Giro di England

  • Liebes Forum,


    heute möchte ich beginnen von meiner Englandreise Ende September 2009 erzählen. Die hiesigen England-Fans sind herzlich eingeladen, mitzureisen. =)


    Aber warum ausgerechnet England? Da regnet's doch nur.


    Ja, das hat irgendwie mit meinem rechten Knie zu tun. Normalerweise verbringe ich im September oder Oktober noch eine Woche im Süden, vornehmlich in den französischen Alpen-Ausläufern, um es nochmal so richtig mit dem Fahrrad krachen zu lassen, bevor es in die lange Winterpause geht. Doch dieses Jahr habe ich mir am 7. August durch einen Sturz vom Velo eine ziemlich schmerzhafte Knieprellung geholt, die bis jetzt immer noch spürbar ist und die mich veranlasste, die Urlaubswoche mal etwas ruhiger angehen zu lassen und das Knie nicht gar so sehr zum Quietschen zu bringen.


    Also stand eine Woche Flachland zur Debatte. Warum nicht mal Dänemark oder Holland? Naja, die Begeisterung hielt sich in Grenzen. Aber da fiel mir ein, dass ich schon lange nicht mehr bei den Engländern war. War doch England und Schottland in den 80er- und 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts mein Lieblings-Urlaubsland, in dem ich insgesamt 9 Urlaube und ein ganzes Praxissemester meines Studiums verbrachte. In den letzten 10 Jahren gerieten die USA, dann Frankreich und dann wieder die USA in meinen Fokus und so fiel dieses Land ziemlich in Vergessenheit. Doch als ich mir nun Anfang September vorstellte, mal wieder eine Fähre zu nehmen und gemütlich über den Kanal zu tuckern, wurde mir ganz warm ums Herz. ;dherz;


    Die Ziele in England waren mir schnell klar. Ich hatte mir die Dias meiner ersten beiden Urlaube von 1985 und 1988 herausgekramt und wollte mal sehen, was sich in 24 Jahren so alles verändert hat. Also Südengland, Salisbury, Stonehenge, Avebury, Corfe Castle, Southhampton, dann übers Dartmoor nach Cornwall, dort die Gegend zwischen Penzance und Land's End, wo mich 1985 so viele uralte Steinkreise und Gräber fasziniert hatten. All das wollte ich mal wieder sehen und natürlich möglichst viel mit dem Fahrrad, denn dort ist ja alles knieschonend flach (Haha, das dachte ich mir da noch, die Erinnerung an die Landschaft war schon schwer getrübt! :pipa:;te: )


    2 Radtouren habe ich vorab geplant:


    [list=1][*]Von Salisbury durch das Tal des Avon nach Stonehenge und weiter nach Avebury
    [*]Von Penzance aus nach St. Ives und dann an der Küstenstraße entlang nach Land's End mit Abstechern ins Landesinnere.
    [/list=1]
    Den Rest wollte ich einfach mal auf mich zukommen lassen.


    Abfahrt war am 19.9.2009. In der Woche vorher habe ich noch kurz die Hotels in Dover, Salisbury und Penzance, sowie die Fähre reserviert. Also READY-STEADY-GO!


    ;ws108;



    Index


    Samstag, 19.9.2009: Ostfildern - Dover


    Sonntag, 20.9.2009: Dover - Salisbury


    Montag, 21.9.2009: Radtour: Salisbury - Stonehenge - Avebury und zurück


    Dienstag, 22.9.2009: Corfe Castle - Durdle Door - Southhampton - Winchester


    Mittwoch, 23.9.2009: Salisbury - Dartmoor - Penzance


    Donnerstag, 24.9.2009: Radtour: St. Ives - Zennor - Pendeen - Land's End - Mousehole - Penzance


    Freitag, 25.9.2009: Cape Cornwall - Levant Mine - Chysauster - St. Michael's Mount


    Samstag, 26.9.2009: Falmouth – Restronguet – Portloe – St. Mawes – Lizard Point


    Sonntag, 27.9.2009: Penzance – Padstow – Dover
    Montag, 28.9.2009: Dover – Ostfildern

  • Samstag 19.9.2009:
    Ostfildern - Dover


    Die Fahrt nach Calais verlief unspektakulär, doch in Luxemburg stand ich eine geschlagene Stunde im Stau, weil die Putzkolonne meinte, am Samstagvormittag die Schilder der Autobahn zu putzen und dazu die Autobahn von 4 auf eine Spur zu verschmälern! Die spinnen, die Luxemburger! :pipa::wut1: :pipa: :wut1:


    Doch es sollte nicht der letzte Stau der kommenden Woche werden. :rolleyes:


    Gegen 15.30 Uhr kam ich in Calais an und dank vorab gebuchtem Ticket fuhr ich gleich durch die Passkontrolle und das Gate zur Warteschlange vor dem Anleger, ohne mich lange um Tickets kümmern zu müssen. Das Boarding war für 16:30 Uhr geplant, also hatte ich noch etwas Zeit, trotz des dämlichen Staus. Ich rechne immer 2-3 Stunden Puffer ein für solch unvorhergesehene Dinge, meistens brauche ich den Puffer nicht, aber man weiß ja nie.


    So, nun war ich endlich mal wieder hier in Calais und der Urlaub konnte nun so richtig beginnen. Zuletzt war ich hier 1989, in den späteren Jahren nahm ich immer die Fähre von Zeebrugge nach Hull, um schneller in Schottland zu sein.




