Samstag, 19. September
Heute gab es nur ein Ziel: Boston.
Als ich halb 8 meinen Kopf aus dem Zelt steckte, sah ich schon, daß die Sonne aus allen Poren schien. Nicht eine Wolke trübte den Himmel, doch leider war es arg windig. Schon die ganze Nacht lies das Rauschen in den Bäumen kaum nach.
Diese Tour sollte etwas Besonderes werden, denn ich hatte beschlossen, nicht mit dem Auto in die Stadt zu fahren, sondern mit der Metro. Hühnchen liiiebt ja Metro fahren über alles.Und wenn man dabei auch noch Geld sparen kann..
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Gestern bei der Ankunft auf dem Campground drückte uns der Pförtner noch Infoblätter in die Hand, auf denen stand, wie man mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt kommt, unter anderem auch mit dem Schiff.
Gestern abend, als wir das offene Netz gefunden hatten, haben wir erstaunt festgestellt, daß das Meer nur 8km von unserem Campground entfernt ist. Bisher hatte ich die Möglichkeit einer Fähre nicht in Betracht gezogen, weil ich es von den USA gewohnt bin, daß die Entfernungen hier um einiges größer sind, als in Dt.
Leider gilt das nicht für Neuengland.
Da uns aber der nette Herr Pförtner keine Preise sagen konnte oder wollte, beschlossen wir, es einfach mal auf gut Glück zu versuchen.
Wenn es uns zu teuer sein sollte, können wir ja immer noch nach Braintree zur Metro ausweichen.
Wir hielten uns während der Fahrt zum Hafen genau an die Anweisungen und bogen im Nachbarort an der 4. Ampel nach rechts ab und waren auch schon da, wie beschrieben. Komischerweise sah es hier aus, wie in einer
Geisterstadt. Riesige Parkplätze, Shops und ein völlig verlassenes Hafengeläne.
So wie es aussah, waren wir hier definitiv falsch. Nach 20 min Sucherei gaben wir entnervt auf und fuhren nach Braintree und haben während der ganzen Fahrerei gewettert, wie man so eine Info weitergeben konnte. Mittlerweile war es 10 Uhr und Braintree ließ ebenfalls auf sich warten.
Halb 11 parkten wir unser Auto in der Nähe eines Superstores und liefen die restlichen 500m bis zur Metro.
Das Gelände machte einen eher verwahrlosten Eindruck und ich weiß nicht, ob sich hier ein Mädchen alleine hinwagen sollte.
Im Inneren erwarteten uns nur Fahrkartenautomaten, deren Handhabung eher kompliziert war. Irgendwo auf einem Schild stand: cash on Board und genau das nahmen wir dann auch in Anspruch.
Ab dem Zeitpunkt zog sich nun alles wie Gummi, denn erst warteten wir auf die Metro, dann wollte sie ewig nicht abfahren, als nächsten bekamen wir so nebenbei mit, daß unterwegs Brückenarbeiten stattfanden und deswegen Schienenersatzverkehr zum Einsatz kam, der ewig brauchte um uns wieder zur Metro zu bringen und als wir es nach 1h endlich nach Bosten geschafft hatten, war es 12 Uhr mittag.
Der erste Eindruck der Stadt war: sehenswert, aber voller Menschen und alle hatten sie nur ein Ziel, vor unseren Füßen auf dem Freedom Trail herlatschen und uns ständig im Bild stehen. Der Trail, markiert durch einen roten Strich auf dem Fußweg, führt entlang der sehenswertesten und markantesten Punkte in der Stadt und ist ca. 5km lang. Da wir aber schon rel. spät in der Stadt ankamen, ließen wir das Stück hinter der Bucht weg und schauten uns noch Bacon Hill an, bei dem es sich um ein richtig uriges Stadtviertel handelt. So á la 18. Jh mit Kopfsteinpflaster und Backsteingebäuden und Hügel hoch, Hügel runter, Hügel hoch, Hügel…
Fazit des Tages: Bosten ist eine Reise wert.
Die Rückfahrt zog sich genauso wie die Hinfahrt, und ich wußte daher was jetzt kam, denn Hühnchen meinte: "Durch die blöde Metrofahrt, ist der halbe Tag vergeudet gewesen. Das nächste Mal fahren wir mit dem Auto!"
Ich: "Ok, falls ich mal wieder eine Metrofahrt für dich organisiere, schaue ich vorher im Internet nach, ob nicht zufällig an dem Tag irgendwo an der Strecke gebaut wird. Sorry, daß ich da nicht gleich dran gedacht hatte...
Trotzdem erreichten wir noch im Hellen einen Supermarkt, in dem wir endlich mal wieder trockenes Holz erstanden. Für Hühnchen gab es heute wieder Bratkartoffeln und ich gönnte mir 200g Fleisch vom Rind.
Nach dem Essen fuhren wir schnell noch ans Meer zu unserem offenen Netz und holten und schickten ein paar Emails
Die letzten Tage kam das Schreiben des Berichtes etwas zu kurz und ich versuchte, jetzt soweit zu kommen, wie möglich. Leider wurde es ab 21 Uhr empfindlich kalt und wir trollten uns in unsere Schlafsäcke. Im Gegensatz zu gestern Abend, war es heute windstill und auch die krächzenden Vögel und Zirpenden Grillen hatten heute besseres zu tun, als uns vom Schlafen abzuhalten.