NIX ausser radeln: Bikejoe rides Venice

Zitat von Cunningham

leider passe ich aber nicht rein

Im Ernst? Kann ich mir gar nicht vorstellen. Oder ist die nur für Italiener < 1,50 m ausgelegt?

Zitat von Cunningham

Meine 1,97

Meine Güte, bist Du ein Riese!

Donnerstag, 2. Juni 2011
5. Etappe: Bozen - Transacqua

Heute ist der Tag der Überraschungen.

In der Nacht hatte es noch heftig zu regnen angefangen. Der Schauer während des gestrigen Abendessens war nur das Vorspiel.
Ich hatte schon die schlimmsten Befürchtungen für heute.
Aber die erste Überraschung beim Aufstehen ist: die Sonne scheint und der Himmel ist blau!

Die nächste Überraschung beim Losfahren: Der Supermarkt gegenüber des Hotels hat heute trotz Feiertag geöffnet. Also schnell noch Bananen geholt und los geht's.

Nochmal geht es quer durch die Innenstadt von Bozen, vorbei am Bahnhof, vorbei an der Talstation der Seilbahn. die Straßen sind jedoch leer und ich nullkommaNIX werden die Häuser spärlicher.

Dann überquere ich die Etsch und direkt nach der Brücke empfängt mich ein Tunnel.
Ich wusste, dass ich hier durch ein Tunnel fahren muss. Das hab ich auf Google Earth bei meiner Planung schon gesehen. Ich wusste auch, dass er recht lang ist.

Was ich aber nicht wusste, und das ist Überraschung No. 3: Es geht im Tunnel steil den Berg hinauf.

Nun ist das Tunnelfahren so ziemlich das Schlimmste, was einem Radfahrer passieren kann, mal abgesehen vom Regen.
Nicht wegen der Dunkelheit, auch nicht wegen der schlechten Luft. Aber das Schlimme ist der infernalische Lärm, der in einem Tunnel herrscht, wenn motorisierte Fahrzeuge durchfahren. Als Autofahrer merkt man das nicht, aber es ist grausig. Also versuche ich als Radfahrer einen Tunnel so schnell wie möglich wieder zu verlassen, wenn ich ihn denn schon benutzen muss.
D.h. ich gebe Gas und trete mir fast die Kuddel aus der Lunge, um schnell wieder ans Licht zu kommen. So auch hier.
Doch in diesem Tunnel geht's bergauf und er ist über 1 km lang und dann zieht sich das wie Kaugummi. Mein Puls ist schon lange am Anschlag, als ich endlich das sprichwörtliche "Licht am Ende des Tunnels" erspähe. Langsam kommt es näher. Endlich.

Doch was sehe ich am Tunnelausgang? Überraschung No. 4. In 30 m Entfernung beginnt der nächste. Mit einem Schild, dass dieser dann ca. doppelt so lang ist. Oh Mann, das wird jetzt echt hart.

Nachdem mein Puls sich wieder etwas beruhigt hat, geh ich's an.
Auch im zweiten geht's steil nach oben. Ich bin fix und fertig, als ich wieder raus komme. Und das schon ganz zu Beginn meiner heutigen Etappe. Das hat richtig viele Körner gekostet.

Als ich meine 7 Sinne wieder beieinander habe, merke ich, dass ich in einem richtigen Slotcanyon stehe. So breit, dass gerade eine Straße durch passt. Eigentlich sehr schön! So macht das Weiterfahren Spaß!

Eigentlich muss ich jetzt nur noch ca. 20 km durch ein Tal fahren, so dachte ich, bis ich nach links ins Val die Fiemme abbiege.

Aber irgendwie ist das Tal ziemlich schräg und mein Navi zeigt mir bei jeder Kreuzung in die Richtung, in der es weiter den Berg hinauf geht. Also irgendwie kommt mir das komisch vor. Hier habe ich gar nicht mit einem Anstieg gerechnet. Auf meinen Karten zu Hause war nirgendwo eine Höhenangabe zu lesen, geschweige denn ein Pass.

Doch auf den Straßenschildern, an denen ich vorbeikomme sehe ich immer wieder den Namen "Passo di Falaze". Nie gehört. Da fahr ich doch sicher nicht hin.

Und so kurble ich weiter, aber je höher ich komme, desto steiler wird es. Ich komme kaum noch vorwärts. Der Puls ist wieder am Anschlag.

Grrrrrrrr! Wieso ist denn das hier so steil hier??? Wieso hat mir das keiner gesagt???

Trotzdem verlasse ich mich auf mein Navi, die Richtung stimmt ja immerhin. Irgendwann realisiere ich dann Überraschung No. 5. Ich radle hier einen veritablen Pass hinauf, mit dem ich Ü-BER-HAUPT nicht gerechnet hatte.

Mist! Dabei brauche ich doch noch Kraft für den eigentlichen Pass des heutigen Tages, den Passo Rolle.

Irgendwann bin ich dann oben. Total am Ende. Wie komme ich denn jetzt noch weiter? Ich hab ja noch eine ordentliche Strecke vor mir.
Erst zu Hause beim Auswerten der Tachodaten sehe ich, dass ich da ca. 1500 Höhenmeter überwunden habe. Nur 300 m weniger als am Timmelsjoch.

Erst mal lasse ich mich von einem motorradfahrenden Paar aus Frankfurt fotografieren. Die sind ganz fasziniert, dass ich ohne Motor da hinauffahre: Sie sagen es nicht, aber wahrscheinlich halten sie mich für völlig gaga.

Na wenigstens ist die Anstrengung erst mal vorbei und ich genieße die lange Abfahrt ohne Anstrengung ins Val die Fiemme.
In Predazzo lege ich mich zur Erholung erst mal eine Weile auf ein Bänkchen. Es ist sonnig, warm und friedlich, da bin ich wohl kurz eingenickt.

