Jubiläum: Zinnis zehnte Grönlandreise zu einem ganz speziellen Ort

  • Vor der Reise


    Während des Anschauen des Films "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" an Bord eines langen Lufthansafluges hätte ich mir nie erträumen lassen dass ich Jahre später so oft dort hinreiste. Am Anfang stand die Neugierde auf ein fremdes Ziel, doch mit jeder Reise wuchsen die Begeisterung und die Hingabe zu dem Land. Klar war mir dass die zehnte Reise was spezielles sein sollte, und da fiel mir auf Anhieb die Insel Uummannaq ein mit dem robenherzförmigen Berg, wenn es einen mystischen Ort in Grönland gibt dann diesen. Ich war bereits schon einmal dort, aber nur im Rahmen einer Kreuzfahrt und viel zu kurz. Bereits damals hatte ich mir vorgenommen noch einmal wiederzukehren und dieses Jahr war es soweit.


    Ganz einfach ist es nicht vor Deutschland aus dort hinzukommen, die lokale Reederei hat ihre Linienschiffe eingestellt und es sind fünf Flüge von Deutschland aus in einer Richtung nötig um dort anzukommen. Der Aufwand sollte es aber wert sein zumal grönländische Inlandsflüge das schönste Unterhaltungsprogramm aller Airlines haben, einfach aus dem Fenster schauen.


    Kopenhagen


    Wie so oft war wieder eine Übernachtung in Kopenhagen nötig um den morgendlichen Air Greenland Flug zu erreichen. Ich wählte das "Radisson Blu Scandinavia Hotel" das zwischen dem Flughafen und der Innenstadt liegt (die Anreise per Bus ist ätzend, lieber ein Taxi nehmen). In die Innenstadt zu gehen hatte ich keine Lust, ich sah mir lieber den skurrilen Ort "Freistadt Christiania" an. Ehemalige Kasernen wurden 1971 von Obdachlosen eingenommen, der Geist entwickelte sich aber schnell in Richtung Hippie, Hausbesetzung, Kollektivismus und Anarchismus.


    Es gab Räumungen und Unruhen, im Moment herrscht eine relative Ruhe. Obwohl ich die Grundvoraussetzungen nicht erfülle (bin zu alt, habe keine Tattoos, nehme keine Drogen und kleide mich vernünftig) wurde ich in Ruhe gelassen, auch weil ich keine Fotos machte (kein Wunder, wer will schon auf ein Bild wenn man gerade Drogen kauft). Es steht überall angeschrieben dass Fotografieren verboten ist, Nichteinhalten ist auf eigene Gefahr und nur sehr eingeschränkt zu Empfehlen.


    Lang hielt ich mich dort nicht auf denn der Hauptgrund war der Besuch des Restaurants "Spiseloppen", laut meinem Reiseführer ein Spitzenrestaurant inmitten des rechtsfreien Raums. Die Location ist cool und scheint auch ein angesagter Treffpunkt zu sein (es war fast voll). Von den Speisen war ich etwas enttäuscht, mein Essen (geräucherter Schwertfisch und eine Fischroulade) hatte mit feiner Küche nichts zu tun.


    Bevor es ins Hotel zurück ging schaute ich mir noch die grönländische Community des Freistaates an, die Fahne könnte mal gewaschen werden und die Anwesenden sind eher die Verlierer dieses Staates, das was ein deprimierter Anblick für mich. Interessant war der Besuch von Christiana, aber wiederkommen werde ich wohl nicht mehr.


    Kangerlussuaq & Ilulissat


    Am nächsten Morgen ging mein vierstündiger Flug zum Drehkreuz der Air Greenland, Kangerlussuaq. Ich STß wie gewohnt am Fenster, aber so richtig konnte ich den Ausblick nicht genießen, mein Nachbar hatte stolze 130 kg. Angenehm ist was anders, dafür kann Air Greenland aber nichts und tauschen konnte ich nicht weil der Flug fast voll war.



    Nach der Landung hatte ich viel Zeit für den Weiterflug nach Ilulissat, zu der geplanten Wartezeit ist noch eine Verspätung hinzugekommen. Diese nutze ich mit dem Besuch des Museums dass die Zeiten der amerikanischen Air Force Basis vor Ort dokumentiert. Recht interessant wenn man nicht weiß was man machen soll, mehr aber auch nicht.



    Das war aber alles schnell vergessen als ich nach dem kurzen Flug mit toller Aussicht in Ilulissat ankam.



    Das Wetter war eine Freude (wie während der ganzen Reise) und die Eisberge strahlen im Licht einer schöner als der andere (Ilulissat ist der grönländische Name für Eisberg, wahrscheinlich kann man nirgendwo auf der Welt einfacher diese anschauen). Das Wandern war nicht immer einfach wegen dem Schnee und ich war länger unterwegs als erwartet, dafür hatten die Mücken noch Winterschlaf und nervten nicht.
















