NIX ausser radeln: Bikejoe rides Venice

Zitat von WeiZen

Ich hätt einen angehalten und mich ziehen lassen.

Never nie nicht!

Zitat von Westernlady

Kam da nicht mal irgenwie ein kleiner verzweifelter Gedanke hoch?

Neee, keine Angst, soooo schlimm war's ja auch wiede rnicht. Ich hatte ja dan ganzen Tag Zeit und ich kann schon einschätzen, was ich tue und was nicht.

Zitat von Grille

Quäl dich du S..

Zitat von wundernase

Schweizerdeutsch kannst du auch nicht

Sollte ich? Danke für die Übersetzung!

Zitat von Globi

Aber wenn's nicht anders geht,

So ist es. Es gibt Höhen und Tiefen.

Zitat von eausmuc

Schade, dass Du um den Gardasee einen so großen Bogen machst.

Ich habe mich an der Luftlinie zwischen hier und Venedig orientiert. Der Gardasee hätte mich mindestens einen zusätzlichen Tag gekostet.
Aber der ist auch noch dran. Irgendwann.

Zitat von wernerw

Totale Fehlplanung halt.

Korrekt!

Freitag, 3. Juni 2011
6.Etappe: Transacqua – Mestre – Venedig

Endspurt!

Da ich gestern ja etwas vorzeitig Feierabend gemacht habe, stehen heute statt 90 km 120 km auf der Tagesordnung.
Aber immerhin hat sich das Wetter wieder beruhigt und ich kann die letzte Etappe bei bewölktem Himmel aber trockenen Straßen in Angriff nehmen.

Die 120 km schrecken mich gar nicht, denn es geht ja jetzt fast nur noch bergab. Die ersten 30 km folge ich dem Fluß Cismon durch seine teilweise sehr enge Schlucht.

Hier komme ich an einer alten Staumauer vorbei. Was für eine Form! Eine richtige Schönheit, wenn man sie mit den heute üblichen Betonmauern vergleicht.

Es geht bergab und ich muss mich kaum anstrengen.
Wieder kommen kurze Tunnels, aber bei den meisten gibt es eine für den Autoverkehr gesperrte Umfahrung, die ich auch gerne benutze. Das ist jeweils die alte Straße, die schon gebaut war, bevor die Tunnels gebohrt wurden.

Der Monte Grappa lacht mir entgegen. Eigentlich wollte ich den auch noch überqueren, aber nach dem ungeplanten Pass von gestern spare ich ihn mir und fahre außen rum.

Bald erreiche ich Feltre, wo ich mir ein paar Brötchen für unterwegs kaufen kann.

Nun geht es weiter am Fluß Piave entlang. Hier bläst der Wind wieder von hinten und mit 30 - 40 km/h rase ich durch das Tal nach Süden. Wunderbar!

Zwischendurch mache ich Rast und esse die letzte Kaminwurz aus Sölden mit den Brötchen aus Feltre. Es geht mir wieder bestens!
Sonne gibt es zwar kaum, aber die Temperatur ist schon sehr mediterran so ist das Klima ideal zum Radeln.

Hinter Quero weitet sich das Tal und ich sehe bis zum Horizont keine Berge mehr. Ich habe es geschafft! Die Alpen sind hinter mir.
Mein Navi leitet mich zuverlässig auf dem immer dichter werdenden Straßennetz. Ich fahre fast nur auf ruhigen Nebensträßchen und komme gut voran. Außerdem zeigt mir das Navi immer wie weit es noch ist bis zum Ziel. 70 km , 60 km, 50 km... die Zehner Kilometer purzeln nur so.

Ein Blick zurück lässt nur noch erahnen, was ich hinter mir habe.

Irgendwann beginnt es ganz leicht zu tröpfeln, aber es hört gleich wieder auf. Nach einer Weile fängt es wieder an. Diesmal etwas stärker. Ich stelle mich für ein paar Minuten unter das Vordach einer Kirche bis es wieder aufhört. Dann geht's weiter.
Doch die trockenen Abschnitte werden immer kürzer. Immer wieder muss ich anhalten und mich unterstellen.

