8. Juni 2019 - Icy Strait Point
Heute nacht hatte ich ganz schön Rücken. Hoffe mal, die Infiltration läßt nicht jetzt schon nach, das wäre etwas arg früh nach gerade mal eineinhalb Wochen…
Beim Aufstehen um viertel vor sechs ist es ziemlich bedeckt, und besonders viel Landschaft sieht man noch nicht. Während ich noch frühstücke (heute nicht so umfangreich, weil der Rücken mir etwas den Appetit verschlagen hat)...
...legen wir schon an; es dauert aber noch ein Weilchen, bis die Gangway bereit ist. Es gibt sogar Elektroshuttles, die die Fußlahmen ans Ufer bringen. Das schaffe ich aber gerade noch zu Fuß.
Ziemlich alternativlos landet man hier gleich im Adventure Center, einem von mehreren ganz neuen Gebäuden, die die Natives hier für die Kreuzfahrttouristen hingestellt haben. Das Dock gibt’s auch noch nicht lange, das wurde ebenfalls extra für größere Kreuzfahrtschiffe gebaut. So läßt sich halt die Wirtschaft auch ganz gut ankurbeln. Irgendwie wirkt aber alles ein bißchen steril…
Nach einem Blick in den Gift Shop gucke ich, was es hier an Touren gibt. Um halb neun findet eine Bear Search Tour am Spasski River statt, das hört sich interessant an. Für gut 106$ kaufe ich ein Ticket, schaue mich aber erst noch ein wenig in der Umgebung um, weil bis dahin noch etwas Zeit ist. Im Wald nebenan gibt’s neben einer Menge Devil’s Club und Skunk Cabbage einen Klettergarten, der irgendwie auch nicht hierher paßt.
Vom angrenzenden „Strand“ aus hat man immerhin einen schönen Blick auf das Schiff.
Und auf einen niedlichen Einheimischen stoße ich auch noch.
Um viertel nach acht bin ich, den Instruktionen folgend, wieder im Adventure Center und warte an Tor 2 auf den Beginn der Tour. Hm, ob da wohl der Zonk lauert? Jedenfalls ist hier alles perfekt durchorganisiert; trotzdem muß ich mit den anderen Teilnehmern noch eine gute Viertelstunde warten, bis es endlich losgeht. Der kurze Spaziergang zum Bus zählt wohl zeitlich auch schon zur Tour… Mit dem Bus geht’s dann erstmal durch die Metropole Hoonah (könnte eine Partnerstadt von Hanksville sein), deren größte Attraktion wohl die Pfosten im Wasser sind, auf denen des öfteren mal Adler sitzen.
Das erste „Wildlife“, das gesichtet wird (abgesehen von einer nervigen Schnepfe aus Pasadena), ist eine Katze, die über die Straße läuft. Dann sichtet der weibliche Guide namens Amy noch ein Reh, das aber außer ihr keiner sieht… Über holprige Logging Roads geht’s ins Spasski River Valley, wo uns bereits die bewaffneten Guides namens Michael und George (der Einfachheit halber von mir nur George Michael genannt) erwarten.
Die beiden begleiten uns einen Weg mit diversen Holztreppen runter (wo wir angeblich frischen Bear Poop sehen dürfen) und auf einem Boardwalk durch ein Muskeg, ein arktisches Moorgebiet, wo immerhin ein paar hübsche Blümchen wachsen…
…zu drei Aussichtsplattformen über dem Fluß, von denen aus man theoretisch Bären beobachten könnte, wenn denn welche da wären. Jeweils ca. 15 Minuten stehen wir uns dort die Beine in den Bauch, aber wir sehen weder Bären noch irgendein anderes spektakuläres Tier, nur von weitem einen Adler, der im Fluß badet, und einen Vogel namens Yellow Legs.
Laut den Guides lassen sich wohl deshalb keine Bären sehen, weil es noch keine Lachse im Fluß gibt. Na super. Das hätten die aber auch vorher wissen können. Außerdem würde ich mich, wenn ich ein Bär wäre, auch von so einer größeren Gruppe fernhalten, in der einige Leute (darunter die Schnepfe aus Pasadena) es keine einzige Minute schaffen, mal die Fresse zu halten. Tja, die 106$ hätte ich mir echt sparen können!
Nach der ebenso holprigen und ereignislosen Rückfahrt werden wir in der Nähe der ehemaligen Cannery ausgeladen, wo ich mich erstmal ein wenig außen umsehe.
Schön ruhig ist es hier - abgesehen vom Quietschen der Leute, die mit der Zipline den Berg runterkommen. Hätte man auch buchen können - für knapp 150$.
Da bummle ich lieber ein bißchen am Strand herum, wo es immerhin einen Adler auf seinem Pfosten und einiges an Meeresgetier (sogar eine Seegurke und winzige rote Spinnchen) zu sehen gibt. Das ist spannender als die gesamte „Bären“-Tour.
Nachdem ich mich noch bei und in der Cannery umgesehen...
...und im Gift Shop ein paar Gifts gekauft habe, spaziere ich am Wasser entlang zurück Richtung Schiff. Auf dem Weg begegne ich mal wieder Mexican Drug Lord und Frau; die waren einfach mit dem Shuttle in Hoonah und haben da ein Adlernest mit zwei Jungen gesehen. Hätte ich vielleicht auch machen sollen.
Gegen halb eins bin ich wieder auf dem Schiff und lade schnell mein Zeug ab. Dann hole ich mir im Lido Market wieder was zu futtern, solange es noch was gibt: thailändische Shrimpssuppe (arg spicy), etwas Lachs, Brot und Käse und als Nachtisch ein Stück Cheesecake und ein Erdbeer-Kiwi-Törtchen (ein bißchen Obst schadet nie ).
Punkt zwei legen wir wieder ab, und ich verbringe einen gemütlichen Nachmittag hauptsächlich in der Kabine, denn sooo viel gibt’s momentan nicht zu sehen. Außerdem zickt mein Rücken schon wieder ganz schön rum. Ging zwar noch einigermaßen mit dem Stehen und Laufen, aber vor ein, zwei Tagen war’s noch deutlich besser.
Im Fernsehen entdecke ich einen Film namens „Alaska“, der anscheinend in Dauerschleife läuft. Habe ich vor Jahren schon mal gesehen, kann mich aber kaum noch daran erinnern. Ist jedenfalls sehr interessant, denn bisher wußte ich z.B. nicht, daß Eisbären auch auf Gletschern leben. Vielleicht kriege ich dann ja doch noch einen zu sehen. Pinguine sind leider keine dabei, dabei war eine (blonde!) Kollegin doch so überzeugt, daß es die da auch gibt…
Nach draußen schaue ich auch noch, aber das Wetter bleibt eher trüb.
Als Abendessen gibt’s heute lediglich ein Crab Meat Sandwich, das ich mir zwischendurch geholt habe. Der Sonnenuntergang fällt bei diesen Wetterverhältnissen zweifellos auch aus, so daß ich heute endlich mal Gelegenheit kriege, etwas früher ins Bett zu gehen.