Ja, mach nur einen Plan....

  • Hallo Rolf,
    da ich das Linksfahren aus Australien ja jetzt gewohnt bin, konnte ich ohne Probleme nachreisen. Wie schauts denn mit "Rechts vor Links" aus?
    In Australien gibt es paradoxerweise eben auch "Rechts vor Links", dabei würde "Links vor Rechts" viel mehr Sinn machen :nw:


    Klasse Fotos, besonders die Ruinen finde ich toll! :clab::clab::clab:


    LG Annika

  • Durham


    Also ich habe mir die Fotos der mächtigen Kathedrale nun recht lange angeschaut.
    Langsam scheine ich auf den Geschmack zu kommen.
    Dieser Bau gefällt mir richtig gut.
    Massiv der Turm, die schönen Fenstergewölbe und der schlichte Innenhof von den dicken Mauern umgeben

  • Nach "Lettner" hab ich jetzt erstmal gegoogelt

    ;;NiCKi;:

    Massiv der Turm, die schönen Fenstergewölbe und der schlichte Innenhof von den dicken Mauern umgeben

    Du wirst noch ein richtiger Kirchen-Versteher und -Liebhaber, Haiko ;)


    Amerikaner und Briten sind irgendwie viel Heimat verbundener wie wir. Ihre Fähnchen hängen einfach überall :]]


    Gepflegtes Wägelchen, dieser Morris :!!

  • Middleham Castle


    Von Ripon geht unsere Fahrt nach Nordwesten. Knapp 20 Meilen entfernt, am Rand des Yorkshire Dales National Parks liegt der kleine Ort Middleham, der von einer gewaltigen und geschichtsträchtigen Burgruine überragt wird. Das Wetter wird zwar nicht gerade schön, aber der Nieselregen lässt nach, was wir freudig zur Kenntnis nehmen.


    Auch in Middleham feiert man die Queen, der Trubel hält sich zum Glück in Grenzen. Obwohl riesengross fahren wir erst mal am Castle vorbei, finden dann keine 200 Meter vom Eingang eine Parkmöglichkeit.


    Middleham ist das Castle Richards III, jener Gestalt, die Shakespeare in seinem Drama als Monster darstellte. ("Ein Pferd, ein Pferd, mein Königreich für ein Pferd!") Richard III wurde hier erzogen, in den höfischen Sitten und Gebräuchen sowie der Kriegskunst ausgebildet. Sein einziger Sohn verstarnb im Alter von 10 Jahren in Middleham. Ob Richard III wirklich jemes Monster war, als das man versucht hat ihm darzustellen, darf man nach neueren Ergebnissen der Geschichtsforschung durchaus in Frage stellen. Sein Besieger, König Henry VII, hatte grosses Interesse daran, den getöteten Vorgänger in ein schlechtes Licht zu stellen, um seinen eigenen Herrschaftsanspruch zu legitimieren. Wer sich für die möglichen Hintergründe interessiert, dem sein das Richard III - Museum im Monk Bar in York empfohlen.


    Der Rundgang durch die mächtigen Ruinen ist beeindruckend! Leider hat man die Gebäude vom 17. bis zum 19. Jahrhundert als Steinbruch genutzt und schwere Schäden angerichtet. Erst im 20. Jh. erkannte man den historischen Wert, führte Sicherungsarbeiten durch. Heute wird das Bauwerk von English Heritage verwaltet.


    Prinzipiell ist das Bauwerk gegliedert in den zentralen Wohnbau (Palas) und die umgebenden verteidigungsmauern, die im Laufe der Entwicklung ebenfalls zu umfangreichen Gebäuden erweitert wurden.



    Nordfront zum Ort Middleham hin



    Moderne Statue Richard, des III



    Gewaltige Ruinen



    Einst Küche, darüber Wohngemächer. Die Geschossdecken fehlen heute.



    An vielen Stellen bilden Pflanzen steingartenartige Bewüchse.




    Oben auf der Ruine des Palas befindet sich eine Aussichtsplattform. Dort hinaufzusteigen lohnt sich wegen der Aussicht und zum besseren Erkennen der Grösse der Anlage.