An einem Bahnübergang in Noale, ca. 20 km vor Venedig, ist die Schranke geschlossen und während ich da so warte öffnen sich auf ein Mal alle Schleusen des Himmels und ein Platzregen ergießt sich auf mich. Grade noch so kann ich mich unter den nächsten Baum flüchten.

Die Autofahrer gucken alle nach mir.
Ich kann ihre Gedanken lesen: "Wie kann man nur ... bei dem Wetter...mit dem Rad...?"
Ich gebe es zu. Ich hätte noch vor 10 Jahren nicht anders gedacht.

Als der Regen nachlässt, sehe ich ein, dass ich nicht trocken am Ziel ankommen werde, denn noch 2-3 Mal wiederholt sich das Spiel. Regen - Baum - Straße - Regen - Baum - Straße - ...

Doch außer etwas Zeit kostet es mich ja nichts. Und Zeit habe ich noch jede Menge.
Die letzten 10 km bleibt es jedoch trocken und die Vorfreude auf die Zielankunft zaubert mir ein andauerndes breites Grinsen ins Gesicht.

Dann erreiche ich den Ortsrand von Mestre. Jetzt noch ein paar Mal links und wieder rechts, dann biege ich auf die Zielgerade ein: Corso del Popolo. Hier lasse ich es gemütlich ausrollen und genieße den inneren Jubel, wenn mir schon vom Straßenrand her niemand zujubelt!

Da ist das Hotel!

HEUREKA! ICH HAB'S GESCHAFFT! ICH BIN ANGEKOMMEN! Und das bei bester Gesundheit und ohne jeden materiellen Schaden!
Ihr könnt Euch nicht vorstellen, was DAS für ein Gefühl ist. Wie 10 X Weihnachten und 20 Geburtstage zusammen! Es ist wunderbar. Ich könnte heulen vor Glück!

Nach dem Einchecken und Duschen hält mich nun nichts mehr. Es ist erst Vier Uhr nachmittags und ich mache mich sofort auf den Weg zum Bahnhof, der gleich um die Ecke liegt. Dort schaue ich nach dem Bus, der nach Venedig hinein fährt.
Inzwischen sind alle Regenwolken verschwunden und die Sonne strahlt aus allen Rohren!

In Venedig angekommen ist es zwar brechend voll, aber das macht mir gar nichts aus. Ich schwimme auf einer Welle des Glücks und laufe 4 Stunden lang grinsend durch die Gässchen von Venedig.

Bis ich nicht mehr kann.

Dann kaufe ich mir am Markusplatz ein 24 h Ticket für Bus und Vaporetto für € 18.- und lasse mich durch den Canale Grande wieder zum Busbahnhof zurückschippern. Das ist wunderschön! Ich bin begeistert von dieser Stadt, die ich heute ja zum ersten Mal in echt sehe!

Nun noch kurz mit dem Bus über den Damm zurück nach Mestre und ab ins Bett.

Bilder von Venedig gibt es aber erst beim nächsten Bericht, dem Finale.

Hier noch das Profil der heutigen Etappe:

Zitat von wernerw

wann geht es endlich weiter?

Jetzt.

Zitat von wernerw

Und noch viel wichtiger, wann erscheint endlich das a oder o?

Zitat von wernerw

So geil!

Ich bin ausnahmsweise mal 100% ig Deiner Meinung!

Zitat von nevadaman

hätte ich nicht gedacht das Du was auslässt

Ja, ich hab auch ein ganz schlechtes Gewissen.

Zitat von nevadaman

In Venedig gibt es Autos?????

Wenn Du die auf dem Bild mit dem Hotel meinst, das ist ja in Mestre auf dem Festland, nicht in Venedig selber.