Sea Kayaking auf Vancouver Island

  • Nachdem wir ja jetzt dieses neue Brett haben, möchte ich euch mal eine Aktivität vorstellen, die – haltet euch fest! – weder mit roten Felsen noch mit Ruinen oder Rock Art zu tun hat. :EEK: Ja, es gibt auch noch was anderes im Leben. ;)


    Sea Kayaking auf Vancouver Island ;pad;


    Leider sind meine Fotos nicht so toll, denn erstens stammen sie aus meiner prä-digitalen Zeit, und zweitens hatte ich im Kajak wegen des Spritzwassers natürlich nicht die normale Kamera dabei, sondern eine simple Einwegknipse, die ich mit Plastiktüte und viel Tesa halbwegs wasserdicht gemacht habe – hat zwar auch funktioniert, aber natürlich ist die Qualität solcher Bilder nicht so umwerfend. Aber ich denke, ihr bekommt einen recht guten Eindruck von dem, auf was man sich bei einer solchen Tour einläßt. ;;NiCKi;:


    Wir haben bisher dreimal eine solche Tour gemacht. Zweimal war’s die 3 Day Vargas Island Lodge-Based Tour ab Tofino und einmal die 3 Day Robson Bight Orca Tour ab Telegraph Cove.


    Der Vorteil der Vargas Island Tour ist, daß man dort in einer richtigen Unterkunft übernachtet, in der Vargas Island Lodge. Wobei man den Begriff „Lodge“ nicht zu luxuriös auslegen sollte, die hat nämlich eher etwas von Jugendherberge, was die Ausstattung der Zimmer angeht. Rustikal-gemütlich, aber man muß den eigenen Schlafsack mitbringen, und Toiletten gibt’s auch nur auf dem Flur. Dafür ist die Ruhe hier wirklich himmlisch.


    Bei der anderen Tour wurde in Zelten übernachtet. Wer kein eigenes hat, kann auch eines ausleihen, das kostet nicht viel extra. Das war übrigens der Zeitpunkt, an dem ich gemerkt habe, daß Zelte nichts für mich sind. :rolleyes: Irgendwie war’s wegen des unebenen Untergrundes (die Zelte wurden auf einer kleinen Lichtung gleich beim Strand [der aus großen Kieselsteinen bestand] aufgebaut) sehr unbequem, und in der ersten Nacht hatte ich ständig irgendeine Wurzel im Kreuz. Am nächsten Tag haben wir dann das Zelt etwas versetzt, dann war’s zwar bequemer, aber leider etwas schief, weswegen ich ständig in die Richtung von meinem… äh… Zeltpartner gerollt bin. :gg:


    Bei allen Touren sind zwei Guides dabei, die sich um (fast) alles kümmern, inklusive Verpflegung (Sandwiches und andere kleine Häppchen tagsüber und je nach Unterbringung – Lodge oder Zelt – mehr oder weniger improvisiertes Frühstück und Abendessen. Der kulinarische Höhepunkt bei der Lodge-based Tour war eindeutig das „Crab Feast“, bei dem gab’s frisch gefangene Crabs in Hülle und Fülle und dazu noch einen mords Lachs, ebenfalls frisch aus der Bucht geholt. ;;PiPpIla;;


    Und nun zum Wichtigsten: das Kayaking. Als man mir zum ersten Mal mit dieser Idee kam, war ich ja skeptisch – so ganz alleine in einem winzigen Boot mitten auf dem Pazifik?! :pipa: Aber wie gesagt, die Dinger sind größer und breiter und deshalb auch viel stabiler als die kleinen Dinger, mit denen im Wildwasser gepaddelt wird. Und man gewöhnt sich sehr schnell ans Paddeln, auch wenn man durch die für die meisten eher ungewohnten Bewegungsabläufe doch einen leichten Muskelkater kriegt. Handschuhe ohne Finger sind auch empfehlenswert, damit man keine Blasen kriegt.