    Blick in die Palas-Ruine



    Ort und Ruine



    Im Süden sieht man noch den Erdhügel der Vorgängerbefestigung, einer sog. "Motte"



    Die teils merkwürdig anmutenden Schäden an der Bausubstanz können erklärt werden. Man baute die Wände aussen aus behauenen Steinen, füllte das Innere mit Mörtel und rohem Steinmaterial. Diejenigen, die sich in späteren Jahrhunderten mit Baumaterial aus der Ruine versorgten, waren zur Hauptsache an den gut behauenen Steinen interessiert, haben daher oft nur diese herausgeschlagen, so dass das Innere der Wände mit seinem rohen Material stehen bleibt und zum Vorschein kommt.




    Gruss


    Rolf

  • Beeindruckendes Castle in einer idyllischen Gegend :!!





    Der junge Mann sieht eigentlich gar nicht so monstermässig aus :neinnein:

    Leider hat man die Gebäude vom 17. bis zum 19. Jahrhundert als Steinbruch genutzt und schwere Schäden angerichtet.

    Fast unglaublich, aber dazumal hat man sich wahrscheinlich keine Gedanken um irgendwelches Kulturgut gemacht.

  • Appleby in Westmorland


    Mehrfach begegnen sie uns - die bunten, von Pferden gezogenen Wagen. Erst können wir uns keinen Reim darauf machen, dann erfahren wir mehr.


    In Cumbria östlich des Lake Districts liegt die Kleinstadt Appleby, die einen der ältesten Pferdemärkte Englands veranstaltet. Immer vom ersten Donnerstag im Juni ab, es sei denn, der wäre der 1. Juni, dann gehts erst eine Woche später los. (2012 am 7.6.) Diese "Horse Fair" wird seit 1685 veranstaltet und nebenbei - oder zur Haupsache? - ist es ein Treffpunkt der sog. "Travellers", die sich dort zu Zehntausenden einfinden sollen. Offenbar ein ziemliches Spektakel!


    Was sind Travellers? Das ist gar nicht so einfach! Neben den Gypsies gibt es als grosse Gruppe z.B. die sog. Irish Travellers, aus Irland abstammende Menschen, die ohne festen Wohnsitz in irgendwelchen Wägen - auch Autos - leben. Auch anderen Nationalitäten angehörende Menschen gehören dazu und ebenso die New Age Travellers. Also ein bunter Haufen, dessen grösste Gemeinsamkeit wohl die Liebe zum ungebundenen Leben ist.


    Wir sehen die ersten Wägen in Yorkshire, dann sind wir am 4. Juni auf der A66 in nordwestlicher Richtung unterwegs, lesen die Warnschildern "Appleby Fair Traffic on A66". Man muss dazu sagen, dass die A66 eine der grossen Fernstrassen ist, stellenweise autobahnähnlich ausgebaut. Dann begegnen wir ihnen auch hier auf der vierspurigen Strasse.



    Appleby Fair Traffic


    Hier ist das noch einigermassen harmlos, weil aufgrund des Holidays wohl nicht so viel Verkehr ist. Ganz ungefährlich ist es trotzdem nicht.


    Später sind wir noch einmal auf der Route unterwegs und erleben, was passiert, wenn die Fuhrwerke auf den nur zweispurig ausgebauten Abschnitten unterwegs sind - Chaos!



    Alle zuckeln hinter dem Gespann her



    Der Rückstau erstreckt sich über geschätzte 10 Kilometer


    Zum Glück sind wir in der Gegenrichtung unterwegs, beschliessen aber sicherheitshalber, uns für den Rückweg eine andere Route auszusuchen.



    Auf mehrspurigen Abschnitten geht es etwas besser



    Es geht noch kleiner - Pferd mit einer Art Sulky


    Warum ist das so?
    Die Travellers sind fast überall auf die öffentlichen Strassen angewiesen. So etwas wie Feld- und Waldwege ist in England nahezu unbekannt. Grundstücke grenzen direkt aneinander, sind in den steinigeren Gebieten mittels Mauern untereinander und zu den Strassen hin abgegrenzt. (Wo es nicht genug Steine gibt pflanzt man hohe und dichte Hecken.) Das Betreten der Grundstücke ist generell verboten und wohl auch eine Straftat. Zwar existieren (wenige) Fusswege, die "Public footpath", aber diese sind wirklich nur für Fussgänger geeignet und oft mannshoch mit Unkraut zugewachsen. Etwas anders sieht es in den Naturschutzgebieten aus - dort darf man seit 2005 unter "Open Access" mehr Land betreten.) Für uns Deutsche sind diese "Zustände" recht unverständlich, aber historisch bedingt.