Aber das tat gut und einigermaßen erfrischt gehe ich den zweiten Pass des Tages an, nicht ohne mir vorher wieder eine Tube "Liquid Energy" einzuverleiben.

Also vor dem Passo Rolle habe wieder viel Respekt. Als ich den zum ersten Mal hochgeradelt bin, im Mai 2004, ging's mir nicht gut. Ich hatte damals ziemlich Probleme mit dem Magen und dem was danach kommt, so habe ich die irrationale Furcht, dass mir heute wieder das gleiche passiert.

Doch so ist es aber heute nicht. Die Erholungspause war gut und es rollt super den Berg hinauf. So steil ist der ja gar nicht, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Dazwischen geht es lange flach an einem Stausee entlang. Es macht wieder richtig Spaß.

Nach dem Stausee kommen noch ein paar Serpentinen, aber die Steigung bleibt total erträglich. Bald erreiche ich das Passchild. Heureka, ich hab's für heute, jetzt nur noch bergab. Wie immer ein Gefühl als könnte ich fliegen.

Doch beim obligatorischen Passfoto...

...beginnt es zu tröpfeln. Na, das wird doch nicht...

Doch als ich in das Tal blicke, in das ich nun hinunterfahren werde, sehe ich Überraschung No. 6 : Dicke schwarze Wolken und eine Regenwand.

Was hilft's? Ich versuche mich ins nächste Dorf zu retten, San Martino di Castrozza. Doch auf den 8 km Abfahrt bis dahin erwischt mich der Platzregen voll und ganz. In kürzester Zeit bin ich durchnässt bis auf die Knochen.

Mist! Jetzt hat's mich also doch erwischt. Abfahrt bei Regen ist nicht schön und vor allem eiskalt. Ich klappere mit den Zähnen, als ich die ersten Häuser von San Martino erreiche. Dort stelle ich mich erst mal unter und erstelle eine Schadensbilanz. Nein, kaputt ist NIX, aber alles total durchnässt. Wenigstens meine Satteltaschen sind innen trocken geblieben.

Da merke ich, dass ich ja vor einem geöffneten Café stehe. Also NIX wie rein und einen Cappuccino bestellt. Aaaaahhh, tut das gut. Und schön heiß. Darauf folgt gleich ein zweiter, den ich etwas länger genieße.

Bis ich fertig bin, scheint draußen schon wieder die Sonne. Der Schauerspuk hat sich in nichts aufgelöst. Gott sei dank.

Ich setze meine Talfahrt fort, aber die Straßen sind immer noch nass und es ist kalt. Also beschließe ich, in Transacqua Feierabend zu machen, da ich dort an einem großen Hotel vorbeikomme.

Schnell eingecheckt, diesmal nun auf englisch, mit deutsch geht hier NIX mehr und italienisch kann ich nicht.
Das Fahrrad kommt in den abschließbaren Keller und ich unter die heiße Dusche. Herrlich!

Danach Klamotten waschen, ausruhen und einen kleinen Stadtbummel, denn hier gibt es erst um 19:30 Uhr das Abendessen. Diesmal habe ich Halbpension, weil's nur € 6 mehr gekostet hat nur mit Frühstück. (Jaja, ich weiß, was jetzt kommt, Cunni...)

Hier der Blick von meinem Balkon:

Und hier das Hotel selbst:

Und noch abendliche Impressionen aus dem Ort:

Das Essen ist okay für den Preis. Es gibt Kartoffelsuppe, dann Saltimbocca und Gemüse. Danach noch eine leckere Sahnetorte.

Die Portion ist zwar etwas mickrig für einen Schwerarbeiter wie mich, aber satt bin ich trotzdem.
Heute gönne ich mir anschließend noch ein Glas Wein in der Hotelbar. Doch dabei fallen mir fast die Augen zu. Ich bin k.o.

Gute Nacht!

Hier das Profil der heutigen Etappe:

Zitat von sarahbonita

wir hatten uns dann aber ja umentschieden und einfach eine Woche in Florenz und Umgebung verbracht.

Na wenn das mal kein Ersatz ist!

Zitat von Carmibaer

Aber ich denke Südtirol ist sicherlich mal eine Reise wert.

Unbedingt. Schön, dass ich hier ein wenig Werbung machen darf. :)

Zitat von carovette

Und radeln mit High Heels müsste ich mal ausprobieren....

Also da präsentiere ich frisches Obst und unverseuchtes Gemüse und wo schauen die Frauen wieder hin??? Auf die Schuhe!
Das hab ich noch gar nicht bemerkt. Ob die wohl Klickpedale hat?

Zitat von Yukon1

Aber ein Ruhetag mit 50 km

Jau!

Zitat von eausmuc

Radl´n war ich da allerdings noch nicht. Wär mal eine Überlegung wert.

Nur zu! Aber bei Euch im MUC ist es ja auch sehr schön!

Zitat von Matze

Du hast das auch schön mit der Kamera eingefangen,

Danke, Matze!

Zitat von Grille

Südtirol ist einfach eine schöne Gegend

Ja, das ist wahr!

Zitat von wundernase

Den Radweg entlang der Passeier kenne ich auch. Wir sind ihn vor ein paar Jahren von St. Leonhard nach Meran und zurück geradelt, sehr schön!

Haha, eine Eingeweihte! Der Radweg ist klasse!

Zitat von wundernase

währschaft

Das Wort ist mir völlig fremd. Was bedeutet denn das?

Zitat von nevadaman

50Km ein Feriengruppen Tag für Dich

Sag ich doch. Ruhetag!