Auf dem Maiskolben in Kamerun

  • Man soll ja eine Überschrift nehmen, die Aufmerksamkeit erregt - ich nehme mal an, das hat geklappt ;)
    Es gibt aber einen Hintergrund dazu, und der geht so:
    Wir waren in Anfang September in Österreich zum Wandern und allgemeinen Erholen, unser Ziel war ein kleiner Gutshof in der Nähe von Kaprun. Einer der Berge in der direkten Umgebung ist der Maiskogel. Aus einem Grund, den ich wirklich überhaupt nicht nachvollziehen kann, habe ich erhebliche Schwierigkeiten, mir die Namen von Orten dort zu merken. Irgendwas in der Buchstabenabfolge klappt einfach nicht, das will sich nicht ohne weiteres in meiner Grosshirnrinde ablegen lassen. Mit der Eselsbrücke Kaprun-Kamerun und Maiskogel-Maiskolben hat es wenigstens für diese beiden Orte funktioniert und ich hatte auch gleich die Überschrift für unser Reisetagebuch.


    Hier nun ein paar Impressionen aus dieser Woche:
    Die Anreise freitags verlief weitestgehend ereignislos - Flug mit Aer Lingus ab Dublin nach München am späten Nachmittag, Mietwagen von Sixt (BMW 116 - mein neues Synonym für enttäuschte Erwartungen, kein Auto, das ich empfehlen kann) und Fahrt in ca. 2 1/2 Stunden nach Kaprun. Das Wetter ist ziemlich miserabel, es regnet immer stärker, je näher wir dem Ziel kommen. Aus der Wettervorhersage wussten wir aber, dass das voraussichtlich am nächsten Tag vorbei sein sollte. Im Hotel hat man uns extra eine Schlachtplatte hingestellt, da wir ja ziemlich spät - ca. 23 Uhr - angekommen sind. Sehr freundlich und sehr lecker.


    Der Samstag Morgen ist - wie erhofft - sonnig und hielt auch gleich eine Überraschung parat. Der üppige Regen der vorherigen Nacht ist auf über 2500 Metern als Schnee gefallen, die umliegenden Berge erstrahlten in einem frischen Weiss. Der erste Schnee des Jahres und für uns auch gleich eine Planänderung, das müssen wir uns näher angucken. Also sind wir gleich (also nach dem gemütlichen Frühstück - ist ja schliesslich Urlaub) zur Seilbahn am Kitzsteinhorn gefahren, um uns auf den Berg und in den Schnee bringen zu lassen. Oben erwartete uns herrlicher Sonnenschein und ein grosses weisses Panorama - grandios.
    Als Ausgleich zu der Höhenluft gibt es am Nachmittag eine Schiffstour auf dem Zeller See - das Schiff lag da halt gerade abfahrtsbereit, als wir vorbei kamen. Und die Tour dauert eh nur 45 Minuten (ist ja ein eher kleines Gewässer), da kann man sich ja mal bequem herumschippern lassen.


    Für den Sonntag hatten wir uns die Siegfried-Thun-Klamm als Ziel ausgesucht (eine Klamm ist eine enge Schlucht, durch die ein Bach/Fluss/Wasserfall geht - war mir auch neu, dass man das so nennt. Passt aber - wegen des Wassers war es ganz schön klamm in der Klamm ...). Da es weiterhin sommerlich ist, kommt die Abkühlung in der Schlucht durchaus gelegen. Am Ende der Schlucht ist ein kleiner Stausee, um den es sich trefflich herumwandern lässt - natürlich nicht, ohne zwischendurch eine ordentliche Brotzeit einzunehmen.


    Am Montag gehts in die nächste grosse Stadt - ok, Salzburg ist nu nicht unbedingt riesig aber in jedem Fall sehr sehenswert. Und da es dort einen funktionierenden ÖPNV gibt, sind wir Inselbewohner allemal begeistert (Park&Ride mit regelmässigem Busverkehr muss in Dublin erst noch erfunden werden ...). Für unseren Erstbesuch in Salzburg halten wir uns an die üblichen Sehenswürdigkeiten mit der Festung und der Innenstadt. Und natürlich die Konditorei Fürst für die echten Mozartkugeln und andere Kalorienbomben.


    Dienstag ist wieder Wandertag - die Schmittenhöhe ist das Ziel für den Tag. Wir haben weiterhin Sommer und ich bin mehr als froh, den Sonnenschutz mit eingepackt zu haben, der mir auch im Death Valley gute Dienste geleistet hat. Oben angekommen haben wir dann erfahren, dass wir auf den Spuren königlicher Hoheiten unterwegs sind - DIE Sissi hat diesen Ort auch besucht (sie ist allerdings nicht mit der Seilbahn hochgefahren sondern hat zum Entsetzen der Dorfbewohner den Aufstieg zu Fuss bewältigt - und das auch noch schneller als die Wanderführer) und zu ihren Ehren steht dort eine kleine Kapelle. Direkt neben einer riesigen Halligalli-Outdoorbar.


