24.9.2019 - Montreal-Vancouver
Heute begrüßt mich deutlich besseres Wetter und sogar ein kleiner Regenbogen.
Bis ich in die Gänge komme, verschwindet dieser zwar mitsamt der Sonne recht schnell wieder, aber es sieht immer noch besser aus als gestern.
Nach dem selbstgemachten Frühstück packe ich meine Siebensachen und lasse die an der Rezeption aufbewahren, nachdem ich ausgecheckt habe.
Dann mache ich mich bei etwas angenehmeren Temperaturen (ca. 15°) an das Erklimmen der höchsten Erhebung hier in Montreal, des 233 Meter hohen Mont Royal. Steigeisen und Sauerstoffgerät braucht man hier glücklicherweise nicht, aber da es stetig bergauf geht, komme ich schon ein bißchen ins Schnaufen.
Die Rue Peel ist eine einzige Baustelle, aber die hübschen alten Häuser, die teilweise zur McGill University gehören, kann man trotzdem bewundern. Manchmal ist das aber auch nur Fassade...
Weil der Rücken ganz gut mitspielt und ich jede Menge Zeit habe, entscheide ich mich für den längeren, gemütlicheren Weg über die Serpentinen anstelle der nicht ganz unanstrengenden Treppe, auf der man eh fast ständig irgendwelchen Kampfjoggern ausweichen muß. Auch hier halten sich die Herbstfarben in Grenzen, nur auf dem Boden liegt schon einiges. Vermutlich war es auch hier einfach zu trocken.
Am Beaver Lake vorbei, wo im Winter heftig gerodelt wird...
...und wo einiges an Kunst herumsteht, darunter die häßliche Schwester der Venus von Willendorf...
...geht es zum Châlet und zum Kondiaronk Lookout, das eine fantastische Sicht auf die Stadt bietet. Ist gar nicht schlimm, daß das Wetter nicht perfekt mitspielt, denn mit den rot gefärbten Essigbäumen und dem dynamischen Himmel sieht das Ganze gar nicht übel aus.
Nachdem ich auf einer Bank ein Weilchen die Aussicht bewundert und die zahlreichen Leute beobachtet habe, mache ich mich auf den Rückweg. Diesmal nehme ich dann doch die Treppe, da ist man ruckzuck wieder unten, auch wenn das ganz schön in die Oberschenkel geht.
Schnurstracks geht‘s zum Square Dorchester (heute ohne Blondhörnchen) und dort in das Centre Infotouriste, wo man die Tickets für den Bus zum Flughafen kaufen kann. Nach einem Automaten suche ich hier allerdings vergeblich. Als ich an einem der Schalter frage, stellt sich heraus, daß es tatsächlich keinen Automaten gibt und man die Tickets am Schalter kaufen muß. Allerdings muß ich doch tatsächlich erst noch eine Nummer ziehen, obwohl hier im Moment rein gar nichts los ist. Erst mit der Nummer werde ich dann bedient. Oh Mann, und da denkt man, Deutschland wäre ein bürokratischer Alptraum!
Mit dem Ticket laufe ich dann zurück zum Hotel, hole mein Gepäck ab und setze mich noch ein bißchen in die Lobby (guter Zeitpunkt, um mein Tagebuch zu aktualisieren), denn um zum Flughafen zu fahren, ist es noch ein bißchen zu früh. Schließlich darf ich ja nicht in die Lounge...
Gegen viertel nach zwei Uhr laufe ich dann zur nächsten Haltestelle und warte auf den Bus. Theoretisch sollte jeweils um 14:36, 14:50 und 14:56 Uhr einer kommen, aber ich muß tatsächlich bis 15 Uhr warten, bis einer dahergezuckelt kommt. Bloß gut, daß ich immer so früh dran bin! Wegen der blöden Baustellen gibt‘s dann auch noch überall Stau, so daß sich die Fahrt zum Flughafen auch ganz schön zieht. Bloß gut, daß ich immer so früh dran bin! Anschließend darf ich dann noch durch den halben Flughafen latschen, um mein Gepäck loszuwerden. Bloß gut... Na, ihr wißt schon.
Bei der Security muß mein Handgepäck zur Sonderinspektion. Der „Übeltäter“ ist mein Reisewecker, der wohl irgendwie suspekt aussah. „Mystery solved“ meint der nette Kontrolleur, als er ihn sieht.