    Auf jeden Fall hab’ ich mich in so einem Ding, sogar in den kleineren Singles, absolut sicher gefühlt. Wie schon erwähnt, gibt es Singles und Doubles. Für die totalen Anfänger ist ein Double wohl die bessere Wahl, denn die sind noch stabiler als die Singles, und man kann auch mal kurz pausieren, wenn einem die Arme lahm werden, während der andere weiterpaddelt. Gesteuert werden die Doubles nur von dem, der hinten sitzt; in den Singles muß man zwangsweise selber steuern. Ist aber auch kein Problem, nach ein paar Minuten macht man das so selbstverständlich wie Gas geben und bremsen im Auto. Wenn man sich dann mal daran gewöhnt hat, sollte man aber auch mal ein Single ausprobieren – irgendwie macht das noch mehr Spaß. ;;NiCKi;:


    Trotz Spray Skirts etc. wird man natürlich naß – erstens durch das Spritzwasser und zweitens beim Ein- und Aussteigen in die Kajaks. Dazu kommt, daß auch das Wetter nicht immer supertoll ist – man hat schon mal Nebel oder Regen; in der Gegend kommt das einfach vor. Man sollte also nicht empfindlich gegen Nässe sein, wenn man sich in so ein Kajak setzt, aber mit ein wenig Glück hat man Sonne und trocknet schnell. Und warm wird einem beim Paddeln eh. .puh!;


    Wichtig für alle Touren ist, daß man so wenig wie möglich mitnehmen sollte, denn obwohl erstaunlich viel in die Kajaks 'reinpaßt, ist der Stauraum doch begrenzt. Und natürlich sollte alles wasserdicht verpackt werden, z.B. mit solchen Taschen - die sind günstiger als man denkt.



    Der Ablauf einer solchen Tour ist in etwa so:


    Tag 1


    Frühmorgens Treffpunkt am Launch, also an der Stelle, wo die Teilnehmer samt Kajaks zu Wasser gelassen werden. Hier wird das Gepäck in den Kajaks verstaut, man beschnuppert sich ein wenig, schlüpft in Schwimmwesten und Spray Skirts, wählt ein Kajak aus (es gibt, wie bereits erwähnt, Singles und Doubles) und kriegt von den Guides eine kleine Einführung für das Paddeln – wie halte ich das Paddel richtig, wie steige ich ins Kajak, was mache ich, wenn mich ein Wal verschluckt usw. :gg:



    Dann geht’s los – die Kajaks werden ins Wasser getragen, man steigt ein, befestigt den Spray Skirt… und paddelt los. Es ist wirklich unheimlich einfach, vor allem weil die Sea Kayaks größer und breiter sind als die kleinen, mit denen man im Wildwasser fährt. Umkippen ist fast unmöglich, selbst wenn jemand sich kurzzeitig als Gondoliere betätigt. (stellt euch zu dem Foto am besten noch „O Sole Mio“ mit frei erfundenem pseudo-italienischem Text vor ;haha_ )



    Die erste Etappe ist meistens nicht allzu lang, und natürlich achten die Guides darauf, daß auch alle mitkommen. Mittags gibt’s dann eine Snackpause an einem Strand, und dann geht’s zum Quartier für die nächsten beiden Nächte weiter. Bei der lodge-based tour ist das, wie gesagt, die Vargas Island Lodge, bei den anderen Touren ein nettes Plätzchen an einem Strand irgendwo in der Wildnis.



    Je nach Quartier bezieht man die Zimmer oder baut die Zelte auf. Dann gibt’s Abendessen – für ausreichend Futter ist gesorgt, und natürlich hat man nach der Anstrengung auch einen ordentlichen Kohldampf. Abend sitzt man dann entweder am Kamin oder am Lagerfeuer zusammen und erzählt Schwänke aus seiner Jugend oder unanständige Witze. Zumindest war das bei uns so. ;,cOOlMan;:



    Tag 2

    Mit ein bißchen Glück kann man frühmorgens einen wunderschönen Sonnenaufgang bewundern.




    Etwas später gibt’s Frühstück Marke Eigenbau, bereitgestellt von den Guides. Man sollte sich ordentlich vollhauen, denn heute wird gepaddelt, was das Zeug hält.




    Je nach Wetter- und Windlage geht’s den ganzen Tag durch die Gegend, natürlich mit ein paar Stops an schönen, einsamen Stränden zum Ausruhen und Futtern.





    Mit etwas Glück kann man jede Menge Tiere sichten – angefangen bei Ottern und allen möglichen Seevögeln über Adler und Delphine bis hin zu Bären, Orcas und Grauwalen. Tja, und wo sind nu’ die fotografischen Beweise, werdet ihr fragen. Das Blöde ist, daß die Viecher sich meistens dann zeigen, wenn man gerade die Kamera nicht parat hat oder anderweitig beschäftigt ist, und bei mir war’s wegen der Mini-Knipse so, daß, selbst wenn ich das Glück hatte, ein Tier mit der Kamera zu erwischen, das Bild mangels Zoom nicht so wirklich umwerfend wurde. :( Sichten wird man aber mit sehr großer Wahrscheinlichkeit welche. Wir haben außer Bären eigentlich alles kreuchen und fleuchen sehen.


