Wer in der Nähe des White Sands National Monuments (NM) unterwegs ist und Zeit für einen weiteren Ausflug hat, könnte beim Oliver Lee Memorial State Park fündig werden. Der Park liegt etwa 16 Meilen südöstlich von Alamogordo. Um von White Sands zum Oliver Lee Park zu kommen, muss man über Alamogordo fahren.
Ich haben den Park zwei Mal besucht: 1994 nur zum Übernachten auf dem Campingplatz. 2016 zum Wandern (leider hatte ich zu wenig Zeit eingeplant).
Nun zum Park selbst:
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es zu wiederholten kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den im Tularosa Basin ansässigen Mescalero-Apachen (das ist der legendäre Winnetou-Stamm!) auf der einen und weißen Siedlern und der United States Army auf der anderen Seite. In dieser Zeit erschütterten die Apachenkriege große Teile des Südwestens der USA (Apache Wars, 1849-1886). Wie diese letztendlich ausgingen, ist bekannt, aber die Apachen verteidigten ihr Land buchstäblich bis zum letzten Blutstropfen und waren äußerst zähe Gegner, was Stoff für jede Menge Wildwestromantik in Literatur und Film bot.
Ein Schauplatz der Kämpfe waren die Sacramento Mountains, wobei der Dog Canyon im heutigen Oliver Lee Memorial State Park bzw. dem benachbarten Lincoln National Forest ein wichtiges Rückzugsgebiet für die Indianer war.
Im Jahr 1885 errichtete der Zimmermann Francois ("Frenchy") Jean Rochas die erste dauerhafte Niederlassung am Anfang des Dog Canyons. Die Überreste seines homesteads können besichtigt werden (Frenchy`s Cabin).
"Frenchy" starb am 26. Dezember 1894 durch eine Kugel, wobei die genaueren Umstände seines Todes nie geklärt wurden. Dass es sich um einen Selbstmord handelt, wie auch angenommen wurde, erscheint unwahrscheinlich, nachdem ein nicht abgeschickter Brief gefunden wurde, in dem Rochas Pläne für die Zukunft beschrieb. Entweder ging sein Tod auf das Konto der Apachen oder es waren gewöhnliche Banditen am Werk.
Erst im Jahr 1893 kommt der Name Oliver Milton Lee ins Spiel. Der Namensgeber des heutigen State Parks gründete südlich vom Dog Canyon eine Ranch und etablierte ein Bewässerungssystem, wobei das Wasser aus dem Dog Canyon Creek zu seiner Ranch umgeleitet wurde. Später ging Lee in die Politik und machte seinen Einfluss zum Wohle der Region geltend - u.a. sorgte er dafür, dass Alamogordo im Jahr 1898 an das Eisenbahnnetz angeschlossen wurde.
Hauptsehenswürdigkeit im Park ist der Dog Canyon Trail.
Dieses ist allerdings kein gemütlicher Sonntagnachmittagsspazierweg, den man mal eben so macht, sondern ein knallharter 10,4 Meilen langer (round-trip) Wanderweg mit fast 1000 m Höhenunterschied durch stellenweise holpriges Gelände, das vernünftige Wanderschuhe erfordert und weitgehend schattenlos ist. Vor allem der finale Anstieg (ab der Line Cabin) ist ziemlich heftig. Der Dog Canyon Trail ist eine Tagestour! Allerdings muss man nicht den ganzen Weg machen. Es gibt mehrere Umkehrpunkte: nach 0,6 Meilen kommt man zu einem Felsvorsprung ("First Bench"), von dem aus man schon einen guten Blick über das Tularosa Valley hat. Der Weg windet sich anschließend immer weiter den Dog Canyon hinauf mit tollen views.
First Bench:
Weiterer Trail-Verlauf:
Nach insgesamt 2,5 Meilen hat man die "Second Bench" erreicht - eine schattige Hochebene, wo es einen kleinen Kakteengarten gibt (Jolla Cactus Garden).
Noch weitere 0,4 Meilen den Canyon hinauf kommt die Line Cabin, eine stark verfallene Steinhütte am Dog Canyon Creek.
Bis hierher bin ich mangels Wasser (und Zeit) gekommen. Danach kommt der Anstieg zu einem Felsüberhang ("The Eyebrow"): über 300 Meter müssen auf einer Distanz von knapp einer Meile überwunden werden. Kurz darauf verlässt der Weg den Dog Canyon und endet am High Point Vista, einem fantastischen Aussichtspunkt auf das ausgedehnte Tularosa Basin.
Nicht annähernd mit dem Dog Canyon Trail zu vergleichen (sowohl hinsichtlich Anforderung als auch Schönheit) ist der Riparian Nature Trail, der gleich hinter dem Visitor Center beginnt. Merkwürdigerweise ist die zweite Hälfte des Wegs unmaintained. Man sollte sich also nicht wundern, dass man durch ein holpriges ausgetrocknetes Flussbett zurückstolpern muss.