Mit etwas Plaudern im Forum und People Watching vertreibe ich mir die Zeit bis zum Boarding, das ewig auf sich warten läßt. So richtig pünktlich kommen wir dann natürlich auch nicht weg - angeblich wegen einer „Catering issue“.
Die Premium Economy von Air Canada ist nicht übel; der Flieger ist sehr modern und der Sitz ziemlich bequem. Leider habe ich aber mit meinen Mitpassagieren wieder mal das große Los gezogen. Um mich rum sitzt eine dreiköpfige deutsche Familie mit einem Kind der Sorte „darf alles“.
Die Verpflegung ist auch nicht das Wahre. Zwar wird gefragt, ob man Chicken oder Gemüselasagne will, aber als ich dann die Gemüselasagne verlange, wird mir gesagt, die wäre alle. Hä??? Ich sitze in der zweiten Reihe - wieviele von denen haben sie denn mit an Bord genommen, zwei??? Und warum fragen sie überhaupt??? Hätte ich das geahnt, hätte ich doch was Vegetarisches bestellt. Allerdings waren die vegetarian meals, die ich in den letzten Jahren hatte, meistens unter aller Sau, so daß ich lieber auf mein special meal verzichtet habe - schließlich gibt‘s ja im Normalfall eh immer Chicken or Pasta. Als ich mich schon seelisch darauf einstelle, um das Hühnchen herumzuessen, kommt die Flugbegleiterin daher und sagt mir, sie hätte doch noch eine Lasagne gefunden. Ich frage lieber nicht nach, wo... Bis die aufgewärmt ist, dauert‘s auch nochmal eine Viertelstunde... Die Zeit vertreibe ich mir mit zwei Folgen von „Game of Thrones“ - die hätten zwar die komplette achte Staffel im Angebot, aber so lange dauert der Flug ja nicht. Danach mache ich noch ein paar Trivia-Spiele und knacke mehrmals den High Score, aber leider finde ich nicht heraus, wo ich mir die Millionen abholen kann.
Nach etwa fünf Stunden (das Darfalleskind ist glücklicherweise inzwischen auch eingeschlafen) landen wir etwas holprig in Vancouver. Draußen bin ich schnell, und mein Gepäck kommt dank Priority-Anhänger (finde ich klasse, daß es den in der Premium Eco hier auch gibt - bei der LH ja nicht) sehr flott.
Wie alle anderen Autovermietungen ist Alamo hier direkt im Flughafengebäude untergebracht, so daß ich relativ schnell mein Auto abholen kann (abgesehen von den üblichen Aufschwatzversuchen). Ich bekomme einen silbernen Mitsubishi Outlander, der sich recht angenehm fährt.
Begleitet von ein paar Regentropfen fahre ich durch das nächtliche Vancouver und über die Lions Gate Bridge, die mir auf dieser Reise noch mehrmals „begegnen“ wird. In North Vancouver habe ich das SureStay by Best Western gebucht (mit Punkten), das ich auch auf Anhieb finde. Vancouver selber war leider unerschwinglich, aber ich habe eh in der Gegend ein paar Ziele, so daß das recht gut paßt. Und in Vancouver (wo man locker doppelt so viel bezahlt) ist man - wenn man nicht gerade in den Rush Hour Traffic gerät - auch total schnell.
An der Rezeption muß ich erstmal warten, bis das asiatische Pärchen vor mir, das anscheinend zum ersten Mal überhaupt verreist, von der Eincheckdame eine komplette touristische Beratung bekommen hat. Dann darf ich auch mein Zimmer beziehen. Für den günstigen Preis kann man natürlich keinen Luxus erwarten, und das Zimmer müffelt auch ziemlich und ist relativ abgewohnt, aber sauber. Es gäbe sogar eine Mikrowelle, aber die bleibt zumindest heute noch kalt.
Nachdem ich das Nötigste ausgepackt habe und schnell unter die Dusche gehüpft bin, melde ich mich noch im Forum und aktualisiere mein Tagebuch. Bis ich ins Bett komme, ist es fast Mitternacht. Wäre ich jetzt zuhause, wäre ich schon seit eineinhalb Stunden im Büro...