    Den Abend verbrachte ich in einem der Toprestaurants von Grönland, was ich dort erlebte ist hier nachzulesen (Restaurant ULO).



    Uummannaq


    Nun ging es aber endlich zum eigentlichen Ziel der Reise, die Insel Uummannaq. Zuvor war ein kurzer Flug zum kleinen Ort Qaarsut nötig, da es auf der Insel keinen geeigneten Platz für einen Flughafen gibt. Während des Fluges konnte ich bereits einen sehr schönen Blick auf meine ausgewählte Destination werfen.





    Nach einer kurzen Wartezeit ging es mit einem zehnminütigen Hubschrauberflug nach Uummannaq weiter, ein Erlebnis das leider viel zu kurz war.



    Nach der Einstellung der Linienschiffe nach Uummannaq befürchteten die Mitarbeiter bei meinem ersten Besuch dass das Hotel vielleicht geschlossen wird was später auch eingetroffen war. Im Moment können nur einfache Zimmer im örtlichen Café oder in der Sporthalle gebucht werden oder alternativ auch ganze Häuser. Mir hatte ein Anwesen mitten in der Stadt mit einer Terrasse und toller Aussicht angetan dass ich sehr unkompliziert buchen konnte (die Antwort des Vermieters in der Mail war lediglich "ok" auf meiner Frage ob ich das Haus buchen kann). Mein Heim war liebevoll eingerichtet mit allem was man braucht, nur an die fehlende Spülung konnte ich mich nicht ganz gewöhnen.





    Vom ersten Moment an hat mir die Stadt gefallen mit ihren bunten Häusern und dem majestätischen und dominierenden Berg im Hintergrund. Das Szenario hat was und der Ort ist vielleicht der Schönste im ganzen Land ohne jetzt alle zu kennen. Bonuspunkte gibt es noch für die vielen Blicke auf die tollen Eisberge.




































    Größere Wanderungen kann man nicht unternehmen, ohne Bergsteigerkenntnisse sind schnell die Grenzen des machbaren erreicht zumal während meiner Zeit noch Schnee lag der die Situation nicht besser machte. Trotzdem ließ ich mir es nicht nehmen eine Wanderung zum Haus des Weihnachtsmanns zu unternehmen (wurde von einem dänischen Fernsehsender für eine weihnachtliche Fernsehserie gebaut), leider war er nicht zu Hause.



    Kulinarisch gab es erwartungsgemäß keine Highlights, zwei Cafés bieten akzeptable Fast Food Gerichte an. Anscheinend sah ich trotzdem etwas Mitleid erweckend aus, denn meine Vermieterin lud mich zu (guten) Heilbutt- Frikadellen ein damit ich mal was Anständiges zum Essen hatte. Ansonsten gab es natürlich auch noch Supermärkte und Bäckereien, Hunger haben braucht man nicht.


    Eine unangenehme Situation hatte ich im örtlichen Pub. Ich unterhielt mich mit einer Fischerin über Heilbutt-Fangmethoden als ein Idiot auf uns zukam, mich übelst (nicht jugendfrei) beschimpfte und mir einen gewissen Finger zeigt. Ich hatte den Kerl vorher noch nie registriert geschweige denn mich mit ihm unterhalten. Ich habe keine Ahnung was der von mir wollte, und da die Bedienung nur zugeschaut hatte ohne einzugreifen zog ich einen Rückzug vor um die Angelegenheit nicht eskalieren zu lassen. Verdorben habe ich mir den Aufenthalt dadurch nicht, Deppen gibt es auf der ganzen Welt.


    Qaarsut, Ilulissat & die Heimreise


    Die geplanten vier Tage auf der Insel gingen schnell vorbei und die Rückreise stand an, zuerst wieder mit einem Hubschrauberflug nach Qaarsut.







    Dort hatte ich einen längeren Aufenthalt der reichte um mir den Ort kurz anzuschauen. Ein freundlicher Airport-Mitarbeiter nahm mich mit in die kleine Siedlung die sehr urig und unberührt aussah, hier hätte ich gerne einige Zeit mehr verbracht. Viele Einwohner feierten den ersten eisfreien Tag des Jahres, endlich können die Fischer auf das Meer um ihrer Arbeit nachzugehen. Die vier Kilometer zurück zum Airport bin ich gelaufen, es war eine schöne und angenehme Route.











    Nach dem Flug nach Ilulissat bezog ich wieder Quartier im "Icefjord-Hotel":



    und ging danach in das Restaurant Mamartut:



    Hier hatte ich eine interessant schmeckende grönländische Tapas Platte:



    und Haxen-Rentiergulasch mit Spagetti, das Lokal sollte man unbedingt besuchen wenn man in der Stadt ist.