    Hier z.B. erkennt man mit viel Phantasie einen Wal, der gerade pustet…



    …und hier die Rückenflosse eines Orcas.



    Und hier fliegt ein Adler:




    Tag 3

    Nachdem man am Vortag wegen Muskelkater noch die Entscheidung verflucht hat, so eine Tour mitzumachen, ist man spätestens jetzt traurig, daß sie bald wieder vorbei ist. :gg:


    Je nach Wetterlage geht’s entweder relativ schnell (wie bei uns in der Robson Bight, da war’s kalt, neblig und feucht) oder mit kleinen Umwegen zurück zum Launch. Für gewöhnlich kommt man um die Mittagszeit dort an, so daß für diejenigen, die noch zurück aufs Festland wollen, noch genug Zeit bleibt.



    Für die anderen, die in der Nähe übernachten, gibt’s nach einem tränenreichen Abschied von den liebgewonnenen Paddelgefährten noch einiges zu sehen. In Tofino beispielsweise die Eagle Aerie Gallery von Roy Henry Vickers, einem zumindest in BC sehr bekannten Künstler. Restaurants gibt’s auch jede Menge, besonders für die, die vom Fischzeugs noch nicht genug haben. ;;PiPpIla;; Und Tofino selbst ist schon einen Besuch wert.



    Mein Fazit: ich würde jedem, der auf Vancouver Island ein paar Tage Zeit hat, eine solche Tour empfehlen. Klar, sie sind nicht gerade billig, aber man hat irre viel Spaß, lernt nette Leute kennen und kann nach dem Urlaub damit angeben, schon mal ein Stückchen Richtung Japan gepaddelt zu sein. :!!

  • Warnung, man sollte schon mal gepaddelt haben. Man verflucht sonst den zweiten Tag.


    Och, irgendwann ist ja immer das erste Mal. ;,cOOlMan;:


    Ich fand's aber nicht sooo schlimm. Man sieht so viel und es macht so viel Spaß, daß man die Anstrengungen glatt vergißt. ;;NiCKi;:



    Ich ziehe aber sowas auf dem Wasser vor.


    Auch nicht schlecht. ;)

  • Sehr schöne Beschreibung. Kommt auf jeden fall auf die to do liste für die Gegend. Haben letztes Jahr in den everglades schon Spaß gehabt bei der Kajak Premiere...


    :!!


    Dann bist du ja bestens gerüstet. ;;NiCKi;:


    Übrigens, falls es nicht für eine mehrtägige Tour reicht: es gibt z.B. von Tofino aus auch Tagestouren, z.B. hier.

  • Schöner Bericht. :clab:


    Wir haben mal eine Seekayaktour in Chalkidiki / Griechenland gemacht. Das paddeln entlang der Küstenlinie war ziemlich anstrengend, aber vom Wasser aus hat man oftmals tolle Ausblicke auf die Küste.


    Für Europa-Urlaube haben wir ein Schlauchkanu mit dem wir uns auch mal aufs Meer (küstennah) wagen.

    Gruss Kate
    +++++++++
    On Tour:
    2000-09: 7xUSA West & Kanada
    2000-10: D,F,I,GR,MC,E,AND,L,A,HR
    2011: D, GB, HR-MNR-BiH, I
    2012: Inselhopping HR (Pag, Rab, Cres, Losinj)
    2013: Dalmatien & BiH im Mai/ Süd-Norwegen im Juli/August

  • Schöner Bericht.

    Danke! :jaMa:


    Wir haben mal eine Seekayaktour in Chalkidiki / Griechenland gemacht. Das paddeln entlang der Küstenlinie war ziemlich anstrengend, aber vom Wasser aus hat man oftmals tolle Ausblicke auf die Küste.

    Stimmt, irgendwie sieht man die Landschaft vom Kayak aus ganz anders. ;;NiCKi;:


    Für Europa-Urlaube haben wir ein Schlauchkanu mit dem wir uns auch mal aufs Meer (küstennah) wagen.

    Kanu (allerdings ein richtiges) kenne ich nur von diversen Seen und Flüssen in der Wildnis Ostkanadas... Davon gibt's aber leider keine Fotos. :schaem:

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