    Gruss


    Rolf

    • Offizieller Beitrag

    aber diese sind wirklich nur für Fussgänger geeignet und oft mannshoch mit Unkraut zugewachsen


    Im Süden war dies aber nicht der Fall.

  • So wieder mal etwas Zeit also wie versprochen weiter lesen.

    Fertiggestellt 1981, hat sie rund 140 Meter mehr Spannweite als Golden Gate, war damit nach ihrer Vollendung für 17 Jahre die grösste Einzelspann-Hängebrücke der Welt.

    Es gibt so viele riesige, lange und wunderschöne bzw interessante Brücken Kontruktionen.
    Dennoch ist die GGB eine der Bekanntesten. Obwohl ja nicht gerade eine der schönsten Brücken.
    Ist schon ein Ding wie manche Bauwerke zu Mystikum heran wachsen.


    den gewaltigen Kirchenbau in Lincoln

    Ich denke ich müsste wirklich mehr Zeit mit den Bauten verbringen.
    Gefällt mir in Ruhe betrachtet sehr gut.
    Die Türme wieder sehr mächtig und massig.
    Die Bleiglasfenster finde ich ja sowieso sehr interessant und schön.
    Die Innenausstattung bzw der Innenausbau bietet ja so viel Details.
    So etwas wird heut zu Tage nicht mehr gebaut. Ich habe das Gefühl bzw würde fast sagen, so etwas kann heute keiner mehr bauen.
    Die Deckengewölbe sind echt ein Hingucker.


    Oh man ich glaube ich bin infiziert wurden. Gibts da nicht was von Ratiopharm dagegen ?

    • Offizieller Beitrag

    Was die Fenster betrifft, würde ich Dir zustimmen.
    Ich bin jetzt zu faul nachzuschlagen, ber bei Wien hat jemand eine alte Burg, die im 30jährigen Krieg demoliert wurde, wieder aufgebaut. Dabei hat er Teile aus anderen mittelalterlichen Bauten verwendet.
    Unter anderem ein Kirchenfenster aus dem 15 Jhd. Da fehlte ein rotes Glaselement, welches er hat nachfertigen lassen. Dies ist inzwischen schon wieder verblast, während die jahehundertealte Glaselemente noch immer ihre Farbkraft bezitzen. Lt. Guide weis man nicht, wie man das früher gemacht hat. :nw:

  • So ich bin dann auch bei Deinem Bericht durch. War es dass schon ?
    Hat so abrupt aufgehört .


    Die Kathedralen fand ich sehr sehenswert. Auch Du hast mein Interesse geweckt .



    Puh,


    wir haben seit 2 Wochen Handwerker am Haus und damit jede Menge Stress!


    Mal sehen, vielleicht kann ich morgen weitermachen.


    Gruss


    Rolf

  • Jubilee und Tradition


    Middleham, das Castle von Richard, dem III war sehr beeindruckend. Die Regenwolken liessen es sehr düster erscheinen, was ganz gut zur englischen Geschichte dieser Zeit passt. Das Wetter wurde gegen Nachmittag stabiler, zumindestens regnete es kaum noch. Und für den Norden waren sogar gelegentliche Aufheiterungen angesagt. Also nichts wie nach Norden.


    Als Ziel hatten wir uns einen weiteren sehr geschichtsträchtigen Ort ausgesucht. Nur einige hundert Meter vom Hadrianswall an der schottischen Grenze entfernt findet man in Cumbria den kleinen Ort Lanercost und seine Priory. Dieser Ort oder genauer das Kloster war einmal für kurze Zeit der englische Regierungssitz, also sozusagen die Hauptstadt.


    Gegründet vermutlich im Jahr 1169 war das Kloster aufgrund seiner grenznahen Lage immer wieder den Angriffen schottischer Truppen ausgesetzt. 1296 wurde es von einem schottischen Heer belagert, nachdem man zuvor die Priory von Hexham und die Lambley Nunnery niedergebrannt hatte. Lanercost widerstand, die Schotten zogen unverrichteter Dinge ab. Brandspuren an der Aussenwand der Kirche sollen bis heute vom historischen Ereignis zeugen.


