Businessman.
Das Auditorium ist nach dem benannt, Überraschung, weil der das hat bauen lassen. Und er ließ das bauen, damit ein Herr Samuel Porter Jones dort predigen konnte. Der war nämlich Prediger, der Herr Jones. Erweckungsprediger, um genau zu sein. Also so eine Art Vorläufer der heutigen Evangelikalen, vereinfacht ausgedrückt. Anfangs hieß das Gebäude "The Union Gospel Tabernacle" und nach Rymans Tod benannte man es ihm zu Ehren in "Ryman Auditorium" um. Seit 1943 bis 1974 wurde von dort aus die Grand Old Opry gesendet, die langlebigste Radioshow der amerikanischen Geschichte. Seit 1974 wird die Grand Old Opry aus einem am Stadtrand neu gebauten Konzerthallenkomplex namens Opryland gesendet. Das Ryman war einfach zu klein und veraltet geworden. Aber ab und zu wird immer noch eine Radioshow hier im alten Auditorium produziert. So auch heute Abend. So ein Glück. Da gehen wir natürlich hin.
Also nix wie rein. Karten kaufen.
Die besten Karten waren natürlich schon weg. So ein Pech.
Und was machen wir bis heute Abend? Broadway bei Tag anschauen, ins Visitor Center und dann in die Country Music Hall of Fame. Klingt wie ein guter Plan.
Broadway bei Tag:
"Bier"vorräte werden wieder aufgefüllt.
Tootsie's von außen:
Es wird angebaut. Also aufgebaut:
Dahinter links übrigens das Ryman und dahinter rechts das Batman Building. So nennen die Einheimischen hier das AT&T-Gebäude.
Hier sieht man auch warum:
Dann wie geplant ins Visitor Center. Das ist das große Haus rechts, mit der Antenne drauf.
Da drin gab es den üblichen Krimskrams, T-Shirts und CDs und so. Und überall Bezugnahmen auf die ABC-Serie.
Hauptdarstellerinnen sind Connie Britton, kennt man vielleicht aus Chaos City. Und Hayden Panettiere. Kennt man vielleicht aus Heros. Oder als Verlobte von Wladimir Klitschko.
Aber eigentlich ist das ziemlich irrelevant, wir wollten einfach nur ein wenig Zeit schinden, bis wir so richtig wach wurden an diesem Vormittag. Und wir wollten irgendwo drinnen bleiben, wo nicht so viel Sonne war. Die Serie ist übrigens ganz nett, aber nicht sooo spannend. Hat aber teilweise ganz nette Musik. Wrong Song fand ich jetzt nicht so schlecht.
Na dann gehen wir halt endlich in die Country Music Hall of Fame, da ist es schön dunkel drin.
Neben der Hauptausstellung gab es, wie man hier sieht, eine über Carrie Underwearwood, Bakersfield und Reba. Aha, Reba. Kenn ich nicht, noch nie gehört. Dachte ich. Doch hier irrte ich.
Tickets gibt's hier, wo es schön dunkel ist.
Wir entschieden uns für die volle Dröhnung. Museum mit Audio Guide und Historic RCA Studio B Tour. Immerhin gibt's AAA-Rabatt.
Und er war schön dunkel drinnen:
Aber bevor wir die Hauptausstellung anschauen, geht es nach dem Aufzug erst mal nach links. Da war die temporäre Ausstellung über Reba. Aha. Nie gesehen. Dachte ich.
Reba ist Reba McEntire und kommt aus Oklahoma. Entdeckt wurde sie, als sie bei einer Rodeoveranstaltung die Nationalhymne sang. Gleich darauf wurde sie nach Nashville geschleppt und bekam einen Plattenvertrag.
Inzwischen ist sie eine der ganz großen, die in Amerika fast jeder kennt. Sie hat über 80 Millionen Platten verkauft, ist die Schwiegermutter von Kelly Clarkson und gilt als "Queen of Country". Und, nach den ausgestellten Bildern zu urteilen, hatte sie sich irgendwann zwischen dem Rodeo und heutzutage die Zähne richten lassen.
Also eine Riesenberühmtheit. In den USA. Wir hatten noch nie von ihr gehört. Naja, nicht ganz.
Natürlich kannte ich sie. Links auf dem Filmausschnitt, das ist sie.
Das ist ja mal peinlich, dass ich sie gar nicht erkannt hab.
Immerhin haben wir endlich mal wieder einen Bezug zwischen Reisebericht und Titel desselben hergestellt. War ja auch mal wieder Zeit, seit dem ersten dieser Reihe. Übrigens, ich hab mir dann später ein paar Sachen von Reba angehört. Ein paar fand ich eher langweilig und zu schmalzig, aber ein paar find ich nicht schlecht. Lustigerweise sind die beiden, die ich am besten finde, ursprünglich gar nicht von ihr. Fancy z.B. Ist eigentlich von Bobby Gentry, aber Reba singt das durchaus nicht schlecht. Was ich auch ganz nett finde, ist ihre Version von The Night The Lights Went Out In Georgia. Das ist ursprünglich von Bobby Russell, aber die hat erst niemand gefunden, der das singen wollte. Cher z.B hatte den Song noch abgelehnt. Weil der Süden dabei nicht so gut wegkommt und Cher ihre Fans aus dem Süden nicht verärgern wollte. Später traute sich zuerst Vicky Lawrence und schließlich Reba.