    Danach gab es noch einen weiteren Höhepunkt der Reise, eine abendliche Bootstour im Schein der Mitternachtssonne. Ein Eisberg nach dem anderen glänzte im Licht der an diesem Tag nicht untergehenden Sonne, ich fand kein Ende mit dem Fotografieren der tollen Motive. Das war ein schöner Abschluss einer bewegenden Reise.



















    Von der Rückreise gibt es nicht viel zu berichten, nach dem kurzen Flug nach Kangerlussuaq hatte ich Zeit für eine Tundra-Safari. Mir war klar dass ich keine Moschusochsen aus der Nähe sehen werden, aber immer noch besser als stundenlang in der Cafeteria herum zu sitzen. Wir sahen sogar zwei Exemplare, aber so weit entfernt dass es eher Such- anstatt Tierbilder geworden sind:




    Auf dem Flug nach Kopenhagen gab ich zum ersten Mal meinen Fenstersitzplatz freiwillig ab, die Mittelreihen waren leer und ich hatte keine Lust wieder eingezwängt zu sitzen (zumal das Wetter und die Sicht bescheiden waren). Nach der Landung und einer kurzen Nacht im Kopenhagener Hotel "Cabinn Metro" (sehr einfach und minimal, aber günstig) flog ich am nächsten Morgen zurück in die Heimat.


    Der Trip war klasse und ich werde lange an ihn denken. Ob ich in der Zukunft weiterhin jedes Jahr nach Grönland fahre weiß ich im Moment noch nicht, denn vieles was ich sehen wollte ist gemacht und eine reine Wiederholungsreise möchte ich ungerne machen. Mir wird aber bestimmt was einfallen, paar Orte im Süden sind noch offen und dann habe ich noch zwei spezielle Personen denen ich liebend gerne mal die Schönheiten des Landes zeigen möchte, mal sehen!


    Danke für das Lesen und arktische Grüße


    Gerald und seine neuen Freunde


  • Vielen Dank ihr beiden für die Kommentare!


    Das Haus kostete 1000 dänische Kronen pro Nacht (130 Euro)


    Für die Flüge habe ich einen Firmenrabatt bekommen der nicht veröffentlicht werden darf aber auch nicht gerade billig war. Hier ist es Glückssache, nach Aussage eines Einwohners kann man Flüge ab 6000 Kronen ab Kopenhagen bekommen (800 Euro), solche Angebote habe ich aber nicht gefunden. Air Iceland fliegt ab Island nach Ilulissat, das könnte mit einem Billigticket Deutschland-Island die billigste Variante sein.


    Das Dreigang Menü im Restaurant ULO kostete 425 Kronen (56 Euro) das den Anspruch hat eines der besten Restaurants im Land zu sein. Ein Bier im Pub kostet fünf Euro, im Supermarkt drei. Die Schiffsfahrt war mir die 80 Euro locker wert.


    Generell ist alles etwas teurer als in Deutschland weil es meist eingeflogen wird oder mit dem Schiff kommt.


  • ...Für die Flüge habe ich einen Firmenrabatt bekommen der nicht veröffentlicht werden darf aber auch nicht gerade billig war. Hier ist es Glückssache, nach Aussage eines Einwohners kann man Flüge ab 6000 Kronen ab Kopenhagen bekommen (800 Euro), solche Angebote habe ich aber nicht gefunden. Air Iceland fliegt ab Island nach Ilulissat, das könnte mit einem Billigticket Deutschland-Island die billigste Variante sein.


    Damit meinte ich Flüge nach Uummannaq. Nach anderen Zielen in Grönland geht es natürlich günstiger weil kürzere Flugzeiten. Eine Greenland Express will am 17.6.2014 den Flugbetrieb nach Grönland aufnehmen, ich vermute aber dass die wenn überhaupt nicht lange fliegen.


    gefällt mir sehr gut, was du uns hier zeigst. Das ist mal so was ganz anderes :!!


    Vielen Dank :-)


  • Danke für den schönen Kommentar :-)

  • Wow, dass waren jetzt aber viele Fotos.
    Wow, dass waren jetzt aber auch sehr viele schöne Fotos ;;NiCKi;:
    Ein sehr schönes gute Nacht Bilderalbum. Hat mir sehr gut gefallen. Die bunten Häuser haben in der Tat ihren Reiz.
    Besonders die Fels -und Eisbergspiegelungen in der vom Eis zerschnittenen Wasseroberfläche schauen sich gut.


    Danke fürs zeigen.


    Aber was ist denn hier passiert ?
    So etwas macht man doch bloß im Schwimmbad. :gg::gg:


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