30.Mai 2015 Caerphilly Castle
Vom Castell Coch fahren die die kleine Straße weiter durch den Wald und kommen am Parkplatz für den Caerphilly Mountain (271 m) und dem Twyn Carwa vorbei. Würde sicherlich bei dem Wetter Spaß machen, aber wir haben keine Zeit. Die alten Steine rufen, wir hören sie schon. Im Ort Caerphilly können wir schon mal ein Blick auf das Objekt der Begierde werfen, die Straße führt direkt am See entlang. Auf einem gebührenpflichtigen Parkplatz visa vie der Burg finden wir einen hübschen Eckplatz. Das war der einfache Teil. Hach wie lieb ich Pay&Display Parkplätze. Er ist ja nicht teuer, aber der Automat wechselt nicht und rechnet auch nicht die Parkzeit entsprechend den eingeworfenen Münzen aus. Uns fehlen 20 Pence, ergo hätten wir gleich weniger einwerfen können. Während ich mit Gott und der Welt nun hadere, sehe ich einen Typen in Warnweste, das könnte die Parkplatzpolitesse sein. So ist es. Ich schildere ihm mein Malheur. Im Gegensatz zum Automaten beherrscht er den Dreisatz und ändert die Parkdauer mit Kugelschreiber und Unterschrift. Das Leben kann so einfach und schön sein.
Wir hocken uns nun erst einmal auf eine Mauer, machen Brotzeit, schauen auf die Burg vor uns und den Luxus der öffentliche Toilette hinter uns, sowie der Bäckerei neben uns.
Caerphilly aerial [OGL (https://www.nationalarchives.g…rnment-licence/version/1/)], by Cadw, from Wikimedia Commons
Die Burg hat mal nicht den Ursprung in einer normannischen Motte mit Holzzaun drum herum. Inspiriert durch Kenilworth Castle, an dessen Belagerung Gilbert de Clare 1266 teilnahm, wählte er diesen Ort zum Bau einer Burg, nachdem de Clare den Süden des Senghenydd besetzt hatte. Llywelyn ap Gruffydd legte dagegen Einspruch beim englischen König Henry III. ein, der verwies die Klage 1268 an das königliche Gericht und de Clare begann seine Burg zu bauen. Mit 1,2 ha ist sie nach Windsor Castle die zweitgrößte Burg in England, mit den künstlich angelegten Wasserflächen erstreckt sie sich über 12 ha. Wie in Kenilworth wurden zwei Bäche aufgestaut und der Erddamm mit Steinen verkleidet, auf dem nördlichen Teil steht zudem noch eine Mauer. Siehe die Bilder oben. Sie war die erste Burg, die mit zwei konzentrischen Ringmauern umgeben ist. Da de Clare den Schiedsspruch des Gerichts nicht anerkannte, sollte das Parlament entscheiden doch die Situation spitze sich zu und Llywelyn schickte ein Heer und zerstörte die im Bau befindliche Burg. Der König wollte jedoch den Konflikt weiterhin auf dem Verhandlungsweg lösen. Derweil baute de Clare 1271 geschwind die Burg wieder auf, so rasch, das sie diesmal dem Angriff von Llywelyn widerstand. Es begann die Belagerung, begleitet von Verhandlungen, und der König stellte die Burg unter königliche Kontrolle. Ein Waffenstillstand wurde geschlossen und die Burg an die königlichen Unterhändler übergeben, den Bischöfen von Coventry und Worchester, da Henry III. Sohn sich auf Kreuzzug in Palästina befand. De Clare scharrte sich nicht darum, überrumpelte 1272 nach dem Abzug der Waliser die Soldaten der Bischöfe und die Burg war wieder seine. Henry III. starb und da sein Sohn und Thronfolger sich noch in Palästina aufhielt, übernahm de Clare mit zwei weiteren Adeligen die Regentschaft in England, verwickelte Llywelyn in kleinere Scharmützel in Mittelwales und baute die Burg in Ruhe bis 1280 zu Ende.
Während der folgenden Eroberung Wales durch Edward I. (1277-1282) spielte Caerphilly keine Rolle. Dafür dann wieder im Despenser War, wo sich Waliser und Marcher Lords gegen den Despoten in Gestalt von de Clares Schwiegersohn auflehnten. So prügelte man sich die nächsten Jahrzehnte bis schließlich die letzte Despencer Tochter Isabel Richard de Beauchamp, 13. Earl of Warwick heiratete.
Während der Rosenkriege spielte die Burg keine Rolle und während des englischen Bürgerkriegs wurde die Burg nicht besetzt. Nach dem Ende des Bürgerkriegs wurde sie durch Sprengung der Ecktürme geschleift und die Dämme teils zerstört um den See trocken zu legen.
Erst der 3. Marquess of Bute lies erste Sicherungsmaßnahmen ergreifen, baute sie aber im Gegensatz zum Castell Coch und Cardiff nicht im historisierenden Stil wieder auf. Seine Sohn der 4. Earl baute dann die zerstörten Ecktürme und das Torhaus wieder auf und dessen Sohn, der 5. Earl übergab die Burg dann 1950 dem Saat, der wiederum in den 1950er die Seen wieder anlegen lies und last but not least wandern wir nun einmal um den Ort des mittelalterlichen Hauen und Stechens drum herum.
South Gatehouse
der Damm mit Belagerungsmaschinen
West Gatehouse mit Brücke zur Insel
Ganz ungefährlich ist das Entlanglaufen am Wassergrabensee allerdings immer noch nicht, man muss auf gefährliche Raubvögel und ihren Hinterlassenschafften achten, um nicht in die letzteren zu fallen.
Ok, ganz einmal drum herum ist zu weit, daher latschen wir den ganzen Weg wieder zurück, denn in die Burg wollen wir ja auch noch. Wir bezahlen unseren Eintritt von £7,95 pro Person, und bekommen den Hinweis, das die Große Halle wegen einer Hochzeit nicht zugänglich ist.
der Damm von der Kernburg aus
im Torhaus
das westl. Torhaus zur Insel
westl. Torhaus
Schlecht zu Knipsen, die innere Gänge, die sind allerdings urig.
Done again, nach gut etwas mehr als zwei Stunden waren wir durch und, logisch, nach dem obligatorischem Castleis fahren wir weiter zu unserem Hotel, dem Maes Manor Country House, wo wir gegen 17 Uhr aufschlagen. Ich hätte gerne ein Zimmer mit Blickrichtung Süden und der Wunsch wird uns erfüllt. Bemerkenswert, es ist warm und sonnig, aber die alten Heizköper bullern, als gäbe es kein Morgen mehr. Und weil das dadurch im Inneren kuschelig heiß wird, sind die Fenster in den Fluren alle weit geöffnet.Walisische Nachhaltigkeit.
Und morgen wird es dann eine Herausforderung sein, passend zu Wolkenlücken vor Ort zu sein.
Schaun wir mal.
Maes Manor Country House
Maesrudded Lane | NP12 0AG Newport | Gwent | £70 inkl. Frühstück