    Am Mittwoch ist Fahrtag - Grossglockner. Nicht zuletzt auch wegen solcher Fahrgelegenheiten hatte ich extra versucht, ein ordentliches Auto zu mieten - hat ja leider nicht geklappt. Die Strasse ist angenehm zu fahren, gut ausgebaut und so weiter und wäre auch durchaus vergnüglich, wenn nicht Wohnmobilen und Reisebussen die Zufahrt ebenfalls gestattet wäre. So hängt man meistens hinter so einer Kiste und zuckelt den Berg rauf. Oder runter. Fuer EUR 28 Maut könnte man eigentlich ein bisschen mehr freie Fahrt erwarten :rolleyes: Es gibt eine kleine Stichstrasse hoch zur Edelweissspitze, wo die Strasse einen eher ursprünglichen Eindruck macht (Kopfsteinpflaster, eng, steil) - ich hätte ja nichts dagegen, wenn die ganze Strecke so wäre ...
    Am Ende der Strasse wartet ein grosses Visitor Center mit Restaurant, Multi Media Show und Start für den Gamsgrubenweg entlang eines Gletschers unterhalb des Grossglockner. Hübsch gemacht mit tollen Aussichten inklusive ein paar Murmeltieren gerade noch in Fotoreichweite.


    Das Highlight für den Donnerstag war die vollständige Umwanderung des Zeller Sees - da wir eigentlich ausgesprochen untrainiert sind, finde ich ca.15 Kilometer an einem Stück hinreichend beachtlich. An sich war das aber sonst nicht soooo doll, rückblickend weiss ich nicht genau, warum wir auf die Idee zu diesem Fussmarsch gekommen sind. Der Rest des Tages gehört der Erholung.


    Nach fast einer kompletten Woche Sonne wird es Zeit für einen Wetterumschwung - am Freitag ist es so weit, es regnet und ist grau und herbstlich. Trotzdem fahren wir erstmal zum geplanten Tagesziel, den Krimmler Wasserfällen. Immerhin besteht ja die Möglichkeit, dass das Wetter ausreichend aufklart. Und wenn nicht, kann man immernoch woanders hin fahren. Als wir ankommen, regnet es zwar immer noch, aber es ist eine Idee von Besserung in Sicht. Etwas entfernt und undeutlich - eigentlich mehr eine Hoffnung als Gewissheit - aber es genügt uns. Ausserdem haben wir die wasserfeste Oberbekleidung dabei, da kann ja nix schief gehen. Und ein Vorteil bei Regen ist, dass es die Zahl der Mitwanderer drastisch reduziert.
    Am Wasserfall ist wegen des Regens, den tief hängenden Wolken und der Gischt eine ganz ruhige und etwas eigenartige Stimmung - das lässt sich schwer beschreiben oder fotografieren (letzteres auch weil Kameras und Wasser nicht die besten Freunde sind, meine blieb lange Zeit sicher verpackt). Erfreulicherweise hat uns die Hoffnung nicht im Stich gelassen, der Regen verschwindet tatsächlich nach einer Weile und es kommt wieder etwas Sonne raus. So gabs am Ende quasi zwei in eins - die Wasserfälle einmal mit Wolken und einmal mit ein bisschen Sonne.


    Bleibt noch der Samstag - irgendwie Abreise und irgendwie auch noch Urlaubstag. Der Rückflug nach Dublin geht erst abends um 9 - insofern ist erheblich mehr Zeit als notwendig. Wir können also versuchen, die denkbar längste Route in Richtung München zu finden. Es geht über die deutsche Alpenstrasse auf Umwegen in Richtung Chiemsee (den wir ein bisschen langweilig finden, wo wir aber ein gutes Mittagessen gefunden haben) und dann durch Wasserburg am Inn (sehr hübsch) über alles, was nicht Autobahn ist, am Ende zum Flughafen. Der Rest ist Routine - Auto abgeben, einchecken, fliegen, Koffer einsammeln, ankommen. Und zwischendurch eine Menge warten. Fliegen ist auch nicht mehr das, was es mal war :MG:


    Am Ende war es ein ausgesprochen netter Urlaub - Österreich hatte ich nie wirklich auf dem Zettel und ich bin froh, dass das nicht mehr so ist. Etwas Ähnliches werden wir mit Sicherheit wieder machen. Und es stellt sich die Frage, warum man eigentlich immer so weit weg muss, wenn es in unmittelbarer Nähe eigentlich genauso attraktiv ist (da wir gerade die letzten Details fuer Patagonien im nächsten Februar klären, ist mir die Scheinheiligkeit dieser Frage sehr bewusst :schaem: )



    hope you like it
    littlenick

  • Danke für die Eindrücke aus eurer Woche Österreich. Ich kenne die Ecke ums Kitzsteinhorn und der Schmittenhöhe nur vom Skiurlaub und den Zeller See mit geschlossener Eisdecke.
    Schön das ihr überwiegend gutes Wetter hattet und zufrieden wart mit eurer Woche Aufenthalt. Österreich hat definitv schöne Ecken, Klammbesuche z. B. sind immer ein Erlebnis!


    Gruß
    Eva

  • Ich habe mich ja zunächst gefragt, was Kamerun im Europa-Board zu suchen hat ;) , aber das klärst du dann ja postwendend.


    Schönen Dank für diesen Bericht. Ich muss gestehen, außer einer Stippvisite in Wien kenne ich von Österreich eigentlich noch gar nichts.
    Aber wie du schon festgestellt hast: das Naheliegende ist manchmal ganz schön fern.


    Gruß
    Gundi

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