So, jetzt aber weiter. Schauen wir endlich das Museum an. Das, wo es so schön dunkel war.
Nicht ganz unüberraschend ging es chronologisch los.
Die Ursprünge - englische und irische Volksmusik:
Mit afroamerikanischen und Gospel-Einflüssen.
Unter anderem. Das ist inzwischen so ein weites Feld. Das können wir hier beim besten Willen nicht alles abhandeln. Schon Herrn W. zuliebe.
Das Museum find ich nicht schlecht gemacht. Anhand von Country-Größen werden die Entwicklung und die unterschiedlichen Stile und Einflüsse beschrieben. Der Audio Guide ist hier übrigens nicht unempfehlenswert. Normalerweise mag ich das nicht so, wenn mir einer was direkt ins Ohr säuselt oder plärrt, aber in diesem Fall ist das schon interessant gewesen.
Wie man sieht, Country war eigentlich von Anfang an nie eine Sache nur von weißen Männern. Auch wenn das zwischendurch immer wieder von vielen so gesehen oder gar gewünscht wurde und auch noch wird.
Was es allerdings schon anfangs war - eine eher südliche Angelegenheit.
Viele Gitarren gibt's hier.
Und Autos.
Und Elvis goldener Flügel. Ein Geschenk von Priscilla zum ersten Hochzeitstag. Romantisch, was?
Ich hätte auch gern einen goldenen Flügel zum Hochzeitstag gekriegt, den hätte man sicher teuer verkaufen können.
Man geht natürlich mit der Zeit. Computer gibt's auch:
Ein iBook hatte ich auch mal. Mit der Musikkarriere wurde es trotzdem nix.
Bevor man dann in das nächste Stockwerk wechselt, kann man sich ganz viele Schallplatten anschauen. Die haben hier, glaub ich, mehr als so mancher Plattenladen.
Man kriegt die alle gar nicht auf ein Bild. Naja, fotografier ich halt einzelne:
Nach den Schallplatten geht's nach Bakersfield.
Als die Dust-Bowl-Flüchtlinge nach Westen wanderten, nahmen sie ihre Musik mit.
Und entwickelten sie dort weiter. Hochburg des Country im Westen wurde Bakersfield.
Viele der Migranten hatten nämlich in und um Bakersfield Jobs als Öl- und Landarbeiter gefunden.
Einer der ganz Großen des kalifornischen Country wurde Merle Haggard. Er war eigentlich ein Kleinkrimineller, der in San Quentin inhaftiert worden war. Was dort passierte, könnt Ihr Euch denken. Als er dann raus kam, kam er groß raus. So groß, dass er sogar von einem kalifornischen Schauspieler Gouverneur nachträglich vollständig begnadigt wurde.
Nach der Bakersfield-Abteilung kommt man zu moderneren Sachen. Also mehr oder weniger. Dolly Parton Kleid z.B.
OK, das ist moderner:
Oder Taylor Swifts Gitarre. Die kann nämlich nicht nur mit dem Computer.
Was, schon fast halb zwei, jetzt wird es aber Zeit für die Studio-Tour. Also nix wie raus, ab zum Shuttle Bus.
Dort nahm uns schon Sheila, unsere Führungsleiterin, in Empfang. (Sie hieß natürlich nicht Sheila, ich kann mich an den Namen nicht mehr erinnern, aber ich finde, Sheila ist ein guter Name für eine Führungsleiterin.) Sie scheuchte uns gleich in den Shuttlebus und machte uns gleich mit Al, dem Shuttlebusfahrer bekannt. (Er hieß natürlich nicht Al, ich kann mich an den Namen nicht mehr erinnern, aber ich finde, Al ist ein guter Name für einen Shuttlebusfahrer.) Say Hello to Al. Hello Al. Dann ging es los. Die Regeln wurden während der Fahrt erklärt. Das spart Zeit, wir haben nämlich nicht viel davon. Bald kommt die nächste Tour, bis dahin müssen wir durch sein. Regeln: Nicht von der Gruppe entfernen, Fotografieren ja, Blitz und Videoaufnahmen nein.
Während der Fahrt redete Sheila wie ein Wasserfall und in einer atembraubenden Geschwindigkeit. Wir haben ja nicht viel Zeit, da muss man schnell reden. Ich bin dann irgendwann nicht mehr mitgekommen und hab lieber aus dem Fenster geschaut.
Huch, wo bringen die uns denn hin?
Und um was für eine Art von Studio geht es hier denn überhaupt.