    Die Tour de France kam hier kürzlich auch durch, wie man sieht:


    Um 16:15, also etwas früher als geplant, begann das Boarding und ich lief gleich an Deck, um die Abfahrt zu genießen:


    Es war so schön, die frische Meeresbrise zu atmen, dass ich bis Dover nicht mehr ins Schiff hineinging, sondern draußen stehen blieb, obwohl es dann schon recht frisch wurde, aber als alter Hase wusste ich das ja schon und hatte entsprechend dicke Klamotten dabei.


    Nach ca. 80 Minuten war's auch schon wieder vorbei und die berühmten "White Cliffs of Dover" tauchten aus dem Dunst auf.


    Herrlich, endlich wieder hier, ein unbeschreibliches Gefühl! :jump:


    Zügig gings's vom Schiff, die Engländer kontrollierten nicht gerade streng und ich fuhr gleich auf den Jubilee-Highway keine 5 km ins Landesinnere bis zum ersten Hotel, dem Premier Inn Dover East.


    War da noch was? Ach ja, man fährt ja links in England. :EEK: Das geht so fix in Fleisch und Blut über, dass man es nach 10 sek. schon gar nicht mehr wahrnimmt.


    Zum Abendessen gab's gleich eine anständige Portion Fish&Chips und ein Pint of Lager im Restaurant nebenan. Mmmmmm! Lecker! :ess:

  • Zitat

    Original von WeiZen
    Du fährst mit Auto und Fahhrad hinten drauf oder was?
    Freu mich schon. Ich war zuletzt 1978 dort.


    Nö, das Fahrrad liegt mit demontiertem Vorderrad auf der mit einem Teppich zugedeckten Rücksitzbank. So ist im Kofferraum Platz für mein Gepäck.


    Ui, 1978, das ist ja noch länger her wie bei mir!

    • Offizieller Beitrag

    Ja das ist schon ewig her. Wir müssten da aber wieder mal hin, wenn man nur wüsste wann gutes Wetter ist. Du hast ja Glück gehabt diesmal.

  • Sonntag, 20.9.2009
    Dover - Salisbury


    Der nächste Tag begann ziemlich trübe, aber die Temperaturen waren sehr angenehm. Ich wollte mal den Hafen von Dover von oben sehen und bin zu einem Parkplatz oberhalb der Klippen gefahren, mir Blick auf die Hafenanlagen. Dort waren schon viele Jogger unterwegs und so lief ich auch eine Runde spazieren, genoss die Aussicht, die frische Luft und die weißen Klippen:





    In der Ferne tauchte das Dover Castle aus dem Nebel auf:



    Dies zu besichtigen hatte ich keine Lust, denn ich wollte heute noch nach Salisbury in Wiltshire und dort die Stadt ausführlich anschauen. Auf der Fahrt dorthin begann es zu nieseln, aber das störte mich nicht, denn ich STß ja im trockenen Auto.


    In Salisbury angekommen schien wieder die Sonne und es begann ein herrlicher Spätsommernachmittag. So bummelte ich erst mal durch die Altstadt, die von Flüssen durchzogen ist. hier treffen sich die Flüsse Nadder, Ebble, Wylye, Bourne und Avon.








    Auf dem Marktplatz fand das "Salisbury Food & Drink Festival" statt und es waren viele Stände mit Häppchen aus heimischer Küche aufgebaut.



    An diesem Stand wurde sogar live gekocht:



    Doch ich hatte noch keine Hunger und so ging ich weiter und bestaunte die alten Gebäude der Fußgängerzone:



    Das alte Poultry Market Cross aus dem 15. Jhdt. Hier wurden schon vor hunderten von Jahren Hähnchen verkauft:



    Hier steht ein ganzes Haus auf 2 Holzsäulen. Die Last der Jahrhunderte hat sie gebogen, aber sie stehen noch:



    In diesem schiefen Fachwerkhaus ist der hiesige Edel-Italiener untergebracht:



    Weiter ging mein Stadtbummel durch dieses Tor:



    Vorbei am Deacon's House...



    ...zu der gigantischen Kathedrale von Salisbury:



    Diese wurde von 1220 bis 1258 gebaut, vor fast 800 Jahren!!!. Man stelle sich das mal vor. Ohne Liebherr-Kräne, ohne Hilti und ohne Flex und Presslufthammer, rein nur mit Muskelkraft. Ein für mich unbegreifliches Meisterwerk und Ausdruck menschlicher Kultur. Hier finden sich die 2% unserer Gene, die sich von denen der Schimpansen unterscheiden.



    Natürlich kann man den Sinn so eines Bauwerks hinterfragen und ob man den Aufwand nicht lieber in wichtigere Dinge gesteckt hätte. Und natürlich sind viele Arbeiter damals ausgebeutet worden, keine Frage. Trotzdem fasziniert mich so etwas immer wieder und es erschlägt einen richtig und das selbst noch nach so langer Zeit. (Das war wohl auch Absicht der Baumeister).






    Der Turm wurde erst 1330 hinzugefügt. Er ist für die ursprünglichen Säulen wohl etwas zu schwer. Deshalb sieht man deutlich, wie diese unter der Last gebogen sind! Wahnsinn!



    Ein wunderbarer Kreuzgang schließt sich an:



    Die Westfassade:



    Nach diesem umwerfenden Erlebnis lief ich noch etwas im etwas ruhigeren Außenbezirk der Stadt umher, immer wieder über Brücken, an Kanälen entlang,...




    ... vorbei an Häusern mit Reet-Dach:



    Und immer wieder ein Blick auf dieses gigantische Meisterwerk, bis zum Sonnenuntergang:



    Danach bezog ich mein Zimmer für die kommenden 3 Nächte, wieder im Premier Inn.

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