    Entscheidend für das Schicksal der Ordensgemeinschaft war der englische König Edward der I, welcher das Kloster 1280, 1300 und 1306 besuchte. Bei der letzten Visite befand er sich auf Kriegszug gegen die Schotten. Der gesamte Hofstaat lagerte 6 Monate im Kloster, es mussten sogar neue Gebäude errichtet werden. Eine ungeheure Belastung für die kleine Mönchsgemeinschaft. Letztendlich wurde das Kloster dadurch finanziell fast völlig ruiniert. Es war danach nur noch ein Schatten seiner selbst. Da konnte der Ruhm, 6 Monate sozusagen die Hauptstadt des englischen Königreichs gewesen zu sein, keinen Trost spenden.


    Edward I überlebte den Feldzug nicht, starb am 6. Juli 1307.


    Im August 1311 wurde das Kloster von den Schotten eingenommen und der schottische König hielt sich hier 3 Tage auf.


    In den folgenden Jahrhunderten siechte es dahin, verfiel teilweise, wurde dann wie viele Klöster unter Henry the VIII aufgelöst. Bis heute erhalten und benutzt ist lediglich das Kirchenschiff, das als Dorfkirche von Lanercost dient.



    Lanercost Priory - kaum zu glauben, die Sonne scheint!


    Der Niedergang hatte allerdings auch eine konservierende Wirkung. Während andere, wirtschaftlich starke Klöster immer wieder umbauen und modernisieren konnten, fiel Lanercost in eine Art Dornröschenschlaf. Daher sind hier einige Dinge archaischer als als anderswo.



    Querhaus, Vierung und Chor sind Ruine






    Uralte Sarkophage und Grabplatten



    Im Rasen hat man die Grundrisse des abgerissenen Kapitelhauses abgebildet



    Kellergewölbe



    Kamin des Wärmeraums



    Kirche mit Dekoration für die Feier des Thronjubiläums


    Das Innere der noch benutzen Kirche wirkt merkwürdig, da nur ein Seitenschiff existiert.



    Seitenschiffarkaden


    Hinter der Kirche befindet sich noch einer dieser typischen, alten englischen Friedhöfe, die immer so etwas Würdevolles haben.






    Alter Stein und neuer Wald. Die Natur kommt zurück.


    Nahe der Priory liegt Naworth Castle, für dessen Besuch es aber viel zu spät ist. In alten Nebengebäuden des Klosters finden wir einen Tea Room, schneien dort 5 vor 5 rein - um 5 Uhr ist stets Ende in den Tea Rooms - bekommen trotzdem noch Kuchen und Tee. Gute 3 Stunden später erreichen wir den Marktplatz von Malton und lernen den New Malton Pub kennen. Aber das ist eine andere Geschichte.....


    Gruss


    Rolf

    • Offizieller Beitrag

    Uii mal Rote Stein, mal was anderes als die grauen und dunklen im Süden. :!!
    Ja ein Besuch war damals eine teure Angelegenheit und bei 6 Monaten ruinös, weil der unfreiwillige Gastgeber immer für die Cost und Logis aufkommen durfte. :EEK:


    Nahe der Priory liegt Naworth Castle,


    Da stimmt der Link nicht, da war eine Fotourl von Dir drin. Ich habe nun auf Wiki verlinkt, wenn Du was anders wolltest, ändere ich es um.

  • Uii mal Rote Stein, mal was anderes als die grauen und dunklen im Süden. :!!
    Ja ein Besuch war damals eine teure Angelegenheit und bei 6 Monaten ruinös, weil der unfreiwillige Gastgeber immer für die Cost und Logis aufkommen durfte. :EEK:



    Da stimmt der Link nicht, da war eine Fotourl von Dir drin. Ich habe nun auf Wiki verlinkt, wenn Du was anders wolltest, ändere ich es um.


    Danke für die Korrektur! :!!


    Ja, da oben in Cumbria gibts Sandstein, den man zum Bau verwendet hat und dadurch siehts eigentlich gar nicht mehr so englisch aus.


    Gruss


    Rolf

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!